Bayern gegen Lautern: Alles spricht für den Rekordsieger

Nicht nur die Gegenwart spricht heute im zweiten Pokal-Halbfinale für die Bayern. Auch die Historie ermutigt den 1. FC Kaiserslautern nicht gerade, von neun Duellen gewannen die Bayern acht, darunter auch das Finale 2003 in Berlin, in dem ausgerechnet der Ex-Lauterer Michael Ballack zwei Tore erzielte.

Nur drei Spiele fanden bisher in München statt, der FCK hat dort noch nicht mal ein Tor erzielt. Historiker Udo Muras schaut noch mal in den Rückspiegel und konzentriert sich auf die Heimspiele der Bayern.

1970/1971 - Achtelfinale: FC Bayern – Kaiserslautern 5:0

Das Duell musste nach einem 1:1 am Betzenberg fünf Wochen später in die Wiederholung. Am 30. März 1971 bewies Gerd Müller seine Einzigartigkeit, Hatte er schon im Hinspiel das rettende Tor geschossen, wuchs der Mittelstürmer nun über sich hinaus. Müller 5, Kaiserslautern 0 hieß es an jenem Dienstagabend an der Grünwalder Straße, wo sich nur 11.500 Zuschauer eingefunden hatten. Die Bayern spielten mit allen sechs kommenden Welt- und Europameistern (Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Breitner, Hoeneß, Müller) - auf der Bank saß der junge Udo Lattek. Dessen späterer Trainer-Rivale Otto Rehhagel stand noch auf dem Platz - im FCK-Dress. Die Bewachung von Gerd Müller wurde aber Ernst Diehl übertragen, der das zuvor oft genug gemeistert hatte. "Der geht sonst keinen Schritt von mir weg", wunderte sich Müller über Diehls Zurückhaltung. Zur Pause stand es 2:0, das erste Tor führte der kicker als "halbes Eigentor" von Fritz Fuchs, der Müllers Kopfball abfälschte, und auch der Bomber wollte es nicht unbedingt haben. Doch nach heutigen Kriterien war es sein Tor. In der zweiten Hälfte gelang Müller dann gegen seinen neuen Gegenspieler Peter Blusch gar ein echter Hattrick (55., 72., 86.) - auch dank Uli Hoeneß, der vor dem 3:0 den Pfosten traf. "Abstauber" Müller ließ sich nicht lange bitten. Kurioserweise mussten die Bayern vier Tage später auf den Betzenberg, nun ging es um Bundesliga-Punkte. Müller ahnte schon: "So leicht wird es am Samstag bestimmt nicht." In der Tat, der FCK nahm Revanche (2:1) und Müller ging leer aus. Der Pokal, den die Bayern 1971 gewannen, hat eben seine eigenen Gesetze...

2006/2007 - 2. Runde: FC Bayern – Kaiserslautern 1:0

Die Bayern hatten 2006 das Double gewonnen, viele Spieler nahmen danach an der WM teil. Der Start in die neue Saison fiel ihnen schwer, was auch an diesem Abend deutlich wurde. Denn Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern hielt die Partie in der Allianz Arena am 25. Oktober 2006 lange offen. Die war nicht ausverkauft, aber mit 51.000 Zuschauern doch gut besucht. Der FCK war angetreten, um "die Bayern ein bisschen zu ärgern" (Trainer Wolfgang Wolf), aber nicht um das Publikum zu erfreuen. Bayern-Torwart Oliver Kahn musste in den 90 Minuten keine Chance abwehren. Aber auch sein Gegenüber hatte nicht viel zu tun, das Saisondebüt von Florian Fromlowitz verlief relativ geruhsam. Dabei hatte Felix Magath mit Lukas Podolski, Claudio Pizarro und Roy Makaay drei Spitzen aufgestellt. Das erlösende Tor besorgte dann jedoch ein "Sechser". Andreas Ottl, der schon im Mai 2006 auf dem Betzenberg das Tor zur Meisterschaft erzielt hatte, war in der 50. Minute wieder zur Stelle. Nach einer Ecke köpfte Martin Demichelis den Ball zu Ottl, dem neuen FCK-Schreck. Es blieb beim dürftigen 1:0 - und da sich die Bayern danach auch nicht erheblich steigerten, gewannen sie 2006/2007 keine Titel. Im Achtelfinale war in Aachen Endstation.

2012/2013 - 2. Runde: FC Bayern – Kaiserslautern 4:0

Wieder kamen die Pfälzer als Zweitligist zu den Bayern, die am Reformationstag 2012 mit einer auf neun Positionen reformierten Elf aufliefen. Trainer Jupp Heynckes hatte die Rotationsmaschine angeworfen, fünf Spieler gaben ihr Startelf-Debüt in der Saison 2012/2013, Emre Can gab überhaupt sein Bayern-Debüt. Auch Ersatzkeeper Tom Starke durfte mal ran und Javier Martinez versuchte sich erstmals in der Innenverteidigung. Sichtbarstes Zeichen dafür, dass es ein etwas anderes Spiel war: Bei der Seitenwahl vertrat Arjen Robben die Münchner, erstmals war der Niederländer Kapitän. Die Binde schien ihn zu beflügeln. In der einseitigen Partie schoss er ebenso wie Claudio Pizarro zwei Tore. Zur Pause stand es noch 1:0 (Tor: Pizarro) und der FCK trauerte Zellners Pfostenschuss nach. Nach Wiederbeginn kamen die 71.000 dann auf ihre Kosten, als Robben und Pizarro binnen neun Minuten auf 3:0 erhöhten. Robbens 4:0 in der 88. Minute stellte den Endstand her, mittlerweile war auch Mitchell Weiser zu seinem Bayern-Debüt gekommen. Auf ihrem Weg zum Double 2013, das mag den FCK getröstet haben, war das nicht mal Bayerns höchster Sieg.

WEITERE POKALDUELLE
Kaiserslautern – Bayern 1:1 n.V. (20.2.1971)
Kaiserslautern –Bayern 2:1 (22.11.1980)
Kaiserslautern –Bayern 0:3 (22.1.1986)
Kaiserslautern –Bayern 1:2 (28.10.1997)
Kaiserslautern –Bayern 0:0, 3:5 n. Elfmeterschießen (30.1.2002)
Kaiserslautern –Bayern 1:3 (31.5.2003, Finale in Berlin)

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Nicht nur die Gegenwart spricht heute im zweiten Pokal-Halbfinale für die Bayern. Auch die Historie ermutigt den 1. FC Kaiserslautern nicht gerade, von neun Duellen gewannen die Bayern acht, darunter auch das Finale 2003 in Berlin, in dem ausgerechnet der Ex-Lauterer Michael Ballack zwei Tore erzielte.

Nur drei Spiele fanden bisher in München statt, der FCK hat dort noch nicht mal ein Tor erzielt. Historiker Udo Muras schaut noch mal in den Rückspiegel und konzentriert sich auf die Heimspiele der Bayern.

1970/1971 - Achtelfinale: FC Bayern – Kaiserslautern 5:0

Das Duell musste nach einem 1:1 am Betzenberg fünf Wochen später in die Wiederholung. Am 30. März 1971 bewies Gerd Müller seine Einzigartigkeit, Hatte er schon im Hinspiel das rettende Tor geschossen, wuchs der Mittelstürmer nun über sich hinaus. Müller 5, Kaiserslautern 0 hieß es an jenem Dienstagabend an der Grünwalder Straße, wo sich nur 11.500 Zuschauer eingefunden hatten. Die Bayern spielten mit allen sechs kommenden Welt- und Europameistern (Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Breitner, Hoeneß, Müller) - auf der Bank saß der junge Udo Lattek. Dessen späterer Trainer-Rivale Otto Rehhagel stand noch auf dem Platz - im FCK-Dress. Die Bewachung von Gerd Müller wurde aber Ernst Diehl übertragen, der das zuvor oft genug gemeistert hatte. "Der geht sonst keinen Schritt von mir weg", wunderte sich Müller über Diehls Zurückhaltung. Zur Pause stand es 2:0, das erste Tor führte der kicker als "halbes Eigentor" von Fritz Fuchs, der Müllers Kopfball abfälschte, und auch der Bomber wollte es nicht unbedingt haben. Doch nach heutigen Kriterien war es sein Tor. In der zweiten Hälfte gelang Müller dann gegen seinen neuen Gegenspieler Peter Blusch gar ein echter Hattrick (55., 72., 86.) - auch dank Uli Hoeneß, der vor dem 3:0 den Pfosten traf. "Abstauber" Müller ließ sich nicht lange bitten. Kurioserweise mussten die Bayern vier Tage später auf den Betzenberg, nun ging es um Bundesliga-Punkte. Müller ahnte schon: "So leicht wird es am Samstag bestimmt nicht." In der Tat, der FCK nahm Revanche (2:1) und Müller ging leer aus. Der Pokal, den die Bayern 1971 gewannen, hat eben seine eigenen Gesetze...

2006/2007 - 2. Runde: FC Bayern – Kaiserslautern 1:0

Die Bayern hatten 2006 das Double gewonnen, viele Spieler nahmen danach an der WM teil. Der Start in die neue Saison fiel ihnen schwer, was auch an diesem Abend deutlich wurde. Denn Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern hielt die Partie in der Allianz Arena am 25. Oktober 2006 lange offen. Die war nicht ausverkauft, aber mit 51.000 Zuschauern doch gut besucht. Der FCK war angetreten, um "die Bayern ein bisschen zu ärgern" (Trainer Wolfgang Wolf), aber nicht um das Publikum zu erfreuen. Bayern-Torwart Oliver Kahn musste in den 90 Minuten keine Chance abwehren. Aber auch sein Gegenüber hatte nicht viel zu tun, das Saisondebüt von Florian Fromlowitz verlief relativ geruhsam. Dabei hatte Felix Magath mit Lukas Podolski, Claudio Pizarro und Roy Makaay drei Spitzen aufgestellt. Das erlösende Tor besorgte dann jedoch ein "Sechser". Andreas Ottl, der schon im Mai 2006 auf dem Betzenberg das Tor zur Meisterschaft erzielt hatte, war in der 50. Minute wieder zur Stelle. Nach einer Ecke köpfte Martin Demichelis den Ball zu Ottl, dem neuen FCK-Schreck. Es blieb beim dürftigen 1:0 - und da sich die Bayern danach auch nicht erheblich steigerten, gewannen sie 2006/2007 keine Titel. Im Achtelfinale war in Aachen Endstation.

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2012/2013 - 2. Runde: FC Bayern – Kaiserslautern 4:0

Wieder kamen die Pfälzer als Zweitligist zu den Bayern, die am Reformationstag 2012 mit einer auf neun Positionen reformierten Elf aufliefen. Trainer Jupp Heynckes hatte die Rotationsmaschine angeworfen, fünf Spieler gaben ihr Startelf-Debüt in der Saison 2012/2013, Emre Can gab überhaupt sein Bayern-Debüt. Auch Ersatzkeeper Tom Starke durfte mal ran und Javier Martinez versuchte sich erstmals in der Innenverteidigung. Sichtbarstes Zeichen dafür, dass es ein etwas anderes Spiel war: Bei der Seitenwahl vertrat Arjen Robben die Münchner, erstmals war der Niederländer Kapitän. Die Binde schien ihn zu beflügeln. In der einseitigen Partie schoss er ebenso wie Claudio Pizarro zwei Tore. Zur Pause stand es noch 1:0 (Tor: Pizarro) und der FCK trauerte Zellners Pfostenschuss nach. Nach Wiederbeginn kamen die 71.000 dann auf ihre Kosten, als Robben und Pizarro binnen neun Minuten auf 3:0 erhöhten. Robbens 4:0 in der 88. Minute stellte den Endstand her, mittlerweile war auch Mitchell Weiser zu seinem Bayern-Debüt gekommen. Auf ihrem Weg zum Double 2013, das mag den FCK getröstet haben, war das nicht mal Bayerns höchster Sieg.

WEITERE POKALDUELLE
Kaiserslautern – Bayern 1:1 n.V. (20.2.1971)
Kaiserslautern –Bayern 2:1 (22.11.1980)
Kaiserslautern –Bayern 0:3 (22.1.1986)
Kaiserslautern –Bayern 1:2 (28.10.1997)
Kaiserslautern –Bayern 0:0, 3:5 n. Elfmeterschießen (30.1.2002)
Kaiserslautern –Bayern 1:3 (31.5.2003, Finale in Berlin)