SGS-Coach Högner: "Ich erwarte, ins Halbfinale einzuziehen"

Man kann die Statistik nicht beschönigen: Die SGS Essen stand noch nie im Endspiel des DFB-Pokals. In diesem Jahr stehen die Chancen gut, diesen Weg erstmals zu gehen. Heute (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) geht es im Viertelfinale auf eigenem Platz gegen den Zweitligisten 1. FC Köln. "Auch wenn der Gegner gefährlich ist, sind wir klarer Favorit", sagt Essens Trainer Markus Högner zu DFB.de. "Deshalb erwarte ich auch, dass wir ins Halbfinale einziehen."

Und von dort ist es dann nur noch ein Schritt zum großen Endspiel in Köln am 17. Mai 2014. "Das ist unser Traum in dieser Saison", sagt Högner. "Das wollen wir erreichen. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde." Die Essenerinnen haben es sich hart erarbeitet, dazu überhaupt noch die Chance zu besitzen.

Sieg gegen Titelkandidat Potsdam in Runde zwei

In der ersten Runde hatten sie noch ein Freilos. Aber dann wurde es kompliziert. Es folgte das beinahe sensationelle 3:2 gegen den 1. FFC Turbine Potsdam. Nach 75 Minuten lag Essen beinahe aussichtslos 0:2 zurück. In einer dramatischen Schlussphase allerdings gab es doch noch die Sensation, im Achtelfinale dann ein letztlich souveränes 4:2 gegen den 1. FC Saarbrücken.

Und nun also der 1. FC Köln - also wieder gegen einen Zweitligisten im eigenen Stadion. Lospech sieht anders aus. Högner warnt dennoch vor der nächsten Aufgabe: "Meiner Meinung nach könnte Köln mit diesem Kader auch in der Bundesliga eine ordentliche Rolle spielen. Wenn wir die unterschätzen, bekommen wir Probleme."

Aber das wird kaum passieren. Schließlich hat der FC um Ex-Nationalspielerin Inka Grings mit der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München bereits zwei Bundesligisten aus dem Wettbewerb befördert. Das sollte Warnung genug sein.

"Ich traue uns auch in Potsdam eine Überraschung zu"

Es ist allerdings auch nicht so, dass sie in Essen vor dem Zweiten der Süd-Staffel vor Angst erstarren würden. Högner hat seine Mannschaft seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Jahren konsequent entwickelt. Mit geringen Mitteln hat der Coach viel erreicht. Nicht ohne Grund haben die Verantwortlichen die Ziele konsequent nach oben gesetzt. Über allem steht immer der Klassenverbleib. Daran gibt es nach der starken Hinrunde jedoch kaum mehr einen Zweifel. Deshalb wird nun für diese Saison der fünfte Rang anvisiert. Derzeit belegen die Essenerinnen den sechsten Platz.

Allerdings haben sie noch alle Möglichkeiten, zu Weihnachten das Zwischenziel zu erreichen. Am 21. Dezember steht das Nachholspiel bei Turbine Potsdam auf dem Programm. Mit einem Sieg würden die SGS am FF USV Jena vorbeiziehen und auf Rang fünf springen. Ausgeschlossen ist das nicht. "Ich traue uns auch in Potsdam eine Überraschung zu", sagt Högner.

Solche Aussagen wären vor einiger Zeit wohl noch undenkbar gewesen. Sie zeigen aber vor allem eines: In Essen fühlt man sich nicht mehr als krasser Außenseiter. Mit jedem Schritt nach oben in der Tabelle ist auch das Selbstvertrauen gewachsen.

Linda Dallmann überragt

Högner hat daran entscheidenden Anteil. Begegnungen gegen Essen sind selbst für die Topklubs der Liga immer eine knifflige Angelegenheit. Die SGS steht gut in der Defensive und ist über die derzeit überragende Linda Dallmann auch in der Offensive immer gefährlich. Das beste Beispiel dafür war das 1:1 am zweiten Spieltag gegen den 1. FFC Frankfurt.

Auch die Partie gegen den VfL Wolfsburg bestätigte diesen Trend - trotz des 0:2. "Das war etwas unglücklich", sagt Högner rückblickend. "Wir hätten da auch gut mindestens einen Punkt mitnehmen können." Ausrutscher wie etwa das 3:3 am ersten Spieltag gegen Aufsteiger BV Cloppenburg kommen kaum noch vor.

Talentförderung bei der SGS: Philosophie im Verein, Realität auf dem Platz

Das ist durchaus erstaunlich. Denn der 46 Jahre alte Trainer setzt konsequent auf den eigenen Nachwuchs. Da sind Leistungsschwankungen eigentlich normal. Aber in Essen gibt es inzwischen ein so starkes Gerüst, da ist es kein Problem, dass jede Woche bis zu fünf Spielerinnen auf dem Platz stehen, die noch nicht mal 18 Jahre alt sind.

"Wir haben keine andere Möglichkeit, als auf den eigenen Nachwuchs zu setzen", betont Högner. "Wir haben einfach nicht die finanziellen Mittel, um teure Zugänge zu verpflichtet. Aber das ist auch völlig in Ordnung. Schließlich ist das die Philosophie des Vereins. Und die unterstütze ich voll. Denn ich fühle mich hier absolut wohl."

Als Spieler in Aachen und Costa Rica

Högner ist sozusagen die perfekte Person für diese Idee. Als Spieler stand er vor allem bei Alemannia Aachen unter Vertrag. Auch im Ausland war er aktiv, bei LD Alajuelense in Costa Rica. "Das war eine großartige Erfahrung", so Högner. "Ich hatte schon immer einen Faible für Süd- und Mittelamerika. Ich bin froh, dass ich damals die Chance dazu bekommen haben, dort zu spielen."

Als Trainer ist Högner dann nach Deutschland zurückgekehrt. Er hat schnell den Weg in den Nachwuchsbereich eingeschlagen. Zunächst war er für verschiedene Juniorenteams der Alemannia verantwortlich. Danach betreute er die zweite Mannschaft des FC Schalke 04. Gleichzeitig war er lange Spielertrainer der deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft. Und am 25. Mai 2010 folgte der Einstieg in den Frauenbereich. Seitdem hat er sich in Essen zu einer Konstanten entwickelt.

"Der Frauenfußball ist noch längst nicht am Ende der Entwicklung"

Er hat diesen Schritt nie bereut. Im Gegenteil, mittlerweile kann Högner sich kaum noch eine Rückkehr in den Männerfußball vorstellen. Zu groß sind die Möglichkeiten bei den Frauen: "Hier kann man wirklich noch etwas entwickeln. Ich bin immer wieder begeistert, wie lern- und wissbegierig die Mädels auf dem Platz sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Frauenfußball noch längst nicht am Ende der Entwicklung angekommen sind. Hier kann man wirklich noch etwas bewegen."

In Essen sind sie auch dank ihres Trainers längst auf dem richtigen Weg. Am Sonntag gegen Köln wollen sie den nächsten Schritt machen. Über Köln nach Köln, das ist der Plan.

[sw]

Man kann die Statistik nicht beschönigen: Die SGS Essen stand noch nie im Endspiel des DFB-Pokals. In diesem Jahr stehen die Chancen gut, diesen Weg erstmals zu gehen. Heute (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) geht es im Viertelfinale auf eigenem Platz gegen den Zweitligisten 1. FC Köln. "Auch wenn der Gegner gefährlich ist, sind wir klarer Favorit", sagt Essens Trainer Markus Högner zu DFB.de. "Deshalb erwarte ich auch, dass wir ins Halbfinale einziehen."

Und von dort ist es dann nur noch ein Schritt zum großen Endspiel in Köln am 17. Mai 2014. "Das ist unser Traum in dieser Saison", sagt Högner. "Das wollen wir erreichen. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde." Die Essenerinnen haben es sich hart erarbeitet, dazu überhaupt noch die Chance zu besitzen.

Sieg gegen Titelkandidat Potsdam in Runde zwei

In der ersten Runde hatten sie noch ein Freilos. Aber dann wurde es kompliziert. Es folgte das beinahe sensationelle 3:2 gegen den 1. FFC Turbine Potsdam. Nach 75 Minuten lag Essen beinahe aussichtslos 0:2 zurück. In einer dramatischen Schlussphase allerdings gab es doch noch die Sensation, im Achtelfinale dann ein letztlich souveränes 4:2 gegen den 1. FC Saarbrücken.

Und nun also der 1. FC Köln - also wieder gegen einen Zweitligisten im eigenen Stadion. Lospech sieht anders aus. Högner warnt dennoch vor der nächsten Aufgabe: "Meiner Meinung nach könnte Köln mit diesem Kader auch in der Bundesliga eine ordentliche Rolle spielen. Wenn wir die unterschätzen, bekommen wir Probleme."

Aber das wird kaum passieren. Schließlich hat der FC um Ex-Nationalspielerin Inka Grings mit der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München bereits zwei Bundesligisten aus dem Wettbewerb befördert. Das sollte Warnung genug sein.

"Ich traue uns auch in Potsdam eine Überraschung zu"

Es ist allerdings auch nicht so, dass sie in Essen vor dem Zweiten der Süd-Staffel vor Angst erstarren würden. Högner hat seine Mannschaft seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Jahren konsequent entwickelt. Mit geringen Mitteln hat der Coach viel erreicht. Nicht ohne Grund haben die Verantwortlichen die Ziele konsequent nach oben gesetzt. Über allem steht immer der Klassenverbleib. Daran gibt es nach der starken Hinrunde jedoch kaum mehr einen Zweifel. Deshalb wird nun für diese Saison der fünfte Rang anvisiert. Derzeit belegen die Essenerinnen den sechsten Platz.

Allerdings haben sie noch alle Möglichkeiten, zu Weihnachten das Zwischenziel zu erreichen. Am 21. Dezember steht das Nachholspiel bei Turbine Potsdam auf dem Programm. Mit einem Sieg würden die SGS am FF USV Jena vorbeiziehen und auf Rang fünf springen. Ausgeschlossen ist das nicht. "Ich traue uns auch in Potsdam eine Überraschung zu", sagt Högner.

Solche Aussagen wären vor einiger Zeit wohl noch undenkbar gewesen. Sie zeigen aber vor allem eines: In Essen fühlt man sich nicht mehr als krasser Außenseiter. Mit jedem Schritt nach oben in der Tabelle ist auch das Selbstvertrauen gewachsen.

Linda Dallmann überragt

Högner hat daran entscheidenden Anteil. Begegnungen gegen Essen sind selbst für die Topklubs der Liga immer eine knifflige Angelegenheit. Die SGS steht gut in der Defensive und ist über die derzeit überragende Linda Dallmann auch in der Offensive immer gefährlich. Das beste Beispiel dafür war das 1:1 am zweiten Spieltag gegen den 1. FFC Frankfurt.

Auch die Partie gegen den VfL Wolfsburg bestätigte diesen Trend - trotz des 0:2. "Das war etwas unglücklich", sagt Högner rückblickend. "Wir hätten da auch gut mindestens einen Punkt mitnehmen können." Ausrutscher wie etwa das 3:3 am ersten Spieltag gegen Aufsteiger BV Cloppenburg kommen kaum noch vor.

Talentförderung bei der SGS: Philosophie im Verein, Realität auf dem Platz

Das ist durchaus erstaunlich. Denn der 46 Jahre alte Trainer setzt konsequent auf den eigenen Nachwuchs. Da sind Leistungsschwankungen eigentlich normal. Aber in Essen gibt es inzwischen ein so starkes Gerüst, da ist es kein Problem, dass jede Woche bis zu fünf Spielerinnen auf dem Platz stehen, die noch nicht mal 18 Jahre alt sind.

"Wir haben keine andere Möglichkeit, als auf den eigenen Nachwuchs zu setzen", betont Högner. "Wir haben einfach nicht die finanziellen Mittel, um teure Zugänge zu verpflichtet. Aber das ist auch völlig in Ordnung. Schließlich ist das die Philosophie des Vereins. Und die unterstütze ich voll. Denn ich fühle mich hier absolut wohl."

Als Spieler in Aachen und Costa Rica

Högner ist sozusagen die perfekte Person für diese Idee. Als Spieler stand er vor allem bei Alemannia Aachen unter Vertrag. Auch im Ausland war er aktiv, bei LD Alajuelense in Costa Rica. "Das war eine großartige Erfahrung", so Högner. "Ich hatte schon immer einen Faible für Süd- und Mittelamerika. Ich bin froh, dass ich damals die Chance dazu bekommen haben, dort zu spielen."

Als Trainer ist Högner dann nach Deutschland zurückgekehrt. Er hat schnell den Weg in den Nachwuchsbereich eingeschlagen. Zunächst war er für verschiedene Juniorenteams der Alemannia verantwortlich. Danach betreute er die zweite Mannschaft des FC Schalke 04. Gleichzeitig war er lange Spielertrainer der deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft. Und am 25. Mai 2010 folgte der Einstieg in den Frauenbereich. Seitdem hat er sich in Essen zu einer Konstanten entwickelt.

"Der Frauenfußball ist noch längst nicht am Ende der Entwicklung"

Er hat diesen Schritt nie bereut. Im Gegenteil, mittlerweile kann Högner sich kaum noch eine Rückkehr in den Männerfußball vorstellen. Zu groß sind die Möglichkeiten bei den Frauen: "Hier kann man wirklich noch etwas entwickeln. Ich bin immer wieder begeistert, wie lern- und wissbegierig die Mädels auf dem Platz sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Frauenfußball noch längst nicht am Ende der Entwicklung angekommen sind. Hier kann man wirklich noch etwas bewegen."

In Essen sind sie auch dank ihres Trainers längst auf dem richtigen Weg. Am Sonntag gegen Köln wollen sie den nächsten Schritt machen. Über Köln nach Köln, das ist der Plan.