Vollmann: "Viele Blumen, wenig Punkte"

Peter Vollmann vom VfR Aalen gehört in der 3. Liga zu den erfahrensten Trainern. Nur Karsten Heine vom Chemnitzer ist mit seinen 60 Jahren zwei Jahre älter als Vollmann. Beachtlich: Vollmann war schon bei einem halben Dutzend aktueller Drittligisten tätig. Neben Aalen trainierte er auch schon zweimal den FC Hansa Rostock sowie den SV Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel, Preußen Münster und Fortuna Köln.

Mit dem Zweitligaabsteiger aus Aalen strebt der im nordrhein-westfälischen Marienheide geborene Fußball-Lehrer im ersten Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga den Klassenverbleib an. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Peter Vollmann mit dem Journalisten Thomas Ziehn über das bevorstehende Duell bei seinem Ex-Verein Hansa Rostock am Samstag (ab 14 Uhr), den Zusammenhalt unter den Trainern und den Umgang mit Kritik.

DFB.de: Nach drei Partien in diesem Jahr stehen für den VfR Aalen ein Sieg und zwei Niederlagen zu Buche. Ihre Einschätzung, Herr Vollmann?

Peter Vollmann: Wir haben uns viele Blumen, aber zu wenige Punkte abgeholt. Beim 1:2 in Osnabrück durften wir nicht verlieren. Das war eine sehr gute Leistung von uns. Gleiches gilt für das jüngste 0:2 gegen den FC Erzgebirge Aue. Leider konnten wir unsere Möglichkeiten beim Stand von 0:0 nicht nutzen. Sonst wäre die Partie vielleicht anders gelaufen. In beiden Begegnungen haben wir gesehen, dass das Fenster für uns ziemlich klein wird, wenn es gegen die Mannschaften von oben geht.

DFB.de: Wie meinen Sie das genau?

Vollmann: Zur Spitzengruppe gehören für mich die ersten fünf Mannschaften. Im Vergleich zu uns sind sie individuell auf den meisten Positionen stärker besetzt. Es ist für uns zwar nicht unmöglich, auch gegen diese Teams zu gewinnen. Es muss jedoch schon sehr vieles dafür passen.

DFB.de: Auffällig ist, dass der VfR schon elf Unentschieden auf dem Konto hat. Nur Wehen Wiesbaden, Energie Cottbus und Aufsteiger Würzburger Kickers haben noch jeweils einmal häufiger Remis gespielt. Sind die vielen Punkteteilungen Zufall?

Vollmann: Das denke ich nicht. Die Mannschaften ab Platz sechs bewegen sich nahezu auf Augenhöhe. Die vielen Unentschieden in dieser Saison sind Ausdruck dieser Ausgeglichenheit. Meistens entscheidet die Tagesform oder ein individueller Fehler über Sieg oder Niederlage. Für mich sind die Remis nicht negativ. Wenn eine Mannschaft - wie wir - um den Klassenverbleib kämpft, dann ist jeder Zähler wertvoll. Im Rennen um den Aufstieg ist das selbstverständlich noch einmal etwas anderes. Da kann ein Unentschieden schnell zu wenig sein.

DFB.de: Bei aktuell 29 Punkten ist die Abstiegszone sechs Zähler entfernt. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Vollmann: Alle Mannschaften, die sich im Mittelfeld der Tabelle bewegen, wissen ganz genau, dass es schnell nach unten gehen kann, und sie haben davor Respekt. Unsere 29 Zähler sind eine gute Basis, aber weit entfernt von einem komfortablen Vorsprung. Ich gehe davon aus, dass wir noch fünfmal gewinnen müssen, um definitiv in der Klasse zu bleiben. Das ist absolut machbar für uns.

DFB.de: Zwischenzeitlich sah es so aus, als könne Aalen sogar in den Aufstiegskampf eingreifen. Nach dem 15. Spieltag lag Ihre Mannschaft auf Rang fünf. Warum ging es dann in die andere Richtung?

Vollmann: Wir haben einen der kleinsten Kader der Liga. Als wir plötzlich mit verletzten und gesperrten Spielern zu kämpfen hatten, war das nicht ohne Weiteres aufzufangen. Einen Robert Müller oder Dennis Chessa, die auch aktuell noch außer Gefecht sind, können wir kaum ersetzen. Diese Spieler sorgen auch für die nötige Sicherheit.

DFB.de: Welche Bedeutung hat das Duell mit dem FC Hansa, der ebenfalls schon elf Unentschieden auf dem Konto hat, aber einen Abstiegsplatz belegt?

Vollmann: Rostock muss das Ziel haben, die Partie zu gewinnen. Wir wollen auf keinen Fall verlieren, zumal wir auswärts antreten. Ich erwarte ein Stress-Spiel gegen einen direkten Konkurrenten. Tagesform, Spielverlauf und Nervenstärke werden wichtige Faktoren sein. Leistungsmäßig sehe ich beide Mannschaften nicht weit auseinander.

DFB.de: Hansa Rostock ist einer von mehreren Ihrer Ex-Vereine in der 3. Liga. Müssen Sie manchmal selbst darüber schmunzeln, wie häufig Sie auf ehemalige Weggefährten treffen?

Vollmann: Für mich ist das ein normaler Vorgang. Mittlerweile bin ich seit rund 25 Jahren im Trainergeschäft, meistens im Bereich der dritthöchsten Spielklasse. Da ist es automatisch so, dass man viele Leute kennt und auf ehemalige Klubs trifft. Für mich ist das nie ein Ansatz, übermotiviert zu sein, zumal ich mit fast niemandem richtig Streit hatte. In 99,9 Prozent der Fälle freue ich mich auf ein Wiedersehen.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre beiden Amtszeiten in Rostock?

Vollmann: Die erste Amtszeit konnte mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga kaum besser laufen. Nach meiner Rückkehr war es eine ungleich schwierigere Sache. Auch meine Nachfolger hatten mit Problemen zu kämpfen. Im Nachgang muss ich sagen, dass es grundsätzlich vernünftiger ist, nicht zum zweiten Mal zu einem Verein zu gehen. Erst recht, wenn sich beim ersten Mal ein großer Erfolg eingestellt hatte.

DFB.de: Sie gelten unter Ihren Trainerkollegen als sehr beliebt.

Vollmann: Wenn das so sein sollte, freut mich das. Ich finde es wichtig, dass man auf einen vernünftigen Umgang achtet. Wenn wir Trainer untereinander nicht miteinander klarkommen, dann wird es für uns doch noch schwerer. Ich würde zum Beispiel nie einen Platzverweis für einen gegnerischen Spieler fordern. So etwas gehört sich nicht. Ich glaube, dass es sich auf die Mannschaft und sogar auf das Publikum überträgt, wenn auch die Trainer an der Seitenlinie respektvoll miteinander umgehen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Aalen läuft bis 2017. Dann werden Sie 60 Jahre. Waren Sie noch nie amtsmüde?

Vollmann: Ich begreife meinen Beruf als Privileg. Es gibt in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga nun einmal nur 56 Stellen als Cheftrainer. Nach wie vor sind meine Motivation und mein Ehrgeiz hoch.

DFB.de: Gibt es Veränderungen für Trainer, die es vor einigen Jahren nicht gegeben hat?

Vollmann: Trainer müssen viel mehr Kritik aushalten. Gerade im Internet geht es manchmal ganz schön unter der Gürtellinie, das ist teilweise würdelos. Auch deshalb dürfen wir als Trainer nicht gegeneinander arbeiten.

DFB.de: Wie sieht die Marschroute für den VfR Aalen bis 2017 aus?

Vollmann: Das erklärte Ziel wird auch in der kommenden Saison der Klassenverbleib sein. Der Verein befindet sich aktuell in einer Phase des Umbruchs - strukturell wie wirtschaftlich. Es wird in der nächsten Saison auf keinen Fall leichter, weil wir den Gürtel wohl noch einmal enger schnallen müssen. Unser Ziel zu erreichen, wird Kraft kosten. Aber genau das macht die Aufgabe so reizvoll.

DFB.de: Sie kennen die 3. Liga fast schon wie Ihre Westentasche. Was zeichnet die Klasse für Sie besonders aus?

Vollmann: Die Spannung! Vor einem Spieltag kann man kaum vorhersagen, wie die Partien ausgehen werden. Es gibt regelmäßig Überraschungen. Ich finde, dass sich die 3. Liga von der Attraktivität her nicht vor der 2. Bundesliga verstecken muss. Auch die gestiegene Fernsehpräsenz und die hohen Zuschauerzahlen sind ein Grund, warum die Arbeit als Drittligatrainer so großen Spaß macht.

[mspw]

Peter Vollmann vom VfR Aalen gehört in der 3. Liga zu den erfahrensten Trainern. Nur Karsten Heine vom Chemnitzer ist mit seinen 60 Jahren zwei Jahre älter als Vollmann. Beachtlich: Vollmann war schon bei einem halben Dutzend aktueller Drittligisten tätig. Neben Aalen trainierte er auch schon zweimal den FC Hansa Rostock sowie den SV Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel, Preußen Münster und Fortuna Köln.

Mit dem Zweitligaabsteiger aus Aalen strebt der im nordrhein-westfälischen Marienheide geborene Fußball-Lehrer im ersten Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga den Klassenverbleib an. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Peter Vollmann mit dem Journalisten Thomas Ziehn über das bevorstehende Duell bei seinem Ex-Verein Hansa Rostock am Samstag (ab 14 Uhr), den Zusammenhalt unter den Trainern und den Umgang mit Kritik.

DFB.de: Nach drei Partien in diesem Jahr stehen für den VfR Aalen ein Sieg und zwei Niederlagen zu Buche. Ihre Einschätzung, Herr Vollmann?

Peter Vollmann: Wir haben uns viele Blumen, aber zu wenige Punkte abgeholt. Beim 1:2 in Osnabrück durften wir nicht verlieren. Das war eine sehr gute Leistung von uns. Gleiches gilt für das jüngste 0:2 gegen den FC Erzgebirge Aue. Leider konnten wir unsere Möglichkeiten beim Stand von 0:0 nicht nutzen. Sonst wäre die Partie vielleicht anders gelaufen. In beiden Begegnungen haben wir gesehen, dass das Fenster für uns ziemlich klein wird, wenn es gegen die Mannschaften von oben geht.

DFB.de: Wie meinen Sie das genau?

Vollmann: Zur Spitzengruppe gehören für mich die ersten fünf Mannschaften. Im Vergleich zu uns sind sie individuell auf den meisten Positionen stärker besetzt. Es ist für uns zwar nicht unmöglich, auch gegen diese Teams zu gewinnen. Es muss jedoch schon sehr vieles dafür passen.

DFB.de: Auffällig ist, dass der VfR schon elf Unentschieden auf dem Konto hat. Nur Wehen Wiesbaden, Energie Cottbus und Aufsteiger Würzburger Kickers haben noch jeweils einmal häufiger Remis gespielt. Sind die vielen Punkteteilungen Zufall?

Vollmann: Das denke ich nicht. Die Mannschaften ab Platz sechs bewegen sich nahezu auf Augenhöhe. Die vielen Unentschieden in dieser Saison sind Ausdruck dieser Ausgeglichenheit. Meistens entscheidet die Tagesform oder ein individueller Fehler über Sieg oder Niederlage. Für mich sind die Remis nicht negativ. Wenn eine Mannschaft - wie wir - um den Klassenverbleib kämpft, dann ist jeder Zähler wertvoll. Im Rennen um den Aufstieg ist das selbstverständlich noch einmal etwas anderes. Da kann ein Unentschieden schnell zu wenig sein.

DFB.de: Bei aktuell 29 Punkten ist die Abstiegszone sechs Zähler entfernt. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Vollmann: Alle Mannschaften, die sich im Mittelfeld der Tabelle bewegen, wissen ganz genau, dass es schnell nach unten gehen kann, und sie haben davor Respekt. Unsere 29 Zähler sind eine gute Basis, aber weit entfernt von einem komfortablen Vorsprung. Ich gehe davon aus, dass wir noch fünfmal gewinnen müssen, um definitiv in der Klasse zu bleiben. Das ist absolut machbar für uns.

DFB.de: Zwischenzeitlich sah es so aus, als könne Aalen sogar in den Aufstiegskampf eingreifen. Nach dem 15. Spieltag lag Ihre Mannschaft auf Rang fünf. Warum ging es dann in die andere Richtung?

Vollmann: Wir haben einen der kleinsten Kader der Liga. Als wir plötzlich mit verletzten und gesperrten Spielern zu kämpfen hatten, war das nicht ohne Weiteres aufzufangen. Einen Robert Müller oder Dennis Chessa, die auch aktuell noch außer Gefecht sind, können wir kaum ersetzen. Diese Spieler sorgen auch für die nötige Sicherheit.

DFB.de: Welche Bedeutung hat das Duell mit dem FC Hansa, der ebenfalls schon elf Unentschieden auf dem Konto hat, aber einen Abstiegsplatz belegt?

Vollmann: Rostock muss das Ziel haben, die Partie zu gewinnen. Wir wollen auf keinen Fall verlieren, zumal wir auswärts antreten. Ich erwarte ein Stress-Spiel gegen einen direkten Konkurrenten. Tagesform, Spielverlauf und Nervenstärke werden wichtige Faktoren sein. Leistungsmäßig sehe ich beide Mannschaften nicht weit auseinander.

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DFB.de: Hansa Rostock ist einer von mehreren Ihrer Ex-Vereine in der 3. Liga. Müssen Sie manchmal selbst darüber schmunzeln, wie häufig Sie auf ehemalige Weggefährten treffen?

Vollmann: Für mich ist das ein normaler Vorgang. Mittlerweile bin ich seit rund 25 Jahren im Trainergeschäft, meistens im Bereich der dritthöchsten Spielklasse. Da ist es automatisch so, dass man viele Leute kennt und auf ehemalige Klubs trifft. Für mich ist das nie ein Ansatz, übermotiviert zu sein, zumal ich mit fast niemandem richtig Streit hatte. In 99,9 Prozent der Fälle freue ich mich auf ein Wiedersehen.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre beiden Amtszeiten in Rostock?

Vollmann: Die erste Amtszeit konnte mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga kaum besser laufen. Nach meiner Rückkehr war es eine ungleich schwierigere Sache. Auch meine Nachfolger hatten mit Problemen zu kämpfen. Im Nachgang muss ich sagen, dass es grundsätzlich vernünftiger ist, nicht zum zweiten Mal zu einem Verein zu gehen. Erst recht, wenn sich beim ersten Mal ein großer Erfolg eingestellt hatte.

DFB.de: Sie gelten unter Ihren Trainerkollegen als sehr beliebt.

Vollmann: Wenn das so sein sollte, freut mich das. Ich finde es wichtig, dass man auf einen vernünftigen Umgang achtet. Wenn wir Trainer untereinander nicht miteinander klarkommen, dann wird es für uns doch noch schwerer. Ich würde zum Beispiel nie einen Platzverweis für einen gegnerischen Spieler fordern. So etwas gehört sich nicht. Ich glaube, dass es sich auf die Mannschaft und sogar auf das Publikum überträgt, wenn auch die Trainer an der Seitenlinie respektvoll miteinander umgehen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Aalen läuft bis 2017. Dann werden Sie 60 Jahre. Waren Sie noch nie amtsmüde?

Vollmann: Ich begreife meinen Beruf als Privileg. Es gibt in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga nun einmal nur 56 Stellen als Cheftrainer. Nach wie vor sind meine Motivation und mein Ehrgeiz hoch.

DFB.de: Gibt es Veränderungen für Trainer, die es vor einigen Jahren nicht gegeben hat?

Vollmann: Trainer müssen viel mehr Kritik aushalten. Gerade im Internet geht es manchmal ganz schön unter der Gürtellinie, das ist teilweise würdelos. Auch deshalb dürfen wir als Trainer nicht gegeneinander arbeiten.

DFB.de: Wie sieht die Marschroute für den VfR Aalen bis 2017 aus?

Vollmann: Das erklärte Ziel wird auch in der kommenden Saison der Klassenverbleib sein. Der Verein befindet sich aktuell in einer Phase des Umbruchs - strukturell wie wirtschaftlich. Es wird in der nächsten Saison auf keinen Fall leichter, weil wir den Gürtel wohl noch einmal enger schnallen müssen. Unser Ziel zu erreichen, wird Kraft kosten. Aber genau das macht die Aufgabe so reizvoll.

DFB.de: Sie kennen die 3. Liga fast schon wie Ihre Westentasche. Was zeichnet die Klasse für Sie besonders aus?

Vollmann: Die Spannung! Vor einem Spieltag kann man kaum vorhersagen, wie die Partien ausgehen werden. Es gibt regelmäßig Überraschungen. Ich finde, dass sich die 3. Liga von der Attraktivität her nicht vor der 2. Bundesliga verstecken muss. Auch die gestiegene Fernsehpräsenz und die hohen Zuschauerzahlen sind ein Grund, warum die Arbeit als Drittligatrainer so großen Spaß macht.