Aus Liebe zum Spiel: Paul Esser 22 Jahre im Ehrenamt

Aber wieso tut sich ein Familienvater das an? Dreimal, viermal, oft fünfmal, manchmal sogar sechsmal die Woche steht er abends auf dem Trainingsplatz. Oder er begleitet seinen Sohn zu den Spielen der B-Junioren. Bei Wind und Wetter. Im Winter und im Sommer. Wenn es angenehm ist und wenn es ungemütlich wird. Dazu sonntags, wenn die Begegnungen auf dem Programm stehen. Und das alles neben seinem Beruf als Verkaufsleiter für Verlegewerkstoffe.

Die Antwort ist wahrscheinlich ziemlich einfach. Ein Halbsatz reicht, um all das zu erklären: Weil er den Fußball liebt. "Ich bin mit Sicherheit verrückter als anderer", sagt Esser. "Um den Job hier zu machen, muss man verliebt sein in diese Gegend." In diesen Verein. In diese Aufgabe. In die Arbeit mit den jungen Leuten.

Familientag: Der Montag ist heilig

Nur eine Sache, die ist auch ganz klar. Bei aller Liebe zum Fußball. Der Montag ist ihm heilig. Da zählt nur die Familie. Da kann kommen, was will. Da spielt der Fußball nicht mal eine Nebenrolle. Da spielt der Fußball überhaupt keine Rolle. Er liest die Berichte über den Amateurfußball in seiner Lokalzeitung. Vielleicht schaut er abends mal die Begegnungen in der 2. Bundesliga des 1. FC Köln. Mehr aber auch nicht. An diesem Tag gehört seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau. Denn Esser weiß eines ganz genau: "Ich kann meinem großen Hobby nur so intensiv nachgehen, weil mich meine Frau dabei total unterstützt."

Wer es sich zur Aufgabe gemacht hat, die jungen Leute von der Straße zu holen und sie auch über den Fußball etwas zu sozialisieren, der muss manchmal zeitliche Opfer bringen. Denn eines ist in Erftstadt ganz klar: Wenn man schon kein Geld verdienen kann, muss wenigstens die Kameradschaft stimmen. Das weiß Esser ganz genau. Darauf achtet er sehr penibel. Am liebsten arbeitet er mit Spielern, die aus Erftstadt kommen, 15 davon stehen im aktuellen Kader.

"Es muss menschlich passen"

Immer im Sommer findet ein ganz spezielles Programm statt, um diese Tradition fortzusetzen. Esser organisiert mehrere Trainingseinheiten, in denen sich mögliche Zugänge vorstellen können. Jeder Interessierte kann vorbeikommen, zunächst gibt es keine Absagen. Aber das Auswahlverfahren ist dennoch streng.

"Natürlich müssen die Jungs mit dem Ball umgehen können, die bei uns spielen wollen", sagt Esser. "Aber das ist nicht das wichtigste Kriterium. Noch entscheidender ist, dass es auch menschlich passt. Hier haben sich schon überragende Kicker vorgestellt. Wenn der Charakter jedoch nicht stimmt, bringen sie alles durcheinander. Sie machen dann mehr kaputt, als sie uns auf dem Platz helfen könnten." Und genau das darf nicht passieren.

Freude, Kameradschaft, Leidenschaft

Wer 22 Jahre oder länger in vorderster Front im Fußball tätig ist, der hat ein Gefühl für den Menschen, der einem gegenübersteht. Esser macht keiner mehr etwas vor. Wenn sich jemand verstellt, merkt Esser das meist sofort: Passt er in die Gruppe? Passt er nicht? Diese Erfahrung hat er sich in all der Zeit angeeignet.

Esser hat dem SC Germania Erftstadt-Lechenich viel gegeben. Aber der Fußball hat ihm mindestens genauso viel zurückgegeben. Menschenkenntnis. Freude. Kameradschaft. Leidenschaft. Vor allem: viele spannende Fußballabende in der ganz großen Runde. In seinem Wohnzimmer. Vor seinem riesigen Flachbildfernseher.

[sw]


Neulich waren sie alle mal wieder in seinem Wohnzimmer versammelt. Spieler, Betreuer, Verantwortliche des SC Germania Erftstadt-Lechenich waren der Einladung von Paul Esser gefolgt. 21 Mann insgesamt. Die Spieler des Fünftligisten aus der Nähe von Köln hatten Getränke besorgt, die Trainergattin hatte Salate gemacht. Der Coach selbst hatte den Grill auf der Terrasse angeschmissen. Und er hatte den Flachbildfernseher eingeschaltet.

Es sind jene Abende, an denen sie oft gemeinsam beim Cheftrainer auf dem Sofa die großen Begegnungen des Fußballs verfolgen. Champions League zum Beispiel. Oder Länderspiele. Es sind jene Abende, die so wichtig sind für die Kameradschaft beim Mittelrheinligisten. Es sind auch jene Abende, die den Amateurfußball so liebenswert machen. Feiertage für die Feierabendkicker.

Trainerlegende mit Händchen für Talente

Ein Verein wie der SC Germania Erftstadt-Lechenich kann nur über die Gemeinschaft so erfolgreich sein. Denn es ist sowieso schon erstaunlich, dass der Klub dank seines kontinuierlichen, gleichsam aber wundersamen Aufstiegs inzwischen in der fünften Liga angekommen ist. Vom Etat her gehört der Verein wahrscheinlich nicht mal in die Bezirksliga.

Viele eifrige Ehrenamtler haben diese Entwicklung erst möglich gemacht - in allen Bereichen: Es gibt fünf Seniorenteams, neun Jugendmannschaften und eine Frauenauswahl. Man hilft sich, man unterstützt, man teilt Freud und Leid. Zusammen macht alles viel mehr Spaß. Aber der Vater des Erfolgs, daran gibt es bei den Verantwortlichen überhaupt keinen Zweifel, das ist die Trainerlegende mit dem Händchen für Talente. Das ist Paul Esser.

Der Protagonist des Fußballs beim SC Germania Erftstadt-Lechenich ist inzwischen durchgehend seit 22 Jahren für den Klub tätig. Zunächst als Spieler, bereits mit 23 Jahren als Spielertrainer, seit seinem Karriereende mit Mitte 40 als Chefcoach. 22 Jahre Leidenschaft, 22 Jahre Herzensangelegenheit, 22 Jahre Ehrenamt.

"Die Arbeit hält mich jung im Kopf"

Als Spieler hat er den Verein aus der Kreisliga B in die Landesliga geführt. Als Trainer hat er sein Werk fortgeführt. Mittlerweile sind sie in der oberen Hälfte der Oberliga angekommen. Er hat also inzwischen fast jede Spielklasse im Amateurfußball kennengelernt. Ans Aufhören aber, daran denkt der 53-Jährige noch lange nicht: "Die Arbeit mit den Jungs hält mich jung im Kopf."

Und an einen Wechsel denkt er noch viel weniger. Denn ein großes Ziel hat er noch: Er will eine A-Jugend installieren, die fehlt noch. Im Sommer soll sich das ändern. Betreut wird die Mannschaft dann von ehemaligen Spielern, die ebenfalls nicht loslassen können.

"Wenn ich hier irgendwann mal Schluss mache, dann ist wirklich Schluss", sagt Esser zu DFB.de. "Man soll niemals nie sagen. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, noch mal woanders tätig zu sein. Früher hätte es mich vielleicht gereizt, mal einen Regionalligisten zu übernehmen oder einen Assistentenstelle bei einem Drittligisten. Aber das ist jetzt nicht mehr der Fall."

"Ich bin verrückter als andere"

Aber wieso tut sich ein Familienvater das an? Dreimal, viermal, oft fünfmal, manchmal sogar sechsmal die Woche steht er abends auf dem Trainingsplatz. Oder er begleitet seinen Sohn zu den Spielen der B-Junioren. Bei Wind und Wetter. Im Winter und im Sommer. Wenn es angenehm ist und wenn es ungemütlich wird. Dazu sonntags, wenn die Begegnungen auf dem Programm stehen. Und das alles neben seinem Beruf als Verkaufsleiter für Verlegewerkstoffe.

Die Antwort ist wahrscheinlich ziemlich einfach. Ein Halbsatz reicht, um all das zu erklären: Weil er den Fußball liebt. "Ich bin mit Sicherheit verrückter als anderer", sagt Esser. "Um den Job hier zu machen, muss man verliebt sein in diese Gegend." In diesen Verein. In diese Aufgabe. In die Arbeit mit den jungen Leuten.

Familientag: Der Montag ist heilig

Nur eine Sache, die ist auch ganz klar. Bei aller Liebe zum Fußball. Der Montag ist ihm heilig. Da zählt nur die Familie. Da kann kommen, was will. Da spielt der Fußball nicht mal eine Nebenrolle. Da spielt der Fußball überhaupt keine Rolle. Er liest die Berichte über den Amateurfußball in seiner Lokalzeitung. Vielleicht schaut er abends mal die Begegnungen in der 2. Bundesliga des 1. FC Köln. Mehr aber auch nicht. An diesem Tag gehört seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau. Denn Esser weiß eines ganz genau: "Ich kann meinem großen Hobby nur so intensiv nachgehen, weil mich meine Frau dabei total unterstützt."

Wer es sich zur Aufgabe gemacht hat, die jungen Leute von der Straße zu holen und sie auch über den Fußball etwas zu sozialisieren, der muss manchmal zeitliche Opfer bringen. Denn eines ist in Erftstadt ganz klar: Wenn man schon kein Geld verdienen kann, muss wenigstens die Kameradschaft stimmen. Das weiß Esser ganz genau. Darauf achtet er sehr penibel. Am liebsten arbeitet er mit Spielern, die aus Erftstadt kommen, 15 davon stehen im aktuellen Kader.

"Es muss menschlich passen"

Immer im Sommer findet ein ganz spezielles Programm statt, um diese Tradition fortzusetzen. Esser organisiert mehrere Trainingseinheiten, in denen sich mögliche Zugänge vorstellen können. Jeder Interessierte kann vorbeikommen, zunächst gibt es keine Absagen. Aber das Auswahlverfahren ist dennoch streng.

"Natürlich müssen die Jungs mit dem Ball umgehen können, die bei uns spielen wollen", sagt Esser. "Aber das ist nicht das wichtigste Kriterium. Noch entscheidender ist, dass es auch menschlich passt. Hier haben sich schon überragende Kicker vorgestellt. Wenn der Charakter jedoch nicht stimmt, bringen sie alles durcheinander. Sie machen dann mehr kaputt, als sie uns auf dem Platz helfen könnten." Und genau das darf nicht passieren.

Freude, Kameradschaft, Leidenschaft

Wer 22 Jahre oder länger in vorderster Front im Fußball tätig ist, der hat ein Gefühl für den Menschen, der einem gegenübersteht. Esser macht keiner mehr etwas vor. Wenn sich jemand verstellt, merkt Esser das meist sofort: Passt er in die Gruppe? Passt er nicht? Diese Erfahrung hat er sich in all der Zeit angeeignet.

Esser hat dem SC Germania Erftstadt-Lechenich viel gegeben. Aber der Fußball hat ihm mindestens genauso viel zurückgegeben. Menschenkenntnis. Freude. Kameradschaft. Leidenschaft. Vor allem: viele spannende Fußballabende in der ganz großen Runde. In seinem Wohnzimmer. Vor seinem riesigen Flachbildfernseher.