Wollitz: "Wir bestimmen das Programm"

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Gleich mit einem Gipfeltreffen beginnt für den VfL Osnabrück am Samstag (ab 14 Uhr) die Restrunde in der 3. Liga. Der Spitzenreiter aus Niedersachsen (47 Punkte) empfängt zum Auftakt den vier Zähler zurückliegenden Tabellenzweiten und Zweitligaabsteiger Karlsruher SC.

Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz gefällt die Rolle des Gejagten. "Wenn man Jäger hat, heißt das doch immer, dass die eigene Mannschaft in einer aussichtsreichen Position liegt", sagt der Ex-Profi im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn. Außerdem spricht der 47-jährige Wollitz, dessen Spitzname "Pele" aus aktiven Zeiten als Spielmacher stammt, über die Vorbereitung, den Aufstiegskampf und seine Rolle als "Ruhepol".

DFB.de: Die Pflicht Vorbereitung ist vorbei. Jetzt kommt mit dem Wettkampf wieder die Kür. Wie groß ist die Vorfreude?

Claus-Dieter Wollitz: Ich fand es schade, dass unser guter Lauf von 13 Ligaspielen ohne Niederlage durch die Winterpause unterbrochen wurde. Nach einer - wenn auch kurzen - Pause weiß man nie so genau, ob sich nicht doch irgendetwas verändert hat. Wir hoffen, dass es ähnlich erfolgreich weitergeht.

DFB.de: Waren Sie mit der Vorbereitung zufrieden?

Wollitz: Ich bin mit dem Auftreten meiner Mannschaft seit dem ersten Training im Sommer zufrieden. Sie hat einen hervorragenden Charakter. Bei jeder Einheit und in jedem Spiel geht es für die Jungs darum, das Bestmögliche herauszuholen. Das gefällt mir. Die aktuelle Vorbereitung auf die Restrunde war in Ordnung. Ab und zu hatten wir mit dem Wetter zu kämpfen und mussten in die Halle ausweichen, weil selbst auf Kunstrasen kein vernünftiges Training möglich war.

DFB.de: In Testspielen beim 1:2 gegen Werder Bremen und 0:2 gegen Bayer 04 Leverkusen hat sich Ihre Mannschaft gut aus der Affäre gezogen.

Wollitz: Ich mag solche Duelle mit Erstligisten. Das Ergebnis gegen Bremen war für uns ein Achtungserfolg. Wir wollten unser Spiel durchdrücken, und das ist uns phasenweise auch gelungen. Über 90 Minuten war das nicht möglich. Schließlich war Werder mit der A-Elf angetreten. Mit dem Auftritt meiner Mannschaft gegen Leverkusen war ich zufrieden, mit der Chancenverwertung allerdings nicht. Die Spieler haben mit der gezeigten Leistung dort angeknüpft, wo sie vor der Winterpause aufgehört hatten.

DFB.de: In der 3. Liga wird der VfL nun gejagt. Mögen Sie diese Rolle?

Wollitz: Ich bin gerne der Gejagte. Denn das heißt, dass die eigene Mannschaft in einer aussichtsreichen Position liegt. Dabei hatte uns noch vor der Saison kaum jemand auf der Rechnung. Wegen unseres neuen Kaders und der Probleme im Umfeld haben uns die meisten nicht so viel zugetraut. Ich bin der Meinung, dass wir aktuell zu Recht oben stehen. Wir sind die beste Auswärtsmannschaft und haben gemeinsam mit Karlsruhe die wenigsten Gegentreffer kassiert. Das ist kein Zufall.

DFB.de: Die Auftaktpartie gegen den Tabellenzweiten KSC ist gleich Topspiel. Hätten Sie sich zum Start lieber einen anderen Gegner gewünscht?

Wollitz: Im Gegenteil: Es ist positiv, dass es keine Eingewöhnungsphase gibt. Es geht sofort volle Pulle. Meiner Meinung nach verfügt der KSC über den besten Kader der Liga. Wir freuen uns, dass wir Karlsruhe zu Hause empfangen und den Vorsprung auf einen Verfolger ausbauen können.

DFB.de: Welche Bedeutung hat dieses Duell?

Wollitz: Egal, wie es ausgeht: Die Entscheidung über den Aufstieg fällt erst Mitte Mai. Bis dahin kann sehr viel passieren.

DFB.de: Worauf wird es im ersten Spiel besonders ankommen?

Wollitz: Wir haben Heimrecht. Meine Spieler treten also in ihrem Wohnzimmer an, haben die Fernbedienung in der Hand und können bestimmen, welches Programm läuft. Dieses Selbstbewusstsein müssen wir in die Waagschale werfen.

DFB.de: Was wird den Aufstiegskampf entscheiden?

Wollitz: Ein Vorteil für uns sind die neun Heim-, aber nur noch sieben Auswärtsspiele bis zum Saisonende. Wir dürfen uns bis Mai jedoch keine außergewöhnlichen Ziele setzen, sondern müssen weiter unser Ding konzentriert durchziehen. Meine Spieler müssen sich vor jeder Partie darüber bewusst sein, dass jeder Gegner gegen uns gewinnen kann. Andersherum können wir aber auch jede andere Mannschaft besiegen.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie bei Ihrer Mannschaft noch am meisten Luft nach oben?

Wollitz: Das Bremen-Spiel hat die Unterschiede zwischen Erst- und Drittligisten im Bereich Schnelligkeit gezeigt. Es geht für uns daher unter anderem darum, schneller zu reagieren und zu handeln. Bei der Chancenverwertung sehe ich ebenfalls noch Steigerungsbedarf. Das ist manchmal zum Haareraufen. Viel wichtiger als die Schwächen sind aber die Stärken: Meine Mannschaft erspielt sich nach Ballgewinnen schnell Torchancen und bringt sich nach Ballverlusten zügig in eine gute Ordnung.

DFB.de: Wann rechnen Sie mit der Rückkehr von Stammtorhüter Manuel Riemann nach dessen Handoperation?

Wollitz: Wir sehen das entspannt. Manuel Riemann arbeitet mit großem Ehrgeiz an seiner Rückkehr, übertreibt es jedoch nicht. Im Februar sollte er wieder angreifen können.

DFB.de: Die Transferaktivitäten hielten sich in Osnabrück in Grenzen. Warum?

Wollitz: Ich bin kein Freund von Zugängen im Winter. Denn das heißt meistens, dass man im Sommer nicht so viel richtig gemacht hat. Die Verletzung von Manuel Riemann war ein außergewöhnliches Ereignis, weshalb wir noch einmal reagiert haben, um der Mannschaft mit Marcus Rickert noch ein Stück Erfahrung an die Hand zu geben.

DFB.de: Ihr ehemaliger Spieler und VfL-Teammanager Thomas Reichenberger bezeichnet Sie als "Ruhepol". Wie hat er das gemeint?

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Wollitz: (lacht) Vielleicht meint er meine Gelassenheit. Ich bin ja nicht mehr im ersten Jahr Trainer und weiß mittlerweile sehr genau, wie ich in bestimmten Situationen reagieren muss - beispielsweise wann ich die Spieler an die kurze Leine nehmen sollte.

DFB.de: Finanziell ist der VfL Osnabrück nicht gerade auf Rosen gebettet. Belastet das Ihre Arbeit?

Wollitz: Damit beschäftigen sich meine Spieler und ich nicht. Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können. Durch sportlichen Erfolg können wir dazu beitragen, die Situation zu verbessern.

DFB.de: Vor Weihnachten war Ihr Name in Zusammenhang mit dem VfL Wolfsburg und 1860 München zu lesen. Was denken Sie, wenn Sie davon hören?

Wollitz: Es ehrt mich, dass meine Arbeit in den vergangenen Jahren in Osnabrück und bei Energie Cottbus offensichtlich anerkannt wird. Ich habe immer gesagt, dass ich nur über andere Angebote nachdenke, wenn ich eine konkrete und schriftliche Offerte auf dem Tisch liegen habe, die absolut passt. Die gab es nicht. Grundsätzlich wartet jeder Trainer aus der 3. Liga und 2. Bundesliga auf den Ritterschlag, einen Erstligisten trainieren zu dürfen.

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Gleich mit einem Gipfeltreffen beginnt für den VfL Osnabrück am Samstag (ab 14 Uhr) die Restrunde in der 3. Liga. Der Spitzenreiter aus Niedersachsen (47 Punkte) empfängt zum Auftakt den vier Zähler zurückliegenden Tabellenzweiten und Zweitligaabsteiger Karlsruher SC.

Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz gefällt die Rolle des Gejagten. "Wenn man Jäger hat, heißt das doch immer, dass die eigene Mannschaft in einer aussichtsreichen Position liegt", sagt der Ex-Profi im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn. Außerdem spricht der 47-jährige Wollitz, dessen Spitzname "Pele" aus aktiven Zeiten als Spielmacher stammt, über die Vorbereitung, den Aufstiegskampf und seine Rolle als "Ruhepol".

DFB.de: Die Pflicht Vorbereitung ist vorbei. Jetzt kommt mit dem Wettkampf wieder die Kür. Wie groß ist die Vorfreude?

Claus-Dieter Wollitz: Ich fand es schade, dass unser guter Lauf von 13 Ligaspielen ohne Niederlage durch die Winterpause unterbrochen wurde. Nach einer - wenn auch kurzen - Pause weiß man nie so genau, ob sich nicht doch irgendetwas verändert hat. Wir hoffen, dass es ähnlich erfolgreich weitergeht.

DFB.de: Waren Sie mit der Vorbereitung zufrieden?

Wollitz: Ich bin mit dem Auftreten meiner Mannschaft seit dem ersten Training im Sommer zufrieden. Sie hat einen hervorragenden Charakter. Bei jeder Einheit und in jedem Spiel geht es für die Jungs darum, das Bestmögliche herauszuholen. Das gefällt mir. Die aktuelle Vorbereitung auf die Restrunde war in Ordnung. Ab und zu hatten wir mit dem Wetter zu kämpfen und mussten in die Halle ausweichen, weil selbst auf Kunstrasen kein vernünftiges Training möglich war.

DFB.de: In Testspielen beim 1:2 gegen Werder Bremen und 0:2 gegen Bayer 04 Leverkusen hat sich Ihre Mannschaft gut aus der Affäre gezogen.

Wollitz: Ich mag solche Duelle mit Erstligisten. Das Ergebnis gegen Bremen war für uns ein Achtungserfolg. Wir wollten unser Spiel durchdrücken, und das ist uns phasenweise auch gelungen. Über 90 Minuten war das nicht möglich. Schließlich war Werder mit der A-Elf angetreten. Mit dem Auftritt meiner Mannschaft gegen Leverkusen war ich zufrieden, mit der Chancenverwertung allerdings nicht. Die Spieler haben mit der gezeigten Leistung dort angeknüpft, wo sie vor der Winterpause aufgehört hatten.

DFB.de: In der 3. Liga wird der VfL nun gejagt. Mögen Sie diese Rolle?

Wollitz: Ich bin gerne der Gejagte. Denn das heißt, dass die eigene Mannschaft in einer aussichtsreichen Position liegt. Dabei hatte uns noch vor der Saison kaum jemand auf der Rechnung. Wegen unseres neuen Kaders und der Probleme im Umfeld haben uns die meisten nicht so viel zugetraut. Ich bin der Meinung, dass wir aktuell zu Recht oben stehen. Wir sind die beste Auswärtsmannschaft und haben gemeinsam mit Karlsruhe die wenigsten Gegentreffer kassiert. Das ist kein Zufall.

DFB.de: Die Auftaktpartie gegen den Tabellenzweiten KSC ist gleich Topspiel. Hätten Sie sich zum Start lieber einen anderen Gegner gewünscht?

Wollitz: Im Gegenteil: Es ist positiv, dass es keine Eingewöhnungsphase gibt. Es geht sofort volle Pulle. Meiner Meinung nach verfügt der KSC über den besten Kader der Liga. Wir freuen uns, dass wir Karlsruhe zu Hause empfangen und den Vorsprung auf einen Verfolger ausbauen können.

DFB.de: Welche Bedeutung hat dieses Duell?

Wollitz: Egal, wie es ausgeht: Die Entscheidung über den Aufstieg fällt erst Mitte Mai. Bis dahin kann sehr viel passieren.

DFB.de: Worauf wird es im ersten Spiel besonders ankommen?

Wollitz: Wir haben Heimrecht. Meine Spieler treten also in ihrem Wohnzimmer an, haben die Fernbedienung in der Hand und können bestimmen, welches Programm läuft. Dieses Selbstbewusstsein müssen wir in die Waagschale werfen.

DFB.de: Was wird den Aufstiegskampf entscheiden?

Wollitz: Ein Vorteil für uns sind die neun Heim-, aber nur noch sieben Auswärtsspiele bis zum Saisonende. Wir dürfen uns bis Mai jedoch keine außergewöhnlichen Ziele setzen, sondern müssen weiter unser Ding konzentriert durchziehen. Meine Spieler müssen sich vor jeder Partie darüber bewusst sein, dass jeder Gegner gegen uns gewinnen kann. Andersherum können wir aber auch jede andere Mannschaft besiegen.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie bei Ihrer Mannschaft noch am meisten Luft nach oben?

Wollitz: Das Bremen-Spiel hat die Unterschiede zwischen Erst- und Drittligisten im Bereich Schnelligkeit gezeigt. Es geht für uns daher unter anderem darum, schneller zu reagieren und zu handeln. Bei der Chancenverwertung sehe ich ebenfalls noch Steigerungsbedarf. Das ist manchmal zum Haareraufen. Viel wichtiger als die Schwächen sind aber die Stärken: Meine Mannschaft erspielt sich nach Ballgewinnen schnell Torchancen und bringt sich nach Ballverlusten zügig in eine gute Ordnung.

DFB.de: Wann rechnen Sie mit der Rückkehr von Stammtorhüter Manuel Riemann nach dessen Handoperation?

Wollitz: Wir sehen das entspannt. Manuel Riemann arbeitet mit großem Ehrgeiz an seiner Rückkehr, übertreibt es jedoch nicht. Im Februar sollte er wieder angreifen können.

DFB.de: Die Transferaktivitäten hielten sich in Osnabrück in Grenzen. Warum?

Wollitz: Ich bin kein Freund von Zugängen im Winter. Denn das heißt meistens, dass man im Sommer nicht so viel richtig gemacht hat. Die Verletzung von Manuel Riemann war ein außergewöhnliches Ereignis, weshalb wir noch einmal reagiert haben, um der Mannschaft mit Marcus Rickert noch ein Stück Erfahrung an die Hand zu geben.

DFB.de: Ihr ehemaliger Spieler und VfL-Teammanager Thomas Reichenberger bezeichnet Sie als "Ruhepol". Wie hat er das gemeint?

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Wollitz: (lacht) Vielleicht meint er meine Gelassenheit. Ich bin ja nicht mehr im ersten Jahr Trainer und weiß mittlerweile sehr genau, wie ich in bestimmten Situationen reagieren muss - beispielsweise wann ich die Spieler an die kurze Leine nehmen sollte.

DFB.de: Finanziell ist der VfL Osnabrück nicht gerade auf Rosen gebettet. Belastet das Ihre Arbeit?

Wollitz: Damit beschäftigen sich meine Spieler und ich nicht. Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können. Durch sportlichen Erfolg können wir dazu beitragen, die Situation zu verbessern.

DFB.de: Vor Weihnachten war Ihr Name in Zusammenhang mit dem VfL Wolfsburg und 1860 München zu lesen. Was denken Sie, wenn Sie davon hören?

Wollitz: Es ehrt mich, dass meine Arbeit in den vergangenen Jahren in Osnabrück und bei Energie Cottbus offensichtlich anerkannt wird. Ich habe immer gesagt, dass ich nur über andere Angebote nachdenke, wenn ich eine konkrete und schriftliche Offerte auf dem Tisch liegen habe, die absolut passt. Die gab es nicht. Grundsätzlich wartet jeder Trainer aus der 3. Liga und 2. Bundesliga auf den Ritterschlag, einen Erstligisten trainieren zu dürfen.