Dörings Rezept gegen Mainz: "Leidenschaft, Mut und Wille"

Nils Döring vom Drittligisten SV Wehen Wiesbaden steht vor seinem ersten Spiel als Cheftrainer im DFB-Pokal. Der frühere Zweitligaprofi (120 Einsätze für Sportfreunde Siegen, SC Paderborn 07 und Rot Weiss Ahlen) trifft heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) auf seinen Jugendklub 1. FSV Mainz 05. Im DFB.de-Interview spricht der 44 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Duell und Ex-Coach Jürgen Klopp.

DFB.de: Hinter Ihrem Team liegt mit dem 1:0 gegen Mitabsteiger FC Hansa Rostock der erste Saisonsieg in der 3. Liga. Wie zufrieden waren Sie mit dem Auftritt, Herr Döring?

Nils Döring: Im ersten Heimspiel gleich einen Sieg einzufahren, ist natürlich eine schöne Sache. Wir haben phasenweise sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Bei eigenem Ballbesitz waren wir im zweiten Durchgang hin und wieder ein wenig zu hektisch. Wir hätten mit einem weiteren Tor etwas Druck aus dem Spiel nehmen können. In unseren Umschaltmomenten war der finale Pass nicht sauber genug. Wir kommen aber immer besser in unsere Abläufe und Automatismen rein.

DFB.de: Saisonübergreifend datierte der jüngste Sieg aus dem März. War der Erfolg auch unter diesem Aspekt besonders wichtig?

Döring: Ganz klar: Siege tun immer gut. Der eine oder andere Spieler, der schon in der Zweitligasaison dabei war, hatte die sieglose Zeit vielleicht auch ein wenig im Hinterkopf. Insgesamt gab es mit 13 Zu- und zwölf Abgängen aber einige Veränderungen am Kader. Wir mussten den Abstieg als Neustart angehen, was wir auch getan haben. Der Blick war schnell wieder nach vorne gerichtet. Wir sind auf einem guten Weg, und Erfolge bestärken uns in unserer Arbeit.

DFB.de: Im Saisonendspurt hatten Sie das Team bereits interimsweise betreut. Wie leicht oder wie schwer war es Ihnen gefallen, die Aufgabe dauerhaft zu übernehmen?

Döring: Ich hatte mir schon vorgenommen, dass es mein nächster Schritt sein muss und sollte, eine Mannschaft im Profibereich als Cheftrainer zu betreuen. Als dann die Anfrage vom Verein auch kam, habe ich mich sehr darüber gefreut. Es ist nun ein anderes Arbeiten als noch im Saisonendspurt. Drei Spieltage vor Schluss blieb nur Zeit, um an wenigen Stellschrauben zu drehen. Jetzt hatten wir dagegen eine sechswöchige Vorbereitung.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Wiesbadener und seit September 2010 durchgehend im Verein, vom Spieler und Teammanager über Nachwuchscoach bis hin zum Assistenten und nun Cheftrainer. Mal ehrlich: Hätten Sie eine solche Entwicklung für möglich gehalten?

Döring: Da war tatsächlich auch ein wenig Zufall dabei. Weil es im Nachwuchsleistungszentrum Personalwechsel gab, hatte ich zunächst interimsweise die U 19 als Trainer übernommen. Dass es von da an so gut läuft, hätte ich nicht erwartet. Ich habe mit der Zeit eine große Leidenschaft dafür entwickelt, als Trainer auf dem Platz zu stehen und die Spieler nicht nur sportlich, sondern auch menschlich bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Trainer zu sein, ist ein Privileg für mich. Ich gehe jeden Tag mit Freude zur Arbeit.

DFB.de: Ihre Spielerkarriere hatte im Nachwuchs des 1. FSV Mainz 05 ihren Anfang genommen. Ist das Duell mit dem benachbarten Bundesligisten auch deshalb ein besonderes Los für Sie?

Döring: Das kann man so sagen. Auch nach all der Zeit habe ich immer noch Kontakt zu ehemaligen Weggefährten. Teammanager Darius Salbert war damals mein Mitspieler. NLZ-Leiter Volker Kersting hatte bereits bei der U 19 gearbeitet, Christian Heidel war ebenfalls damals schon beim FSV. Bis vor ein, zwei Jahren habe ich auch noch für die Mainzer Traditionsmannschaft gespielt. Hinzu kommt noch die Nähe zwischen Wiesbaden und Mainz. Beide Stadien trennen nur rund 15 Kilometer.

DFB.de: Was haben Sie aus der Zeit in Mainz für Ihren weiteren Weg mitgenommen?

Döring: Heutzutage wechseln Spieler teilweise schon im Alter von zehn Jahren in ein Nachwuchsleistungszentrum. Zu meiner Zeit war das noch anders. Ich war 16 Jahre alt, als ich vom kleinen Wiesbadener Stadtteilverein SpVgg Sonnenberg nach Mainz gewechselt bin. Sich dem Nachwuchs eines damaligen Zweitligisten anzuschließen, war ein riesiger Schritt. Ich durfte mit hervorragenden Trainern zusammenarbeiten, konnte auch viel von meinen Mitspielern wie Manuel Friedrich oder Sandro Schwarz lernen. Ich habe die Zeit sehr genossen, und bis heute sind auch Freundschaften geblieben.

DFB.de: Nico Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung beim SVWW, hatte nach der Auslosung eine öffentliche Einladung an den langjähriger Mainzer Trainer Jürgen Klopp ausgesprochen, der gerade in Wiesbaden ein Haus bauen lässt. Was ist daraus geworden?

Döring: Ob er kommt, weiß ich noch nicht. Ich freue mich aber auf jeden Fall immer, wenn wir uns begegnen. Ich durfte damals als Spieler der zweiten Mannschaft die Saisonvorbereitung unter Jürgens Regie absolvieren. Ich habe ihn zu seiner Anfangszeit als Trainer als nahbaren Menschen kennengelernt, der keine Unterschiede zwischen jungen und erfahrenen Spielern gemacht hat. Während der Vorbereitung hatte mich Uwe Stöver, der nun Sport-Geschäftsführer beim SVWW ist, von einem Wechsel in die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern überzeugt. Vor eineinhalb Jahren hatte ich die Gelegenheit, Jürgen Klopp erneut zu treffen. Im Rahmen meiner Ausbildung zur Pro Lizenz waren wir an der Anfield Road und im Trainingszentrum des FC Liverpool zu Besuch. Auch nach etwas mehr als 20 Jahren hat Jürgen mich noch erkannt. Wir kamen direkt ins Gespräch.

DFB.de: Wie viele Ticketwünsche mussten Sie für das Pokalspiel erfüllen?

Döring: Es gab nach der Auslosung tatsächlich einige Anfragen. Ich habe die Wünsche aber schnell weitergeleitet, ich wollte den Fokus schnell ausschließlich auf das Sportliche legen. Meine Familie wird das Spiel aber natürlich live im Stadion verfolgen.

DFB.de: Was verbinden Sie persönlich mit dem DFB-Pokal?

Döring: Vor allem Spiele David gegen Goliath. Der Pokal bietet die besondere Möglichkeit, gegen große Vereine anzutreten. In K.o.-Spielen sind immer wieder Überraschungen möglich. Ich kann mich beispielsweise noch gut an ein Zweitrundenspiel mit dem SC Paderborn 07 gegen den damaligen Deutschen Meister VfB Stuttgart erinnern. Wir hatten erst in der Verlängerung durch ein Tor von Mario Gomez in der 118. Minute 2:3 verloren.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck vom 1. FSV Mainz 05?

Döring: Seit Bo Henriksen Trainer ist, hat Mainz nur zwei Pflichtspiele verloren - gegen Meister Bayer 04 Leverkusen und beim FC Bayern München. Das allein sagt schon sehr viel aus. Mit ihm wurde der Klassenverbleib souverän geschafft. Das Team verfügt mit Spielern wie Nadiem Amiri oder Jonathan Burkhardt über individuelle Qualität und tritt dabei auch noch mit einer hohen Intensität auf.

DFB.de: Wie soll der Favorit geärgert werden?

Döring: Für uns besteht die Chance unter anderem darin, dass wir bereits zwei Pflichtspiele absolviert haben und somit schon im Rhythmus sind. Vor zwei Wochen waren wir vor dem 2:2 beim SC Verl in der gleichen Situation wie Mainz 05 jetzt: Vor dem Auftakt weiß man nie genau, wo man schon steht. Wir sind dennoch klarer Außenseiter. Wir wollen die Leute mit unserer Art und Weise mitnehmen. An erster Stelle stehen die Basics: Leidenschaftlich auftreten, Mut und Wille an den Tag legen.

[mspw]

Nils Döring vom Drittligisten SV Wehen Wiesbaden steht vor seinem ersten Spiel als Cheftrainer im DFB-Pokal. Der frühere Zweitligaprofi (120 Einsätze für Sportfreunde Siegen, SC Paderborn 07 und Rot Weiss Ahlen) trifft heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) auf seinen Jugendklub 1. FSV Mainz 05. Im DFB.de-Interview spricht der 44 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Duell und Ex-Coach Jürgen Klopp.

DFB.de: Hinter Ihrem Team liegt mit dem 1:0 gegen Mitabsteiger FC Hansa Rostock der erste Saisonsieg in der 3. Liga. Wie zufrieden waren Sie mit dem Auftritt, Herr Döring?

Nils Döring: Im ersten Heimspiel gleich einen Sieg einzufahren, ist natürlich eine schöne Sache. Wir haben phasenweise sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Bei eigenem Ballbesitz waren wir im zweiten Durchgang hin und wieder ein wenig zu hektisch. Wir hätten mit einem weiteren Tor etwas Druck aus dem Spiel nehmen können. In unseren Umschaltmomenten war der finale Pass nicht sauber genug. Wir kommen aber immer besser in unsere Abläufe und Automatismen rein.

DFB.de: Saisonübergreifend datierte der jüngste Sieg aus dem März. War der Erfolg auch unter diesem Aspekt besonders wichtig?

Döring: Ganz klar: Siege tun immer gut. Der eine oder andere Spieler, der schon in der Zweitligasaison dabei war, hatte die sieglose Zeit vielleicht auch ein wenig im Hinterkopf. Insgesamt gab es mit 13 Zu- und zwölf Abgängen aber einige Veränderungen am Kader. Wir mussten den Abstieg als Neustart angehen, was wir auch getan haben. Der Blick war schnell wieder nach vorne gerichtet. Wir sind auf einem guten Weg, und Erfolge bestärken uns in unserer Arbeit.

DFB.de: Im Saisonendspurt hatten Sie das Team bereits interimsweise betreut. Wie leicht oder wie schwer war es Ihnen gefallen, die Aufgabe dauerhaft zu übernehmen?

Döring: Ich hatte mir schon vorgenommen, dass es mein nächster Schritt sein muss und sollte, eine Mannschaft im Profibereich als Cheftrainer zu betreuen. Als dann die Anfrage vom Verein auch kam, habe ich mich sehr darüber gefreut. Es ist nun ein anderes Arbeiten als noch im Saisonendspurt. Drei Spieltage vor Schluss blieb nur Zeit, um an wenigen Stellschrauben zu drehen. Jetzt hatten wir dagegen eine sechswöchige Vorbereitung.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Wiesbadener und seit September 2010 durchgehend im Verein, vom Spieler und Teammanager über Nachwuchscoach bis hin zum Assistenten und nun Cheftrainer. Mal ehrlich: Hätten Sie eine solche Entwicklung für möglich gehalten?

Döring: Da war tatsächlich auch ein wenig Zufall dabei. Weil es im Nachwuchsleistungszentrum Personalwechsel gab, hatte ich zunächst interimsweise die U 19 als Trainer übernommen. Dass es von da an so gut läuft, hätte ich nicht erwartet. Ich habe mit der Zeit eine große Leidenschaft dafür entwickelt, als Trainer auf dem Platz zu stehen und die Spieler nicht nur sportlich, sondern auch menschlich bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Trainer zu sein, ist ein Privileg für mich. Ich gehe jeden Tag mit Freude zur Arbeit.

DFB.de: Ihre Spielerkarriere hatte im Nachwuchs des 1. FSV Mainz 05 ihren Anfang genommen. Ist das Duell mit dem benachbarten Bundesligisten auch deshalb ein besonderes Los für Sie?

Döring: Das kann man so sagen. Auch nach all der Zeit habe ich immer noch Kontakt zu ehemaligen Weggefährten. Teammanager Darius Salbert war damals mein Mitspieler. NLZ-Leiter Volker Kersting hatte bereits bei der U 19 gearbeitet, Christian Heidel war ebenfalls damals schon beim FSV. Bis vor ein, zwei Jahren habe ich auch noch für die Mainzer Traditionsmannschaft gespielt. Hinzu kommt noch die Nähe zwischen Wiesbaden und Mainz. Beide Stadien trennen nur rund 15 Kilometer.

DFB.de: Was haben Sie aus der Zeit in Mainz für Ihren weiteren Weg mitgenommen?

Döring: Heutzutage wechseln Spieler teilweise schon im Alter von zehn Jahren in ein Nachwuchsleistungszentrum. Zu meiner Zeit war das noch anders. Ich war 16 Jahre alt, als ich vom kleinen Wiesbadener Stadtteilverein SpVgg Sonnenberg nach Mainz gewechselt bin. Sich dem Nachwuchs eines damaligen Zweitligisten anzuschließen, war ein riesiger Schritt. Ich durfte mit hervorragenden Trainern zusammenarbeiten, konnte auch viel von meinen Mitspielern wie Manuel Friedrich oder Sandro Schwarz lernen. Ich habe die Zeit sehr genossen, und bis heute sind auch Freundschaften geblieben.

DFB.de: Nico Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung beim SVWW, hatte nach der Auslosung eine öffentliche Einladung an den langjähriger Mainzer Trainer Jürgen Klopp ausgesprochen, der gerade in Wiesbaden ein Haus bauen lässt. Was ist daraus geworden?

Döring: Ob er kommt, weiß ich noch nicht. Ich freue mich aber auf jeden Fall immer, wenn wir uns begegnen. Ich durfte damals als Spieler der zweiten Mannschaft die Saisonvorbereitung unter Jürgens Regie absolvieren. Ich habe ihn zu seiner Anfangszeit als Trainer als nahbaren Menschen kennengelernt, der keine Unterschiede zwischen jungen und erfahrenen Spielern gemacht hat. Während der Vorbereitung hatte mich Uwe Stöver, der nun Sport-Geschäftsführer beim SVWW ist, von einem Wechsel in die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern überzeugt. Vor eineinhalb Jahren hatte ich die Gelegenheit, Jürgen Klopp erneut zu treffen. Im Rahmen meiner Ausbildung zur Pro Lizenz waren wir an der Anfield Road und im Trainingszentrum des FC Liverpool zu Besuch. Auch nach etwas mehr als 20 Jahren hat Jürgen mich noch erkannt. Wir kamen direkt ins Gespräch.

DFB.de: Wie viele Ticketwünsche mussten Sie für das Pokalspiel erfüllen?

Döring: Es gab nach der Auslosung tatsächlich einige Anfragen. Ich habe die Wünsche aber schnell weitergeleitet, ich wollte den Fokus schnell ausschließlich auf das Sportliche legen. Meine Familie wird das Spiel aber natürlich live im Stadion verfolgen.

DFB.de: Was verbinden Sie persönlich mit dem DFB-Pokal?

Döring: Vor allem Spiele David gegen Goliath. Der Pokal bietet die besondere Möglichkeit, gegen große Vereine anzutreten. In K.o.-Spielen sind immer wieder Überraschungen möglich. Ich kann mich beispielsweise noch gut an ein Zweitrundenspiel mit dem SC Paderborn 07 gegen den damaligen Deutschen Meister VfB Stuttgart erinnern. Wir hatten erst in der Verlängerung durch ein Tor von Mario Gomez in der 118. Minute 2:3 verloren.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck vom 1. FSV Mainz 05?

Döring: Seit Bo Henriksen Trainer ist, hat Mainz nur zwei Pflichtspiele verloren - gegen Meister Bayer 04 Leverkusen und beim FC Bayern München. Das allein sagt schon sehr viel aus. Mit ihm wurde der Klassenverbleib souverän geschafft. Das Team verfügt mit Spielern wie Nadiem Amiri oder Jonathan Burkhardt über individuelle Qualität und tritt dabei auch noch mit einer hohen Intensität auf.

DFB.de: Wie soll der Favorit geärgert werden?

Döring: Für uns besteht die Chance unter anderem darin, dass wir bereits zwei Pflichtspiele absolviert haben und somit schon im Rhythmus sind. Vor zwei Wochen waren wir vor dem 2:2 beim SC Verl in der gleichen Situation wie Mainz 05 jetzt: Vor dem Auftakt weiß man nie genau, wo man schon steht. Wir sind dennoch klarer Außenseiter. Wir wollen die Leute mit unserer Art und Weise mitnehmen. An erster Stelle stehen die Basics: Leidenschaftlich auftreten, Mut und Wille an den Tag legen.

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