Vier aus 9101: Wenn Torhüter treffen

Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB geht in ihre zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Vier Torhüter haben in der Geschichte der 3. Liga ins gegnerische Tor getroffen.

Exakt 9101 Tore hat die 3. Liga in ihren bislang knapp neuneinhalb absolvierten Spielzeiten erlebt. Bei 3590 gespielten Partien macht das einen Torschnitt von 2,54 pro Begegnung. Vier Tore, also 0,04 Prozent aller Treffer in der Geschichte der 3. Liga, haben dabei einen besonderen Stellenwert. Sie wurden von Torhütern erzielt. Tom Müller (Hallescher FC), Mark Flekken (MSV Duisburg), Carsten Nulle (FC Carl Zeiss Jena) und Hans Jörg Butt (FC Bayern München U 23) haben nicht nur Tore verhindert, sondern auch selbst getroffen.

Müller: "Man will nur irgendwie an den Ball kommen"

Der jüngste Treffer eines Torhüters liegt gar nicht lange zurück. Am 13. Spieltag der aktuellen Saison - genauer gesagt am 21. Oktober - erzielte Tom Müller (90.+5) für den Halleschen FC im Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Erfurt per Kopfball den Treffer zum 1:1-Endstand.

"Es war die letzte Szene des Spiels. Da ist es bei einem Rückstand durchaus üblich, als Torhüter bei einer Standardsituation mit nach vorne zu laufen", so der HFC-Torhüter zu DFB.de. "Offenbar hatte mich niemand auf dem Schirm, und die Ecke von Fabian Baumgärtel war perfekt. Das geschieht wohl alles unterbewusst oder automatisch. Man will einfach nur irgendwie an den Ball kommen. Dass er dann sogar im Tor landete - umso schöner."

Für den erst 20-Jährigen war das Spiel in Erfurt aber nicht nur wegen des eigenen Treffers eine besondere Partie. Erst einen Tag zuvor hatte Halles Trainer Rico Schmitt den gebürtigen Dessauer zur neuen Nummer eins ernannt. Zudem hielt Müller schon während der Anfangsphase einen Foulelfmeter von Erfurts Defensivspieler Christoph Menz (11.). "So schlecht war der gar nicht geschossen, denke ich", sagt Müller. "Ich habe spekuliert und Glück gehabt, mich für die richtige Ecke zu entscheiden. Da ich den Strafstoß auch selbst verursacht hatte, war es ja fast meine Pflicht, den Ball zu halten."

MSV-Keeper Flekken trifft mit der Hacke

Der wohl anspruchsvollste Treffer eines Torhüters gelang dem Niederländer Mark Flekken in Diensten des heutigen Zweitligisten MSV Duisburg. Die Zebras lagen am 2. Spieltag der Saison 2016/2017 nach einem Treffer von Stürmer Halil Savran gegen den VfL Osnabrück 0:1 zurück. Der damals 23-jährige Flekken stürmte bei einem Eckball in den gegnerischen Strafraum - und traf. "Ich habe erst nachher im Video gesehen, wie es passiert ist", sagt Flekken. "Im Spiel ging alles so schnell."

In der Wiederholung sah der Torwart dann, dass er den Kopfball von Innenverteidiger Branimir Bajic mit der Hacke ins Tor verlängert hatte. "Das Gefühl war in diesem Moment unbeschreiblich", erzählt Flekken im Gespräch mit DFB.de. "Ich habe zwar früher als Kind im Mittelfeld auch schon mal getroffen, aber so ein Tor wie in Osnabrück ist dann doch etwas anderes. Das hatte ich noch nie erlebt."

Nulle im dritten Versuch für Jena erfolgreich

Als erster Torwart aus dem Spiel heraus hatte sich Carsten Nulle in die Torschützenliste der 3. Liga eingetragen. Am 25. Spieltag der Saison 2009/2010 lag der FC Carl Zeiss Jena nach einem verwandelten Handelfmeter von Angelo Barletta 0:1 gegen den damaligen Tabellenführer VfL Osnabrück zurück. Bis zur 92. Minute. Dann sprintete Carsten Nulle, Jenas damaliger Kapitän und Torhüter, zum mittlerweile dritten Mal in diesem Spiel mit nach vorne. Die Hereingabe von Michael Gardawski (heute: Korona Kielce/Polen) köpfte der heute 42-Jährige und mit 1,90 Metern großgewachsene Nulle zum Ausgleich ein.

"Das war ein besonderer Moment", so Nulle zu DFB.de. "Alles hat gepasst, Timing und Richtung." Zuvor hatte der heutige Torwarttrainer des Nordost-Regionalligisten BFC Dynamo in der D-Jugend getroffen, beim SKG Sprendlingen nahe Frankfurt war er für die Freistöße zuständig gewesen.

Elfmeterspezialist Butt: 26 Bundesligatore, eins in der 3. Liga

Der erste Treffer eines Torhüters in der 3. Liga überhaupt fiel bereits in der ersten Saison des Bestehens. Am 25. Spieltag 2008/2009 setzte sich die zweite Mannschaft des FC Bayern München mit 4:0 gegen den VfR Aalen durch. Nach einem Doppelpack des späteren Weltmeisters Thomas Müller (49./51.) traf Hans Jörg Butt (66.) nach etwas mehr als einer Stunde per Foulelfmeter.

Der ehemalige Bundesligatorhüter (387 Einsätze für den Hamburger SV, Bayer 04 Leverkusen und FC Bayern München) bestritt insgesamt vier Partien in der dritthöchsten Spielklasse. Und das nur, weil Thomas Kraft (Hertha BSC) damals wegen eines Kieferbruchs pausieren musste. In seiner letzten Begegnung für die U 23 des Rekordmeisters trug sich Butt dann in die Torschützenliste ein.

Für den gebürtigen Oldenburger war das Gefühl eines eigenen Treffers alles andere als neu. Butt traf in der Bundesliga insgesamt 26-mal (für den HSV und Leverkusen) und damit so oft wie sonst kein anderer Torhüter in der Geschichte des deutschen Oberhauses. Sämtliche Tore erzielte der viermalige Nationalspieler per Strafstoß. Auch in der Champions League (jeweils ein Treffer für den HSV, Leverkusen und den FC Bayern), in der 2. Bundesliga und der damals drittklassigen Regionalliga Nord (jeweils ein Tor für den VfB Oldenburg) war Butt vom Punkt erfolgreich.

[mspw]

Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB geht in ihre zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Vier Torhüter haben in der Geschichte der 3. Liga ins gegnerische Tor getroffen.

Exakt 9101 Tore hat die 3. Liga in ihren bislang knapp neuneinhalb absolvierten Spielzeiten erlebt. Bei 3590 gespielten Partien macht das einen Torschnitt von 2,54 pro Begegnung. Vier Tore, also 0,04 Prozent aller Treffer in der Geschichte der 3. Liga, haben dabei einen besonderen Stellenwert. Sie wurden von Torhütern erzielt. Tom Müller (Hallescher FC), Mark Flekken (MSV Duisburg), Carsten Nulle (FC Carl Zeiss Jena) und Hans Jörg Butt (FC Bayern München U 23) haben nicht nur Tore verhindert, sondern auch selbst getroffen.

Müller: "Man will nur irgendwie an den Ball kommen"

Der jüngste Treffer eines Torhüters liegt gar nicht lange zurück. Am 13. Spieltag der aktuellen Saison - genauer gesagt am 21. Oktober - erzielte Tom Müller (90.+5) für den Halleschen FC im Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Erfurt per Kopfball den Treffer zum 1:1-Endstand.

"Es war die letzte Szene des Spiels. Da ist es bei einem Rückstand durchaus üblich, als Torhüter bei einer Standardsituation mit nach vorne zu laufen", so der HFC-Torhüter zu DFB.de. "Offenbar hatte mich niemand auf dem Schirm, und die Ecke von Fabian Baumgärtel war perfekt. Das geschieht wohl alles unterbewusst oder automatisch. Man will einfach nur irgendwie an den Ball kommen. Dass er dann sogar im Tor landete - umso schöner."

Für den erst 20-Jährigen war das Spiel in Erfurt aber nicht nur wegen des eigenen Treffers eine besondere Partie. Erst einen Tag zuvor hatte Halles Trainer Rico Schmitt den gebürtigen Dessauer zur neuen Nummer eins ernannt. Zudem hielt Müller schon während der Anfangsphase einen Foulelfmeter von Erfurts Defensivspieler Christoph Menz (11.). "So schlecht war der gar nicht geschossen, denke ich", sagt Müller. "Ich habe spekuliert und Glück gehabt, mich für die richtige Ecke zu entscheiden. Da ich den Strafstoß auch selbst verursacht hatte, war es ja fast meine Pflicht, den Ball zu halten."

MSV-Keeper Flekken trifft mit der Hacke

Der wohl anspruchsvollste Treffer eines Torhüters gelang dem Niederländer Mark Flekken in Diensten des heutigen Zweitligisten MSV Duisburg. Die Zebras lagen am 2. Spieltag der Saison 2016/2017 nach einem Treffer von Stürmer Halil Savran gegen den VfL Osnabrück 0:1 zurück. Der damals 23-jährige Flekken stürmte bei einem Eckball in den gegnerischen Strafraum - und traf. "Ich habe erst nachher im Video gesehen, wie es passiert ist", sagt Flekken. "Im Spiel ging alles so schnell."

In der Wiederholung sah der Torwart dann, dass er den Kopfball von Innenverteidiger Branimir Bajic mit der Hacke ins Tor verlängert hatte. "Das Gefühl war in diesem Moment unbeschreiblich", erzählt Flekken im Gespräch mit DFB.de. "Ich habe zwar früher als Kind im Mittelfeld auch schon mal getroffen, aber so ein Tor wie in Osnabrück ist dann doch etwas anderes. Das hatte ich noch nie erlebt."

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Nulle im dritten Versuch für Jena erfolgreich

Als erster Torwart aus dem Spiel heraus hatte sich Carsten Nulle in die Torschützenliste der 3. Liga eingetragen. Am 25. Spieltag der Saison 2009/2010 lag der FC Carl Zeiss Jena nach einem verwandelten Handelfmeter von Angelo Barletta 0:1 gegen den damaligen Tabellenführer VfL Osnabrück zurück. Bis zur 92. Minute. Dann sprintete Carsten Nulle, Jenas damaliger Kapitän und Torhüter, zum mittlerweile dritten Mal in diesem Spiel mit nach vorne. Die Hereingabe von Michael Gardawski (heute: Korona Kielce/Polen) köpfte der heute 42-Jährige und mit 1,90 Metern großgewachsene Nulle zum Ausgleich ein.

"Das war ein besonderer Moment", so Nulle zu DFB.de. "Alles hat gepasst, Timing und Richtung." Zuvor hatte der heutige Torwarttrainer des Nordost-Regionalligisten BFC Dynamo in der D-Jugend getroffen, beim SKG Sprendlingen nahe Frankfurt war er für die Freistöße zuständig gewesen.

Elfmeterspezialist Butt: 26 Bundesligatore, eins in der 3. Liga

Der erste Treffer eines Torhüters in der 3. Liga überhaupt fiel bereits in der ersten Saison des Bestehens. Am 25. Spieltag 2008/2009 setzte sich die zweite Mannschaft des FC Bayern München mit 4:0 gegen den VfR Aalen durch. Nach einem Doppelpack des späteren Weltmeisters Thomas Müller (49./51.) traf Hans Jörg Butt (66.) nach etwas mehr als einer Stunde per Foulelfmeter.

Der ehemalige Bundesligatorhüter (387 Einsätze für den Hamburger SV, Bayer 04 Leverkusen und FC Bayern München) bestritt insgesamt vier Partien in der dritthöchsten Spielklasse. Und das nur, weil Thomas Kraft (Hertha BSC) damals wegen eines Kieferbruchs pausieren musste. In seiner letzten Begegnung für die U 23 des Rekordmeisters trug sich Butt dann in die Torschützenliste ein.

Für den gebürtigen Oldenburger war das Gefühl eines eigenen Treffers alles andere als neu. Butt traf in der Bundesliga insgesamt 26-mal (für den HSV und Leverkusen) und damit so oft wie sonst kein anderer Torhüter in der Geschichte des deutschen Oberhauses. Sämtliche Tore erzielte der viermalige Nationalspieler per Strafstoß. Auch in der Champions League (jeweils ein Treffer für den HSV, Leverkusen und den FC Bayern), in der 2. Bundesliga und der damals drittklassigen Regionalliga Nord (jeweils ein Tor für den VfB Oldenburg) war Butt vom Punkt erfolgreich.

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