DFB-All-Stars gegen Italien: Ganz besondere Erinnerungen

Deutschland gegen Italien - welcher Fußballfan hat da keine Bilder im Kopf? Das Jahrhundertspiel von 1970, das WM-Halbfinale 2006 von Dortmund oder das Elfmeterdrama von Bordeaux bei der EM 2016, als Deutschland erstmals bei einem Turnier ein Sieg gegen den Angstgegner gelang. Wer auf dem Platz stand, hat natürlich seine eigenen, ganz speziellen Highlights oder auch Tiefpunkte - jedenfalls Unvergessliches - zu erzählen.

Das beweist ein Blick auf die Italien-Geschichten einiger unserer Teilnehmer am Spiel der DFB-All-Stars heute (ab 18 Uhr, live auf Sport1) in Fürth gegen die Azzurri Legends. Wer wusste schon noch, dass Guido Buchwald sein erstes Länderspiel 1984 eben gegen jene Italiener, damals Weltmeister, machte? Buchwald kam frisch aus der 2. Liga und spielte mit dem VfB Stuttgart seine erste Bundesligasaison, in der er auf Anhieb Meister wurde. Vier Tage nach dem Titeltriumph setzte ihn Bundestrainer Jupp Derwall im letzten EM-Test in Zürich zur allgemeinen Überraschung von Anfang an ein (66 Minuten) und feierte ein "vielversprechendes Debüt"- laut Kicker.

Er war der größte Sieger beim 1:0 und Derwall lobte: Buchwald brachte das, was ich mir erwartet hatte. Zwar wurde er leicht verletzt ausgewechselt, aber schon auf der Rückfahrt wusste er, dass er mit zur EM durfte, Co-Trainer Horst Köppel verriet es ihm. Einziger Missklang jenes großen Tages im Leben des Guido Buchwald: die Ärmel des Ausgehanzugs, den er vom DFB erhielt. Dem vielversprechenden Auftakt gegen Italien folgten fünf weitere Duelle, unter anderem bei der EM 1988 (1:1) in Düsseldorf. Buchwald gehört zu den Wenigen mit einer positiven Bilanz gegen Italien (3-2-1).

Berthold: Ende und Neuanfang gegen Italien

Thomas Berthold, sein Weltmeisterkollege von 1990, gehört auch dazu. Dennoch sind seine Italien-Erinnerungen zwiespältiger Natur, denn er wurde bei besagtem EM-Spiel 1988 zum Sündenbock gemacht. Teamchef Franz Beckenbauer war mit Bertholds Leistung als Verteidiger unzufrieden und setzte ihn im ganzen Turnier nicht mehr ein. Berthold gab den unzufriedenen Reservisten und knurrte: "Die paar Tage kriege ich auch noch rum!" Bis zu seinem zweiten und letzten Spiel gegen Italien vergingen dann sechs Jahre, ehe ihn Berti Vogts vor der WM 1994 zurückholte und beim 2:1 in Stuttgart einwechselte. Nach drei Jahren Pause! So war Italien Ende und Neuanfang zugleich in seiner langen Länderspielkarriere.

Bei jenem Stuttgarter 2:1 schoss Lokalmatador Jürgen Klinsmann, obwohl damals in England kickend, aber doch immer Schwabe, beide Tore. Es waren seine einzigen in vier Einsätzen, seine Bilanz ist ausgeglichen (1-2-1), jedenfalls als Spieler. Als Trainer erlitt er die bittere Niederlage, die das deutsche Sommermärchen 2006 jäh beendete - und indirekt auch seine als Bundestrainer. Die Tore von Fabio Grosso (119.) und Alessandro del Piero (120.) kosteten Deutschland den Finaleinzug. Tränen flossen in er Kabine, aber keiner sprach den Italienern den verdienten Sieg ab. Besondere Hochachtung genoss Italiens begnadeter Spielmacher Andrea Pirlo, dessen tödlicher Pass auf Grosso das Spiel entschied.

Helmer Turm in der Abwehrschlacht 1996

Auch Pirlo werden wir am 7. Oktober wiedersehen. Torsten Frings hätte ihn sicher schon gern an jenem 4. Juli 2006 getroffen, doch er war nach den heftigen Rangeleien im Anschluss an das Viertelfinale gegen Argentinien als ein Täter identifiziert und gesperrt worden. Eine Entscheidung, die nicht jeder verstand und die das Team schwächte. Frings machte alle anderen WM-Spiele 2006 mit, seine Erinnerung an Italien ist deshalb die an eine vertane Chance und an 120 Minuten untätiges Zittern auf der Bank - ohne Einsatzberechtigung.

Thomas Helmer traf in seiner DFB-Karriere dreimal auf Italien. Es war von allem etwas dabei: 1992 verlor er (0:1), 1995 gewann er (2:0) und trug sich sogar in die Torschützenliste ein. Und beim einzigen Turnierspiel 1996 gab es ein Unentschieden (0:0), das trotzdem einen Sieger und einen Verlierer hervorbrachte. Denn während die Deutschen damit das EM-Viertelfinale erreichten, mussten die Italiener abreisen. Auch weil Andy Köpke in Manchester einen Elfmeter von Zola hielt und weil selbst der Platzverweis von Thomas Strunz die Deutschen nicht aus der Ordnung brachte.

Helmer war der Turm in der Abwehrschlacht und überragte sogar den an diesem Tag indisponierten Libero Matthias Sammer. Als einziger Feldspieler bekam der Münchner im Kicker eine 2 und "war stabilster Feldspieler in der löchrigen deutschen Abwehr." Ganz so hoch werden die Erwartungen an den heute 54-Jährigen am Montag nicht sein, aber auch diesmal wird es keinen Grund geben, den Rivalen von einst etwas zu schenken. Ehrgeiz kennt kein Alter.

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Deutschland gegen Italien - welcher Fußballfan hat da keine Bilder im Kopf? Das Jahrhundertspiel von 1970, das WM-Halbfinale 2006 von Dortmund oder das Elfmeterdrama von Bordeaux bei der EM 2016, als Deutschland erstmals bei einem Turnier ein Sieg gegen den Angstgegner gelang. Wer auf dem Platz stand, hat natürlich seine eigenen, ganz speziellen Highlights oder auch Tiefpunkte - jedenfalls Unvergessliches - zu erzählen.

Das beweist ein Blick auf die Italien-Geschichten einiger unserer Teilnehmer am Spiel der DFB-All-Stars heute (ab 18 Uhr, live auf Sport1) in Fürth gegen die Azzurri Legends. Wer wusste schon noch, dass Guido Buchwald sein erstes Länderspiel 1984 eben gegen jene Italiener, damals Weltmeister, machte? Buchwald kam frisch aus der 2. Liga und spielte mit dem VfB Stuttgart seine erste Bundesligasaison, in der er auf Anhieb Meister wurde. Vier Tage nach dem Titeltriumph setzte ihn Bundestrainer Jupp Derwall im letzten EM-Test in Zürich zur allgemeinen Überraschung von Anfang an ein (66 Minuten) und feierte ein "vielversprechendes Debüt"- laut Kicker.

Er war der größte Sieger beim 1:0 und Derwall lobte: Buchwald brachte das, was ich mir erwartet hatte. Zwar wurde er leicht verletzt ausgewechselt, aber schon auf der Rückfahrt wusste er, dass er mit zur EM durfte, Co-Trainer Horst Köppel verriet es ihm. Einziger Missklang jenes großen Tages im Leben des Guido Buchwald: die Ärmel des Ausgehanzugs, den er vom DFB erhielt. Dem vielversprechenden Auftakt gegen Italien folgten fünf weitere Duelle, unter anderem bei der EM 1988 (1:1) in Düsseldorf. Buchwald gehört zu den Wenigen mit einer positiven Bilanz gegen Italien (3-2-1).

Berthold: Ende und Neuanfang gegen Italien

Thomas Berthold, sein Weltmeisterkollege von 1990, gehört auch dazu. Dennoch sind seine Italien-Erinnerungen zwiespältiger Natur, denn er wurde bei besagtem EM-Spiel 1988 zum Sündenbock gemacht. Teamchef Franz Beckenbauer war mit Bertholds Leistung als Verteidiger unzufrieden und setzte ihn im ganzen Turnier nicht mehr ein. Berthold gab den unzufriedenen Reservisten und knurrte: "Die paar Tage kriege ich auch noch rum!" Bis zu seinem zweiten und letzten Spiel gegen Italien vergingen dann sechs Jahre, ehe ihn Berti Vogts vor der WM 1994 zurückholte und beim 2:1 in Stuttgart einwechselte. Nach drei Jahren Pause! So war Italien Ende und Neuanfang zugleich in seiner langen Länderspielkarriere.

Bei jenem Stuttgarter 2:1 schoss Lokalmatador Jürgen Klinsmann, obwohl damals in England kickend, aber doch immer Schwabe, beide Tore. Es waren seine einzigen in vier Einsätzen, seine Bilanz ist ausgeglichen (1-2-1), jedenfalls als Spieler. Als Trainer erlitt er die bittere Niederlage, die das deutsche Sommermärchen 2006 jäh beendete - und indirekt auch seine als Bundestrainer. Die Tore von Fabio Grosso (119.) und Alessandro del Piero (120.) kosteten Deutschland den Finaleinzug. Tränen flossen in er Kabine, aber keiner sprach den Italienern den verdienten Sieg ab. Besondere Hochachtung genoss Italiens begnadeter Spielmacher Andrea Pirlo, dessen tödlicher Pass auf Grosso das Spiel entschied.

Helmer Turm in der Abwehrschlacht 1996

Auch Pirlo werden wir am 7. Oktober wiedersehen. Torsten Frings hätte ihn sicher schon gern an jenem 4. Juli 2006 getroffen, doch er war nach den heftigen Rangeleien im Anschluss an das Viertelfinale gegen Argentinien als ein Täter identifiziert und gesperrt worden. Eine Entscheidung, die nicht jeder verstand und die das Team schwächte. Frings machte alle anderen WM-Spiele 2006 mit, seine Erinnerung an Italien ist deshalb die an eine vertane Chance und an 120 Minuten untätiges Zittern auf der Bank - ohne Einsatzberechtigung.

Thomas Helmer traf in seiner DFB-Karriere dreimal auf Italien. Es war von allem etwas dabei: 1992 verlor er (0:1), 1995 gewann er (2:0) und trug sich sogar in die Torschützenliste ein. Und beim einzigen Turnierspiel 1996 gab es ein Unentschieden (0:0), das trotzdem einen Sieger und einen Verlierer hervorbrachte. Denn während die Deutschen damit das EM-Viertelfinale erreichten, mussten die Italiener abreisen. Auch weil Andy Köpke in Manchester einen Elfmeter von Zola hielt und weil selbst der Platzverweis von Thomas Strunz die Deutschen nicht aus der Ordnung brachte.

Helmer war der Turm in der Abwehrschlacht und überragte sogar den an diesem Tag indisponierten Libero Matthias Sammer. Als einziger Feldspieler bekam der Münchner im Kicker eine 2 und "war stabilster Feldspieler in der löchrigen deutschen Abwehr." Ganz so hoch werden die Erwartungen an den heute 54-Jährigen am Montag nicht sein, aber auch diesmal wird es keinen Grund geben, den Rivalen von einst etwas zu schenken. Ehrgeiz kennt kein Alter.

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