Jessy Wellmer: "Es geht um die künftige deutsche Trainerelite"

Knapp ein Jahr lang hat die Journalistin Jessy Wellmer im Auftrag der ARD-Sportschau den aktuellen Fußball-Lehrer-Lehrgang der DFB-Akademie verfolgt und dabei besonders die beiden ehemaligen Profis Dino Toppmöller sowie Imke Wübbenhorst auf ihrem Weg zur Fußball-Lehrer-Lizenz begleitet. Im DFB.de-Interview spricht die 40 Jahre alte TV-Moderatorin über den entstandenen Dokumentarfilm "Wo sind die neuen Klopps? Deutschlands Trainerausbildung auf dem Prüfstand", Einblicke in das DFB-Ausbildungsprogramm und ihre eigene Kurzerfahrung als Trainerin.

DFB.de: Frau Wellmer, in der Filmdoku "Wo sind die neuen Klopps? Deutschlands Trainerausbildung auf dem Prüfstand" haben Sie unter anderem die angehende Fußball-Lehrerin Imke Wübbenhorst über einen längeren Zeitraum begleitet. Zwei Tage vor Ausstrahlung der Doku ist sie Trainerin beim Regionalligisten Sportfreunde Lotte geworden - als zweite Frau im deutschen Fußball überhaupt. Welchen Eindruck haben Sie von ihr?

Jessy Wellmer: Imke ist einfach ein Glücksfall, und zwar in vielfacher Hinsicht. Für den Fußball, weil sie mit einem Riesentank voller Kompetenz, Energie und Leidenschaft ihren Trainerjob machen wird. Für Frauen in Führungspositionen, weil sie trotz Widerständen ihren Plan durchzieht. Für den Ausbildungsjahrgang ebenso, weil es mit ihr - ich wette, das würden die anderen "Mitschüler" auch so sehen - einfach unterhaltsamer war. Ich bin ihr dankbar, dass sie sich uns und den Zuschauern so offen und ehrlich gezeigt hat - mit all den Zweifeln und Hoffnungen, die sie begleitet haben. Meine Gespräche mit Imke waren mehr als nur schlichtes Abarbeiten von Fragen. Wenn ich sie besucht habe, ging es nicht nur darum, dass endlich alles im Kasten ist. Es war, trotz der grundlegenden journalistischen Fragen, die ich bearbeiten wollte, schon viel Empathie mit im Spiel. Ich schätze, das ist beim Anschauen des Films auch zu sehen und zu spüren.

DFB.de: Welche besonderen Erinnerungen sind Ihnen darüber hinaus von Dreharbeiten und Gesprächen mit den Trainern hängengeblieben?

Wellmer: Ein bisschen lustig fand ich, dass viele der Lehrgangsteilnehmer, die demnächst vielleicht zu den bestbezahlten Arbeitskräften des Landes gehören, in doch sehr schlichten, jugendherbergsartigen Zimmern untergebracht sind. Überhaupt verbreitet da vieles den Sportschulcharme der 80er-Jahre - besonders glamourös ist es während der Ausbildung zum Fußball-Lehrer nicht…

DFB.de: Die Doku hat sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Fußball-Lehrer-Lehrgang auseinandergesetzt. Was hat Sie an der Ausbildung positiv überrascht, was sehen Sie allerdings auch kritisch? 

Wellmer: Ich habe schon gemerkt, wie groß der Ehrgeiz der Ausbilder ist, besser zu werden, die Ausbildung zu optimieren, genauer auf die persönlichen Bedürfnisse der Lehrgangsteilnehmer einzugehen. Der Ehrgeiz ist ja auch angebracht, schließlich geht's um die künftige deutsche Trainerelite, und schließlich sind wir im fußballverrückten Deutschland. Die Erwartungen der Fans, der Medien, der anderen europäischen Fußballnationen sind enorm groß. Die wollen erfüllt werden. Die Herausforderung besteht wohl darin, nie auch nur ein bisschen locker zu lassen und sich auf vergangenen Erfolgen auszuruhen, sondern immer zu schauen: Was geht noch? Wie macht es die internationale Konkurrenz? Warum sind die in mancher Hinsicht schneller? Welche Konsequenzen hat das? Was sagt die Qualität unserer Lehrgänge über das Niveau des deutschen Fußballs insgesamt aus? All das hört mit der Reform der Fußball-Lehrer-Ausbildung ja nicht auf. Das geht immer weiter.

DFB.de: Sie selbst hatten in der Filmdokumentation eine sehr aktive Rolle und haben an einem Drehtag auch selbst eine Nachwuchsmannschaft gecoacht. Wie war das für Sie?

Wellmer: Na ja, meine Aufgabe war ja nicht so wahnsinnig komplex. Sowohl die Jungs vom Bonner SC als auch die Ausbilder haben sich enorm viel Mühe mit mir gegeben. Aber es war trotzdem spannend. Ich sag' mal in Anlehnung an Pep Guardiola: Ich wollte jeden Spieler an dem Tag besser machen - habe es aber leider nicht geschafft…

DFB.de: Die Doku ist inzwischen seit knapp einer Woche zu sehen, unter anderem in der ARD-Mediathek und bei DFB-TV. Wie fiel die Resonanz aus?

Wellmer: Das Feedback war sehr vielfältig. Viele fanden es einfach total spannend zu sehen, wie Trainerinnen und Trainer tatsächlich die Schulbank drücken, und was es da alles doch noch zu lernen gibt. Zwei von ihnen, Imke Wübbenhorst und Dino Toppmöller, dabei so nah kommen zu können, war schon besonders. Wenn die beiden in Zukunft immer wieder als Coach an den Seitenlinien der Fußballwelt auftauchen, wird mancher schon sagen: Ha, die habe ich doch schon in dem ARD-Film gesehen, und jetzt sind sie ganz groß rausgekommen.

[dfb/rz]

Knapp ein Jahr lang hat die Journalistin Jessy Wellmer im Auftrag der ARD-Sportschau den aktuellen Fußball-Lehrer-Lehrgang der DFB-Akademie verfolgt und dabei besonders die beiden ehemaligen Profis Dino Toppmöller sowie Imke Wübbenhorst auf ihrem Weg zur Fußball-Lehrer-Lizenz begleitet. Im DFB.de-Interview spricht die 40 Jahre alte TV-Moderatorin über den entstandenen Dokumentarfilm "Wo sind die neuen Klopps? Deutschlands Trainerausbildung auf dem Prüfstand", Einblicke in das DFB-Ausbildungsprogramm und ihre eigene Kurzerfahrung als Trainerin.

DFB.de: Frau Wellmer, in der Filmdoku "Wo sind die neuen Klopps? Deutschlands Trainerausbildung auf dem Prüfstand" haben Sie unter anderem die angehende Fußball-Lehrerin Imke Wübbenhorst über einen längeren Zeitraum begleitet. Zwei Tage vor Ausstrahlung der Doku ist sie Trainerin beim Regionalligisten Sportfreunde Lotte geworden - als zweite Frau im deutschen Fußball überhaupt. Welchen Eindruck haben Sie von ihr?

Jessy Wellmer: Imke ist einfach ein Glücksfall, und zwar in vielfacher Hinsicht. Für den Fußball, weil sie mit einem Riesentank voller Kompetenz, Energie und Leidenschaft ihren Trainerjob machen wird. Für Frauen in Führungspositionen, weil sie trotz Widerständen ihren Plan durchzieht. Für den Ausbildungsjahrgang ebenso, weil es mit ihr - ich wette, das würden die anderen "Mitschüler" auch so sehen - einfach unterhaltsamer war. Ich bin ihr dankbar, dass sie sich uns und den Zuschauern so offen und ehrlich gezeigt hat - mit all den Zweifeln und Hoffnungen, die sie begleitet haben. Meine Gespräche mit Imke waren mehr als nur schlichtes Abarbeiten von Fragen. Wenn ich sie besucht habe, ging es nicht nur darum, dass endlich alles im Kasten ist. Es war, trotz der grundlegenden journalistischen Fragen, die ich bearbeiten wollte, schon viel Empathie mit im Spiel. Ich schätze, das ist beim Anschauen des Films auch zu sehen und zu spüren.

DFB.de: Welche besonderen Erinnerungen sind Ihnen darüber hinaus von Dreharbeiten und Gesprächen mit den Trainern hängengeblieben?

Wellmer: Ein bisschen lustig fand ich, dass viele der Lehrgangsteilnehmer, die demnächst vielleicht zu den bestbezahlten Arbeitskräften des Landes gehören, in doch sehr schlichten, jugendherbergsartigen Zimmern untergebracht sind. Überhaupt verbreitet da vieles den Sportschulcharme der 80er-Jahre - besonders glamourös ist es während der Ausbildung zum Fußball-Lehrer nicht…

DFB.de: Die Doku hat sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Fußball-Lehrer-Lehrgang auseinandergesetzt. Was hat Sie an der Ausbildung positiv überrascht, was sehen Sie allerdings auch kritisch? 

Wellmer: Ich habe schon gemerkt, wie groß der Ehrgeiz der Ausbilder ist, besser zu werden, die Ausbildung zu optimieren, genauer auf die persönlichen Bedürfnisse der Lehrgangsteilnehmer einzugehen. Der Ehrgeiz ist ja auch angebracht, schließlich geht's um die künftige deutsche Trainerelite, und schließlich sind wir im fußballverrückten Deutschland. Die Erwartungen der Fans, der Medien, der anderen europäischen Fußballnationen sind enorm groß. Die wollen erfüllt werden. Die Herausforderung besteht wohl darin, nie auch nur ein bisschen locker zu lassen und sich auf vergangenen Erfolgen auszuruhen, sondern immer zu schauen: Was geht noch? Wie macht es die internationale Konkurrenz? Warum sind die in mancher Hinsicht schneller? Welche Konsequenzen hat das? Was sagt die Qualität unserer Lehrgänge über das Niveau des deutschen Fußballs insgesamt aus? All das hört mit der Reform der Fußball-Lehrer-Ausbildung ja nicht auf. Das geht immer weiter.

DFB.de: Sie selbst hatten in der Filmdokumentation eine sehr aktive Rolle und haben an einem Drehtag auch selbst eine Nachwuchsmannschaft gecoacht. Wie war das für Sie?

Wellmer: Na ja, meine Aufgabe war ja nicht so wahnsinnig komplex. Sowohl die Jungs vom Bonner SC als auch die Ausbilder haben sich enorm viel Mühe mit mir gegeben. Aber es war trotzdem spannend. Ich sag' mal in Anlehnung an Pep Guardiola: Ich wollte jeden Spieler an dem Tag besser machen - habe es aber leider nicht geschafft…

DFB.de: Die Doku ist inzwischen seit knapp einer Woche zu sehen, unter anderem in der ARD-Mediathek und bei DFB-TV. Wie fiel die Resonanz aus?

Wellmer: Das Feedback war sehr vielfältig. Viele fanden es einfach total spannend zu sehen, wie Trainerinnen und Trainer tatsächlich die Schulbank drücken, und was es da alles doch noch zu lernen gibt. Zwei von ihnen, Imke Wübbenhorst und Dino Toppmöller, dabei so nah kommen zu können, war schon besonders. Wenn die beiden in Zukunft immer wieder als Coach an den Seitenlinien der Fußballwelt auftauchen, wird mancher schon sagen: Ha, die habe ich doch schon in dem ARD-Film gesehen, und jetzt sind sie ganz groß rausgekommen.

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