Video-Assistenten-FAQ
Seit der Saison 2017/2018 wird der Video Assistant Referee (VAR) in der Bundesliga eingesetzt. Seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 kommt zudem bei den 306 Saisonspielen der 2. Bundesliga dieselbe Video-Assist-Technologie zum Einsatz wie in der Bundesliga. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Schiedsrichter-Technologien soll in der DFB Schiri GmbH nicht nur auf fachlicher Seite weiter vorangetrieben werden, auch auf technischer Seite wurde mit Beginn der Saison 2022/2023 ein nächster Entwicklungsschritt vollzogen: Bei allen Spielen der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie ab dem DFB-Pokalachtelfinale kommt die Video-Assist-Technologie des Unternehmens Sportec Solutions AG (STS) zum Einsatz.
FAQ
Diese Möglichkeit gibt es in vier Fällen:
- Torerzielung (Foul, Handspiel, Abseits und andere Regelwidrigkeiten bei oder im Vorfeld der Torerzielung durch die Mannschaft, die das Tor erzielt hat)
- Strafstoß (zu Unrecht gegeben oder nicht gegeben)
- Rote Karte (zu Unrecht gegeben oder nicht gegeben)
- Verwechslung eines Spielers (bei Roter, Gelb-Roter oder Gelber Karte)
Voraussetzung für ein Eingreifen des VAR ist jeweils, dass nach dessen Einschätzung eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters bzw. der Schiedsrichterin auf dem Feld vorliegt oder ein schwerwiegender Vorfall übersehen wurde. Ist eine solche falsche oder fehlende Wahrnehmung des/der Unparteiischen auf dem Feld nicht gegeben, dann darf der VAR nicht eingreifen.
Als VAR werden aktive und ehemalige Unparteiische der Bundesliga und der 2. Bundesliga eingesetzt. Als deren Assistent*innen (AVAR) fungieren aktive und ehemalige Schiedsrichter-Assistenten aus der Bundesliga sowie aktive und ehemalige Unparteiische der 2. Bundesliga und der 3. Liga.
Die Video-Assistent*innen arbeiten zentral in Köln im Video-Assist-Center (VAC). Hier können bis zu zehn Spiele parallel von je einem VAR-Team verfolgt werden. Auch die meisten anderen internationalen Ligen bevorzugen diese zentrale Variante. Zu den Vorteilen der zentralen Lösung zählt beispielsweise die größere technische Sicherheit.
Jede Entscheidung liegt letztlich unverändert bei den Schiedsrichter*innen auf dem Feld. Der VAR ist also kein „Oberschiedsrichter“. Die Video-Assistent*innen erweitern vielmehr das Team des Schiedsrichters bzw. der Schiedsrichterin – zusätzlich zu den beiden Assistent*innen an den Seitenlinien und dem bzw. der Vierten Offiziellen. Jeder VAR wiederum wird im Video-Assist-Center durch jeweils einen Assistenten bzw. eine Assistentin (AVAR, siehe oben) und bis zu zwei Operator*innen an der Arbeitsstation unterstützt. Diesen Video-Techniker*innen (Operator*innen) des Unternehmens Sportec Solutions AG fällt die wichtige Aufgabe zu, möglichst schnell die besten Perspektiven aus dem Angebot an Kamerabildern herauszufiltern, um diese dem VAR vorzulegen und dadurch eine optimale Bewertung zu ermöglichen.
Alle Kamera-Perspektiven, die für die Übertragung der Spiele von der Sportcast GmbH angeboten werden, können auch vom VAR genutzt werden. Die Sportcast GmbH ist eine Tochtergesellschaft der DFL und produziert das weltweite Fernsehbild von allen Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga. In der Regel stehen den Video-Assistent*innen bei Bundesliga-Spielen Aufnahmen von 19 bis 21 Kameras zur Verfügung. In der Bundesliga kommen zusätzlich zum bestehenden Kamera-Set-up der Sportcast GmbH seit der Saison 2022/23 sieben weitere Kameras der Torlinientechnologie pro Torseite zum Einsatz. In der 2. Bundesliga kann der VAR auf sieben bis elf Kameras zurückgreifen. Das sind zwar weniger Kameras als in der Bundesliga, aber es stellt trotzdem einen hohen Standard dar. So haben einige europäische Topligen weniger Kameras zur Verfügung, auch die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) schreiben mit mindestens vier Kameras deutlich weniger vor, als in der 2. Bundesliga genutzt werden können.
Über Funkkontakt. Die Unparteiischen auf dem Feld nutzen dabei das Headset („BOLERO S“ von Riedel Communications), mit dem sie auch mit den beiden Assistent*innen an den Seitenlinien und dem bzw. der Vierten Offiziellen in Verbindung stehen. Auch die Video-Assistent*innen verwenden die Headsets und können mit dem Schiri-Team auf dem Feld über einen Push-to-talk-Button, also auf Knopfdruck, in Kontakt treten. Die Video-Assistent*innen hören während der gesamten Spielzeit die Kommunikation im Schiri-Team mit, das Schiri-Team dagegen hört den VAR nur, wenn dieser sich zuschaltet.
Die Überprüfung einer Entscheidung kann sowohl der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin auf dem Feld als auch der VAR einleiten. Torerzielungen, Strafstoß-Entscheidungen und Rote Karten als spielrelevante Situationen werden dabei vom VAR immer automatisch überprüft („Check“), ohne dass es einer expliziten Aufforderung dazu durch den Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin bedarf. Vom Check zu unterscheiden ist das On-Field-Review (OFR), bei dem der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin eine Entscheidung selbst noch einmal auf dem Monitor am Spielfeldrand (Review Area) begutachtet. Ein solches On-Field-Review wird zumeist auf Empfehlung des VAR von den Unparteiischen vorgenommen, der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin kann es aber auch von sich aus initiieren.
Bei sogenannten faktischen Entscheidungen ist grundsätzlich kein On-Field-Review durch den Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin vorgesehen. Faktische Entscheidungen sind jene (messbaren) „Schwarz-weiß-Fälle“, bei denen es keinen Interpretationsspielraum gibt. Das betrifft z. B. Abseitsstellungen und die Frage, ob ein strafbarer Körperkontakt bzw. ein strafbares Handspiel innerhalb oder außerhalb des Strafraums stattgefunden hat. Auch die Frage, ob der Ball vor einer Torerzielung eine Begrenzungslinie des Spielfeldes überschritten hatte und damit aus dem Spiel war, gehört zu den faktischen Entscheidungen. In diesen Fällen genügt in aller Regel die Information durch den VAR, die der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin anschließend übernimmt.
Davon zu unterscheiden sind nicht faktische Entscheidungen, dazu zählt beispielsweise die Bewertung von Zweikämpfen und Handspielen oder auch die Frage nach einer persönlichen Strafe. Hier gibt es häufig einen Interpretationsspielraum bei der Regelauslegung. Das bedeutet: Wenn der VAR bei der Überprüfung einer Entscheidung zu dem Ergebnis kommt, dass der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin in solchen Fällen einen klaren und offensichtlichen Fehler begangen oder einen schwerwiegenden Vorfall übersehen hat, dann empfiehlt er ein On-Field-Review. Folgt der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin dieser Empfehlung, dann schaut er bzw. sie sich die betreffende Szene selbst am Monitor an und trifft anschließend die finale Entscheidung.Eine maximale Dauer ist nicht festgelegt, das Ziel ist jedoch immer eine möglichst schnelle Klärung. In der Bundesliga-Saison 2022/2023 dauerte eine Überprüfung im Schnitt rund 85 Sekunden. Diese Dauer ist im Vergleich zu anderen internationalen Ligen und Wettbewerben sehr gut. Höchste Priorität hat jedoch selbstverständlich eine korrekte Entscheidung.
Nein, das ist nicht möglich. Das IFAB hat dies schon zu Beginn der zweijährigen Testphase 2015 nicht zugelassen. Grund dafür ist unter anderem ein zu erwartender immenser Zeitverlust, wenn es beispielsweise zwei oder vier Möglichkeiten einer „Challenge“ je Team pro Begegnung gibt. Ein Eingriff durch den VAR dagegen, der zu einem faktischen Review oder einem On-Field-Review führt, findet derzeit im Schnitt nur in jedem dritten Spiel statt.
Aus dem Video-Assist-Center in Köln werden in der Bundesliga und der 2. Bundesliga dem jeweiligen gastgebenden Klub Textbausteine zur Verfügung gestellt, wenn ein längerer Check oder ein On-Field-Review stattfindet. Diese Bausteine werden von der Stadionregie des jeweiligen Vereins auf der Videowand eingeblendet – als Erläuterung für die Zuschauer*innen, welche Gründe es für die Überprüfung gab und welche finale Entscheidung der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin getroffen hat. Es sind Varianten für mehr als 100 verschiedene Spielsituationen vorbereitet.
Erfolgt die Änderung einer Entscheidung oder möchte sich der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin eine Szene auf dem Video-Monitor am Spielfeldrand in der Review Area ansehen, so zeichnet der bzw. die Unparteiische mit beiden Händen symbolisch den Umriss eines Monitors in die Luft. Die Fernsehzuschauer*innen bekommen während eines On-Field-Reviews genau jene Bilder zu sehen, die auch der Schiedsrichter bzw. die Schiedsrichterin in diesem Moment auf dem Monitor am Spielfeldrand sieht. Auf diese Weise kann der gesamte Entscheidungsprozess besser nachvollzogen werden.In der Bundesliga kommt die Video-Assist-Technologie des Unternehmens Sportec Solutions AG zum Einsatz. Dessen Abseitslinie ist durch die FIFA zertifiziert und steht dem VAR zur Entscheidungsfindung zur Verfügung. Befindet sich das für die Bewertung einer möglichen Abseitssituation maßgebliche Körperteil eines Spielers nicht am Boden, sondern in der Luft, dann gibt es zudem die Möglichkeit einer 3D-Ergänzung zur Abseitslinie, bei der ein virtuelles Lot genutzt werden kann. Das Ergebnis einer Abseitsüberprüfung durch den VAR kann als Standbild mit Abseitslinie im TV-Basissignal gezeigt werden. Dieses Standbild wird vom Video-Assist-Center zur Verfügung gestellt.