Amateurserie: Für Heinz Densky geht das Flutlicht aus

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Heinz Densky, der nach 40 Jahren als Vereinsvorsitzender beim SV 1921 Anraff sein Amt niederlegt.

Was manchen Bundesligavereinen fehlt, hat Heinz Densky in seiner Tätigkeit als Vereinsvorsitzender des SV 1921 Anraff vorgelebt: Kontinuität. 40 Jahre lang führte der gelernte Elektriker den Verein. 1973 übernimmt der heute 71-Jährige sein Amt. 1973 heißt der Bundeskanzler der Bundesrepublik noch Willy Brandt, die USA schließen Waffenstillstand mit dem Nordvietnam und die Fußball-Bundesliga führt erstmals die Trikotwerbung ein. Vergegenwärtigt man sich diese Daten, so erscheint die Dauer der ehrenamtlichen Tätigkeit Denskys umso bemerkenswerter.

Die Anfänge: "Kein Vereinsheim, keine Flutlichtanlage, kein Trainingsplatz"

Dabei nimmt die "Liebesgeschichte" zwischen dem Kriegsflüchtling und dem Verein aus dem Waldecker Land sogar schon einige Jahre früher ihren Lauf. Schon als Kind ist Heinz fußballbegeistert und tritt 1957 im Alter von 15 Jahren dem SV 1921 Anraff bei. Seine Familie hatte in dem hessischen 400-Seelen-Ort mit Hilfe des Roten Kreuzes Zuflucht gefunden. Seine Anfangsjahre im Verein hat Densky noch klar vor Augen: "Damals gab es kein Vereinsheim, keine Flutlichtanlage, keinen Trainingsplatz, geduscht wurde im Keller des Dorfgemeinschaftshauses, abgestreut wurde mit Sägemehl und von Hand."

Was sich für heutige Ansprüche an einen Fußballverein nach katastrophalen Verhältnissen anhört, stellt für den Vater einer Tochter positive Erinnerung dar. Besonders das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Mannschaft war Densky immer wichtig. "Nach dem Spiel ging es mit den Kameraden zum Umtrunk in die Gaststätte Sölzer, oft war auch die gegnerische Mannschaft mit dabei und es wurde ordentlich Sieg und Niederlage gefeiert." Geselliges Miteinander, unabhängig vom Ergebnis. Oder auch: Fußballromantik auf dem Land.

Weniger romantisch ist eine Anekdote, die der 71-Jährige auch gerne erzählt: "Wir hatten keinen Rasenmäher, um das Gras auf dem Sportplatz kurz zu halten. Das erledigte Schäfer Willi Hesse mit seiner Schafherde, die er in schöner Regelmäßigkeit auf den Sportplatz trieb. Nicht selten hatten wir während des Spiels, nach körperbetontem Spielverlauf, Schafscheiße am Knie."

Schafherde als "Rasenmäher" für den Sportplatz

In der Amtszeit von Heinz Densky hat sich einiges beim SV Anraff getan. Besonders die Errichtung eines Vereinsheims und die Schaffung eines Trainingsplatzes auf einem Sumpfgelände sind Errungenschaften, auf die man im Verein stolz zurückschaut. Dass der Vereinsvorsitzende auch "ein Mann für alle Fälle" ist, beweist die Installation der Flutlichtanlage auf Telegraphenmasten. "Ich habe persönlich die Strahler an den Strommasten für die Flutlichtanlage angebracht, für die Wartung war ich selbstverständlich auch verantwortlich." Selbstverständlich. Chefsache. Mit diesem Verständnis von ehrenamtlicher Tätigkeit ist Densky nicht nur wegen der Dauer seiner Amtszeit ein Vorbild im Amateurfußball.

Seit 2013 Ehrenvorsitzender

Denn spricht man mit den anderen Vereinsmitgliedern, ist immer von "leidenschaftlichem Einsatz", aber auch "liebevollem Umgang" die Rede. Kein Wunder also, dass Ehrenmitglied Densky seit Kurzem auch Ehrenvorsitzender des Vereins ist. Fast zur Nebensache wird dabei, dass er nebst seinem Amt als Vereinsvorsitzender 19 Jahre lang als Schiedsrichter aktiv war und heute noch unentgeltlich junge Schiedsrichter zu Sitzungen ins 30 Kilometer entfernte Korbach fährt.

Diese Leidenschaft für sämtliche Facetten des Vereinsleben spiegelt sich auch darin wider, dass Densky sich jahrelang um den Zustand des Sportplatzes gekümmert hat. Oder wie es der heutige Platzwart Brindöpcke formuliert: "Heute sind wir zu zweit für den Platz verantwortlich, haben bessere Maschinen und schaffen nur die Hälfte dessen, was Heinz, ohne viele Worte, geleistet hat."

Besser kann man das 40-jährige Engagement von Heinz Densky als Vereinsvorsitzender wohl nicht beschreiben.

Das meinen DFB.de-User:

"Das hat er total verdient! :-)" (Birgit Sauerwald)

"Auch wenn er nicht mehr im Rampenlicht steht, ist und bleibt er unser Freund und Berater." (Jean-Marie de la Mer, Edertal)

[sh]

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Heinz Densky, der nach 40 Jahren als Vereinsvorsitzender beim SV 1921 Anraff sein Amt niederlegt.

Was manchen Bundesligavereinen fehlt, hat Heinz Densky in seiner Tätigkeit als Vereinsvorsitzender des SV 1921 Anraff vorgelebt: Kontinuität. 40 Jahre lang führte der gelernte Elektriker den Verein. 1973 übernimmt der heute 71-Jährige sein Amt. 1973 heißt der Bundeskanzler der Bundesrepublik noch Willy Brandt, die USA schließen Waffenstillstand mit dem Nordvietnam und die Fußball-Bundesliga führt erstmals die Trikotwerbung ein. Vergegenwärtigt man sich diese Daten, so erscheint die Dauer der ehrenamtlichen Tätigkeit Denskys umso bemerkenswerter.

Die Anfänge: "Kein Vereinsheim, keine Flutlichtanlage, kein Trainingsplatz"

Dabei nimmt die "Liebesgeschichte" zwischen dem Kriegsflüchtling und dem Verein aus dem Waldecker Land sogar schon einige Jahre früher ihren Lauf. Schon als Kind ist Heinz fußballbegeistert und tritt 1957 im Alter von 15 Jahren dem SV 1921 Anraff bei. Seine Familie hatte in dem hessischen 400-Seelen-Ort mit Hilfe des Roten Kreuzes Zuflucht gefunden. Seine Anfangsjahre im Verein hat Densky noch klar vor Augen: "Damals gab es kein Vereinsheim, keine Flutlichtanlage, keinen Trainingsplatz, geduscht wurde im Keller des Dorfgemeinschaftshauses, abgestreut wurde mit Sägemehl und von Hand."

Was sich für heutige Ansprüche an einen Fußballverein nach katastrophalen Verhältnissen anhört, stellt für den Vater einer Tochter positive Erinnerung dar. Besonders das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Mannschaft war Densky immer wichtig. "Nach dem Spiel ging es mit den Kameraden zum Umtrunk in die Gaststätte Sölzer, oft war auch die gegnerische Mannschaft mit dabei und es wurde ordentlich Sieg und Niederlage gefeiert." Geselliges Miteinander, unabhängig vom Ergebnis. Oder auch: Fußballromantik auf dem Land.

Weniger romantisch ist eine Anekdote, die der 71-Jährige auch gerne erzählt: "Wir hatten keinen Rasenmäher, um das Gras auf dem Sportplatz kurz zu halten. Das erledigte Schäfer Willi Hesse mit seiner Schafherde, die er in schöner Regelmäßigkeit auf den Sportplatz trieb. Nicht selten hatten wir während des Spiels, nach körperbetontem Spielverlauf, Schafscheiße am Knie."

Schafherde als "Rasenmäher" für den Sportplatz

In der Amtszeit von Heinz Densky hat sich einiges beim SV Anraff getan. Besonders die Errichtung eines Vereinsheims und die Schaffung eines Trainingsplatzes auf einem Sumpfgelände sind Errungenschaften, auf die man im Verein stolz zurückschaut. Dass der Vereinsvorsitzende auch "ein Mann für alle Fälle" ist, beweist die Installation der Flutlichtanlage auf Telegraphenmasten. "Ich habe persönlich die Strahler an den Strommasten für die Flutlichtanlage angebracht, für die Wartung war ich selbstverständlich auch verantwortlich." Selbstverständlich. Chefsache. Mit diesem Verständnis von ehrenamtlicher Tätigkeit ist Densky nicht nur wegen der Dauer seiner Amtszeit ein Vorbild im Amateurfußball.

Seit 2013 Ehrenvorsitzender

Denn spricht man mit den anderen Vereinsmitgliedern, ist immer von "leidenschaftlichem Einsatz", aber auch "liebevollem Umgang" die Rede. Kein Wunder also, dass Ehrenmitglied Densky seit Kurzem auch Ehrenvorsitzender des Vereins ist. Fast zur Nebensache wird dabei, dass er nebst seinem Amt als Vereinsvorsitzender 19 Jahre lang als Schiedsrichter aktiv war und heute noch unentgeltlich junge Schiedsrichter zu Sitzungen ins 30 Kilometer entfernte Korbach fährt.

Diese Leidenschaft für sämtliche Facetten des Vereinsleben spiegelt sich auch darin wider, dass Densky sich jahrelang um den Zustand des Sportplatzes gekümmert hat. Oder wie es der heutige Platzwart Brindöpcke formuliert: "Heute sind wir zu zweit für den Platz verantwortlich, haben bessere Maschinen und schaffen nur die Hälfte dessen, was Heinz, ohne viele Worte, geleistet hat."

Besser kann man das 40-jährige Engagement von Heinz Densky als Vereinsvorsitzender wohl nicht beschreiben.

Das meinen DFB.de-User:

"Das hat er total verdient! :-)" (Birgit Sauerwald)

"Auch wenn er nicht mehr im Rampenlicht steht, ist und bleibt er unser Freund und Berater." (Jean-Marie de la Mer, Edertal)