Kopfballspiel: Alle Infos auf einen Blick
FAQ: Kinder- und Jugendfußball
Kopfball-Einheiten sollten langsam aufbauen und bei ungünstigen äußeren Rahmenbedingungen (z. B. bei nasskaltem Wetter) vom Trainingsplan gestrichen werden. Beim Kopfballtraining der jüngeren Jahrgänge sollte der Ball mit der Hand angeworfen werden. Bei längeren Distanzen muss die Wiederholungszahl reduziert werden. Komplett vermieden werden soll ein Schwerpunkttraining mit vielen Wiederholungen. Der DFB und die 21 Landesverbände haben damit die grundsätzlichen Empfehlungen der UEFA aus dem Frühjahr 2021 umgesetzt und konkretisiert.
Für den Fußball der G-/F- und E-Junior*innen wird der Ultralight Größe 3-Ball mit einem Gewicht von 290 Gramm eingesetzt. Bei der E- und D-Jugend wird im Wettbewerb mit Lightbällen Größe 4 mit einem Gewicht von 350 Gramm gespielt, für das Kopfballtraining werden weiterhin Ultralight-Bälle verwendet. In der C-Jugend wird mit normalen Fußbällen gespielt, für das Kopfballtraining werden Lightbälle verwendet. Bei den A- und B-Junior*innen achten die Trainer*innen auf einen geringeren Balldruck beim Kopfballtraining.
Neben dem Aufbau des Kopfballtrainings selbst ist auch die Reduktion des "Impact", also die Verringerung der biomechanischen Wucht des Aufpralls bedeutsam. Anatomische Gegebenheiten wie etwa die Kopfform haben einen Einfluss. Was Trainer*innen aktiv leisten können, ist die regelmäßige Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur durch isometrische Übungen. Isometrisch heißt, dass man den Muskel unter Spannung bringt, ohne eine Bewegung auszuführen. Im Online-Angebot der DFB-Akademie sind Videos mit einem Übungsprogramm zur Stärkung der Nackenmuskulatur abrufbar.
Der deutsche Fußball setzt für den Kinder- und Jugendfußball nicht auf Verbote, sondern auf Empfehlungen für ein gezieltes Training, um den jungen Spieler*innen altersgerecht und risikoarm das Kopfballspiel beizubringen. Wer den Ball mit falscher Technik köpft, riskiert eine gesundheitliche Schädigung, wie Studien belegen. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sagt: "Ein Trainingsverbot ist der falsche Weg, denn im Wettbewerb oder auch beim Kick auf dem Bolzplatz wird dann doch geköpft. Der junge Fußballer oder die junge Fußballerin wendet möglicherweise eine falsche Technik an, die im worst case zu deutlich größeren Schädigungen führen kann."
Der DFB-Bundesjugendtag hat offiziell die Empfehlung des Jugendausschusses und Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball bestätigt, die neuen Spielformen im Kinderfußball ab 2024/2025 verbindlich in die DFB-Jugendordnung aufzunehmen. Damit ändern sich die Spielformen für die Altersklassen U 6 bis U 11.
Die neuen Spielformen werden aufgrund der deutlich reduzierten Spielerzahl sowie der Verwendung von Minitoren dazu führen, dass im Wettbewerb deutlich weniger geköpft wird. Dies wird nach aktuellen Zahlen mehr als 35.000 Mannschaften in mehr als 10.000 Vereinen betreffen. Rund eine halbe Millionen Kinder werden im Wettbewerb praktisch nicht mehr köpfen. Bei Zwei-gegen-zwei-Spielen auf einem 16 x 20 Meter kleinen Feld mit vier Minitoren etwa bei den G-Junioren gibt es spieltaktisch praktisch keine Gelegenheit mehr zum Kopfballspiel. Ab wann gelten die neuen Spielformen? Offiziell beschlossen wird die verbindliche Einführung der veränderten Spielformen beim DFB-Bundestag am 11. März 2022. Anschließend sollen die Spielformen etappenweise in die Fläche ausgerollt werden. Mit Beginn der Saison 2024/2025 gelten die neuen Regelungen dann verbindlich in ganz Deutschland.
"Die durchaus verbreitete Einstellung, wenn der Schädel brummt, könne man doch weiterspielen, ist einfach falsch. Schluss mit der Bagatellisierung", fordert DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, sagt: "Es geht um eine Bewusstseinsbildung in dem Sinne, dass alle Beteiligten Einwirkungen auf Kopf und Gehirn nicht mehr bagatellisieren."
Kopfverletzungen im Profifußball:
Kopfverletzungen: Vorbeugen statt verbieten
Interview mit Prof. Dr. Werner Krutsch, Mannschaftsarzt beim 1. FC Nürnberg und Mitglied der Medizinischen Kommission des DFB, zum möglichen Verbot vom Kopfballspiel und möglichen Folgen durch ein Schädel-Hirn-Trauma.
MehrTraining der Nackenmuskulatur
Dr. Carsten Müller von der Universität Münster spricht über die Auswirkungen des Kopfballspiels auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Zudem gibt es hier ein Übungsprogramm zur Mobilisation und Stärkung der Nackenmuskulatur.
MehrIn den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Studien das Risiko von Kopfverletzungen, insbesondere Gehirnerschütterungen, im Fußball stärker in den Blickpunkt gerückt. Jährlich werden in Deutschland zwischen 40.000 und 120.000 sportassoziierte Gehirnerschütterungen diagnostiziert, wobei die Dunkelziffer vermutlich noch höher liegt. Dabei entstehen rund 70 Prozent der Kopfverletzungen im Fußball durch Spieler*innenkontakte, gefolgt von Kollisionen mit dem Ball oder dem Spielfeld. Vor allem Kopfballduelle bergen ein hohes Verletzungsrisiko, da sie häufig zu Gehirnerschütterungen führen.
Aufgrund dieser Erkenntnisse hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bereits vor einigen Jahren Maßnahmen eingeleitet, um das Kopfballspiel sicherer zu gestalten. Dabei folgt der DFB den Empfehlungen der medizinischen Kommission unter Leitung von Prof. Dr. Tim Meyer sowie den UEFA-Richtlinien. Ziel ist es, Kopfballtraining und -spiel durch fünf zentrale Anpassungen risikoarm zu gestalten und die Belastung auf das Gehirn, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu minimieren.
Verbot nicht zielführend
Kopfbälle gehören zum Fußball dazu. Sie grundsätzlich zu verbieten, stellt daher keine Option dar. Das Ziel der Maßnahmen muss sein, die Zahl der Kopfbälle in Training und Spiel zu reduzieren. Dies gilt insbesondere für den Kinder- und Jugendbereich. Die Studien legen jedoch nahe, dass Kopfbälle in jedem Alter Auswirkungen auf das Gehirn haben können. Die Trainer*innen werden entsprechend angehalten, die Bedingungen für das Kopfballspiel altersgerecht zu gestalten. Hierfür kann sich an folgenden Aspekten orientiert werden:
Ballgröße:
Die Bälle sollen in Größe und Gewicht der jeweiligen Altersgruppe entsprechen. Konkret bedeutet das, dass im Kinderfußball (Bambini sowie F- und E-Junior*innen) der Ultralight-Ball in Größe 3 und einem Gewicht von 290 Gramm zum Einsatz kommt. Bei den E- und D-Junior*innen werden im Wettkampf Ultralight-Bälle der Größe 4 mit einem Gewicht von 350 Gramm verwendet. Zusätzlich dazu bieten sich Schaumstoffbälle oder Luftballons für das Kopfballtraining an.
Ab der C-Jugend kommen in Training und Spiel "normale" Fußbälle der Größe 5 zum Einsatz. Für das Kopfballtraining müssen trotzdem Lightbälle verwendet werden. Bei den A- und B-Junior*innen müssen die Trainer*innen die Belastung des Gehirns über einen geringeren Balldruck regulieren.
Balldruck:
Der Balldruck spielt eine entscheidende Rolle bei der Minimierung der Belastung für den Kopf und das Gehirn der Spieler*innen. Um das Risiko von Verletzungen zu senken, sollte stets der niedrigste zulässige Balldruck gemäß den Spielregeln verwendet werden. Dies reduziert die Krafteinwirkung auf den Kopf bei Kopfballaktionen und hilft, mögliche Gefahren für das Gehirn zu mindern. Im Training können zudem Alternativen wie Schaumstoffbälle oder Luftballons eingesetzt werden, um Kopfballtechniken mit minimaler Belastung zu üben und so die Sicherheit der Spieler*innen weiter zu erhöhen.
Weniger Kopfballsituationen:
Kopfballübungen sollten im Training so weit wie möglich vermieden werden. Angepasste Regeländerungen und Spielformen können dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, beispielsweise durch kleinere Spielfelder, weniger Spieler*innen pro Team oder niedrigere Tore. Für Trainer*innen haben wir hier Ideen für die Gestaltung des Kopfballtrainings im Kinder- und Jugendfußball:
Stärkung der Nackenmuskulatur:
Neben der Gestaltung des Kopfballtrainings ist auch die Verringerung der biomechanischen Aufprallwucht, der sogenannte "Impact", von großer Bedeutung. Anatomische Merkmale wie die Kopfform können dabei eine Rolle spielen. Trainer*innen können aktiv zur Prävention beitragen, indem sie regelmäßig Übungen zur Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur in das Training integrieren. Isometrische Übungen, bei denen die Muskulatur ohne sichtbare Bewegung unter Spannung steht, sind hier besonders effektiv. Auf der Webseite der DFB-Akademie stehen Videos mit einem Übungsprogramm zur gezielten Kräftigung der Nackenmuskulatur zur Verfügung: Online-Angebote der DFB-Akademie
Gehirnerschütterung erkennen:
Eine Gehirnerschütterung zu erkennen, ist im Fußball besonders wichtig, um Spieler*innen nach einem Kopfball oder Zusammenstoß bestmöglich zu schützen. Anzeichen einer Gehirnerschütterung können Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder eine verlangsamte Reaktion auf Anweisungen umfassen. Trainer*innen und Betreuer*innen sollten diese Symptome nach Kopfball- oder Sturzsituationen aufmerksam beobachten und, falls nötig, sofortige Maßnahmen ergreifen, etwa das Auswechseln der betroffenen Person, und eine ärztliche Untersuchung einleiten.