"Das ist absoluter Wahnsinn und nicht mehr zu toppen"

Haselbach: Auch das war außergewöhnlich. So etwas habe ich selten erlebt. Ich habe ohne Ende am Handy gehangen. Ich glaube, mittlerweile hatte ich die ganze deutsche Presse am Ohr. Außerdem haben mich zahlreiche Spieler angerufen, die jetzt bei uns einen Vertrag wollen. Dieser Tag war wirklich ereignisreich. Ich habe mir alle Videotextseiten angeguckt, überall waren wir eines der Topthemen. Aber das ist erst der Anfang. Die nächsten Tage und Wochen werden sicher sehr ereignisreich. Darauf freuen wir uns.

DFB.de: Könnte das bevorstehende DFB-Pokalspiel ein Nachteil für den Start in die NRW-Liga sein? immerhin streben Sie den Aufstieg in die Regionalliga an.

Haselbach: Das ist richtig. Wir sind die der abgelaufenen Saison Dritter geworden und haben die Regionalliga knapp verpasst. Und wir wollen uns natürlich nicht verschlechtern. Also versuchen wir aufzusteigen. Dass das Spiel gegen den FC Bayern auf diesem Weg ein Nachteil sein könnte, glaube ich nicht. Jeder Spieler wird in der Vorbereitung noch mehr Gas geben, weil er gegen München dabeisein will. Mir tun jetzt schon die drei Jungs leid, die an diesem Tag nicht im Kader stehen und auf die Tribüne müssen. Aber so ist leider auch manchmal das Geschäft. Das gehört dazu.

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Ungläubige Blicke, einige Sekunden der Stille und dann grenzenloser Jubel – so haben die Verantwortlichen des NRW-Ligisten TSV Germania Windeck die Augenblicke am Samstagabend erlebt, als ihnen in der ersten Runde des DFB-Pokals der FC Bayern München zugelost wurde.

Heiko Scholz, der ehemalige deutsche Nationalspieler, trainiert den Fünftligisten. Aber der 44-Jährige ist derzeit mit einigen Freunden auf Motorradtour in Deutschland unterwegs und hat von dem Traumlos nur per SMS erfahren. Seitdem ist sein Handy wieder aus. Von dem Sturm, der nun über Germania Windeck hereingebrochen ist, hat Scholz noch nichts mitbekommen – außer wahrscheinlich eine volle Mailbox und einen überlaufenden SMS-Posteingang.

„Das ist einfach Wahnsinn. Ich kann es noch immer nicht fassen. Das geht hier allen so. Vor einem Jahr Schalke, jetzt Bayern München. Das ist unglaublich“, sagt stellvertretend Ingo Haselbach. Im Gespräch mit DFB.de-Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht der sportliche Leiter von Germania Windeck auch über einen Sonntag mit Handy am Ohr, plötzliche Anfragen möglicher Zugänge sowie das wahre Traumlos.

DFB.de: Herr Haselbach, Heiko Scholz ist mit einigen Kumpels auf einer Motorradtour. Haben Sie nach der Auslosung schon Kontakt mit ihm gehabt?

Ingo Haselbach: Wir hatten am Samstagabend kurz Kontakt, aber er ist im Urlaub. Das respektieren wir, weil er ihn sich verdient hat. Aber natürlich ist dieses Los für ihn genauso unfassbar wie für uns alle bei Germania Windeck. Wir sind Gastgeber für den FC Bayern München, das ist doch der absolute Wahnsinn. Sportlich wie finanziell.

DFB.de: Das könnte Heiko Scholz anders sehen. Er hat Fortuna Düsseldorf als Wunschlos geäußert, weil er mit dessen Trainer Norbert Meier gut befreundet ist.

Haselbach: Ja, das hat er gesagt, aber für uns ist Bayern München noch eine ganz andere Hausnummer. Dieses Los wünscht man sich immer. Aber irgendwie ist es doch total unwahrscheinlich, dass das tatsächlich gelingt. Deshalb spricht man dann vorher zum Beispiel von Fortuna Düsseldorf, aber in Wirklichkeit träumt doch fast jeder von einem Duell mit dem FC Bayern.

DFB.de: Aber gegen Fortuna Düsseldorf hätten Sie vielleicht eher eine Chance gehabt als gegen den Deutschen Rekordmeister und aktuellen DFB-Pokalsieger.

Haselbach: Wir sind reine Amateure. Dass wir gegen Düsseldorf eine Siegchance haben, ist auch extrem unrealistisch. Dafür muss schon viel zusammenkommen. Egal wie die Mannschaften heißen, die arbeiten alle unter Profibedingungen. Das ist mit uns, dem kleinen Germania Windeck, in keiner Weise zu vergleichen.

DFB.de: Vergangenes Jahr das 0:4 in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Schalke 04. Jetzt der FC Bayern. Wie soll es noch besser werden?

Haselbach: Das ist nicht mehr zu toppen. Vergangenes Jahr hatten wir 16.000 Zuschauer. Wenn es dieses Mal 35.000 werden, wären wir alle glücklich. Wir werden ja wieder im Kölner Stadion spielen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, Bayern München zu sehen? In Leverkusen und Köln sind die Stadion doch oft schon ausverkauft, bevor die Karten in den freien Verkauf kommen. Das ist nun anders. Da hat jeder die Möglichkeit, sich diese Topstars, die in den nächsten vier Wochen fast alle bei der WM in Südafrika dabei sind, live im Stadion zu erleben. Aber das Losglück ist nur die eine Sache. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir zum zweiten Mal in Folge die Qualifikation für den DFB-Pokal geschafft haben – und das als Fünftligist. Das ist vorher noch nicht vielen gelungen.

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DFB.de: Was ist Ihnen als erstes durch den Kopf gegangen, als Sie am Samstagabend das Los sahen?

Haselbach: Es war erst die totale Euphorie und dann die totale Leere im Kopf, weil das alles so unglaublich ist. Ich hatte Gänsehaut. Und richtig glauben kann ich es immer noch nicht.

DFB.de: Denken Sie manchmal an Vestenbergsgreuth, das als Amateurverein die Bayern mal bezwungen hat?

Haselbach: Natürlich habe ich da in den vergangenen Stunden mal dran gedacht. Wir werden jetzt aber nicht mit dem Träumen beginnen. Das ist ein Hammerlos, und wir wollen eine große Fußballparty daraus machen. Das ist ein absoluter Höhepunkt für alle hier im Klub. Unser kleines Dorf wird bald in ganz Deutschland bekannt sein, egal wie das Spiel ausgeht.

DFB.de: Wie haben Sie den Tag nach der Auslosung erlebt?

Haselbach: Auch das war außergewöhnlich. So etwas habe ich selten erlebt. Ich habe ohne Ende am Handy gehangen. Ich glaube, mittlerweile hatte ich die ganze deutsche Presse am Ohr. Außerdem haben mich zahlreiche Spieler angerufen, die jetzt bei uns einen Vertrag wollen. Dieser Tag war wirklich ereignisreich. Ich habe mir alle Videotextseiten angeguckt, überall waren wir eines der Topthemen. Aber das ist erst der Anfang. Die nächsten Tage und Wochen werden sicher sehr ereignisreich. Darauf freuen wir uns.

DFB.de: Könnte das bevorstehende DFB-Pokalspiel ein Nachteil für den Start in die NRW-Liga sein? immerhin streben Sie den Aufstieg in die Regionalliga an.

Haselbach: Das ist richtig. Wir sind die der abgelaufenen Saison Dritter geworden und haben die Regionalliga knapp verpasst. Und wir wollen uns natürlich nicht verschlechtern. Also versuchen wir aufzusteigen. Dass das Spiel gegen den FC Bayern auf diesem Weg ein Nachteil sein könnte, glaube ich nicht. Jeder Spieler wird in der Vorbereitung noch mehr Gas geben, weil er gegen München dabeisein will. Mir tun jetzt schon die drei Jungs leid, die an diesem Tag nicht im Kader stehen und auf die Tribüne müssen. Aber so ist leider auch manchmal das Geschäft. Das gehört dazu.