Klinsmann: "All-Stars spiegeln Tradition deutschen Fußballs wider"

Gegen die Azzurri Legends geht mit den neuen DFB-All-Stars eine weiteres Auswahlteam des Deutschen Fußball-Bundes am Montag (ab 18 Uhr, live bei Sport1) in Fürth an den Start. Im DFB.de-Interview spricht Kapitän Jürgen Klinsmann mit Mitarbeiter Wolfgang Tobien über seine Verbindung zu Italien, die WM 1990 und seine Erwartungen ans Legendenspiel.

DFB.de: Herr Klinsmann, sind Italiens Fußball-Ikonen mit ihren ein Dutzend Weltmeistern im Team ein passender und angemessener Gegner zur Premiere?

Jürgen Klinsmann: Ein überaus attraktiver und starker Gegner, wie er besser eigentlich nicht sein könnte. Die Azzurris Legends mit ihrem offiziellen Weltmeister-Trainer Marcello Lippi sind in Italien eine Institution, die dort regelmäßig bei ihren Auftritten für ausverkaufte Stadien sorgen. Solche Legendenteams gibt es inzwischen bei etlichen großen Klubs und Verbänden. Und ich finde es gut, dass der DFB es jetzt auch mit einem solchen All-Star-Team mal probiert. Denn dieses Team überaus erfolgreicher Spieler spiegelt die Tradition und die weltweite Anerkennung des deutschen Fußballs wider. Hinzu kommen der Spaß und die Freude, die wir uns selbst und hoffentlich auch unseren Fans bereiten werden. Wir wollen den Italienern auf Augenhöhe begegnen und in einem Spiel mit vielen Toren die Nase vorne behalten.

DFB.de: Als Spieler waren sie bei 108 Länderspielen am Ball, als Bundestrainer absolvierten Sie 34 Partien. Welchen Stellenwert haben jetzt für Sie die DFB-All-Stars?

Klinsmann: Dieses Team ist mit dem Spiel in Fürth für mich vor allem ein Forum des Wiedersehens. Des Wiedersehens ganz besonders auch mit Italien. Dort habe ich so schöne Jahre bei Inter Mailand, meiner ersten Auslandsstation, erleben können und 1990 eine wunderbare WM. Selbstverständlich geht es in unserem Team darum, den Kontakt zueinander zu behalten und wiederherzustellen. Telefonnummern zum Beispiel wieder auszutauschen, die inzwischen veraltet sind. In diesem Zusammenhang hat der DFB seinem Club der Nationalspieler, dessen Aushängeschild die All-Stars ja im Grunde sind, eine phänomenale Einrichtung geschaffen. Das seit 2008 einmal im Jahr bei einem besonderen Spiel wie zuletzt in Hamburg gegen Holland mehr als 200 Spieler verschiedener Generationen zusammenkommen, ist schon einzigartig.

DFB.de: Das hört sich nach einem Plädoyer für weitere Legendenspiele an?

Klinsmann: Absolut. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem einen Auftritt der DFB-All-Stars bleibt. Wie in England oder Italien, wo solche Legendenspiele 20.000, 40.000 und mehr Zuschauer anlocken, sehe ich auch in Deutschland ein großes Potenzial an Interesse. Es muss aktiviert und ausgeschöpft werden. Mit vier, fünf Spielen pro Jahr, mit einem Vier-Länder-Turnier oder grenzüberschreitend vielleicht sogar mit einer Legenden-Nations-League.

DFB.de: Welche Ihrer vier Begegnungen mit Italien haben Sie besonders in Erinnerung behalten?

Klinsmann: Klar, da ist mein einziger Sieg gegen Italien, das 2:0, als ich in meinem Stadion in Stuttgart beide Tore erzielen konnte. Doch das war leider nur ein Freundschaftsspiel. (lacht) Unvergessen ist natürlich das 0:0 bei der EM-Endrunde in England, als die Italiener mit ihren Individualisten besser waren und auch die größeren Torchancen hatten. Doch wir haben uns generell bei dieser EM als ein unheimlich geschlossenes Team präsentiert, worauf man als damaliger Kapitän besonders stolz ist. Und wir hatten mit Andy Köpke zum Glück den besten Torhüter des Turniers, der nicht nur wegen des abgewehrten Elfmeters von Gianfranco Zola überragte.

DFB.de: Als Bundestrainer war Italien für Sie aber eher ein traumatischesErlebnis: das 1:4 im Frühjahr 2006 in Florenz und dann beim Sommermärchen das 0:2 im WM-Halbfinale in Dortmund...

Klinsmann: Beschränken wir uns mal nur auf das WM-Halbfinale 2006, das ein ganz enges Spiel mit Pfosten- und Lattenschuss und etwas fehlender Abgeklärtheit war. Mit jungen, hochtalentierten Spielern wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Per Mertesacker oder Lukas Podolski, die acht Jahre später dann ihren Höhepunkt als Weltmeister erreichten. Den Italienern mit ihrer tollen Truppe muss man noch heute für ihren damaligen WM-Triumph ein Kompliment machen. Dennoch war dieses Spiel vor einem fantastischen Publikum in einer traumhaften Atmosphäre in Dortmund ein hochbrisanter und spannender Schlagabtausch…

DFB.de: … bei dem Fabio Grosso nach Vorarbeit von Andrea Pirlo mit dem 1:0 die Vorentscheidung gelang. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit den beiden am nächsten Montag in Fürth?

Klinsmann: Ja, natürlich. Aber nicht nur auf diese beiden. Die Azzurri Legends kommen ja mit fast einem Dutzend der Weltmeister von 2006 und sogar von 1982 nach Fürth, einer großartigen Ansammlung von Ausnahmespielern und großen Persönlichkeiten. Sehr neugierig bin auf Luca Toni, den Weltmeister von 2006 und unser Mittelstürmer während meiner Zeit als Trainer beim FC Bayern. Ich bin besonders gespannt, wie er jetzt drauf ist, nachdem er als Profi aufgehört hat.

DFB.de: Asamoah, Frings, Nowotny, Neuville und Odonkor brachten Sie als Bundestrainer bei der WM 2006 zum Einsatz. Was bedeutet es für Sie, mit diesen Fünf in Fürth jetzt in einer Mannschaft zu spielen?

Klinsmann: Das wird ganz einfach wunderschön. Und ich frage mich, wie toll es wäre, wenn Uwe Seeler noch mitspielen könnte. Er war und bleibt mein Idol. Es war immer ein großer Wunsch von mir, mit dem Uwe mal auf dem Spielfeld zu stehen.

DFB.de: Es wird in Fürth also ein Abend großer nostalgischer Gefühle werden?

Klinsmann: Nicht nur! Für mich verbindet sich mit dieser Idee des Legendenspiels mehr als nur die die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse. Mit das Schönste im Fußball sind die Spieler. Bei so einem Zusammentreffen werden Interesse und Neugier geweckt, wie es den Jungs heute geht. Dass man danach zum Telefon greift und sich erkundigt, wie der eine oder andere zurechtkommt im Leben. Schließlich hat man etliche seit zehn, 15 Jahren nicht mehr gesehen. Solche Gespräche interessieren mich sehr. So hat es ja auch Uwe Seeler gemeint, wenn er gesagt hat, dass sich ehemalige Nationalspieler und frühere Mannschaftskameraden umeinander kümmern und dafür sorgen sollten, dass es allen einigermaßen gut geht.

DFB.de: Bei Ihrem Comeback im Nationaltrikot werden sie die DFB-All-Stars als Kapitän anführen. Gegen Italien war dies zuletzt 1996 bei der EM in Manchester beim 0:0 der Fall gewesen. Beschreiben Sie doch mal kurz den Unterschied Ihrer diesmaligen zur damaligen Führungsrolle.

Klinsmann: (lacht) Bei einem Legendenspiel ist der Kapitän vor allem für gute Stimmung und eine positive Atmosphäre zuständig. Ich werde also schauen, dass zum Beispiel nach dem Spiel mit den Getränken alles klappt. Der "Asa" (Gerald Asamoah; Anm. d. Red.) wird wie früher bei Länderspielen für das Musikprogramm in der Kabine verantwortlich sein, und ich kümmere mich um die erfrischende Flüssigkeitszufuhr.

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Gegen die Azzurri Legends geht mit den neuen DFB-All-Stars eine weiteres Auswahlteam des Deutschen Fußball-Bundes am Montag (ab 18 Uhr, live bei Sport1) in Fürth an den Start. Im DFB.de-Interview spricht Kapitän Jürgen Klinsmann mit Mitarbeiter Wolfgang Tobien über seine Verbindung zu Italien, die WM 1990 und seine Erwartungen ans Legendenspiel.

DFB.de: Herr Klinsmann, sind Italiens Fußball-Ikonen mit ihren ein Dutzend Weltmeistern im Team ein passender und angemessener Gegner zur Premiere?

Jürgen Klinsmann: Ein überaus attraktiver und starker Gegner, wie er besser eigentlich nicht sein könnte. Die Azzurris Legends mit ihrem offiziellen Weltmeister-Trainer Marcello Lippi sind in Italien eine Institution, die dort regelmäßig bei ihren Auftritten für ausverkaufte Stadien sorgen. Solche Legendenteams gibt es inzwischen bei etlichen großen Klubs und Verbänden. Und ich finde es gut, dass der DFB es jetzt auch mit einem solchen All-Star-Team mal probiert. Denn dieses Team überaus erfolgreicher Spieler spiegelt die Tradition und die weltweite Anerkennung des deutschen Fußballs wider. Hinzu kommen der Spaß und die Freude, die wir uns selbst und hoffentlich auch unseren Fans bereiten werden. Wir wollen den Italienern auf Augenhöhe begegnen und in einem Spiel mit vielen Toren die Nase vorne behalten.

DFB.de: Als Spieler waren sie bei 108 Länderspielen am Ball, als Bundestrainer absolvierten Sie 34 Partien. Welchen Stellenwert haben jetzt für Sie die DFB-All-Stars?

Klinsmann: Dieses Team ist mit dem Spiel in Fürth für mich vor allem ein Forum des Wiedersehens. Des Wiedersehens ganz besonders auch mit Italien. Dort habe ich so schöne Jahre bei Inter Mailand, meiner ersten Auslandsstation, erleben können und 1990 eine wunderbare WM. Selbstverständlich geht es in unserem Team darum, den Kontakt zueinander zu behalten und wiederherzustellen. Telefonnummern zum Beispiel wieder auszutauschen, die inzwischen veraltet sind. In diesem Zusammenhang hat der DFB seinem Club der Nationalspieler, dessen Aushängeschild die All-Stars ja im Grunde sind, eine phänomenale Einrichtung geschaffen. Das seit 2008 einmal im Jahr bei einem besonderen Spiel wie zuletzt in Hamburg gegen Holland mehr als 200 Spieler verschiedener Generationen zusammenkommen, ist schon einzigartig.

DFB.de: Das hört sich nach einem Plädoyer für weitere Legendenspiele an?

Klinsmann: Absolut. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem einen Auftritt der DFB-All-Stars bleibt. Wie in England oder Italien, wo solche Legendenspiele 20.000, 40.000 und mehr Zuschauer anlocken, sehe ich auch in Deutschland ein großes Potenzial an Interesse. Es muss aktiviert und ausgeschöpft werden. Mit vier, fünf Spielen pro Jahr, mit einem Vier-Länder-Turnier oder grenzüberschreitend vielleicht sogar mit einer Legenden-Nations-League.

DFB.de: Welche Ihrer vier Begegnungen mit Italien haben Sie besonders in Erinnerung behalten?

Klinsmann: Klar, da ist mein einziger Sieg gegen Italien, das 2:0, als ich in meinem Stadion in Stuttgart beide Tore erzielen konnte. Doch das war leider nur ein Freundschaftsspiel. (lacht) Unvergessen ist natürlich das 0:0 bei der EM-Endrunde in England, als die Italiener mit ihren Individualisten besser waren und auch die größeren Torchancen hatten. Doch wir haben uns generell bei dieser EM als ein unheimlich geschlossenes Team präsentiert, worauf man als damaliger Kapitän besonders stolz ist. Und wir hatten mit Andy Köpke zum Glück den besten Torhüter des Turniers, der nicht nur wegen des abgewehrten Elfmeters von Gianfranco Zola überragte.

DFB.de: Als Bundestrainer war Italien für Sie aber eher ein traumatischesErlebnis: das 1:4 im Frühjahr 2006 in Florenz und dann beim Sommermärchen das 0:2 im WM-Halbfinale in Dortmund...

Klinsmann: Beschränken wir uns mal nur auf das WM-Halbfinale 2006, das ein ganz enges Spiel mit Pfosten- und Lattenschuss und etwas fehlender Abgeklärtheit war. Mit jungen, hochtalentierten Spielern wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Per Mertesacker oder Lukas Podolski, die acht Jahre später dann ihren Höhepunkt als Weltmeister erreichten. Den Italienern mit ihrer tollen Truppe muss man noch heute für ihren damaligen WM-Triumph ein Kompliment machen. Dennoch war dieses Spiel vor einem fantastischen Publikum in einer traumhaften Atmosphäre in Dortmund ein hochbrisanter und spannender Schlagabtausch…

DFB.de: … bei dem Fabio Grosso nach Vorarbeit von Andrea Pirlo mit dem 1:0 die Vorentscheidung gelang. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit den beiden am nächsten Montag in Fürth?

Klinsmann: Ja, natürlich. Aber nicht nur auf diese beiden. Die Azzurri Legends kommen ja mit fast einem Dutzend der Weltmeister von 2006 und sogar von 1982 nach Fürth, einer großartigen Ansammlung von Ausnahmespielern und großen Persönlichkeiten. Sehr neugierig bin auf Luca Toni, den Weltmeister von 2006 und unser Mittelstürmer während meiner Zeit als Trainer beim FC Bayern. Ich bin besonders gespannt, wie er jetzt drauf ist, nachdem er als Profi aufgehört hat.

DFB.de: Asamoah, Frings, Nowotny, Neuville und Odonkor brachten Sie als Bundestrainer bei der WM 2006 zum Einsatz. Was bedeutet es für Sie, mit diesen Fünf in Fürth jetzt in einer Mannschaft zu spielen?

Klinsmann: Das wird ganz einfach wunderschön. Und ich frage mich, wie toll es wäre, wenn Uwe Seeler noch mitspielen könnte. Er war und bleibt mein Idol. Es war immer ein großer Wunsch von mir, mit dem Uwe mal auf dem Spielfeld zu stehen.

DFB.de: Es wird in Fürth also ein Abend großer nostalgischer Gefühle werden?

Klinsmann: Nicht nur! Für mich verbindet sich mit dieser Idee des Legendenspiels mehr als nur die die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse. Mit das Schönste im Fußball sind die Spieler. Bei so einem Zusammentreffen werden Interesse und Neugier geweckt, wie es den Jungs heute geht. Dass man danach zum Telefon greift und sich erkundigt, wie der eine oder andere zurechtkommt im Leben. Schließlich hat man etliche seit zehn, 15 Jahren nicht mehr gesehen. Solche Gespräche interessieren mich sehr. So hat es ja auch Uwe Seeler gemeint, wenn er gesagt hat, dass sich ehemalige Nationalspieler und frühere Mannschaftskameraden umeinander kümmern und dafür sorgen sollten, dass es allen einigermaßen gut geht.

DFB.de: Bei Ihrem Comeback im Nationaltrikot werden sie die DFB-All-Stars als Kapitän anführen. Gegen Italien war dies zuletzt 1996 bei der EM in Manchester beim 0:0 der Fall gewesen. Beschreiben Sie doch mal kurz den Unterschied Ihrer diesmaligen zur damaligen Führungsrolle.

Klinsmann: (lacht) Bei einem Legendenspiel ist der Kapitän vor allem für gute Stimmung und eine positive Atmosphäre zuständig. Ich werde also schauen, dass zum Beispiel nach dem Spiel mit den Getränken alles klappt. Der "Asa" (Gerald Asamoah; Anm. d. Red.) wird wie früher bei Länderspielen für das Musikprogramm in der Kabine verantwortlich sein, und ich kümmere mich um die erfrischende Flüssigkeitszufuhr.

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