Andreas Möller: "Ein Sieg wäre ein Fußball-Wunder"

Den VfL Bochum geschlagen, dann den Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund - und jetzt kommt der 1. FC Nürnberg, am Mittwoch (ab 19 Uhr, live bei Sky): Kickers Offenbach plant den nächsten Coup im DFB-Pokal.

Beim Achtelfinalspiel gegen den Bundesligisten wird Andreas Möller wieder von seinem Sitzplatz aus mitfiebern. Der Sportmanager des OFC, als Spieler Welt- und Europameister, hofft auf ein weiteres Pokalwunder, sagt aber auch: "Wir sind der klare Außenseiter."

Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Onlineredakteur Gereon Tönnihsen spricht der 43-Jährige außerdem über große Pokaltriumphe, die neue Heimat der Kickers und die Rückkehr von Torjäger Olivier Occean.

DFB.de: Herr Möller, ein Pokalspiel am Mittwoch gegen Nürnberg, vielleicht ein weiteres eine Woche später, dazu der Auftakt in der 3. Liga gegen Sandhausen - das Jahr 2011 beginnt für die Kickers ziemlich aufregend, oder?

Andreas Möller: Das ist richtig, das ist für unsere Mannschaft, für unseren ganzen Verein eine große Herausforderung. Wir können sehr viel erreichen. Die Jungs sind dementsprechend motiviert. Für solch ein Spiel wie gegen Nürnberg arbeiten wir, dafür investieren wir viel. Wir haben uns fast zwei Wochen im Trainingslager in der Türkei sehr konzentriert vorbereitet. Wir wollen gut ins neue Jahr starten, das ist unser großes Ziel.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in die Türkei begleitet. Wie ist Ihr Eindruck von den Spielern: Kann man schon so etwas wie Nervosität ausmachen?

Möller: Wir hatten optimale Bedingungen, die Mannschaft zieht voll mit. Wir hatten keine Verletzungsprobleme. Denis Berger trainiert wieder, auch Olivier Occean und Alexander Huber. Unser Trainer Wolfgang Wolf kann aus dem Vollen schöpfen. Nervosität habe ich nicht ausmachen können, dafür sehr viel Willen und Konzentration.

DFB.de: Ist nicht die Mannschaft, die den Tabellenführer der Bundesliga schlägt, im nächsten Spiel automatisch Favorit?

Möller: Nein, so vermessen sind wir nicht. Als Drittligist sind wir gegen einen Bundesligisten ganz eindeutig Außenseiter. Nürnberg ist eine etablierte Bundesliga-Mannschaft, die wir ausgiebig beobachtet haben. Wenn wir gewinnen sollten, wäre das wieder ein Fußball-Wunder. Dafür müssten unsere Jungs wieder über sich hinaus wachsen, wie schon gegen Borussia Dortmund.

DFB.de: Sie selbst haben als Spieler viele DFB-Pokalspiele bestritten, den Cup sogar dreimal gewonnen. Gibt es Spiele, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Möller: Ganz eindeutig die Endspielsiege mit Dortmund und zweimal mit Schalke. Die Atmosphäre im Berliner Olympiastadion ist immer wieder fantastisch und auch dann noch beeindruckend, wenn man schon viel erlebt hat als Spieler. Das ist für jeden Spieler eine große Sache. Natürlich gibt es auch einige nicht so schöne Erinnerungen an den Pokal, zum Beispiel bei Niederlagen gegen unterklassige Mannschaften. Doch das, was überwiegt, sind ganz klar die schönen Momente. Im Pokal ist jedes Spiel eine Herausforderung. Denn man weiß: Es muss eine Entscheidung geben, in die eine oder andere Richtung. Und in einem einzigen Spiel kann immer etwas anders laufen, als gedacht.

DFB.de: Ist es schwierig für Sie, bei diesen Spielen jetzt von außen zuschauen zu müssen?

Möller: Man bleibt Fußballer mit Leib und Seele. Und man muss sich schon erst daran gewöhnen, dass man nicht mehr direkt Einfluss auf das Geschehen nehmen kann. Aber ich spiele jetzt ja schon einige Jahre nicht mehr selbst, der Abstand ist inzwischen größer. Deshalb komme ich auch ganz gut damit zurecht. Den Übergang habe ich gut geschafft. Trotzdem ist jedes Spiel emotional für mich. Der Ehrgeiz ist der gleiche wie früher, ich will am liebsten immer gewinnen. Das werde ich mir auch bestimmt nicht abgewöhnen können.

DFB.de: Erst der Sieg gegen Borussia Dortmund, dann kommt es, einen Sieg gegen Nürnberg vorausgesetzt, zum Duell mit einem weiteren Ex-Klub von Ihnen, mit Schalke 04. Ist das ein besonderer Reiz für Sie?

Möller: Wir tun gut daran, an das, was als übernächstes kommen könnte, noch nicht zu denken. Wir haben ein Spiel gegen den 1. FC Nürnberg vor uns, und das wird schon schwer genug. Dem, und nur dem, sollten wir unsere ganze Aufmerksamkeit widmen.

DFB.de: Es gibt Fotos von Ihnen und Jürgen Klopp vor dem Pokalspiel. Sie erzählen, und Klopp lacht. Haben Sie ihm gesagt: "Jürgen, heute schmeißen wir euch aus dem Pokal"?

Möller: (lacht) Nein, Jürgen war überrascht davon, dass der Platz so gut war bei Kickers Offenbach, dass die Bedingungen so hervorragend waren. Und ich habe ihm gesagt: Wir haben ja auch alles dafür getan. Jürgen und ich kennen uns schon lange, er hat mal ein Probetraining bei der Eintracht gemacht, als ich dort gespielt habe. Er war damals ein großes Offensivtalent. Aber das ist auch schon mehr als 20 Jahre her.

DFB.de: Gegen Dortmund trat Sead Mehic zum letzten Elfmeter an. Konnten Sie ein bisschen mit ihm mitfühlen? Schließlich haben Sie im EM-Halbfinale 1996 gegen England ebenfalls den letzen Schuss gehabt - und verwandelt.

Möller: Daran habe ich nicht so sehr gedacht, auch wenn ich noch oft darauf angesprochen werde. Aber ich habe schon gewusst, welcher Druck jetzt auf dem Schützen lastet. Weil ja klar war: Macht er ihn rein, sind wir weiter. Wenn man für diesen Verein arbeitet, weiß man, wie viel Arbeit, wie viel Fleiß dahinter steckt, solch eine Mannschaft zusammenzustellen und mit ihr zu arbeiten. Man fiebert in jedem Spiel mit, kennt die Stärken, kennt die Probleme. Und das alles bündelt sich in diesem einen Schuss. Wie Sead Mehic dann ganz locker und souverän den Ball ins Tor geschossen hat, das hat mich schon beeindruckt, das war eine Erlösung für uns alle.

DFB.de: Die Kickers sind in der 3. Liga bislang Dritter, stehen damit auf dem Relegationsrang. Sie sind im Pokal noch dabei. Läuft also alles nach Plan?

Möller: Wir sind in einer Position, in der wir, anders als nach den ersten Spielen, der Jäger sind. Ziel ist es, eine Mannschaft von den ersten beiden Plätzen noch hinter uns zu lassen, also einen direkten Aufstiegsplatz einzunehmen. Dafür greifen wir noch mal voll an. Im DFB-Pokal haben wir die Erwartungen schon mehr als erfüllt. Wir nehmen diese Spiele sehr gerne mit, und wir genießen sie auch. Aber Priorität hat für uns ganz eindeutig das Tagesgeschäft, und darin geht es um den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass Torjäger Olivier Occean wieder fit ist?

Möller: Occean ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns und hat uns in den vergangenen Spielen schon sehr gefehlt. Er ist ein ungemein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft, er kann den Unterschied ausmachen. Deshalb sind wir alle froh, dass er wieder fit ist. Er tut uns gut.

DFB.de: 2012 soll das neue Stadion fertig sein, die Pläne sind gerade vorgestellt worden. Kommen mit dem neuen Stadion auch höhere Ziele?

Möller: Natürlich schauen wir nach vorne. Unser Ziel ist es, in die 2. Bundesliga zu kommen. Das ist eine unheimlich schwierige Aufgabe. Mittelfristig muss man versuchen, den Verein in der zweiten Spielklasse zu etablieren. Das neue Stadion wäre die optimale Kulisse dafür. Wir sind ein Traditionsverein, und alle freuen sich auf die neue Arena. Es ist nach englischem Vorbild konzipiert, man ist ganz nah dran am Spielfeld. Als ich die Pläne zum ersten Mal sah, war ich sehr beeindruckt. Das wird eine tolle Geschichte. Und hoffentlich bieten wir dort auch tollen Fußball.

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Den VfL Bochum geschlagen, dann den Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund - und jetzt kommt der 1. FC Nürnberg, am Mittwoch (ab 19 Uhr, live bei Sky): Kickers Offenbach plant den nächsten Coup im DFB-Pokal.

Beim Achtelfinalspiel gegen den Bundesligisten wird Andreas Möller wieder von seinem Sitzplatz aus mitfiebern. Der Sportmanager des OFC, als Spieler Welt- und Europameister, hofft auf ein weiteres Pokalwunder, sagt aber auch: "Wir sind der klare Außenseiter."

Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Onlineredakteur Gereon Tönnihsen spricht der 43-Jährige außerdem über große Pokaltriumphe, die neue Heimat der Kickers und die Rückkehr von Torjäger Olivier Occean.

DFB.de: Herr Möller, ein Pokalspiel am Mittwoch gegen Nürnberg, vielleicht ein weiteres eine Woche später, dazu der Auftakt in der 3. Liga gegen Sandhausen - das Jahr 2011 beginnt für die Kickers ziemlich aufregend, oder?

Andreas Möller: Das ist richtig, das ist für unsere Mannschaft, für unseren ganzen Verein eine große Herausforderung. Wir können sehr viel erreichen. Die Jungs sind dementsprechend motiviert. Für solch ein Spiel wie gegen Nürnberg arbeiten wir, dafür investieren wir viel. Wir haben uns fast zwei Wochen im Trainingslager in der Türkei sehr konzentriert vorbereitet. Wir wollen gut ins neue Jahr starten, das ist unser großes Ziel.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in die Türkei begleitet. Wie ist Ihr Eindruck von den Spielern: Kann man schon so etwas wie Nervosität ausmachen?

Möller: Wir hatten optimale Bedingungen, die Mannschaft zieht voll mit. Wir hatten keine Verletzungsprobleme. Denis Berger trainiert wieder, auch Olivier Occean und Alexander Huber. Unser Trainer Wolfgang Wolf kann aus dem Vollen schöpfen. Nervosität habe ich nicht ausmachen können, dafür sehr viel Willen und Konzentration.

DFB.de: Ist nicht die Mannschaft, die den Tabellenführer der Bundesliga schlägt, im nächsten Spiel automatisch Favorit?

Möller: Nein, so vermessen sind wir nicht. Als Drittligist sind wir gegen einen Bundesligisten ganz eindeutig Außenseiter. Nürnberg ist eine etablierte Bundesliga-Mannschaft, die wir ausgiebig beobachtet haben. Wenn wir gewinnen sollten, wäre das wieder ein Fußball-Wunder. Dafür müssten unsere Jungs wieder über sich hinaus wachsen, wie schon gegen Borussia Dortmund.

DFB.de: Sie selbst haben als Spieler viele DFB-Pokalspiele bestritten, den Cup sogar dreimal gewonnen. Gibt es Spiele, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Möller: Ganz eindeutig die Endspielsiege mit Dortmund und zweimal mit Schalke. Die Atmosphäre im Berliner Olympiastadion ist immer wieder fantastisch und auch dann noch beeindruckend, wenn man schon viel erlebt hat als Spieler. Das ist für jeden Spieler eine große Sache. Natürlich gibt es auch einige nicht so schöne Erinnerungen an den Pokal, zum Beispiel bei Niederlagen gegen unterklassige Mannschaften. Doch das, was überwiegt, sind ganz klar die schönen Momente. Im Pokal ist jedes Spiel eine Herausforderung. Denn man weiß: Es muss eine Entscheidung geben, in die eine oder andere Richtung. Und in einem einzigen Spiel kann immer etwas anders laufen, als gedacht.

DFB.de: Ist es schwierig für Sie, bei diesen Spielen jetzt von außen zuschauen zu müssen?

Möller: Man bleibt Fußballer mit Leib und Seele. Und man muss sich schon erst daran gewöhnen, dass man nicht mehr direkt Einfluss auf das Geschehen nehmen kann. Aber ich spiele jetzt ja schon einige Jahre nicht mehr selbst, der Abstand ist inzwischen größer. Deshalb komme ich auch ganz gut damit zurecht. Den Übergang habe ich gut geschafft. Trotzdem ist jedes Spiel emotional für mich. Der Ehrgeiz ist der gleiche wie früher, ich will am liebsten immer gewinnen. Das werde ich mir auch bestimmt nicht abgewöhnen können.

DFB.de: Erst der Sieg gegen Borussia Dortmund, dann kommt es, einen Sieg gegen Nürnberg vorausgesetzt, zum Duell mit einem weiteren Ex-Klub von Ihnen, mit Schalke 04. Ist das ein besonderer Reiz für Sie?

Möller: Wir tun gut daran, an das, was als übernächstes kommen könnte, noch nicht zu denken. Wir haben ein Spiel gegen den 1. FC Nürnberg vor uns, und das wird schon schwer genug. Dem, und nur dem, sollten wir unsere ganze Aufmerksamkeit widmen.

DFB.de: Es gibt Fotos von Ihnen und Jürgen Klopp vor dem Pokalspiel. Sie erzählen, und Klopp lacht. Haben Sie ihm gesagt: "Jürgen, heute schmeißen wir euch aus dem Pokal"?

Möller: (lacht) Nein, Jürgen war überrascht davon, dass der Platz so gut war bei Kickers Offenbach, dass die Bedingungen so hervorragend waren. Und ich habe ihm gesagt: Wir haben ja auch alles dafür getan. Jürgen und ich kennen uns schon lange, er hat mal ein Probetraining bei der Eintracht gemacht, als ich dort gespielt habe. Er war damals ein großes Offensivtalent. Aber das ist auch schon mehr als 20 Jahre her.

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DFB.de: Gegen Dortmund trat Sead Mehic zum letzten Elfmeter an. Konnten Sie ein bisschen mit ihm mitfühlen? Schließlich haben Sie im EM-Halbfinale 1996 gegen England ebenfalls den letzen Schuss gehabt - und verwandelt.

Möller: Daran habe ich nicht so sehr gedacht, auch wenn ich noch oft darauf angesprochen werde. Aber ich habe schon gewusst, welcher Druck jetzt auf dem Schützen lastet. Weil ja klar war: Macht er ihn rein, sind wir weiter. Wenn man für diesen Verein arbeitet, weiß man, wie viel Arbeit, wie viel Fleiß dahinter steckt, solch eine Mannschaft zusammenzustellen und mit ihr zu arbeiten. Man fiebert in jedem Spiel mit, kennt die Stärken, kennt die Probleme. Und das alles bündelt sich in diesem einen Schuss. Wie Sead Mehic dann ganz locker und souverän den Ball ins Tor geschossen hat, das hat mich schon beeindruckt, das war eine Erlösung für uns alle.

DFB.de: Die Kickers sind in der 3. Liga bislang Dritter, stehen damit auf dem Relegationsrang. Sie sind im Pokal noch dabei. Läuft also alles nach Plan?

Möller: Wir sind in einer Position, in der wir, anders als nach den ersten Spielen, der Jäger sind. Ziel ist es, eine Mannschaft von den ersten beiden Plätzen noch hinter uns zu lassen, also einen direkten Aufstiegsplatz einzunehmen. Dafür greifen wir noch mal voll an. Im DFB-Pokal haben wir die Erwartungen schon mehr als erfüllt. Wir nehmen diese Spiele sehr gerne mit, und wir genießen sie auch. Aber Priorität hat für uns ganz eindeutig das Tagesgeschäft, und darin geht es um den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass Torjäger Olivier Occean wieder fit ist?

Möller: Occean ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns und hat uns in den vergangenen Spielen schon sehr gefehlt. Er ist ein ungemein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft, er kann den Unterschied ausmachen. Deshalb sind wir alle froh, dass er wieder fit ist. Er tut uns gut.

DFB.de: 2012 soll das neue Stadion fertig sein, die Pläne sind gerade vorgestellt worden. Kommen mit dem neuen Stadion auch höhere Ziele?

Möller: Natürlich schauen wir nach vorne. Unser Ziel ist es, in die 2. Bundesliga zu kommen. Das ist eine unheimlich schwierige Aufgabe. Mittelfristig muss man versuchen, den Verein in der zweiten Spielklasse zu etablieren. Das neue Stadion wäre die optimale Kulisse dafür. Wir sind ein Traditionsverein, und alle freuen sich auf die neue Arena. Es ist nach englischem Vorbild konzipiert, man ist ganz nah dran am Spielfeld. Als ich die Pläne zum ersten Mal sah, war ich sehr beeindruckt. Das wird eine tolle Geschichte. Und hoffentlich bieten wir dort auch tollen Fußball.