Finalschiedsrichter Fritz: "Den Druck kann ich gut ausblenden"

DFB.de: Können Sie diese Atmosphäre auf dem Platz genießen?

Fritz: Das werden wir sehen. Als Vierter Offizieller habe ich es sehr genossen. Nun nehme ich mir auf jeden Fall vor, den besonderen Moment und die Stimmung wenigstens beim Aufwärmen aufzusaugen. Sobald das Spiel dann läuft, macht man sich keine Gedanken mehr um die besonderen Umstände und konzentriert sich auf seine Aufgabe.

DFB.de: Wie schwierig wird diese Aufgabe denn, wenn mit Bayern und BVB die beiden besten deutschen Mannschaften aufeinandertreffen?

Fritz: Das kann man von vorneherein nicht sagen. Die Anforderungen sind immer unterschiedlich. Es kann sein, dass es etwas weniger Zweikämpfe gibt, weil die beiden Mannschaften spielerisch sehr stark sind. Das heißt aber nicht, dass das Spiel weniger intensiv sein wird. Im Gegenteil. Das Tempo kann deutlich höher sein, weil sich vermutlich keine der Mannschaften hintenreinstellen wird. Es gibt schließlich kein Rückspiel, auf das man spekulieren kann. Es wird auf jeden Fall einen Sieger geben.

DFB.de: Inwiefern bereitet man sich als Schiedsrichter auf die taktische Einstellung der beteiligten Mannschaften vor?

Fritz: Man kennt natürlich die taktischen Möglichkeiten beider Mannschaften, aber es bringt nichts, vorher zu mutmaßen. Es wäre fatal, ein Spiel schon vorher in eine Schublade zu stecken. Besser ist es, sich alle Optionen offen zu halten, um nicht überrascht zu werden. Man möchte vorbereitet sein, aber nicht voreingenommen.

DFB.de: Ganz Deutschland schaut auf dieses Spiel, es wird in mehr als 180 Ländern übertragen. Verspüren Sie einen besonderen Druck?

Fritz: Das kann ich ganz gut ausblenden. Sobald ich das Spiel angepfiffen habe, beschäftige ich mich nicht mehr mit den Rahmenbedingungen. Dann zählen für mich nicht mehr die Millionen Zuschauer, sondern nur noch die 22 Spieler auf dem Platz.

DFB.de: Im vergangenen Oktober leiteten Sie die Bundesliga-Begegnung zwischen Bayern und dem BVB. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses 5:1 für die Münchner?

Fritz: Sehr gute. Es war einen Tag nach meinem Geburtstag. Es war ein sehr schnelles Spiel, beide Mannschaften haben nach vorne gespielt, zumindest am Anfang war die Partie sehr offen, obwohl München am Ende relativ deutlich gewonnen hat. Es war intensiv, aber fair.

DFB.de: Welchen Stellenwert nimmt nun das Pokalfinale in Ihrer Karriere ein?

Fritz: Es ist mit Sicherheit der bisherige Höhepunkt. Ich habe ja schon einige Spiele gepfiffen (auch zwölf im DFB-Pokal; Anm. d. Red.), darunter waren viele tolle Partien, aber nichts Herausragendes in dieser Größenordnung.

DFB.de: Und wie geht es nach dem Pokalfinale weiter? Was sind Ihre nächsten Ziele?

Fritz: Ich werde mit Dr. Felix Brych als Torrichter zur Europameisterschaft nach Frankreich fahren. Es steht also schon relativ kurzfristig das nächste Highlight an.

[na]


DFB.de erwischt Schiedsrichter Marco Fritz auf dem Weg zum Training. Der Bankkaufmann hat in Stuttgart pünktlich Feierabend gemacht und steht jetzt im Stau auf dem Heimweg ins baden-württembergische Korb, wo er noch ein bisschen an seiner Fitness arbeiten möchte. Das DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) ist der vorläufige Höhepunkt in der Karriere des 38-Jährigen. Und doch möchte er sich gar nicht zu sehr darauf vorbereiten. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Norman Arnold spricht der FIFA-Referee, der bislang 93 Bundesligaspiele leitete, über den Moment, in dem er von seiner Nominierung erfuhr, und sein Vorbild Heinz Aldinger.

DFB.de: Herr Fritz, wie trainieren Sie in Vorbereitung auf das DFB-Pokalfinale?

Marco Fritz: Ich habe keinen speziellen Trainingsplan nur für dieses Spiel, muss auch nicht extra noch einmal das Regelwerk lernen. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison geht es in erster Linie darum, den Fitnesszustand hoch zu halten. Mein Training besteht aus einer Mischung aus Intervallläufen, Ausdauertraining, Stabilisationsübungen und Krafttraining.

DFB.de: Was war es für ein Gefühl, als Herbert Fandel Ihnen mitgeteilt hat, dass Sie das DFB-Pokalfinale leiten werden?

Fritz: Zunächst natürlich große Freude und ein bisschen Aufregung. Ich empfinde es als große Auszeichnung für mein gesamtes Team mit Dominik Schaal und Marcel Pelgrim, dass wir für diese besondere Aufgabe auserkoren wurden.

DFB.de: Sie sind der insgesamt 66. Finalschiedsrichter. Macht es Sie stolz, in diesen erlesenen Kreis aufgenommen zu werden?

Fritz: Das Pokalendspiel in Berlin zu leiten, ist für jeden Schiedsrichter etwas Besonderes. Ich werte die Nominierung als Anerkennung für meine Leistungen in der zurückliegenden Saison. Gleichzeitig ist sie für mich und mein Team aber auch großer Ansporn, weiter hart zu trainieren, um auf höchstem Niveau Spiele leiten zu können. Vor allem freut es mich, in die Fußstapfen von Heinz Aldinger zu treten.

DFB.de: Ihr Vorbild?

Fritz: Vorbild ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt, aber er hat mich sicher geprägt. Er kommt aus meinem Nachbarort Waiblingen und war als Schiedsrichter ein großer Name, als ich begann, mich für Fußball zu interessieren. 1972 und 1980 hat er ebenfalls das Pokalfinale gepfiffen.

DFB.de: Wie haben Sie in den vergangenen Jahren die Endspiele verfolgt?

Fritz: Zum Saisonabschluss findet traditionell ein Schiedsrichterlehrgang in Berlin statt, also war ich schon häufiger beim Finale im Stadion. 2012 stand ich als Vierter Offizieller sogar schon an der Seitenlinie, als Peter Gagelmann das Finale geleitet hat. Die Begegnung hieß damals auch schon Bayern München gegen Borussia Dortmund.

DFB.de: Was macht den besonderen Reiz des DFB-Pokalfinales aus?

Fritz: Die Stimmung und die Atmosphäre sind in Berlin im Vergleich zu einem Bundesligaspiel einfach ganz besonders. Es gibt keine Heimmannschaft, beide Seiten haben gleich viele Fans, es ist ein Endspiel.

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DFB.de: Können Sie diese Atmosphäre auf dem Platz genießen?

Fritz: Das werden wir sehen. Als Vierter Offizieller habe ich es sehr genossen. Nun nehme ich mir auf jeden Fall vor, den besonderen Moment und die Stimmung wenigstens beim Aufwärmen aufzusaugen. Sobald das Spiel dann läuft, macht man sich keine Gedanken mehr um die besonderen Umstände und konzentriert sich auf seine Aufgabe.

DFB.de: Wie schwierig wird diese Aufgabe denn, wenn mit Bayern und BVB die beiden besten deutschen Mannschaften aufeinandertreffen?

Fritz: Das kann man von vorneherein nicht sagen. Die Anforderungen sind immer unterschiedlich. Es kann sein, dass es etwas weniger Zweikämpfe gibt, weil die beiden Mannschaften spielerisch sehr stark sind. Das heißt aber nicht, dass das Spiel weniger intensiv sein wird. Im Gegenteil. Das Tempo kann deutlich höher sein, weil sich vermutlich keine der Mannschaften hintenreinstellen wird. Es gibt schließlich kein Rückspiel, auf das man spekulieren kann. Es wird auf jeden Fall einen Sieger geben.

DFB.de: Inwiefern bereitet man sich als Schiedsrichter auf die taktische Einstellung der beteiligten Mannschaften vor?

Fritz: Man kennt natürlich die taktischen Möglichkeiten beider Mannschaften, aber es bringt nichts, vorher zu mutmaßen. Es wäre fatal, ein Spiel schon vorher in eine Schublade zu stecken. Besser ist es, sich alle Optionen offen zu halten, um nicht überrascht zu werden. Man möchte vorbereitet sein, aber nicht voreingenommen.

DFB.de: Ganz Deutschland schaut auf dieses Spiel, es wird in mehr als 180 Ländern übertragen. Verspüren Sie einen besonderen Druck?

Fritz: Das kann ich ganz gut ausblenden. Sobald ich das Spiel angepfiffen habe, beschäftige ich mich nicht mehr mit den Rahmenbedingungen. Dann zählen für mich nicht mehr die Millionen Zuschauer, sondern nur noch die 22 Spieler auf dem Platz.

DFB.de: Im vergangenen Oktober leiteten Sie die Bundesliga-Begegnung zwischen Bayern und dem BVB. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses 5:1 für die Münchner?

Fritz: Sehr gute. Es war einen Tag nach meinem Geburtstag. Es war ein sehr schnelles Spiel, beide Mannschaften haben nach vorne gespielt, zumindest am Anfang war die Partie sehr offen, obwohl München am Ende relativ deutlich gewonnen hat. Es war intensiv, aber fair.

DFB.de: Welchen Stellenwert nimmt nun das Pokalfinale in Ihrer Karriere ein?

Fritz: Es ist mit Sicherheit der bisherige Höhepunkt. Ich habe ja schon einige Spiele gepfiffen (auch zwölf im DFB-Pokal; Anm. d. Red.), darunter waren viele tolle Partien, aber nichts Herausragendes in dieser Größenordnung.

DFB.de: Und wie geht es nach dem Pokalfinale weiter? Was sind Ihre nächsten Ziele?

Fritz: Ich werde mit Dr. Felix Brych als Torrichter zur Europameisterschaft nach Frankreich fahren. Es steht also schon relativ kurzfristig das nächste Highlight an.