Beck: "Das Halbfinale wäre historisch für Hoffenheim"

Beck: Auf uns und diese Pokalsaison bezogen, kann ich so viel sagen: Wichtig ist, dass man sich auf verschiedene Umstände und Mannschaften einstellen können muss. Wir haben mit Aumund Vegesack gegen einen Fünftligisten begonnen, dann mit Cottbus gegen einen Zweitligisten gespielt und zuletzt mit Schalke gegen eine absolute Topmannschaft der Bundesliga. Es war also alles dabei. Ich würde sagen, dass man im Pokal auch eine gewisse Ruhe benötigt. In der ersten Runde stand es bis zur Halbzeit 0:0, und viele haben schon an unser Ausscheiden aus dem Vorjahr gegen den BAK gedacht. Aber wir haben uns nicht beirren lassen und am Ende 9:0 gewonnen. Gegen Cottbus mussten wir in die Verlängerung, haben dort die Nerven behalten und drei Tore gemacht. Gegen Schalke haben uns vor allem unsere Präsenz und die Kaltschnäuzigkeit ausgezeichnet. Wir haben auf Konter gesetzt, uns clever verhalten und verdient 3:1 gewonnen. Der Pokalwettbewerb bringt also viele Facetten mit sich, das macht ihn auch so spannend.

DFB.de: Ist es für Hoffenheim ein Vorteil, dass die Mannschaft aus der vergangenen Saison mit der Partie in Dortmund am 34. Spieltag und den beiden anschließenden Relegationsspielen gegen Kaiserslautern über viel K.o.-Erfahrung verfügt?

Beck: Diese Spiele waren eine andere Form von K.o.-Situation - ob man das vergleichen kann, weiß ich nicht. Aber natürlich sind wir als Mannschaft durch diese Extremerfahrungen geprägt, das nimmt uns auch keiner mehr. Gegen Wolfsburg stellen wir uns auf eine sehr enge Partie ein, möglicherweise müssen wir in die Verlängerung oder sogar ins Elfmeterschießen. Und da sind die Erfahrungswerte, die wir insbesondere in den Relegationsspielen gesammelt haben, mit Sicherheit sehr hilfreich.

DFB.de: Wegen der Relegation haben Sie 2013 die USA-Reise mit der Nationalmannschaft verpasst. Wie schwer ist Ihnen die Absage gefallen?

Beck: Mit der Relegation hat sich uns die Chance geboten, in der Liga zu bleiben. Da war es gar keine Frage, dass dies Priorität hat. Insofern ist mir die Absage nicht sonderlich schwergefallen. Aber natürlich wäre ich auch sehr gerne in den USA dabei gewesen. Es wäre für mich toll gewesen, mich mal wieder im Kreis des DFB-Teams präsentieren und empfehlen zu können.

DFB.de: In der Bundesliga liegt die TSG auf Platz elf, fünf Punkte beträgt die Differenz auf den Relegationsplatz. Welche Wertigkeit hat der DFB-Pokal vor diesem Hintergrund für die TSG?

Beck: Das hört sich abgedroschen an - aber: Der Fokus liegt immer auf dem nächsten Spiel. Seit Sonntag hat der Pokal also absolute Priorität. Mit dem Training am Sonntag hat die mentale und taktische Vorbereitung auf das Spiel gegen Wolfsburg begonnen. Wenn wir gewinnen, stehen wir im Halbfinale, für die TSG wäre dies etwas Historisches. Diese Chance wollen wir unbedingt nutzen.

DFB.de: In der Bundesliga haben Sie gegen Wolfsburg getroffen, zuletzt gegen Hamburg auch. Ist da eine neue Qualität in Ihrem Spiel entstanden? Inwieweit hat dies auch mit Ihrem Wechsel auf die linke Seite zu tun?



Als Andreas Beck drei Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern von Kemerowo in der damaligen Sowjetunion als Aussiedler nach Aalen. In Deutschland fasste Beck schnell Fuß, auch dank des Fußballs. Beck durchlief zahlreiche Junioren-Nationalmannschaften des DFB, seinen größten Erfolg feierte er im Jahr 2009, als er an der Seite von Mesut Özil, Sami Khedira und Manuel Neuer mit der deutschen U 21-Nationalmannschaft bei der EM in Schweden den Titel gewann. Von Bundestrainer Joachim Löw wurde Beck in den erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika berufen, insgesamt hat er neunmal für das A-Team gespielt.

Mit seinem Verein, der TSG 1899 Hoffenheim, erlebte er in der vergangenen Spielzeit die wohl emotionalsten Momente seiner Karriere: Erst in der Relegation gelang der Klassenverbleib. Auch in dieser Saison muss das Team von Trainer Markus Gisdol nach unten blicken, als Tabellenelfter beträgt der Abstand zum Relegationsplatz mittlerweile aber fünf Punkte.

Den großen Wurf wollen die Kraichgauer im DFB-Pokal schaffen - am Mittwoch (ab 19 Uhr, live auf Sky) spielt Hoffenheim im Viertelfinale zu Hause gegen den VfL Wolfsburg. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Andreas Beck über das Spiel gegen die "Wölfe", den Charakter von Pokalmannschaften und die Olympischen Winterspiele in Sotschi.

DFB.de: Herr Beck, wie zufrieden sind Sie mit dem 1:1 in der Bundesliga aus dem Spiel gegen Freiburg?

Andreas Beck: Das Resultat geht absolut in Ordnung. Gegen die Freiburger haben wir uns häufig ziemlich schwer getan. Freiburg ist eine kampfstarke Mannschaft, zudem ist sie sehr heimstark. Ich sehe das 1:1 deswegen als Punktgewinn für uns, auch weil wir einem Rückstand hinterhergelaufen sind. Das Spiel war taktisch auf hohem Niveau. Noch im Hinspiel gab es zwischen uns beim 3:3 einen offenen Schlagabtausch. Diesmal haben beide Teams viel geordneter gespielt, die Räume wurden eng gemacht. Freiburg hatte einen klaren taktischen Plan, wir auch.

DFB.de: Hoffenheim stand in dieser Saison häufig für Spektakel, das 3:3 aus der Hinrunde gegen Freiburg war bei Weitem nicht das einzige Spiel mit Hoffenheimer Beteiligung, in dem viele Tore gefallen sind. Sehen Sie auch deswegen das 1:1 in Freiburg als Indiz der Entwicklung der Mannschaft?

Beck: Ja, aber vor allem war es wichtig, dass wir nicht verloren haben. Gegen direkte Konkurrenten haben wir aus den vergangenen zwei Spielen vier Punkte mitgenommen. Das zählt vor allem. Außerdem: In den Tabellenregionen, in denen wir uns noch immer befinden, gibt es keinen Platz für Spektakel. Natürlich erzielen wir immer gerne viele Tore, doch wenn dies auf Kosten der defensiven Stabilität geht, dann ist es nicht zielführend. Insofern bin ich froh, dass es uns zuletzt besser gelungen ist, nicht zu viele Chancen des Gegners zuzulassen. Das ist der richtige Weg.

DFB.de: Trainer Markus Gisdol hat Sie zuletzt zweimal als Linksverteidiger aufgestellt. Für Sie ist diese Rolle nicht ganz neu, doch eigentlich firmieren Sie als Rechtsverteidiger. Wie sehr sind Sie noch mit der Umstellung beschäftigt?

Beck: Nicht mehr sonderlich. Erstens haben Sie es richtig gesagt: Ich habe diese Rolle ja auch früher schon hin und wieder aushilfsweise bekleidet. Außerdem helfen mir die Trainingseinheiten unter der Woche - es ist ja nicht so, dass man sich nur in den 90 Minuten des Spiels auf eine ungewohnte Position einstellen kann.

DFB.de: Die Sportwelt schaut aktuell auf Sotschi - Sie haben zu Russland eine besondere Verbindung. Wie viel Olympia haben Sie bisher geschaut?

Beck: Eher wenig, ehrlich gesagt. In der Kabine ist der Fernseher an, Sotschi läuft rauf und runter. Und natürlich schaue ich da hin und wieder mit einem Auge hin. Aber mein Tagesablauf ist nicht von den Olympischen Spielen bestimmt. Doch ich freue mich, dass dieses riesige Ereignis in Russland stattfindet.

DFB.de: Im Tennis werden Ihnen ganz passable Fähigkeiten nachgesagt, auch den Basketballkorb haben Sie hin und wieder getroffen. In welcher Wintersportart würden Sie bei Olympischen Spielen am wenigsten schlecht aussehen?

Beck: Ich muss gestehen: Obwohl ich in Russland geboren wurde, bin ich nicht unbedingt ein großer Wintersport-Fan. In meiner Jugend habe ich mal Snowboarden versucht, das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Also wenn, dann wäre ich auf dem Snowboard noch am Besten aufgehoben.

DFB.de: Gut aufgehoben sind Sie vor allem auf dem Fußballplatz. Und im DFB-Pokal. Hoffenheim steht seit der Saison 2007/2008 zum fünften Mal im Viertelfinale. Stimmen Sie zu, dass die TSG eine Pokalmannschaft ist?

Beck: Wir sind sehr froh, uns auch diesem Jahr wieder so weit vorgearbeitet zu haben. Es ist nicht einfach, ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzuziehen. Seit unserer Niederlage im vergangenen Jahr beim Berliner AK wissen wir, dass so eine Pokalsaison ganz schnell vorbei sein kann. Aber es stimmt: Wir waren schon einige Male im Viertelfinale. Die andere Wahrheit ist leider auch, dass wir es nie geschafft haben, über das Viertelfinale hinauszukommen. Deswegen weiß ich nicht, ob man uns als typische Pokalmannschat bezeichnen kann.

DFB.de: Über welche Fähigkeiten muss eine Mannschaft denn verfügen, um eine Pokalmannschaft zu sein?

Beck: Auf uns und diese Pokalsaison bezogen, kann ich so viel sagen: Wichtig ist, dass man sich auf verschiedene Umstände und Mannschaften einstellen können muss. Wir haben mit Aumund Vegesack gegen einen Fünftligisten begonnen, dann mit Cottbus gegen einen Zweitligisten gespielt und zuletzt mit Schalke gegen eine absolute Topmannschaft der Bundesliga. Es war also alles dabei. Ich würde sagen, dass man im Pokal auch eine gewisse Ruhe benötigt. In der ersten Runde stand es bis zur Halbzeit 0:0, und viele haben schon an unser Ausscheiden aus dem Vorjahr gegen den BAK gedacht. Aber wir haben uns nicht beirren lassen und am Ende 9:0 gewonnen. Gegen Cottbus mussten wir in die Verlängerung, haben dort die Nerven behalten und drei Tore gemacht. Gegen Schalke haben uns vor allem unsere Präsenz und die Kaltschnäuzigkeit ausgezeichnet. Wir haben auf Konter gesetzt, uns clever verhalten und verdient 3:1 gewonnen. Der Pokalwettbewerb bringt also viele Facetten mit sich, das macht ihn auch so spannend.

DFB.de: Ist es für Hoffenheim ein Vorteil, dass die Mannschaft aus der vergangenen Saison mit der Partie in Dortmund am 34. Spieltag und den beiden anschließenden Relegationsspielen gegen Kaiserslautern über viel K.o.-Erfahrung verfügt?

Beck: Diese Spiele waren eine andere Form von K.o.-Situation - ob man das vergleichen kann, weiß ich nicht. Aber natürlich sind wir als Mannschaft durch diese Extremerfahrungen geprägt, das nimmt uns auch keiner mehr. Gegen Wolfsburg stellen wir uns auf eine sehr enge Partie ein, möglicherweise müssen wir in die Verlängerung oder sogar ins Elfmeterschießen. Und da sind die Erfahrungswerte, die wir insbesondere in den Relegationsspielen gesammelt haben, mit Sicherheit sehr hilfreich.

DFB.de: Wegen der Relegation haben Sie 2013 die USA-Reise mit der Nationalmannschaft verpasst. Wie schwer ist Ihnen die Absage gefallen?

Beck: Mit der Relegation hat sich uns die Chance geboten, in der Liga zu bleiben. Da war es gar keine Frage, dass dies Priorität hat. Insofern ist mir die Absage nicht sonderlich schwergefallen. Aber natürlich wäre ich auch sehr gerne in den USA dabei gewesen. Es wäre für mich toll gewesen, mich mal wieder im Kreis des DFB-Teams präsentieren und empfehlen zu können.

DFB.de: In der Bundesliga liegt die TSG auf Platz elf, fünf Punkte beträgt die Differenz auf den Relegationsplatz. Welche Wertigkeit hat der DFB-Pokal vor diesem Hintergrund für die TSG?

Beck: Das hört sich abgedroschen an - aber: Der Fokus liegt immer auf dem nächsten Spiel. Seit Sonntag hat der Pokal also absolute Priorität. Mit dem Training am Sonntag hat die mentale und taktische Vorbereitung auf das Spiel gegen Wolfsburg begonnen. Wenn wir gewinnen, stehen wir im Halbfinale, für die TSG wäre dies etwas Historisches. Diese Chance wollen wir unbedingt nutzen.

DFB.de: In der Bundesliga haben Sie gegen Wolfsburg getroffen, zuletzt gegen Hamburg auch. Ist da eine neue Qualität in Ihrem Spiel entstanden? Inwieweit hat dies auch mit Ihrem Wechsel auf die linke Seite zu tun?

Beck: In der Bundesliga gegen Wolfburg habe ich ja noch nicht auf der linken Seite gespielt. Aber ich habe da mit dem linken Fuß getroffen. Und natürlich habe ich durch die neue Position ein paar Möglichkeiten im Offensivspiel mehr. Ich kann nach innen ziehen und aus dem Halbfeld mit meinen starken Fuß aufs Tor schießen oder meine Mitspieler einsetzen.

DFB.de: Der Weg nach Berlin ist nicht mehr weit, zwei Siege - und das Endspiel wäre erreicht. Sie standen bereits im DFB-Pokalfinale, mit dem VfB Stuttgart gegen Nürnberg. Welche Erinnerungen haben Sie an das Finale 2007?

Beck: Diese Erinnerung löst gemischte Gefühle aus. In den Runden vor dem Finale haben wir damals einige tolle Partien abgeliefert. Aber wenn man dann im Finale verliert, dann überwiegt zunächst einmal die Enttäuschung. Mit Abstand kann ich aber sagen: Berlin ist ein tolle Erfahrung. Es lohnt, dafür zu kämpfen.