Dieter Hecking: "Der Finaleinzug würde einen Schub geben"

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Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg spielen am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) um den Einzug ins Pokalfinale. Für Dieter Hecking wäre der Einzug in das Pokalfinale am 17. Mai in Berlin der bislang größte Erfolg, seit er zum Jahreswechsel 2012/2013 das Traineramt beim VfL Wolfsburg übernahm. Bereits im vergangenen Jahr stand er mit den "Wölfen" im Pokal-Halbfinale, verlor aber beim FC Bayern München 1:6.

Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht Dieter Hecking mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Halbfinale gegen den BVB, die Identifikation der Fans mit den "Wölfen" und die Freude am Gewinnen.

DFB.de: Herr Hecking, das Pokalspiel bei Borussia Dortmund steht an. In der Bundesliga unterlag Ihre Mannschaft dort knapp 1:2. Welche Erkenntnisse daraus nehmen Sie mit ins Halbfinale?

Dieter Hecking: Wir haben in diesem Spiel gesehen, dass wir eine Chance auf den Finaleinzug haben, wenn wir unsere Leistung über 90 Minuten abrufen. Das macht Mut. Genauso war erneut festzustellen, dass Borussia Dortmund trotz vieler Verletzungen eine große Klasse hat.

DFB.de: Ihre Mannschaft ging 1:0 in Führung, verlor aber nach dem Ausgleich die Ordnung. Besteht in diesem Punkt Verbesserungsbedarf?

Hecking: Natürlich. Das ist der nächste Schritt, den wir von unserer Mannschaft einfordern. Auch in kritischen Phasen, wenn der Gegner richtig Druck macht, müssen wir die Ruhe beibehalten. Da dürfen wir uns auch von der Kulisse nicht anstecken lassen. So etwas passiert gelegentlich, weil wir auch eine sehr junge Mannschaft haben. In Dortmund waren sechs Spieler unter 22 Jahren auf dem Platz.

DFB.de: Was für ein Pokalspiel erwarten Sie?

Hecking: Es wird sicherlich ein enges Spiel. Wir dürfen uns daher nicht zu viele Fehler erlauben. Für uns ist es ein absolutes Topspiel. Wir haben die Möglichkeit, nach Berlin zu kommen, und das bedeutet uns schon etwas.

DFB.de: Werden Sie eventuell eine taktische Veränderung vornehmen, um Dortmund ein wenig zu überraschen?

Hecking: Wir werden natürlich das Spiel in Dortmund weiter analysieren. Vielleicht stoßen wir noch auf Möglichkeiten, die wir so vorher nicht gesehen haben.

DFB.de: Auf Ihren Torhüter Diego Benaglio müssen Sie verletzungsbedingt verzichten. Ersatzmann Max Grün erwischte ausgerechnet in Dortmund einen seiner schwächeren Tage. Hat er das eventuell im Hinterkopf?

Hecking: Natürlich waren in Dortmund einige unglückliche Situationen dabei. Aber die beiden Spiele zuvor waren absolut okay. Daher wird er auch das Spiel in Dortmund schnell wegstecken. Er macht jedenfalls einen guten Eindruck.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass sich die Fans in Wolfsburg durch den Einbau eigener Nachwuchsspieler wie Maximilian Arnold und Robin Knoche sowie der Einkaufspolitik von Manager Klaus Allofs nun viel besser mit der Mannschaft identifizieren als die Jahre zuvor?

Hecking: Die Jahre zuvor kann ich nur schwer beurteilen. Ich denke, dass bereits durch die Meisterschaft 2009 eine große Identifikation stattgefunden hat. Nur waren die folgenden Jahre nicht sonderlich erfolgreich. Zudem standen sehr viele Spieler unter Vertrag. Das wollten wir korrigieren. Offenbar wird das von unseren Fans sehr gut angenommen. Gerade weil wir den eigenen Nachwuchs einbauen. Sollten wir das Pokalfinale in Berlin erreichen, würde das sicherlich einen weiteren Schub geben.

DFB.de: Sprechen wir über Ihre Leistungsträger: Luiz Gustavo war in München ein Star von vielen. In Wolfsburg soll er nun ein Führungsspieler sein. Entspricht das überhaupt seinem Charakter?

Hecking: Mit seiner Leistung auf dem Platz, wie er vorneweg marschiert, ist er ein Führungsspieler. Selbst in Trainingsspielen gibt er richtig Gas. Er will immer gewinnen.

DFB.de: Aber ist er ein Mensch, der eine Mannschaft führen kann?

Hecking: Der große Lautsprecher ist er sicherlich nicht. Das muss er auch gar nicht sein. Entscheidend ist sein Auftreten auf dem Platz. Er wächst immer mehr in die Rolle eines Führungsspielers hinein. Daher war es für seine Entwicklung der richtige Schritt, zu uns nach Wolfsburg zu kommen.

DFB.de: Im Winter wurde Kevin De Bruyne verpflichtet, der selbst sagte, mit seinen ersten Spielen für Wolfsburg nicht zufrieden gewesen zu sein. In Dortmund zeigte die Leistungskurve nach oben. Ist er beim VfL angekommen?

Hecking: Auf jeden Fall. Unsere Mannschaft ist auch sehr pflegeleicht und macht es neuen Spielern einfach, sich zu integrieren. Das Problem von Kevin war einfach die körperliche Verfassung. Er hatte bedingt durch seine wenigen Einsätze überhaupt keinen Spielrhythmus. Weil Chelsea meist drei Spiele die Woche hatte, kam auch die Trainingsarbeit etwas kurz. Aber nun geht es körperlich mit ihm aufwärts. Ein Tor würde ihm natürlich gut tun.

DFB.de: Auf der Position des Zehners ist Maximilian Arnold gesetzt. Sind Sie manchmal selbst überrascht, dass er trotz seiner 19 Jahre bereits so viel Verantwortung übernimmt?

Hecking: Da bin ich tatsächlich überrascht. Das war so nicht abzusehen. Natürlich wussten wir, dass er sich trotz seines jungen Alters schnell in der Bundesliga etablieren kann. Aber wie er sich im Zweikampf verhält, wie er Spielsituationen liest, wie er gegen den Ball arbeitet - das ist für einen 19-Jährigen sehr beachtlich. Zudem strahlt er Torgefahr aus.

DFB.de: Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial? Häufig fehlt bei jungen Spielern noch die Konstanz. Das ist bei Maximilian Arnold anders.

Hecking: Das ist richtig, er hat Konstanz. Natürlich müssen wir auf seine Kräfte achten. Er hat fast drei Jahre durchgespielt, weil er zweimal im Sommer an der Deutschen A-Jugendmeisterschaft teilnahm. Er hatte kaum Pausen. In der Trainingswoche ist zu spüren, dass er manchmal etwas müde ist. Aber er schafft es immer wieder, sich für die Spiele so zu motivieren, dass auf dem Feld davon nichts zu sehen ist. Für uns ist es wichtig, ihn nicht zu verheizen. Aber momentan ist er voll in der Spur, so dass wir gar nicht groß aufpassen müssen. Er fühlt sich auf dem Platz einfach am wohlsten.

DFB.de: Aufgrund der großen Transfers von Kevin De Bruyne und Luiz Gustavo wurde viel diskutiert, ob der VfL Wolfsburg vielleicht der Kontrahent des FC Bayern München sein könnte. Haben Sie das als Kompliment oder als voreilig empfunden.

Hecking: Es war voreilig. Wir in Wolfsburg hatten das Gefühl, dass einige Vereine damit von ihren eigenen Geschichten ablenken wollten.

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DFB.de: Wie ist denn Ihre Meinung?

Hecking: Wir haben hier einen Umbruch eingeleitet und sehen uns noch ein Stück von den Top-3 entfernt. Nichtsdestotrotz haben wir bereits ein sehr ordentliches Niveau und wollen in kleinen Schritten weiter vorankommen. Natürlich würden wir uns freuen, bereits in diesem Jahr maximalen Erfolg zu haben, obwohl es für die Gesamtentwicklung möglicherweise besser wäre, einen Schritt nach dem anderen zu machen.

DFB.de: Letzte Frage: Macht das Trainer-Dasein mehr Spaß, wenn man mit einem Verein oben mitspielen kann, als wenn es wie bei Ihren vorherigen Stationen meist gegen den Abstieg geht?

Hecking: Ich hatte die vergangenen Jahre immer viel Spaß. Natürlich waren die Voraussetzungen, als ich in Hannover oder Nürnberg angefangen habe, ganz anders. Aber letztendlich hatte ich in Nürnberg nur ein halbes Jahr Abstiegskampf, als ich die Mannschaft übernahm. In Hannover war es ähnlich. Aber klar ist: Je mehr Spiele man gewinnt, desto mehr Spaß macht es.

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Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg spielen am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) um den Einzug ins Pokalfinale. Für Dieter Hecking wäre der Einzug in das Pokalfinale am 17. Mai in Berlin der bislang größte Erfolg, seit er zum Jahreswechsel 2012/2013 das Traineramt beim VfL Wolfsburg übernahm. Bereits im vergangenen Jahr stand er mit den "Wölfen" im Pokal-Halbfinale, verlor aber beim FC Bayern München 1:6.

Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht Dieter Hecking mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Halbfinale gegen den BVB, die Identifikation der Fans mit den "Wölfen" und die Freude am Gewinnen.

DFB.de: Herr Hecking, das Pokalspiel bei Borussia Dortmund steht an. In der Bundesliga unterlag Ihre Mannschaft dort knapp 1:2. Welche Erkenntnisse daraus nehmen Sie mit ins Halbfinale?

Dieter Hecking: Wir haben in diesem Spiel gesehen, dass wir eine Chance auf den Finaleinzug haben, wenn wir unsere Leistung über 90 Minuten abrufen. Das macht Mut. Genauso war erneut festzustellen, dass Borussia Dortmund trotz vieler Verletzungen eine große Klasse hat.

DFB.de: Ihre Mannschaft ging 1:0 in Führung, verlor aber nach dem Ausgleich die Ordnung. Besteht in diesem Punkt Verbesserungsbedarf?

Hecking: Natürlich. Das ist der nächste Schritt, den wir von unserer Mannschaft einfordern. Auch in kritischen Phasen, wenn der Gegner richtig Druck macht, müssen wir die Ruhe beibehalten. Da dürfen wir uns auch von der Kulisse nicht anstecken lassen. So etwas passiert gelegentlich, weil wir auch eine sehr junge Mannschaft haben. In Dortmund waren sechs Spieler unter 22 Jahren auf dem Platz.

DFB.de: Was für ein Pokalspiel erwarten Sie?

Hecking: Es wird sicherlich ein enges Spiel. Wir dürfen uns daher nicht zu viele Fehler erlauben. Für uns ist es ein absolutes Topspiel. Wir haben die Möglichkeit, nach Berlin zu kommen, und das bedeutet uns schon etwas.

DFB.de: Werden Sie eventuell eine taktische Veränderung vornehmen, um Dortmund ein wenig zu überraschen?

Hecking: Wir werden natürlich das Spiel in Dortmund weiter analysieren. Vielleicht stoßen wir noch auf Möglichkeiten, die wir so vorher nicht gesehen haben.

DFB.de: Auf Ihren Torhüter Diego Benaglio müssen Sie verletzungsbedingt verzichten. Ersatzmann Max Grün erwischte ausgerechnet in Dortmund einen seiner schwächeren Tage. Hat er das eventuell im Hinterkopf?

Hecking: Natürlich waren in Dortmund einige unglückliche Situationen dabei. Aber die beiden Spiele zuvor waren absolut okay. Daher wird er auch das Spiel in Dortmund schnell wegstecken. Er macht jedenfalls einen guten Eindruck.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass sich die Fans in Wolfsburg durch den Einbau eigener Nachwuchsspieler wie Maximilian Arnold und Robin Knoche sowie der Einkaufspolitik von Manager Klaus Allofs nun viel besser mit der Mannschaft identifizieren als die Jahre zuvor?

Hecking: Die Jahre zuvor kann ich nur schwer beurteilen. Ich denke, dass bereits durch die Meisterschaft 2009 eine große Identifikation stattgefunden hat. Nur waren die folgenden Jahre nicht sonderlich erfolgreich. Zudem standen sehr viele Spieler unter Vertrag. Das wollten wir korrigieren. Offenbar wird das von unseren Fans sehr gut angenommen. Gerade weil wir den eigenen Nachwuchs einbauen. Sollten wir das Pokalfinale in Berlin erreichen, würde das sicherlich einen weiteren Schub geben.

DFB.de: Sprechen wir über Ihre Leistungsträger: Luiz Gustavo war in München ein Star von vielen. In Wolfsburg soll er nun ein Führungsspieler sein. Entspricht das überhaupt seinem Charakter?

Hecking: Mit seiner Leistung auf dem Platz, wie er vorneweg marschiert, ist er ein Führungsspieler. Selbst in Trainingsspielen gibt er richtig Gas. Er will immer gewinnen.

DFB.de: Aber ist er ein Mensch, der eine Mannschaft führen kann?

Hecking: Der große Lautsprecher ist er sicherlich nicht. Das muss er auch gar nicht sein. Entscheidend ist sein Auftreten auf dem Platz. Er wächst immer mehr in die Rolle eines Führungsspielers hinein. Daher war es für seine Entwicklung der richtige Schritt, zu uns nach Wolfsburg zu kommen.

DFB.de: Im Winter wurde Kevin De Bruyne verpflichtet, der selbst sagte, mit seinen ersten Spielen für Wolfsburg nicht zufrieden gewesen zu sein. In Dortmund zeigte die Leistungskurve nach oben. Ist er beim VfL angekommen?

Hecking: Auf jeden Fall. Unsere Mannschaft ist auch sehr pflegeleicht und macht es neuen Spielern einfach, sich zu integrieren. Das Problem von Kevin war einfach die körperliche Verfassung. Er hatte bedingt durch seine wenigen Einsätze überhaupt keinen Spielrhythmus. Weil Chelsea meist drei Spiele die Woche hatte, kam auch die Trainingsarbeit etwas kurz. Aber nun geht es körperlich mit ihm aufwärts. Ein Tor würde ihm natürlich gut tun.

DFB.de: Auf der Position des Zehners ist Maximilian Arnold gesetzt. Sind Sie manchmal selbst überrascht, dass er trotz seiner 19 Jahre bereits so viel Verantwortung übernimmt?

Hecking: Da bin ich tatsächlich überrascht. Das war so nicht abzusehen. Natürlich wussten wir, dass er sich trotz seines jungen Alters schnell in der Bundesliga etablieren kann. Aber wie er sich im Zweikampf verhält, wie er Spielsituationen liest, wie er gegen den Ball arbeitet - das ist für einen 19-Jährigen sehr beachtlich. Zudem strahlt er Torgefahr aus.

DFB.de: Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial? Häufig fehlt bei jungen Spielern noch die Konstanz. Das ist bei Maximilian Arnold anders.

Hecking: Das ist richtig, er hat Konstanz. Natürlich müssen wir auf seine Kräfte achten. Er hat fast drei Jahre durchgespielt, weil er zweimal im Sommer an der Deutschen A-Jugendmeisterschaft teilnahm. Er hatte kaum Pausen. In der Trainingswoche ist zu spüren, dass er manchmal etwas müde ist. Aber er schafft es immer wieder, sich für die Spiele so zu motivieren, dass auf dem Feld davon nichts zu sehen ist. Für uns ist es wichtig, ihn nicht zu verheizen. Aber momentan ist er voll in der Spur, so dass wir gar nicht groß aufpassen müssen. Er fühlt sich auf dem Platz einfach am wohlsten.

DFB.de: Aufgrund der großen Transfers von Kevin De Bruyne und Luiz Gustavo wurde viel diskutiert, ob der VfL Wolfsburg vielleicht der Kontrahent des FC Bayern München sein könnte. Haben Sie das als Kompliment oder als voreilig empfunden.

Hecking: Es war voreilig. Wir in Wolfsburg hatten das Gefühl, dass einige Vereine damit von ihren eigenen Geschichten ablenken wollten.

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DFB.de: Wie ist denn Ihre Meinung?

Hecking: Wir haben hier einen Umbruch eingeleitet und sehen uns noch ein Stück von den Top-3 entfernt. Nichtsdestotrotz haben wir bereits ein sehr ordentliches Niveau und wollen in kleinen Schritten weiter vorankommen. Natürlich würden wir uns freuen, bereits in diesem Jahr maximalen Erfolg zu haben, obwohl es für die Gesamtentwicklung möglicherweise besser wäre, einen Schritt nach dem anderen zu machen.

DFB.de: Letzte Frage: Macht das Trainer-Dasein mehr Spaß, wenn man mit einem Verein oben mitspielen kann, als wenn es wie bei Ihren vorherigen Stationen meist gegen den Abstieg geht?

Hecking: Ich hatte die vergangenen Jahre immer viel Spaß. Natürlich waren die Voraussetzungen, als ich in Hannover oder Nürnberg angefangen habe, ganz anders. Aber letztendlich hatte ich in Nürnberg nur ein halbes Jahr Abstiegskampf, als ich die Mannschaft übernahm. In Hannover war es ähnlich. Aber klar ist: Je mehr Spiele man gewinnt, desto mehr Spaß macht es.