Frankfurts Garefrekes: "Ein Vorbild für alle"

Aber Garefrekes weiß natürlich auch, dass ein Erfolg gegen die SGS kein Selbstläufer wird. "Wir haben in dieser Saison schon zweimal gegen Essen gespielt. Beide Partien waren sehr eng und ausgeglichen. Das zeigt, dass wir ein spannendes und hochklassiges Duell erwarten können. Wer das Spiel gewinnen will, muss eine Topleistung abrufen. Wir müssen physisch und psychisch absolut auf der Höhe sein. Das ist entscheidend, um Erfolg zu haben" - aus ihrem Mund sollte das eine Warnung für alle sein. Garefrekes weiß, wovon sie redet.

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Neulich, war es mal wieder so weit. Kerstin Garefrekes machte das, was sie schon dreimal tun durfte. Sie hat mal wieder den DFB-Pokal angefasst. Sie hat dieses erhabene Gefühl spüren können. Diese silberne Trophäe, 60 Zentimeter hoch, elf Kilogramm schwer, Materialwert 30.000 Euro. Aber sie hatte ihn nicht zum vierten Mal gewonnen, noch nicht. Das will sie am Samstagnachmittag mit dem 1. FFC Frankfurt gegen die SGS Essen (ab 16.30 Uhr, live in der ARD) nachholen. Zunächst hatte sie nur für ein paar Bilder posiert.

Sie hat das gut gemacht, routiniert. Es war nur verständlich, dass die Fotografen gerade sie als Motiv ausgesucht hatten. Garefrekes ist derzeit eines der wichtigsten Gesichter beim deutschen Rekordmeister. Es gibt keinen Zweifel am Stellenwert der 130-maligen deutschen Nationalspielerin. "Kerstin ist eine äußerst erfahrene und verdiente Spielerin, die ihre Rolle als Spielführerin sehr erfolgreich und auf ihre ganz persönliche Art ausfüllt", sagt FFC-Manager Siegfried Dietrich: "Mit ihrer uneingeschränkt professionellen Einstellung ist sie ein Vorbild für uns alle."

Das Gehirn der Frankfurter Mannschaft

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Konstanz Garefrekes auf höchstem Niveau agiert. Die vielen Tore und Vorlagen in dieser Saison sind nur der offensichtlichste Beitrag dazu, dass die Frankfurterinnen noch vom Double träumen dürfen. Was viele nicht mitbekommen: Sie ist die stille Lenkerin des FFC-Spiels, sie ist das Gehirn dieser Mannschaft, sie ist der verlängerte Arm des Trainers. Sie ist auch deshalb so stark wie vielleicht nie zuvor, weil sie das grenzenlose Vertrauen von Colin Bell spürt.

Vor der Saison hatte Frankfurts Trainer sie gebeten, die Mannschaft auf das Feld zu führen. Nach zweitägiger Bedenkzeit hatte sie dann eingewilligt. Auch das passt zu Garefrekes: Sie macht nichts unüberlegt. "Mir macht es weiterhin Spaß, Fußball zu spielen. Und auch nach vielen Jahren in Nationalmannschaft und Frauen-Bundesliga fühle ich mich motiviert, die kommenden Herausforderungen mit meinen Mannschaftskolleginnen und dem Team um Trainer Colin Bell anzugehen", sagt die gebürtige Westfälin: "Ich habe mich natürlich nicht nur wegen des momentanen Erfolgs so entschieden. Sondern vor allem aufgrund der Art und Weise, wie unsere Mannschaft in den vergangenen Wochen und Monaten zusammengewachsen ist."

Garefrekes ist also noch nicht satt. Sie hat noch große Ziele – sie will die Deutsche Meisterschaft gewinnen, den DFB-Pokal. Ihr Ehrgeiz ist ungebrochen, obwohl sie bereits so viel erreicht hat. Sie war mit der DFB-Auswahl Weltmeisterin 2003 und 2007 und Europameisterin 2005 und 2009. Mit Frankfurt ist sie dreimal Deutsche Meisterin geworden, dazu war sie dreimal im DFB-Pokal erfolgreich. Sie hat den UEFA Women's Cup zweimal gewonnen. Sie war mit 26 Treffern 2004 Torschützenkönigin der Bundesliga. Man könnte die Aufzählung ihrer Erfolge noch ausweiten, aber es würde den Rahmen sprengen. Und Garefrekes ist sowieso niemand, der noch lange zurückschaut. Der Blick nach vorne ist viel wichtiger. Die Vergangenheit ist schön, die Zukunft ist spannender.

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"Für mich ist jedes Endspiel wichtig"

Der nächste große Höhepunkt steht am Samstag unmittelbar bevor. Es geht um eine der bedeutendsten Trophäen im deutschen Frauenfußball. "Für mich ist jedes Endspiel ganz wichtig", sagt Garefrekes. Sie hat inzwischen über 300 Begegnungen in der Bundesliga absolviert: "Es ist egal, wie oft man das erlebt hat. Der Stellenwert eines DFB-Pokalfinals ist immer sehr, sehr hoch. Als Leistungssportler denkt man nicht in der Vergangenheit und rühmt sich damit, was man erreicht hat. Im Gegenteil, man will immer mehr."

Aber Garefrekes weiß natürlich auch, dass ein Erfolg gegen die SGS kein Selbstläufer wird. "Wir haben in dieser Saison schon zweimal gegen Essen gespielt. Beide Partien waren sehr eng und ausgeglichen. Das zeigt, dass wir ein spannendes und hochklassiges Duell erwarten können. Wer das Spiel gewinnen will, muss eine Topleistung abrufen. Wir müssen physisch und psychisch absolut auf der Höhe sein. Das ist entscheidend, um Erfolg zu haben" - aus ihrem Mund sollte das eine Warnung für alle sein. Garefrekes weiß, wovon sie redet.