Höpfingens "rotschi": Ein Stadionkasper zum Genießen

Sein Vereinsvorsitzender nennt ihn einen „ausgetüftelten Rhetoriker“, bei Werder Bremen erinnern sie sich an ihn als „wortgewaltigen Antreiber“, er selbst nennt sich „Stadionkasper“. Nur unter seinem echten Namen kennt Gundolf Nohe in Höpfingen eigentlich niemand. Beim TWO-Team des Jahres ist „rotschi“ ein Hansdampf in allen Gassen. Er gehört zum Vorstand, schreibt die Stadionzeitung, ist Kult-Stadionsprecher, verfasst Spielberichte und schreibt Gedichte. Im TWO-Interview erzählt rotschi vom Höpfemer Sportecho, TSV-Originalen und seiner Begegnung mit Thomas Schaaf.

DFB.de: rotschi, welche Funktion haben Sie beim TSV Höpfingen eigentlich genau?

rotschi: Ich bin momentan wieder stellvertretender Abteilungsleiter. Das weiß aber fast niemand, weil ich seit tausend Jahren auch andere Funktionen im Verein habe. Angefangen hat alles 1984, die erste Mannschaft ist damals in die A-Klasse abgestiegen und wir hatten keinen Abteilungsleiter Fußball. Da hieß es: ‚Schlechter kann es selbst mit dem rotschi nicht werden’. Daraus wurden dann zwanzig Jahre als Abteilungsleiter und viele weitere Jahre mit anderen Funktionen. Ich mache schon immer parallel den „Stadionkasper“, schreibe Presseartikel und Berichte für die Zeitung und – wahrscheinlich das bekannteste – die Stadionzeitung seit 1983.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle sportliche Situation beim TSV Höpfingen?

rotschi: Die ist hervorragend! Wir stehen nach dem Abstieg aus der Verbandsliga wieder auf Tabellenplatz eins mit der ersten Mannschaft, wenn auch das Spiel nicht immer so berauschend ist. Aber das liegt natürlich daran, dass wir vorher der Underdog waren und jetzt der Favorit sind. Wir müssen ganz anders spielen. Früher haben wir in der Defensive gestanden, jetzt ist es umgekehrt: Die Gegner stehen sehr tief und wir müssen das Spiel machen. Toll, dass wir trotzdem auf Platz eins stehen. Außerdem betrachten wir sowieso immer die Gesamtsituation im Verein. Die zweite Mannschaft steht in ihrem fünften Jahr in der Kreisliga wieder im Mittelfeld, die dritte Mannschaft ist in ihrer Liga oben mit dabei. Das ist hervorragend.

DFB.de: Jürgen Kuhn nennt Sie einen „Stadionsprecher zum Genießen und Ausleihen“ – klingt wie aus einem Werbespot. Betreiben Sie doch mal Eigenwerbung: Warum sind Ihre Stadionansagen so ein besonderer Genuss?

rotschi: Wir waren hier in der Region ein bisschen die Vorreiter, Stadionsprecher und Durchsagen wurden hier eher stiefmütterlich behandelt. Als Abteilungsleiter habe ich die Aufgabe damals einfach gleich mit übernommen und ich gebe zu: Ich genieße das schon ein bisschen. Und ich gebe mir Mühe. Für mich ist die Faustregel: Ein Gast ist ein Gast. Manchem Einheimischen ist es fast schon zuviel, wie ich unsere Gäste behandele. Für das Stadionheft informiere ich mich intensiv über den Gegner und kann ihn dann auch ansprechend begrüßen und vorstellen. Außerdem improvisiere ich viel. Dadurch ist es vielleicht ein bisschen untypisch, aber so fällt man auf.

DFB.de: …so sehr, dass auswärtige Vereine Sie schon ausgeliehen haben?!

rotschi: Ja, ein paar Mal durfte ich auch schon auswärts bei diversen Benefizspielen moderieren. Einmal hat der FSV Mainz mit Jürgen Klopp in Hundheim gespielt, ein anderes Mal Hoffenheim in Rosenberg. Der Höhepunkt war aber natürlich das Spiel gegen Werder Bremen bei uns in Höpfingen. Scheinbar hatte ich da einen guten Tag erwischt und wurde sogar auf der Homepage von Werder erwähnt. Spontan konnte ich sogar noch Klaus Allofs und Thomas Schaaf interviewen. Das war natürlich ein echter Höhepunkt.

TSV Höpfingen vs. TSV Unterschüpf

DFB.de: Sie haben eine eigene überdachte Sprecherkabine – wie kommt dieser Luxus zustande?

rotschi: Diese Sprecherkabine haben wir einem verstorbenen TSV-Fußballer zu verdanken. Er hat mit einem Handwerker, der Spezialist für Wintergärten ist, gewettet. Am Ende vom Lied hat dieser uns die Sprecherkabine für umme gebaut. Der Schriftzug „rotschi“ kam zu einer Jubiläumsfeier für das Stadionheft hinzu. Er ist vielleicht ein bisschen überdimensioniert, aber gut, dann ist es halt so.

DFB.de: Seit fast 30 Jahren erstellen Sie das Stadionheft „Höpfemer Sportecho“. Wie kam es dazu?

rotschi: Aus einer Schnapsidee beim Derby gegen Hartheim im Jahr 1983, damals habe ich in der zweiten Mannschaft gespielt. Ich habe gesagt, wenn wir gewinnen gibt’s beim nächsten Heimspiel eine Stadionzeitung. Und was soll ich sagen, wir haben gewonnen und ich habe in der Nacht vor dem nächsten Heimspiel handschriftlich und mit der Schreibmaschine die Zeitung erstellt. Eigentlich sollte es nur eine einmalige Sache sein, jetzt feiern wir bald 30-jähriges Jubiläum.

DFB.de: Außerdem haben Sie schon mehrere Gedichte für den TSV Höpfingen geschrieben. Ist an Ihnen ein großer Autor verloren gegangen?

rotschi: Ich bin zwei Jahre vor dem Abitur raus aus der Schule und habe Maurer gelernt. Zu jener Zeit habe ich tatsächlich als 16-Jähriger schon Lokalartikel für die Fränkischen Nachrichten geschrieben, ab und zu mache ich das sogar heute noch. Aber irgendwie habe ich es dann nicht gepackt, in die Branche zu gehen. Jetzt ist das Schreiben mein leidenschaftliches Hobby. Ich schreibe auch jedes Jahr ein Gedicht für den TSV Höpfingen für die Einladung zur Jahresabschlussfeier. Wenn es etwas zu reimen gibt, mache ich das eben. Die anderen müssen dafür basteln und schrauben, das kann ich überhaupt nicht.

DFB.de: Was ist eigentlich so besonders am TSV Höpfingen?

rotschi: Bei uns ist der Vorteil, dass wir so viele verschiedene aktive Leute im Verein haben, und die haben auch noch alle unterschiedliche Talente. Die vielen Talente zusammen ergeben dann ein tolles Gesamtbild.
Und etwas ganz Besonderes sind auch unsere vielen Zuschauer und Fans. Wenn du keine Zuschauer hast, brauchst du auch keine Stadiondurchsagen und auch kein Stadionheft. Es ist ein Geben und Nehmen: Wenn man keine Leute hat, braucht man auch nichts machen, aber die Leute kommen auch, weil wir etwas machen.

DFB.de: Die wichtigste Frage zum Schluss: Woher kommt der Name „rotschi“?

rotschi: Das kommt von meinem Vater, der war hier im Ort Ratschreiber. 

DFB.de: Was ist denn ein Ratschreiber?

rotschi: Das ist eine baden-württembergische Spezialität, sie war eine Weile ausgestorben, aber inzwischen gibt es sie wieder. Früher war in einem Ort wie Höpfingen der Bürgermeister ehrenamtlich und der Ratschreiber hauptamtlich, so etwas wie der Innendienstleiter der Gemeinde. Mein Vater war Ratschreiber bis zu seiner Pensionierung, ich war das jüngste von sechs Kindern. Der Dialekt macht dann Rotschreiber daraus, am Ende blieb rotschi übrig. So einfach ist das…

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[bild1]Sein Vereinsvorsitzender nennt ihn einen „ausgetüftelten Rhetoriker“, bei Werder Bremen erinnern sie sich an ihn als „wortgewaltigen Antreiber“, er selbst nennt sich „Stadionkasper“. Nur unter seinem echten Namen kennt Gundolf Nohe in Höpfingen eigentlich niemand. Beim TWO-Team des Jahres ist „rotschi“ ein Hansdampf in allen Gassen. Er gehört zum Vorstand, schreibt die Stadionzeitung, ist Kult-Stadionsprecher, verfasst Spielberichte und schreibt Gedichte. Im TWO-Interview erzählt rotschi vom Höpfemer Sportecho, TSV-Originalen und seiner Begegnung mit Thomas Schaaf.

DFB.de: rotschi, welche Funktion haben Sie beim TSV Höpfingen eigentlich genau?

rotschi: Ich bin momentan wieder stellvertretender Abteilungsleiter. Das weiß aber fast niemand, weil ich seit tausend Jahren auch andere Funktionen im Verein habe. Angefangen hat alles 1984, die erste Mannschaft ist damals in die A-Klasse abgestiegen und wir hatten keinen Abteilungsleiter Fußball. Da hieß es: ‚Schlechter kann es selbst mit dem rotschi nicht werden’. Daraus wurden dann zwanzig Jahre als Abteilungsleiter und viele weitere Jahre mit anderen Funktionen. Ich mache schon immer parallel den „Stadionkasper“, schreibe Presseartikel und Berichte für die Zeitung und – wahrscheinlich das bekannteste – die Stadionzeitung seit 1983.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle sportliche Situation beim TSV Höpfingen?

rotschi: Die ist hervorragend! Wir stehen nach dem Abstieg aus der Verbandsliga wieder auf Tabellenplatz eins mit der ersten Mannschaft, wenn auch das Spiel nicht immer so berauschend ist. Aber das liegt natürlich daran, dass wir vorher der Underdog waren und jetzt der Favorit sind. Wir müssen ganz anders spielen. Früher haben wir in der Defensive gestanden, jetzt ist es umgekehrt: Die Gegner stehen sehr tief und wir müssen das Spiel machen. Toll, dass wir trotzdem auf Platz eins stehen. Außerdem betrachten wir sowieso immer die Gesamtsituation im Verein. Die zweite Mannschaft steht in ihrem fünften Jahr in der Kreisliga wieder im Mittelfeld, die dritte Mannschaft ist in ihrer Liga oben mit dabei. Das ist hervorragend.

DFB.de: Jürgen Kuhn nennt Sie einen „Stadionsprecher zum Genießen und Ausleihen“ – klingt wie aus einem Werbespot. Betreiben Sie doch mal Eigenwerbung: Warum sind Ihre Stadionansagen so ein besonderer Genuss?

rotschi: Wir waren hier in der Region ein bisschen die Vorreiter, Stadionsprecher und Durchsagen wurden hier eher stiefmütterlich behandelt. Als Abteilungsleiter habe ich die Aufgabe damals einfach gleich mit übernommen und ich gebe zu: Ich genieße das schon ein bisschen. Und ich gebe mir Mühe. Für mich ist die Faustregel: Ein Gast ist ein Gast. Manchem Einheimischen ist es fast schon zuviel, wie ich unsere Gäste behandele. Für das Stadionheft informiere ich mich intensiv über den Gegner und kann ihn dann auch ansprechend begrüßen und vorstellen. Außerdem improvisiere ich viel. Dadurch ist es vielleicht ein bisschen untypisch, aber so fällt man auf.

DFB.de: …so sehr, dass auswärtige Vereine Sie schon ausgeliehen haben?!

rotschi: Ja, ein paar Mal durfte ich auch schon auswärts bei diversen Benefizspielen moderieren. Einmal hat der FSV Mainz mit Jürgen Klopp in Hundheim gespielt, ein anderes Mal Hoffenheim in Rosenberg. Der Höhepunkt war aber natürlich das Spiel gegen Werder Bremen bei uns in Höpfingen. Scheinbar hatte ich da einen guten Tag erwischt und wurde sogar auf der Homepage von Werder erwähnt. Spontan konnte ich sogar noch Klaus Allofs und Thomas Schaaf interviewen. Das war natürlich ein echter Höhepunkt.

TSV Höpfingen vs. TSV Unterschüpf

DFB.de: Sie haben eine eigene überdachte Sprecherkabine – wie kommt dieser Luxus zustande?

rotschi: Diese Sprecherkabine haben wir einem verstorbenen TSV-Fußballer zu verdanken. Er hat mit einem Handwerker, der Spezialist für Wintergärten ist, gewettet. Am Ende vom Lied hat dieser uns die Sprecherkabine für umme gebaut. Der Schriftzug „rotschi“ kam zu einer Jubiläumsfeier für das Stadionheft hinzu. Er ist vielleicht ein bisschen überdimensioniert, aber gut, dann ist es halt so.

DFB.de: Seit fast 30 Jahren erstellen Sie das Stadionheft „Höpfemer Sportecho“. Wie kam es dazu?

rotschi: Aus einer Schnapsidee beim Derby gegen Hartheim im Jahr 1983, damals habe ich in der zweiten Mannschaft gespielt. Ich habe gesagt, wenn wir gewinnen gibt’s beim nächsten Heimspiel eine Stadionzeitung. Und was soll ich sagen, wir haben gewonnen und ich habe in der Nacht vor dem nächsten Heimspiel handschriftlich und mit der Schreibmaschine die Zeitung erstellt. Eigentlich sollte es nur eine einmalige Sache sein, jetzt feiern wir bald 30-jähriges Jubiläum.

DFB.de: Außerdem haben Sie schon mehrere Gedichte für den TSV Höpfingen geschrieben. Ist an Ihnen ein großer Autor verloren gegangen?

rotschi: Ich bin zwei Jahre vor dem Abitur raus aus der Schule und habe Maurer gelernt. Zu jener Zeit habe ich tatsächlich als 16-Jähriger schon Lokalartikel für die Fränkischen Nachrichten geschrieben, ab und zu mache ich das sogar heute noch. Aber irgendwie habe ich es dann nicht gepackt, in die Branche zu gehen. Jetzt ist das Schreiben mein leidenschaftliches Hobby. Ich schreibe auch jedes Jahr ein Gedicht für den TSV Höpfingen für die Einladung zur Jahresabschlussfeier. Wenn es etwas zu reimen gibt, mache ich das eben. Die anderen müssen dafür basteln und schrauben, das kann ich überhaupt nicht.

[bild2]DFB.de: Was ist eigentlich so besonders am TSV Höpfingen?

rotschi: Bei uns ist der Vorteil, dass wir so viele verschiedene aktive Leute im Verein haben, und die haben auch noch alle unterschiedliche Talente. Die vielen Talente zusammen ergeben dann ein tolles Gesamtbild.
Und etwas ganz Besonderes sind auch unsere vielen Zuschauer und Fans. Wenn du keine Zuschauer hast, brauchst du auch keine Stadiondurchsagen und auch kein Stadionheft. Es ist ein Geben und Nehmen: Wenn man keine Leute hat, braucht man auch nichts machen, aber die Leute kommen auch, weil wir etwas machen.

DFB.de: Die wichtigste Frage zum Schluss: Woher kommt der Name „rotschi“?

rotschi: Das kommt von meinem Vater, der war hier im Ort Ratschreiber. 

DFB.de: Was ist denn ein Ratschreiber?

rotschi: Das ist eine baden-württembergische Spezialität, sie war eine Weile ausgestorben, aber inzwischen gibt es sie wieder. Früher war in einem Ort wie Höpfingen der Bürgermeister ehrenamtlich und der Ratschreiber hauptamtlich, so etwas wie der Innendienstleiter der Gemeinde. Mein Vater war Ratschreiber bis zu seiner Pensionierung, ich war das jüngste von sechs Kindern. Der Dialekt macht dann Rotschreiber daraus, am Ende blieb rotschi übrig. So einfach ist das…