Nöttingen vor dem Bayern-Spiel: "Das Handy steht nicht mehr still"

Bayern ist 20-mal größer als Schalke"

Seit geraumer Zeit ist das Karlsruher Wildparkstadion ausverkauft. Wie schon im August 2013, als der FCN im DFB-Pokal den FC Schalke 04 empfing, trägt der Verein auch das Duell gegen den deutschen Rekordmeister im rund 20 Kilometer entfernten Karlsruhe aus. "Das macht vieles leichter", meint Steidl im Hinblick auf die organisatorische Herausforderung. Dennoch: "Das mediale Interesse am FC Bayern ist 20-mal größer." Von seiner Maxime, jede Mail und jeden Anruf noch am selben Tag zu beantworten, musste sich Steidl längst verabschieden.

Je näher das große Spiel gegen den FC Bayern rückt, desto größer der Aufwand. "Es wird jeden Tag schlimmer", berichtet der 44-Jährige. Fünf bis acht Medienanfragen seien es täglich. Koordiniert werden sie durch Steidl und ein dreiköpfiges Team. "Die Organisation hält uns mächtig auf Trab." Zeit mit der Mannschaft zu reden? Fehlanzeige.

Drama im Abstiegskampf

Und so kann der Manager nur vermuten, wie sehr die Spieler von all dem Hype abgelenkt werden: "Sie sind es natürlich nicht gewohnt, dass sie in jeder Trainingseinheit von Kameras begleitet werden." Über das Sportliche habe sich Steidl aber ohnehin noch keine Gedanken gemacht. Lapidar sagt er: "Es wird schwierig." Neuer, Müller und Götze gegen ein Team, das gerade erst in die Oberliga abgestiegen ist. "Viele Leute meinen, es wäre ein Erfolg, wenn wir nicht zweistellig verlieren", berichtet Steidl, der jedoch versichert: "Wir werden alles geben."

"Geschenk", nennt er das Pokalspiel am 9. August. Nach dem dramatischen Abstieg in der vergangenen Saison sei dieses Geschenk für den gesamten Verein sehr wichtig gewesen. Über den Abstieg des FCN entschied am 31. Mai nicht etwa der badische Klub selbst. Stattdessen hoffte man in den Relegationsspielen zur 3. Liga auf die Schützenhilfe der Offenbacher Kickers und des 1. FC Saarbrücken. Vergeblich. Beide Teams verpassten den Aufstieg und schickten den FC Nöttingen, Tabellen-15. der Regionalliga Südwest, somit in die Oberliga.

Sehnsucht nach Normalität

Zehn Tage später fand sich der FCN in einer anderen, einer deutlich angenehmeren Rolle wieder. Als Landespokalsieger in Baden drehte sich das Vereinswappen als eine von 64 Kugeln in der Lostrommel bei der Auslosung zur ersten Hauptrunde im DFB-Pokal. Der Jubel über das Traumlos FC Bayern kannte keine Grenzen: "Das beweist, dass es einen Fußballgott gibt", freut sich Steidl. Am Sonntag wird das größte Spiel der Vereinsgeschichte endlich angepfiffen.

Es fällt dem FCN-Manager schwer, seine Sehnsucht nach einer stressfreieren Zeit zu leugnen. Ob er froh sein werde, wenn nach dem Pokalspiel wieder Normalität in den Verein zurückkehren wird? "Genauso ist es", gibt Steidl unumwunden zu. Wie schnell beim Oberligaklub wieder Ruhe einkehren wird, hängt nicht zuletzt vom Ergebnis auf dem Platz ab. Und dort hat der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze.

[tn]


Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der FC Nöttingen aus der Oberliga Baden-Württemberg.

Pokalhit "Wie ein Feuer": Da tanzt sogar der Pfarrer

Der unglückliche Abstieg aus der Regionalliga Südwest ist halbwegs verarbeitet. Nun wartet auf den FC Nöttingen das größte Spiel der Vereinsgeschichte. Am Sonntag (ab 16 Uhr, live auf Sky) empfängt der badische Oberligist im Karlsruher Wildparkstadion den FC Bayern - eine organisatorische Mammutaufgabe.

"Ach du Scheiße", dachte sich Dirk Steidl. FC Bayern München. Einen stärkeren Gegner hätte Tennisspielerin Andrea Petkovic dem FC Nöttingen kaum zulosen können. Seit der Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde am 10. Juni herrscht im 2500-Seelen-Ort zwischen Karlsruhe und Pforzheim der Ausnahmezustand.

In einem Musikvideo, das der FCN eigens für das Pokal-Highlight produzierte, bricht sich die unglaubliche Vorfreude im gesamten Ort Bahn. Zum Hit "Wie ein Feuer" tanzen darin die Metzger, Bäcker und sogar der Pfarrer aus Nöttingen. "Der ganze Ort ist auf den Füßen", beschreibt Steidl. Und am Telefon, könnte man ergänzen. Denn seit dem Traumlos steht das Handy des hauptamtlichen Vorstands nicht mehr still. Fans, Mitglieder, Sponsoren - alle lechzen nach Tickets. "Wir haben versucht, so viele Menschen wie möglich glücklich zu machen", sagt Steidl.

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Bayern ist 20-mal größer als Schalke"

Seit geraumer Zeit ist das Karlsruher Wildparkstadion ausverkauft. Wie schon im August 2013, als der FCN im DFB-Pokal den FC Schalke 04 empfing, trägt der Verein auch das Duell gegen den deutschen Rekordmeister im rund 20 Kilometer entfernten Karlsruhe aus. "Das macht vieles leichter", meint Steidl im Hinblick auf die organisatorische Herausforderung. Dennoch: "Das mediale Interesse am FC Bayern ist 20-mal größer." Von seiner Maxime, jede Mail und jeden Anruf noch am selben Tag zu beantworten, musste sich Steidl längst verabschieden.

Je näher das große Spiel gegen den FC Bayern rückt, desto größer der Aufwand. "Es wird jeden Tag schlimmer", berichtet der 44-Jährige. Fünf bis acht Medienanfragen seien es täglich. Koordiniert werden sie durch Steidl und ein dreiköpfiges Team. "Die Organisation hält uns mächtig auf Trab." Zeit mit der Mannschaft zu reden? Fehlanzeige.

Drama im Abstiegskampf

Und so kann der Manager nur vermuten, wie sehr die Spieler von all dem Hype abgelenkt werden: "Sie sind es natürlich nicht gewohnt, dass sie in jeder Trainingseinheit von Kameras begleitet werden." Über das Sportliche habe sich Steidl aber ohnehin noch keine Gedanken gemacht. Lapidar sagt er: "Es wird schwierig." Neuer, Müller und Götze gegen ein Team, das gerade erst in die Oberliga abgestiegen ist. "Viele Leute meinen, es wäre ein Erfolg, wenn wir nicht zweistellig verlieren", berichtet Steidl, der jedoch versichert: "Wir werden alles geben."

"Geschenk", nennt er das Pokalspiel am 9. August. Nach dem dramatischen Abstieg in der vergangenen Saison sei dieses Geschenk für den gesamten Verein sehr wichtig gewesen. Über den Abstieg des FCN entschied am 31. Mai nicht etwa der badische Klub selbst. Stattdessen hoffte man in den Relegationsspielen zur 3. Liga auf die Schützenhilfe der Offenbacher Kickers und des 1. FC Saarbrücken. Vergeblich. Beide Teams verpassten den Aufstieg und schickten den FC Nöttingen, Tabellen-15. der Regionalliga Südwest, somit in die Oberliga.

Sehnsucht nach Normalität

Zehn Tage später fand sich der FCN in einer anderen, einer deutlich angenehmeren Rolle wieder. Als Landespokalsieger in Baden drehte sich das Vereinswappen als eine von 64 Kugeln in der Lostrommel bei der Auslosung zur ersten Hauptrunde im DFB-Pokal. Der Jubel über das Traumlos FC Bayern kannte keine Grenzen: "Das beweist, dass es einen Fußballgott gibt", freut sich Steidl. Am Sonntag wird das größte Spiel der Vereinsgeschichte endlich angepfiffen.

Es fällt dem FCN-Manager schwer, seine Sehnsucht nach einer stressfreieren Zeit zu leugnen. Ob er froh sein werde, wenn nach dem Pokalspiel wieder Normalität in den Verein zurückkehren wird? "Genauso ist es", gibt Steidl unumwunden zu. Wie schnell beim Oberligaklub wieder Ruhe einkehren wird, hängt nicht zuletzt vom Ergebnis auf dem Platz ab. Und dort hat der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze.