"Dem Körper eine Rüstung geben!"

Yann-Benjamin Kugel ist Fitnesstrainer der Herren-Nationalmannschaft. Im TWO-Interview verrät er, warum Fitnesstraining gerade im Amateurbereich wertvoll ist und wie man es ins Training integriert.

Training & Wissen online: Herr Kugel, warum ist Fitnesstraining für Fußballer wichtig?

Yann-Benjamin Kugel: Weil die Grundlagen, um diese Sportart auszuüben, trainiert werden müssen. Es reicht nicht nur aus, gut Fußball spielen zu können, sondern man muss auch athletische und konditionelle Grundlagen haben, um erfolgreich Fußball zu spielen.

TWO: Gilt das für den Amateurfußball genauso wie für den Profifußball?

Kugel: Definitiv. Gerade im Amateurfußball können bemerkenswerte Wettbewerbsvorteile erzielt werden, wenn man im Bereich Athletik und Fitness einen Vorsprung hat. Die fußballerischen Fähigkeiten sind im Gegensatz zum Spitzenfußball nicht so gut ausgeprägt, also kann vieles über konditionelle Fähigkeiten kompensiert werden.

TWO: Sollten Kinder- und Jugendtrainer auch schon Fitnessübungen machen?

Kugel: Auf jeden Fall. Für Jugendspieler ist es wichtig, dass früh mit einer athletischen Ausbildung begonnen wird, weil alles, was man im Kinder- und Jugendalter erlangt, einem später zugute kommt. Vor allem, wenn man hoch hinaus will, sollte man früh Grundlagen legen.

TWO: Kinder mit Langhanteln kann man sich aber schlecht vorstellen, oder?

Kugel: Das wäre auch der falsche Ansatz. Das Training muss ganz spezifisch für Kinder und Jugendliche ausgerichtet sein. Es beinhaltet viele spielerische und koordinative Übungen. Die Trainingsinhalte wie Kraft, Ausdauer und Koordination müssen in Spielformen verpackt werden, damit die Kinder gar nicht merken, was sie in dem Moment trainieren.

TWO: Ab welchem Alter macht das Sinn?

Kugel: Geht man davon aus, dass nur das Körpergewicht der Kinder genutzt wird und keine zusätzlichen Gewichte dazu kommen, kann man mit Zehnjährigen schon beginnen. Selbst Übungen, die wir mit der Nationalmannschaft machen, sind für Jugendliche schon durchführbar. Es geht nicht darum, große Gewichte zu stemmen, sondern die koordinativen Fähigkeiten, die Beweglichkeit und die Rumpfstabilität zu stärken.

TWO: Wie soll im unteren Amateurbereich trainiert werden, wenn nur zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche zur Verfügung stehen?

Kugel: Ich würde versuchen, die Übungen in den normalen Trainingsbetrieb zu integrieren. In das Aufwärmprogramm können zum Beispiel einzelne Übungen eingebaut werden.

TWO: Welche Übungen bieten sich hier an?

Kugel: Übungen zur Rumpfstabilität, Balance und Schnellkraft machen bei wenig Trainingsaufwand am meisten Sinn. Neben den Übungen im Aufwärmprogramm sollten im weiteren Trainingsverlauf immer mal wieder Fitnessinhalte eingestreut werden, die die Athletik ansprechen, zum Beispiel ein Sprinttraining oder Intervallläufe. Man muss aber auch schauen, in welcher Phase der Saison sich die Mannschaft befindet.

TWO: Wie sieht es in der Vorbereitung aus?

Kugel: In der Vorbereitungsphase sollten reine Fitness-Einheiten kreiert werden. Ich würde dann vor allem Kraft und Ausdauer trainieren. Gehen wir zum Beispiel von einer Landesliga-Mannschaft aus, die dreimal in der Vorbereitung trainiert, dann würde ich am Anfang zwei Einheiten mit vielen Fitness- und Athletikübungen machen. Dazu gehören: Intervallläufe, Grundlagenausdauer und Sprinttraining.

TWO: Ich fasse noch einmal zusammen. In der Vorbereitung sollte viel Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer trainiert werden und währen der Saison Übungen zur Stabilität und Koordination ins normale Training eingebaut werden.

Kugel: Genau.

TWO: Kann Fitnesstraining auch schaden?

Kugel: Einem gesunden Sportler kann es nicht schaden. Es sei denn, er übertreibt es und legt zu viele Gewichte auf oder führt Übungen falsch aus. Man sollte eher qualitativ statt quantitativ arbeiten. Oder mit dem eigenen Körpergewicht, dann kann man gar nichts falsch machen.

TWO: Die meisten Amateurvereine können sich keine eigenen Fitnesstrainer leisten. Was raten Sie denen, um an die richtigen Übungen zu kommen?

Kugel: Dann sollte der Trainer sich mit Fitnessinhalten auseinander setzen. Es geht vorerst nur darum, einige Inhalte in das eigene Training einzubauen und die Spieler dafür zu sensibilisieren, wie wichtig eine gute Fitness für das Spiel ist. Wir haben Übungsvideos produziert, die gut strukturiert sind und problemlos für Amateure und Jugendliche genutzt werden können. Die User können sich aus den Bereichen: Aufwärmen, Stabilität, Schnelligkeit/Power, Ausdauer, Kraft und Regeneration unterschiedliche Übungen heraussuchen.

TWO: Welche Utensilien brauchen die Vereine dafür?

Kugel: Meistens reicht das eigene Körpergewicht als Widerstand, wenn man es richtig einsetzt. Ich würde für eine Mannschaft ein Miniband pro Person anschaffen. Je nach Sportplatz kann noch eine Matte sinnvoll sein, da es auf Asche nicht so viel Spaß macht, einen Unterarmstütz auszuführen.

TWO: Wir sind nun die ganze Zeit von gesunden Spielern ausgegangen. An sich ist Fitnesstraining für verletzte Spieler noch wichtiger, oder?

Kugel: Genau. Bei Verletzten ist es das Ziel, den Leistungsstand so gut wie möglich zu erhalten. Dafür ist Fitnesstraining prädestiniert. Verletzungen weisen oft auf einen Mangel an Kraft oder Rumpfstabilität hin. Diese Schwächen kann ich dann trainieren, so weit es die Verletzung zulässt. Das ist natürlich immer mit dem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten zu besprechen.

TWO: Eine Verletzung kann also auch eine Chance sein, da sie auf mögliche Disbalancen aufmerksam macht?

Kugel: Jede Verletzung ohne Fremdeinwirkung ist ein Hinweis auf einen Mangel oder eine zu kurze Regeneration des Körpers. Darin liegt auch eine Chance, diesen Mangel zu erkennen und für die Zukunft entgegenzuwirken. Allerdings ist es nicht einfach, immer die richtige Ursache heraus zu finden. Da beschäftigt sich der Profibereich ständig mit.

TWO: Neben einer kurzfristigen Verbesserung ist also die langfristige Prävention auch ein Vorteil des Fitnesstrainings?

Kugel: Richtig, durch Fitnesstraining kann ich dem Körper eine Art „Rüstung“ verleihen. Je besser diese ist, umso besser und umso länger kann ich meinen Sport ausüben.

[PS]

Yann-Benjamin Kugel ist Fitnesstrainer der Herren-Nationalmannschaft. Im TWO-Interview verrät er, warum Fitnesstraining gerade im Amateurbereich wertvoll ist und wie man es ins Training integriert.

Training & Wissen online: Herr Kugel, warum ist Fitnesstraining für Fußballer wichtig?

Yann-Benjamin Kugel: Weil die Grundlagen, um diese Sportart auszuüben, trainiert werden müssen. Es reicht nicht nur aus, gut Fußball spielen zu können, sondern man muss auch athletische und konditionelle Grundlagen haben, um erfolgreich Fußball zu spielen.

TWO: Gilt das für den Amateurfußball genauso wie für den Profifußball?

Kugel: Definitiv. Gerade im Amateurfußball können bemerkenswerte Wettbewerbsvorteile erzielt werden, wenn man im Bereich Athletik und Fitness einen Vorsprung hat. Die fußballerischen Fähigkeiten sind im Gegensatz zum Spitzenfußball nicht so gut ausgeprägt, also kann vieles über konditionelle Fähigkeiten kompensiert werden.

TWO: Sollten Kinder- und Jugendtrainer auch schon Fitnessübungen machen?

Kugel: Auf jeden Fall. Für Jugendspieler ist es wichtig, dass früh mit einer athletischen Ausbildung begonnen wird, weil alles, was man im Kinder- und Jugendalter erlangt, einem später zugute kommt. Vor allem, wenn man hoch hinaus will, sollte man früh Grundlagen legen.

TWO: Kinder mit Langhanteln kann man sich aber schlecht vorstellen, oder?

Kugel: Das wäre auch der falsche Ansatz. Das Training muss ganz spezifisch für Kinder und Jugendliche ausgerichtet sein. Es beinhaltet viele spielerische und koordinative Übungen. Die Trainingsinhalte wie Kraft, Ausdauer und Koordination müssen in Spielformen verpackt werden, damit die Kinder gar nicht merken, was sie in dem Moment trainieren.

TWO: Ab welchem Alter macht das Sinn?

Kugel: Geht man davon aus, dass nur das Körpergewicht der Kinder genutzt wird und keine zusätzlichen Gewichte dazu kommen, kann man mit Zehnjährigen schon beginnen. Selbst Übungen, die wir mit der Nationalmannschaft machen, sind für Jugendliche schon durchführbar. Es geht nicht darum, große Gewichte zu stemmen, sondern die koordinativen Fähigkeiten, die Beweglichkeit und die Rumpfstabilität zu stärken.

TWO: Wie soll im unteren Amateurbereich trainiert werden, wenn nur zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche zur Verfügung stehen?

Kugel: Ich würde versuchen, die Übungen in den normalen Trainingsbetrieb zu integrieren. In das Aufwärmprogramm können zum Beispiel einzelne Übungen eingebaut werden.

TWO: Welche Übungen bieten sich hier an?

Kugel: Übungen zur Rumpfstabilität, Balance und Schnellkraft machen bei wenig Trainingsaufwand am meisten Sinn. Neben den Übungen im Aufwärmprogramm sollten im weiteren Trainingsverlauf immer mal wieder Fitnessinhalte eingestreut werden, die die Athletik ansprechen, zum Beispiel ein Sprinttraining oder Intervallläufe. Man muss aber auch schauen, in welcher Phase der Saison sich die Mannschaft befindet.

TWO: Wie sieht es in der Vorbereitung aus?

Kugel: In der Vorbereitungsphase sollten reine Fitness-Einheiten kreiert werden. Ich würde dann vor allem Kraft und Ausdauer trainieren. Gehen wir zum Beispiel von einer Landesliga-Mannschaft aus, die dreimal in der Vorbereitung trainiert, dann würde ich am Anfang zwei Einheiten mit vielen Fitness- und Athletikübungen machen. Dazu gehören: Intervallläufe, Grundlagenausdauer und Sprinttraining.

TWO: Ich fasse noch einmal zusammen. In der Vorbereitung sollte viel Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer trainiert werden und währen der Saison Übungen zur Stabilität und Koordination ins normale Training eingebaut werden.

Kugel: Genau.

TWO: Kann Fitnesstraining auch schaden?

Kugel: Einem gesunden Sportler kann es nicht schaden. Es sei denn, er übertreibt es und legt zu viele Gewichte auf oder führt Übungen falsch aus. Man sollte eher qualitativ statt quantitativ arbeiten. Oder mit dem eigenen Körpergewicht, dann kann man gar nichts falsch machen.

TWO: Die meisten Amateurvereine können sich keine eigenen Fitnesstrainer leisten. Was raten Sie denen, um an die richtigen Übungen zu kommen?

Kugel: Dann sollte der Trainer sich mit Fitnessinhalten auseinander setzen. Es geht vorerst nur darum, einige Inhalte in das eigene Training einzubauen und die Spieler dafür zu sensibilisieren, wie wichtig eine gute Fitness für das Spiel ist. Wir haben Übungsvideos produziert, die gut strukturiert sind und problemlos für Amateure und Jugendliche genutzt werden können. Die User können sich aus den Bereichen: Aufwärmen, Stabilität, Schnelligkeit/Power, Ausdauer, Kraft und Regeneration unterschiedliche Übungen heraussuchen.

TWO: Welche Utensilien brauchen die Vereine dafür?

Kugel: Meistens reicht das eigene Körpergewicht als Widerstand, wenn man es richtig einsetzt. Ich würde für eine Mannschaft ein Miniband pro Person anschaffen. Je nach Sportplatz kann noch eine Matte sinnvoll sein, da es auf Asche nicht so viel Spaß macht, einen Unterarmstütz auszuführen.

TWO: Wir sind nun die ganze Zeit von gesunden Spielern ausgegangen. An sich ist Fitnesstraining für verletzte Spieler noch wichtiger, oder?

Kugel: Genau. Bei Verletzten ist es das Ziel, den Leistungsstand so gut wie möglich zu erhalten. Dafür ist Fitnesstraining prädestiniert. Verletzungen weisen oft auf einen Mangel an Kraft oder Rumpfstabilität hin. Diese Schwächen kann ich dann trainieren, so weit es die Verletzung zulässt. Das ist natürlich immer mit dem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten zu besprechen.

TWO: Eine Verletzung kann also auch eine Chance sein, da sie auf mögliche Disbalancen aufmerksam macht?

Kugel: Jede Verletzung ohne Fremdeinwirkung ist ein Hinweis auf einen Mangel oder eine zu kurze Regeneration des Körpers. Darin liegt auch eine Chance, diesen Mangel zu erkennen und für die Zukunft entgegenzuwirken. Allerdings ist es nicht einfach, immer die richtige Ursache heraus zu finden. Da beschäftigt sich der Profibereich ständig mit.

TWO: Neben einer kurzfristigen Verbesserung ist also die langfristige Prävention auch ein Vorteil des Fitnesstrainings?

Kugel: Richtig, durch Fitnesstraining kann ich dem Körper eine Art „Rüstung“ verleihen. Je besser diese ist, umso besser und umso länger kann ich meinen Sport ausüben.