Ziege: "Unterhachings Philosophie gefällt mir"

198 Bundesligaspiele, 92 in der Premier League, 39 in der Serie A und 72 Länderspiele: Die Karrieredaten von Christian Ziege, seit wenigen Wochen Trainer des Drittligisten SpVgg Unterhaching, sind bemerkenswert. Mit dem Traditionsverein aus Bayern will der 42-Jährige als Nachfolger von Manuel Baum den Klassenverbleib unter Dach und Fach bringen. Der Start war nicht optimal. Nach vier Partien unter Ziege stehen zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in der Bilanz. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt drei Punkte.

Als Spieler war Ziege für den FC Bayern München, AC Mailand, FC Middlesbrough, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und Borussia Mönchengladbach am Ball. Er wurde 1996 mit Deutschland Europameister, holte mit Bayern und Milan die Meisterschaft sowie mit Liverpool den FA-Cup. Als Trainer war er unter anderem bei Arminia Bielefeld und beim DFB, zuletzt verantwortlich für die U 18-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Interview spricht der gebürtige Berliner Christian Ziege mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Situation in Unterhaching, das Spiel gegen den direkten Konkurrenten SV 07 Elversberg am Samstag (ab 14 Uhr) und die Zukunftsplanungen.

DFB.de: Das jüngste 0:4 bei Holstein Kiel war die höchste Niederlage Ihrer Amtszeit. Was lief schief, Herr Ziege?

Christian Ziege: Gar nicht einmal so viel, wie das Ergebnis vielleicht vermuten lässt. Wir sind gut in die Partie gekommen, hatten selbst die große Chance, in Führung zu gehen. Quasi im direkten Gegenzug sind wir dann in Rückstand geraten. Die Möglichkeit zum Ausgleich ließen wir dann erneut liegen, Kiel nutzte die Chance zum 2:0 dagegen eiskalt. Nach der Roten Karte gegen Maximilian Welzmüller war es dem jugendlichen Leichtsinn meiner Mannschaft geschuldet, dass sie trotzdem immer wieder angerannt ist. Eine clevere Mannschaft wie Kiel hat das ausgenutzt. In solchen Situation sind dann auch manchmal noch mehr Gegentreffer möglich.

DFB.de:: Mit dem 1:1 gegen den Aufstiegsanwärter RB Leipzig war Ihr Start nicht so schlecht!

Ziege: Das stimmt. Die Leistungen meiner Mannschaft waren in allen vier Partien in Ordnung. Der Spielverlauf war immer nahezu identisch. Leider ist es uns nie gelungen, unsere Leistungen auch einmal in eine Führung zu verwandeln. Stattdessen hat der Gegner immer das 1:0 erzielt, obwohl wir teilweise mehrfach allein vor dem Tor standen. Fakt ist, dass wir in allen Begegnungen unsere Möglichkeiten hatten.

DFB.de:: Aus vier Partien unter Ihrer Regie gab es zwei Zähler und 2:8 Tore. Was muss die Mannschaft dringend besser machen?

Ziege: In erster Linie sind es zwei Faktoren: Wir laden den Gegner durch individuelle Fehler, vor allem im Mittelfeld, zum Toreschießen ein. Außerdem verpassen wir es, uns vorne - trotz hochkarätiger Chancen - zu belohnen. Beides muss meine extrem junge Mannschaft abstellen.

DFB.de:: Was können Sie den Spielern mit auf den Weg geben, damit die SpVgg das Ruder herumreißt?

Ziege: Die Situation, im Spiel allein vor dem gegnerischen Gehäuse zu stehen, ist für einen Angreifer im Training kaum trainierbar. Es gibt nur eins: Die Spieler dürfen nicht nachdenken. Sie müssen den Ball einfach über die Linie bringen. Einzelgespräche bringen meiner Meinung nach auch nichts. Sobald man das thematisiert, fängt das Nachdenken schon an.

DFB.de:: Wie schätzen Sie die Situation im Rennen um den Klassenverbleib ein?

Ziege: Schwierig! Wir haben aber noch fünf Partien Zeit, um das zu ändern. Unterhaching steht in der 3. Liga für eine andere Art, Fußball zu spielen. Wir versuchen, von hinten heraus mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Das gefällt mir, erfordert aber auch Spieler, die mutig nach vorne agieren. Es macht jetzt keinen Sinn, den Stil zu ändern.

DFB.de:: Die SpVgg Unterhaching hatte lange Zeit mit dem Abstieg nichts zu tun, war nach 16 Spieltagen sogar auf Rang drei zu finden. Fällt es einer Mannschaft da schwerer, das Rennen um den Verbleib in der Liga anzunehmen?

Ziege: Mit Sicherheit ist das schwieriger, als wenn man das gesamte Jahr um den Ligaverbleib spielt. Wir müssen aber auch diese veränderte Situation annehmen.

DFB.de:: Die Hachinger Mannschaft ist extrem jung. Was erwarten Sie von den erfahrenen Spielern?

Ziege: Wir können den Klassenverbleib nur als Gemeinschaft erreichen. Von den älteren und erfahrenen Spieler ist Präsenz - in erster Linie durch Leistung - gefragt. Sie dürfen und sollen auch auf dem Platz coachen.

DFB.de:: Was ist in der aktuellen Situation die besondere Herausforderung für Sie als Trainer?

Ziege: Vor allem, dass ich bisher wenig Zeit zum Trainieren hatte. Ich bin zwei Tage vor dem Leipzig-Spiel zur Mannschaft gekommen, danach stand gleich eine Englische Woche auf dem Programm. Regenerieren stand klar im Vordergrund. Das macht die Sache nicht einfacher für mich.

DFB.de:: Wie wichtig ist die Erfahrung "Abstiegskampf" für einen Fußballer?

Ziege: Ich kenne die Situation sowohl aus meiner Spieler- als auch aus meiner Funktionärszeit. Es ist ganz sicher nicht die schönste Zeit. Aber es ist ein prima Gefühl, wenn man es geschafft hat. Daher lohnt es sich, bis zur letzten Minute dafür zu kämpfen.

DFB.de:: Welche Bedeutung besitzt das Duell mit dem Aufsteiger und direkten Konkurrenten Elversberg? Die Saarländer belegen den ersten Nichtabstiegsplatz.

Ziege: Wir wollen mit aller Macht drei Punkte einfahren. Alles andere ist zweitranging. Entscheidend ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Ich würde mir wünschen, dass wir mal in Führung gehen.

DFB.de:: Gibt es personelle Probleme?

Ziege: Maximilian Welzmüller ist rotgesperrt, Fabian Götze, Marius Willsch und Florian Heller sind verletzt. Es könnte also besser sein.

DFB.de:: Wie sieht Ihre persönliche Vertragssituation aus? Würden Sie auch in die Regionalliga mitgehen?

Ziege: Ich habe in Unterhaching einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben. Die Arbeit macht großen Spaß, die Philosophie des Vereins gefällt mir. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf die kommenden fünf Partien. Das hat Vorrang. Danach werden wir uns konkrete Gedanken über die Zukunft machen.

DFB.de:: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Sportchef Claus Schromm und Präsident Manfred "Manni" Schwabl?

Ziege: Sehr gut. Wir tauschen uns täglich aus. Wenn wir uns nicht persönlich treffen, telefonieren wir. Alle Meinungen kommen dann auf den Tisch.

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198 Bundesligaspiele, 92 in der Premier League, 39 in der Serie A und 72 Länderspiele: Die Karrieredaten von Christian Ziege, seit wenigen Wochen Trainer des Drittligisten SpVgg Unterhaching, sind bemerkenswert. Mit dem Traditionsverein aus Bayern will der 42-Jährige als Nachfolger von Manuel Baum den Klassenverbleib unter Dach und Fach bringen. Der Start war nicht optimal. Nach vier Partien unter Ziege stehen zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in der Bilanz. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt drei Punkte.

Als Spieler war Ziege für den FC Bayern München, AC Mailand, FC Middlesbrough, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und Borussia Mönchengladbach am Ball. Er wurde 1996 mit Deutschland Europameister, holte mit Bayern und Milan die Meisterschaft sowie mit Liverpool den FA-Cup. Als Trainer war er unter anderem bei Arminia Bielefeld und beim DFB, zuletzt verantwortlich für die U 18-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Interview spricht der gebürtige Berliner Christian Ziege mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Situation in Unterhaching, das Spiel gegen den direkten Konkurrenten SV 07 Elversberg am Samstag (ab 14 Uhr) und die Zukunftsplanungen.

DFB.de: Das jüngste 0:4 bei Holstein Kiel war die höchste Niederlage Ihrer Amtszeit. Was lief schief, Herr Ziege?

Christian Ziege: Gar nicht einmal so viel, wie das Ergebnis vielleicht vermuten lässt. Wir sind gut in die Partie gekommen, hatten selbst die große Chance, in Führung zu gehen. Quasi im direkten Gegenzug sind wir dann in Rückstand geraten. Die Möglichkeit zum Ausgleich ließen wir dann erneut liegen, Kiel nutzte die Chance zum 2:0 dagegen eiskalt. Nach der Roten Karte gegen Maximilian Welzmüller war es dem jugendlichen Leichtsinn meiner Mannschaft geschuldet, dass sie trotzdem immer wieder angerannt ist. Eine clevere Mannschaft wie Kiel hat das ausgenutzt. In solchen Situation sind dann auch manchmal noch mehr Gegentreffer möglich.

DFB.de:: Mit dem 1:1 gegen den Aufstiegsanwärter RB Leipzig war Ihr Start nicht so schlecht!

Ziege: Das stimmt. Die Leistungen meiner Mannschaft waren in allen vier Partien in Ordnung. Der Spielverlauf war immer nahezu identisch. Leider ist es uns nie gelungen, unsere Leistungen auch einmal in eine Führung zu verwandeln. Stattdessen hat der Gegner immer das 1:0 erzielt, obwohl wir teilweise mehrfach allein vor dem Tor standen. Fakt ist, dass wir in allen Begegnungen unsere Möglichkeiten hatten.

DFB.de:: Aus vier Partien unter Ihrer Regie gab es zwei Zähler und 2:8 Tore. Was muss die Mannschaft dringend besser machen?

Ziege: In erster Linie sind es zwei Faktoren: Wir laden den Gegner durch individuelle Fehler, vor allem im Mittelfeld, zum Toreschießen ein. Außerdem verpassen wir es, uns vorne - trotz hochkarätiger Chancen - zu belohnen. Beides muss meine extrem junge Mannschaft abstellen.

DFB.de:: Was können Sie den Spielern mit auf den Weg geben, damit die SpVgg das Ruder herumreißt?

Ziege: Die Situation, im Spiel allein vor dem gegnerischen Gehäuse zu stehen, ist für einen Angreifer im Training kaum trainierbar. Es gibt nur eins: Die Spieler dürfen nicht nachdenken. Sie müssen den Ball einfach über die Linie bringen. Einzelgespräche bringen meiner Meinung nach auch nichts. Sobald man das thematisiert, fängt das Nachdenken schon an.

DFB.de:: Wie schätzen Sie die Situation im Rennen um den Klassenverbleib ein?

Ziege: Schwierig! Wir haben aber noch fünf Partien Zeit, um das zu ändern. Unterhaching steht in der 3. Liga für eine andere Art, Fußball zu spielen. Wir versuchen, von hinten heraus mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Das gefällt mir, erfordert aber auch Spieler, die mutig nach vorne agieren. Es macht jetzt keinen Sinn, den Stil zu ändern.

DFB.de:: Die SpVgg Unterhaching hatte lange Zeit mit dem Abstieg nichts zu tun, war nach 16 Spieltagen sogar auf Rang drei zu finden. Fällt es einer Mannschaft da schwerer, das Rennen um den Verbleib in der Liga anzunehmen?

Ziege: Mit Sicherheit ist das schwieriger, als wenn man das gesamte Jahr um den Ligaverbleib spielt. Wir müssen aber auch diese veränderte Situation annehmen.

DFB.de:: Die Hachinger Mannschaft ist extrem jung. Was erwarten Sie von den erfahrenen Spielern?

Ziege: Wir können den Klassenverbleib nur als Gemeinschaft erreichen. Von den älteren und erfahrenen Spieler ist Präsenz - in erster Linie durch Leistung - gefragt. Sie dürfen und sollen auch auf dem Platz coachen.

DFB.de:: Was ist in der aktuellen Situation die besondere Herausforderung für Sie als Trainer?

Ziege: Vor allem, dass ich bisher wenig Zeit zum Trainieren hatte. Ich bin zwei Tage vor dem Leipzig-Spiel zur Mannschaft gekommen, danach stand gleich eine Englische Woche auf dem Programm. Regenerieren stand klar im Vordergrund. Das macht die Sache nicht einfacher für mich.

DFB.de:: Wie wichtig ist die Erfahrung "Abstiegskampf" für einen Fußballer?

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Ziege: Ich kenne die Situation sowohl aus meiner Spieler- als auch aus meiner Funktionärszeit. Es ist ganz sicher nicht die schönste Zeit. Aber es ist ein prima Gefühl, wenn man es geschafft hat. Daher lohnt es sich, bis zur letzten Minute dafür zu kämpfen.

DFB.de:: Welche Bedeutung besitzt das Duell mit dem Aufsteiger und direkten Konkurrenten Elversberg? Die Saarländer belegen den ersten Nichtabstiegsplatz.

Ziege: Wir wollen mit aller Macht drei Punkte einfahren. Alles andere ist zweitranging. Entscheidend ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Ich würde mir wünschen, dass wir mal in Führung gehen.

DFB.de:: Gibt es personelle Probleme?

Ziege: Maximilian Welzmüller ist rotgesperrt, Fabian Götze, Marius Willsch und Florian Heller sind verletzt. Es könnte also besser sein.

DFB.de:: Wie sieht Ihre persönliche Vertragssituation aus? Würden Sie auch in die Regionalliga mitgehen?

Ziege: Ich habe in Unterhaching einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben. Die Arbeit macht großen Spaß, die Philosophie des Vereins gefällt mir. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf die kommenden fünf Partien. Das hat Vorrang. Danach werden wir uns konkrete Gedanken über die Zukunft machen.

DFB.de:: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Sportchef Claus Schromm und Präsident Manfred "Manni" Schwabl?

Ziege: Sehr gut. Wir tauschen uns täglich aus. Wenn wir uns nicht persönlich treffen, telefonieren wir. Alle Meinungen kommen dann auf den Tisch.