Schürrles Jugendcoach stolz: "Jetzt haben wir einen Weltmeister!"

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der eine neue Onlineheimat auf FUSSBALL.DE hat. Deshalb stellt DFB.de die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute zum Abschluss der Serie: André Schürrle, der beim Verbandsligisten Ludwigshafener SC das Fußballspielen erlernte und schon früh erste Erfolge feierte.

Das Gefühl, die Goldmedaille umgelegt zu bekommen, ist André Schürrle bekannt. 1998, ziemlich genau vor 16 Jahren, war er schon einmal Weltmeister, zumindest gefühlt. Damals, als Siebenjähriger, als er mit der F-Jugend des Ludwigshafener SC zu einem Vier-Länderturnier nach Liechtenstein reiste und mit Siegen gegen Teams aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seinen ersten internationalen Titel feierte. Auf einem Bankett wurden den zehn Jungs und einem Mädchen aus Ludwigshafen abends die Medaillen überreicht, unter tosendem Beifall von über 1000 Gästen.

"Das war ein Wahnsinnserlebnis", erinnert sich Schürrles Jugendtrainer Thomas Kunz. "Die Jungs waren das erste Mal zusammen im Ausland und natürlich stolz ohne Ende." Genauso stolz ist Kunz heute, wenn er den Nationalspieler im Fernsehen sieht und weiß: Die ersten Schüsse, die ersten Dribblings hat er ihm beigebracht. "Das ist nicht nur für André ein Märchen, sondern für uns alle hier", so Kunz. "Jeder hat ein bisschen dazu beigetragen, dass wir jetzt einen Weltmeister aus Ludwigshafen und aus dem LSC haben."

"Rotz und Wasser geheult" - bei einem Unentschieden

Sechs Jahre hat der damalige Jugendtrainer André Schürrle begleitet, von den Bambini bis in die D-Jugend. "Ein Winnertyp" war der heute 23-Jährige, engagiert und ehrgeizig, ein Straßenfußballer, der ganz schlecht verlieren konnte. Da reichte ein Unentschieden in der gesamten F-Jugend-Saison, um den jungen André aus der Fassung zu bringen. "Er heulte Rotz und Wasser, bis wir ihm klar gemacht haben, dass die anderen Mannschaften auch kicken können", so Kunz.

Für Tränen ganz anderer Art war Louise Schürrle am Spielfeldrand bekannt. "Sobald André gefoult wurde, konnte seine Mutter nicht mehr hinsehen, das war für sie ganz schlimm", erinnert sich Hans-Jürgen Laudenbach, ebenfalls früherer Jugendtrainer des LSC und langjähriger Wegbegleiter. Da der Flügelstürmer schon damals oft zu schnell für seine Gegenspieler war, sah man Mutter Schürrle ziemlich oft mit gefalteten Händen vor dem Gesicht.

"Die Unterstützung von Zuhause hat André immer stark gemacht", erzählt Laudenbach. "Ein Schürrle war immer mit dabei, wenn wir gespielt haben. Mindestens." Auch Schwester Sabrina, selbst erfolgreiche Leichtathletin, oder Vater Joachim, der sich in die Jugendarbeit miteinbrachte, unterstützten André und die jeweiligen Mannschaften des LSC.

Wechsel nach Mainz 2006



Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der eine neue Onlineheimat auf FUSSBALL.DE hat. Deshalb stellt DFB.de die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute zum Abschluss der Serie: André Schürrle, der beim Verbandsligisten Ludwigshafener SC das Fußballspielen erlernte und schon früh erste Erfolge feierte.

Das Gefühl, die Goldmedaille umgelegt zu bekommen, ist André Schürrle bekannt. 1998, ziemlich genau vor 16 Jahren, war er schon einmal Weltmeister, zumindest gefühlt. Damals, als Siebenjähriger, als er mit der F-Jugend des Ludwigshafener SC zu einem Vier-Länderturnier nach Liechtenstein reiste und mit Siegen gegen Teams aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seinen ersten internationalen Titel feierte. Auf einem Bankett wurden den zehn Jungs und einem Mädchen aus Ludwigshafen abends die Medaillen überreicht, unter tosendem Beifall von über 1000 Gästen.

"Das war ein Wahnsinnserlebnis", erinnert sich Schürrles Jugendtrainer Thomas Kunz. "Die Jungs waren das erste Mal zusammen im Ausland und natürlich stolz ohne Ende." Genauso stolz ist Kunz heute, wenn er den Nationalspieler im Fernsehen sieht und weiß: Die ersten Schüsse, die ersten Dribblings hat er ihm beigebracht. "Das ist nicht nur für André ein Märchen, sondern für uns alle hier", so Kunz. "Jeder hat ein bisschen dazu beigetragen, dass wir jetzt einen Weltmeister aus Ludwigshafen und aus dem LSC haben."

"Rotz und Wasser geheult" - bei einem Unentschieden

Sechs Jahre hat der damalige Jugendtrainer André Schürrle begleitet, von den Bambini bis in die D-Jugend. "Ein Winnertyp" war der heute 23-Jährige, engagiert und ehrgeizig, ein Straßenfußballer, der ganz schlecht verlieren konnte. Da reichte ein Unentschieden in der gesamten F-Jugend-Saison, um den jungen André aus der Fassung zu bringen. "Er heulte Rotz und Wasser, bis wir ihm klar gemacht haben, dass die anderen Mannschaften auch kicken können", so Kunz.

Für Tränen ganz anderer Art war Louise Schürrle am Spielfeldrand bekannt. "Sobald André gefoult wurde, konnte seine Mutter nicht mehr hinsehen, das war für sie ganz schlimm", erinnert sich Hans-Jürgen Laudenbach, ebenfalls früherer Jugendtrainer des LSC und langjähriger Wegbegleiter. Da der Flügelstürmer schon damals oft zu schnell für seine Gegenspieler war, sah man Mutter Schürrle ziemlich oft mit gefalteten Händen vor dem Gesicht.

"Die Unterstützung von Zuhause hat André immer stark gemacht", erzählt Laudenbach. "Ein Schürrle war immer mit dabei, wenn wir gespielt haben. Mindestens." Auch Schwester Sabrina, selbst erfolgreiche Leichtathletin, oder Vater Joachim, der sich in die Jugendarbeit miteinbrachte, unterstützten André und die jeweiligen Mannschaften des LSC.

Wechsel nach Mainz 2006

Familiäre Geborgenheit - das Erfolgsgeheimnis von André Schürrles Entwicklung. Bis zum 15. Lebensjahr blieb er beim Ludwigshafener SC. Selbst als er 2006 zu Mainz 05 wechselte, wohnte der Ludwigshafener noch drei weitere Jahre daheim. Den alltäglichen Reisestress, drei Stunden Bahnfahrt, nahm der Familienmensch dabei gerne in Kauf. Um sein Fachabitur in Ludwigshafen abzuschließen und das familiäre Umfeld so lange wie möglich auszukosten.

Die sportlichen Gründe, vorher den Verein zu wechseln und vielleicht ein Jugendinternat zu besuchen, waren allerdings auch nicht so reizvoll. Zumindest nicht reizvoll genug, um das Privileg, nur einen Steinwurf vom Trainingsgelände entfernt zu wohnen, eintauschen zu wollen. Denn: Schürrles Mannschaften des LSC spielten stets in den höchsten Spielklassen. Ein Qualitätskriterium, das bis heute anhält.

"Wenn es etwas gibt, was uns auszeichnet, dann ist es die Jugendarbeit", erklärt Dr. Walter Winkelmann. Seit 16 Jahren ist er bereits Vorsitzender des LSC, der mit über 800 Mitgliedern, davon circa 500 Kindern und Jugendlichen, die größte Fußball-Nachwuchsabteilung im Rhein-Pfalz-Kreis stellt. 30 Jugendmannschaften werden in der kommenden Saison für den Verein auf Torejagd gehen, drei davon (U 15, U 17, U 19) in den jeweiligen Leistungsklassen (Regionalligen) des Deutschen Fußball-Bundes.

Kooperation mit Jugendförderzentrum

Meilenstein in der Entwicklung des Vereins war die 2008 vereinbarte Kooperation mit dem Jugendförderzentrum "Anpfiff ins Leben" der Dietmar-Hopp-Stiftung. In dem Jugendförderzentrum, das direkt an das Sportgelände grenzt, können rund 370 Nachwuchsspieler von den Angeboten in den Bereichen Schule, Beruf und Soziales profitieren. Das geht von der Hausaufgabenbetreuung über Ferienangebote bis hin zur Berufsberatung. "Das ist eine tolle Sache für die Kinder hier", erklärt Winkelmann. "Wir können sie über den Sport für viele weitere interessante und wichtige Bildungsangebote gewinnen und so optimal auf ihre Zukunft vorbereiten."

Die vorbildliche Jugendarbeit hat beim LSC, der 1925 gegründet wurde, eine lange Tradition. Bereits in den 50er-Jahren gab es erste große Erfolge. National zum Beispiel Südwest-Meisterschaften, international der Erfolg der A-Jugend gegen den berühmten Wiener Sport-Club (Saison 1953/1954). Davon profitiert auch kurz darauf der Aktivenbereich. 1959 schafft die Mannschaft des Ludwigshafener SC den Aufstieg in die Oberliga, damals die höchste deutsche Spielklasse.

Heute spielen sie in der Verbandsliga. Ambitionen, weiter aufzusteigen, hat Walter Winkelmann nicht: "Das wäre für unseren Verein zu kostenintensiv. Unser Hauptaugenmerk bleibt der Jugendbereich." Die Strukturen aufrecht zu erhalten, ist Herausforderung genug. Über 30 Mannschaften auf vier Plätzen unterzubringen, erfordert viel Organisationstalent und Planung. Aber das Beispiel André Schürrle zeigt: Es lohnt sich.

Schürrle trainiert mit F-Junioren

Ab und zu lässt der Nationalspieler sich noch blicken in Ludwigshafen. Mit jedem Vereinswechsel wurden die Besuche allerdings seltener. Kein Wunder, schließlich hat sich Schürrle kontinuierlich von der Heimat entfernt - Mainz: 80 Kilometer, Leverkusen: 270 Kilometer, London: 800 Kilometer. Wenn er allerdings zu Gast ist, dann nimmt er sich Zeit für seinen Heimatverein. Wie 2012, als er ein Training der F-Junioren leitet. Oder in der fußballfreien Zeit, wenn er individuell trainiert.

"Dann kommt er gerne auf unsere Anlage und hat Autogramme und Geschenke für die Kinder dabei", erzählt E-Jugendtrainer Toni Poyatos und ergänzt: "So etwas Bodenständiges wie den André habe ich selten gesehen." Eine Charaktereigenschaft, die dem 23-Jährigen auch bei der Nationalmannschaft nachgesagt wird und die ihre Ursprünge in dem optimalen Zusammenspiel von Fußballverein und Familie hat.

Daran ändern auch Schürrles herausragende Leistungen bei der WM nichts. In Brasilien steuerte der Edeljoker vom FC Chelsea drei Tore bei - und wurde im Finale gegen Argentinien durch seine mustergültigen Vorarbeit zu Mario Götzes Siegtor zum Helden von Rio. Das Gefühl mit der Goldmedaille um den Hals, die es nach 120 intensiven, unvergesslichen Minuten gab, das kannte André Schürrle dann ja schon.