Tobias Schweinsteiger: "Wir machen uns nicht verrückt"

DFB.de: Stimmt das auch?

Schweinsteiger: Strom haben wir, das war vor einiger Zeit wohl mal anders. Geld haben wir nicht so viel. Ein geiles Team haben wir auf alle Fälle. Wir machen aus unseren Möglichkeiten sehr viel, weil wir eine verschworene Einheit sind. Daran sieht man, worauf es ankommt im Fußball. Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, auf die Tabelle zu schauen und zu wissen, dass man von den Verantwortlichen das Vertrauen bekommt und Kapitän dieser Mannschaft sein darf.

DFB.de: Was ist eigentlich das Saisonziel gewesen, bevor es losging?

Schweinsteiger: Das gleiche, wie jetzt auch. Nämlich, dass wir so schnell wie möglich 45 Punkte holen wollen, um in der Liga zu bleiben. Vor einem Jahr hatten wir auch nach acht Spielen 18 Punkte, deshalb machen wir uns nicht verrückt. Wir wissen, dass es alles auch anders laufen kann. Auch wenn wir natürlich alles dafür tun, dass es diesmal nicht so weit kommt.

DFB.de: Haben Sie als Stürmer auch ein persönliches Ziel?

Schweinsteiger: Das habe ich eigentlich nie. Warum auch? Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen, nicht, dass ich ein Tor erziele. Bei so einem Spiel wie am Samstag in Wiesbaden, da weiß ich, dass ich nicht viel aufs Tor schießen werde. Da ist es meine Aufgabe, Druck vom Mittelfeld und von der Abwehr wegzunehmen, den gegnerischen Spielaufbau zu stören und Kilometer abzuspulen. Wenn dann noch ein Tor dabei herausspringt, ist das super. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Was bringt es, wenn ich 20 Tore schieße, und wir holen keine Punkte? Wir haben viele gute Spieler in der Offensive, die für ein Tor gut sind. Ab und zu bin ich dann auch dabei. Das passt schon.

DFB.de: Aber hat man nicht schon ein bisschen im Hinterkopf, wie es sein könnte, wenn die Serie so weiter geht?

Schweinsteiger: Ach, wir flachsen schon ein bisschen untereinander. In der Kabine bei uns geht es immer lustig zu. Wenn wir jedes Spiel bis zum Schluss gewinnen, dann steigen wir auch auf. Über so was macht man halt seine Witze. Aber wir sind alle realitisch genug, um einschätzen zu können, was wichtig für uns ist.



[bild1]

Wer fragt, wo Tobias Schweinsteiger gerade ist, dem wird diese Antwort reichen: ganz vorne. Mit Jahn Regensburg in der Tabelle, mit sechs Treffern in der Torjägerliste. Und auch in der Gunst der Fans. Der Kapitän des SSV Jahn wurde bei der Wahl zum „Spieler des Monats August“ von DFB.de und FUSSBALL.DE mit deutlichem Abstand vor dem Saarbrücker Sven Sökler und Mijo Tunjic von der SpVgg Unterhaching auf Platz eins gewählt.

Kein ganz neues Gefühl für ihn: Im Oktober 2009 hatte er, damals noch im Hachinger Trikot, die Wahl schon einmal gewonnen. Mit DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat der 29-Jährige über die bisherige Saison, über persönlichen Erfolg und auch über seinen Bruder, den Nationalspieler, gesprochen.

DFB.de: Herr Schweinsteiger, haben Sie schon mal Interviews gegeben, in denen Sie nicht nach Ihrem Bruder gefragt wurden?

Tobias Schweinsteiger: (lacht) Ja, gab es schon. Aber meistens fragt man mich schon nach Bastian. Ist ja auch nicht so verwunderlich.

DFB.de: Setzen wir die Tradition also fort: Freuen Sie sich, dass Sie einen Titel gewonnen haben, den er noch nicht hat?

Schweinsteiger: Ich glaube, dass es für meinen Bruder schwierig wird, Spieler des Monats in der 3. Liga zu werden. (lacht) Er gönnt mir das. Es ist ja auch schon mein zweiter Monatssieg.

DFB.de: Was bedeutet der Ihnen?

Schweinsteiger: Das ist eine schöne Auszeichnung. Der August lief ja auch ganz gut. Aber wichtig ist der mannschaftliche Erfolg, das ist die Basis, um auch selbst überzeugen zu können.

DFB.de: Hätten Sie erwartet, dass der Jahn nach acht Spielen die Tabelle anführt?

Schweinsteiger: Dass wir so gut da stehen mit drei Punkten Vorsprung vor dem Zweiten, hätte ich nicht erwartet. Aber ich wusste, dass wir eine gute Mannschaft haben, das haben wir ja auch schon in der Vorbereitung gezeigt. Da waren wir aber noch nicht konstant genug. Gegen Ajax Amsterdam haben wir 0:0 gespielt, gegen Vitesse Arnheim dann 0:4 verloren. Wir analysieren unsere Spiele sehr genau und wissen: Wenn wir alle 100 Prozent Leistung bringen, können wir jeden Gegner in der 3. Liga schlagen. Aber die müssen es auch sein, sonst kann es auch in die andere Richtung gehen.

DFB.de: Der Jahn lag schon viermal mit 0:1 hinten, hat aber noch kein Spiel verloren.

Schweinsteiger: Das zeigt, dass wir nach dem Rückstand schnell erkennen, dass es bis dahin nicht genug war, dass wir mehr drauf haben. Und es zeigt, dass wir als Team gefestigt sind und uns nicht unterkriegen lassen. Aber es sind doch noch 30 Spiele, der Weg ist noch lang.

DFB.de: In den Vorjahren ist die Mannschaft nach starkem Start etwas abgefallen. Wird das diesmal anders?

Schweinsteiger: Wir hoffen, dass wir die Punkte diesmal schneller zusammenhaben, damit es nicht im März wieder eng wird, wie in der vorigen Saison. Optimistisch stimmt mich unter anderem, dass wir jetzt schon das Verletzungspech hatten, dass uns im Laufe der vergangenen Saison ereilt hatte. Tobias Schlauderer war verletzt, Sebastian Nachreiner, Selcuk Alibaz, Sebastian Hofmann – wenn sie alle bei 100 Prozent sind, ist unsere Mannschaft noch stärker, weil wir dann noch mehr Möglichkeiten haben. In den ersten Spielen sind wir zum Teil nur mit einem 16-Mann-Kader angetreten.

DFB.de: Sie singen nach Siegen mit den Fans zusammen einen außergewöhnlichen Song. Wie geht der?

Schweinsteiger: „Wir haben kein Strom, wir haben kein Geld, wir haben das geilste Team der Welt.“

DFB.de: Stimmt das auch?

Schweinsteiger: Strom haben wir, das war vor einiger Zeit wohl mal anders. Geld haben wir nicht so viel. Ein geiles Team haben wir auf alle Fälle. Wir machen aus unseren Möglichkeiten sehr viel, weil wir eine verschworene Einheit sind. Daran sieht man, worauf es ankommt im Fußball. Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, auf die Tabelle zu schauen und zu wissen, dass man von den Verantwortlichen das Vertrauen bekommt und Kapitän dieser Mannschaft sein darf.

DFB.de: Was ist eigentlich das Saisonziel gewesen, bevor es losging?

Schweinsteiger: Das gleiche, wie jetzt auch. Nämlich, dass wir so schnell wie möglich 45 Punkte holen wollen, um in der Liga zu bleiben. Vor einem Jahr hatten wir auch nach acht Spielen 18 Punkte, deshalb machen wir uns nicht verrückt. Wir wissen, dass es alles auch anders laufen kann. Auch wenn wir natürlich alles dafür tun, dass es diesmal nicht so weit kommt.

[bild2]

DFB.de: Haben Sie als Stürmer auch ein persönliches Ziel?

Schweinsteiger: Das habe ich eigentlich nie. Warum auch? Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen, nicht, dass ich ein Tor erziele. Bei so einem Spiel wie am Samstag in Wiesbaden, da weiß ich, dass ich nicht viel aufs Tor schießen werde. Da ist es meine Aufgabe, Druck vom Mittelfeld und von der Abwehr wegzunehmen, den gegnerischen Spielaufbau zu stören und Kilometer abzuspulen. Wenn dann noch ein Tor dabei herausspringt, ist das super. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Was bringt es, wenn ich 20 Tore schieße, und wir holen keine Punkte? Wir haben viele gute Spieler in der Offensive, die für ein Tor gut sind. Ab und zu bin ich dann auch dabei. Das passt schon.

DFB.de: Aber hat man nicht schon ein bisschen im Hinterkopf, wie es sein könnte, wenn die Serie so weiter geht?

Schweinsteiger: Ach, wir flachsen schon ein bisschen untereinander. In der Kabine bei uns geht es immer lustig zu. Wenn wir jedes Spiel bis zum Schluss gewinnen, dann steigen wir auch auf. Über so was macht man halt seine Witze. Aber wir sind alle realitisch genug, um einschätzen zu können, was wichtig für uns ist.

DFB.de: Was ist denn wahrscheinlicher: Dass die Bayern und Ihr Bruder Bastian die Champions League gewinnen, oder dass Sie mit Regensburg aufsteigen?

Schweinsteiger: Ich glaube, dass es wahrscheinlicher ist, dass der FC Bayern die Champions League gewinnt. Der Klub gehört zu den fünf, sechs besten in Europa. Wir sind zwar im Moment vorne dran, aber es gibt einige Mannschaften, die ganz andere Möglichkeiten haben als wir. Deshalb wäre es schon eine weitaus größere Überraschung, wenn wir bis zum Schluss vorne blieben.