Wiegen der Weltmeister: Thomas Müller hält Kontakt zum TSV Pähl

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Thomas Müller, der noch familiäre Bande zum TSV Pähl hält.

Thomas Müller kommt unangemeldet. Immer mal wieder. Verheimlichen lässt sich das jedoch nicht. Denn sobald der Nationalspieler auf dem Sportplatz des TSV Pähl auftaucht, verbreitet sich die Nachricht in Windeseile. "Das wird gepostet und dann weiß es der gesamte Landkreis", erzählt Alfred Greiner.

Der Fußball-Abteilungsleiter im Heimatverein des Weltmeisters berichtet sachlich über dieses Phänomen. Diese Nüchternheit könnte allerdings verwundern. Sollte da nicht Stolz in der Stimme mitschwingen? Wenigstens ein leicht triumphierendes Lachen? Auf jeden Fall ein wenig mehr Emotion? Würde vielleicht auch, wenn mehr Distanz herrschen würde. Zwischen ihm und Thomas Müller.

Und wenn der Umgarnte sich mehr inszenieren wollte. Aber Thomas Müller ist kein David Beckham. Die Rolle des Glamour Boys steht ihm nicht. Stattdessen bricht sich das Bodenständige bei ihm immer wieder Bahn. Nicht nur dann, wenn er Journalisten im bayerischen Dialekt antwortet. Das drückt sich auch in der Rückkehr zu seinen Wurzeln aus.

Familiäre Bande in die Erste Mannschaft

Alfred Greiner will diese Besuche daher nicht sentimentalisieren. Da gibt es keinen "Schöne-Geste"-Sprech. Nein, für ihn ist die Sache ziemlich einfach gelagert. "Sein Bruder Simon spielt in der Ersten Mannschaft, außerdem noch drei, vier seiner Cousins", erklärt der Abteilungsleiter. Die familiären Bande sind es, weshalb sich ein Nationalspieler einen Kick in der Kreisklasse Zugspitze 3 anschaut.

Auch die Eltern von Thomas Müller sind dem TSV Pähl weiter verbunden. "Seine Mutter ist in der Turnabteilung aktiv und sein Vater besucht regelmäßig die Spiele unserer Ersten", berichtet Alfred Greiner. Der Papa war es auch, der sich 2011 mächtig ins Zeug legte, als es galt, ein Freundschaftsspiel des TSV Pähl gegen den FC Bayern München zu organisieren. Das Jahrhundertspiel. Rund 6.000 Zuschauer verfolgten es in Penzberg, wo es ein größeres Stadion gibt – und machten es zur Legende.

Was Alfred Greiner nicht erwähnt, ist, dass die Erste Mannschaft in Trikots aufläuft, die den Schriftzug eines Sponsors trägt, für den Thomas Müller wirbt. Aber warum auch nicht? Es ist ehrenwert, wenn sich ein Star an seine Herkunft erinnert und sich für die Basis engagiert.

Zumal ihm sein Heimatverein ein sehr familiäres Umfeld bot. Die Gemeinde in Pfaffenwinkel zählt laut deren Homepage im Jahr 2012 knapp 2.400 Einwohner. Der Sportverein bildet ein Nukleus dieser Bevölkerung. Die dadurch entstehende Vertrautheit schließt auch den langjährigen Abteilungsleiter und den ehemaligen Nachwuchsspieler ein. Alfred Greiner sagt: "Ich kenne Thomas Müller im Grunde von Geburt an."

"120 Tore in vielleicht 14 Spielen"

Selbstredend hat der 51-Jährige den sportlichen Werdegang von Thomas Müller verfolgt – und auch präsent. "Er war ein Ausnahmetalent", sagt Alfred Greiner. Um zu erklären, wie er darauf kommt, fährt er fort: "Er hat eine Saison gehabt, da hat er, wenn ich mich richtig entsinne, 120 Tore erzielt – in vielleicht 14 Spielen." Kein Wunder, dass seine Qualitäten nicht unentdeckt blieben. Bereits in der D-Jugend wechselte er zum FC Bayern München.

Allerdings zog Thomas Müller nie in das Internat des Rekordmeisters ein. Er blieb in der Heimat wohnen, macht im Nachbarort das Abitur, pendelte die gut 50 Kilometer zum Training bei den Münchnern. So blieb auch der Kontakt zum TSV Pähl erhalten. Der Abteilungsleiter berichtet sogar davon, dass er ihn bei Jugendspielen des FC Bayern in München besucht habe.

Jugendspielgemeinschaft mit benachbarten Klubs

Beim TSV Pähl weiß man schon lange, was man an Thomas Müller hat. Allerdings gibt er ein Rätsel auf. Denn trotz dieses Aushängeschilds und Sympathieträgers stagniert die Mitgliederentwickelung. "Das ist etwas, das ich nicht begreife", gesteht Alfred Greiner. Desillusioniert sagt er, dass er auch nach dem Gewinn der WM nicht mit Neuanmeldungen rechne. Knapp über 100 Mitglieder hat die Fußball-Abteilung des TSV Pähl. "Und die Aktiven werden immer weniger", sagt Alfred Greiner. Um in der Nachwuchsabteilung den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, hat der Verein mit drei benachbarten Klubs eine Jugendspielgemeinschaft gegründet. "Alleine könnten wir heute höchstens eine F- und E-Jugend-Mannschaft stellen", erklärt er weiter.

Dabei hat der Verein durchaus etwas zu bieten. Zwei Fußballplätze, dazu im Sportzentrum noch Tennisplätze, eine Eisstock-Anlage und eine neue Sporthalle mit schöner Gastronomie. Doch die Konkurrenz ist hart. Die Einzelsportarten und den Computer hat Alfred Greiner als solche ausgedeutet.

Deswegen sind solche Aufläufe, wie sie entstehen, wenn Thomas Müller spontan zu Besuch kommt, eigentlich verheißungsvolle Gelegenheiten. Denn sie lenken die Aufmerksamkeit auf den Verein, die Leute sind vor Ort – nur sie bleiben nicht, sie werden keine Mitglieder. Aber vielleicht lässt sich das in Zukunft ändern. Zu wünschen wäre es dem Verein und seinem engagierten Vorsitzenden. Vielleicht hilft auch Thomas Müller dabei. Und wenn es nur in der Form ist, dass er mal angemeldet vorbeischaut. Möglich wäre es. Schließlich hat Alfred Greiner die Telefonnummer des Weltmeisters. Sie kennen sich halt.

[nb]

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Thomas Müller, der noch familiäre Bande zum TSV Pähl hält.

Thomas Müller kommt unangemeldet. Immer mal wieder. Verheimlichen lässt sich das jedoch nicht. Denn sobald der Nationalspieler auf dem Sportplatz des TSV Pähl auftaucht, verbreitet sich die Nachricht in Windeseile. "Das wird gepostet und dann weiß es der gesamte Landkreis", erzählt Alfred Greiner.

Der Fußball-Abteilungsleiter im Heimatverein des Weltmeisters berichtet sachlich über dieses Phänomen. Diese Nüchternheit könnte allerdings verwundern. Sollte da nicht Stolz in der Stimme mitschwingen? Wenigstens ein leicht triumphierendes Lachen? Auf jeden Fall ein wenig mehr Emotion? Würde vielleicht auch, wenn mehr Distanz herrschen würde. Zwischen ihm und Thomas Müller.

Und wenn der Umgarnte sich mehr inszenieren wollte. Aber Thomas Müller ist kein David Beckham. Die Rolle des Glamour Boys steht ihm nicht. Stattdessen bricht sich das Bodenständige bei ihm immer wieder Bahn. Nicht nur dann, wenn er Journalisten im bayerischen Dialekt antwortet. Das drückt sich auch in der Rückkehr zu seinen Wurzeln aus.

Familiäre Bande in die Erste Mannschaft

Alfred Greiner will diese Besuche daher nicht sentimentalisieren. Da gibt es keinen "Schöne-Geste"-Sprech. Nein, für ihn ist die Sache ziemlich einfach gelagert. "Sein Bruder Simon spielt in der Ersten Mannschaft, außerdem noch drei, vier seiner Cousins", erklärt der Abteilungsleiter. Die familiären Bande sind es, weshalb sich ein Nationalspieler einen Kick in der Kreisklasse Zugspitze 3 anschaut.

Auch die Eltern von Thomas Müller sind dem TSV Pähl weiter verbunden. "Seine Mutter ist in der Turnabteilung aktiv und sein Vater besucht regelmäßig die Spiele unserer Ersten", berichtet Alfred Greiner. Der Papa war es auch, der sich 2011 mächtig ins Zeug legte, als es galt, ein Freundschaftsspiel des TSV Pähl gegen den FC Bayern München zu organisieren. Das Jahrhundertspiel. Rund 6.000 Zuschauer verfolgten es in Penzberg, wo es ein größeres Stadion gibt – und machten es zur Legende.

Was Alfred Greiner nicht erwähnt, ist, dass die Erste Mannschaft in Trikots aufläuft, die den Schriftzug eines Sponsors trägt, für den Thomas Müller wirbt. Aber warum auch nicht? Es ist ehrenwert, wenn sich ein Star an seine Herkunft erinnert und sich für die Basis engagiert.

Zumal ihm sein Heimatverein ein sehr familiäres Umfeld bot. Die Gemeinde in Pfaffenwinkel zählt laut deren Homepage im Jahr 2012 knapp 2.400 Einwohner. Der Sportverein bildet ein Nukleus dieser Bevölkerung. Die dadurch entstehende Vertrautheit schließt auch den langjährigen Abteilungsleiter und den ehemaligen Nachwuchsspieler ein. Alfred Greiner sagt: "Ich kenne Thomas Müller im Grunde von Geburt an."

"120 Tore in vielleicht 14 Spielen"

Selbstredend hat der 51-Jährige den sportlichen Werdegang von Thomas Müller verfolgt – und auch präsent. "Er war ein Ausnahmetalent", sagt Alfred Greiner. Um zu erklären, wie er darauf kommt, fährt er fort: "Er hat eine Saison gehabt, da hat er, wenn ich mich richtig entsinne, 120 Tore erzielt – in vielleicht 14 Spielen." Kein Wunder, dass seine Qualitäten nicht unentdeckt blieben. Bereits in der D-Jugend wechselte er zum FC Bayern München.

Allerdings zog Thomas Müller nie in das Internat des Rekordmeisters ein. Er blieb in der Heimat wohnen, macht im Nachbarort das Abitur, pendelte die gut 50 Kilometer zum Training bei den Münchnern. So blieb auch der Kontakt zum TSV Pähl erhalten. Der Abteilungsleiter berichtet sogar davon, dass er ihn bei Jugendspielen des FC Bayern in München besucht habe.

Jugendspielgemeinschaft mit benachbarten Klubs

Beim TSV Pähl weiß man schon lange, was man an Thomas Müller hat. Allerdings gibt er ein Rätsel auf. Denn trotz dieses Aushängeschilds und Sympathieträgers stagniert die Mitgliederentwickelung. "Das ist etwas, das ich nicht begreife", gesteht Alfred Greiner. Desillusioniert sagt er, dass er auch nach dem Gewinn der WM nicht mit Neuanmeldungen rechne. Knapp über 100 Mitglieder hat die Fußball-Abteilung des TSV Pähl. "Und die Aktiven werden immer weniger", sagt Alfred Greiner. Um in der Nachwuchsabteilung den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, hat der Verein mit drei benachbarten Klubs eine Jugendspielgemeinschaft gegründet. "Alleine könnten wir heute höchstens eine F- und E-Jugend-Mannschaft stellen", erklärt er weiter.

Dabei hat der Verein durchaus etwas zu bieten. Zwei Fußballplätze, dazu im Sportzentrum noch Tennisplätze, eine Eisstock-Anlage und eine neue Sporthalle mit schöner Gastronomie. Doch die Konkurrenz ist hart. Die Einzelsportarten und den Computer hat Alfred Greiner als solche ausgedeutet.

Deswegen sind solche Aufläufe, wie sie entstehen, wenn Thomas Müller spontan zu Besuch kommt, eigentlich verheißungsvolle Gelegenheiten. Denn sie lenken die Aufmerksamkeit auf den Verein, die Leute sind vor Ort – nur sie bleiben nicht, sie werden keine Mitglieder. Aber vielleicht lässt sich das in Zukunft ändern. Zu wünschen wäre es dem Verein und seinem engagierten Vorsitzenden. Vielleicht hilft auch Thomas Müller dabei. Und wenn es nur in der Form ist, dass er mal angemeldet vorbeischaut. Möglich wäre es. Schließlich hat Alfred Greiner die Telefonnummer des Weltmeisters. Sie kennen sich halt.