Tobias Schweinsteiger: "Will es künftig besser machen"

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Unterhachings Tobias Schweinsteiger.

Das gab es noch nie. Wenn Drittligist SpVgg Unterhaching am Sonntag (ab 18.15 Uhr) den großen Nachbarn und Deutschen Rekordmeister FC Bayern München zu einem Testspiel empfängt, dann könnte Hachings Rückkehrer Tobias Schweinsteiger zum ersten Mal überhaupt im direkten Duell auf seinen "kleinen" Bruder Bastian, den berühmten Bayern-Star und 97-maligen Nationalspieler, treffen.

"Zuletzt standen wir uns wohl zu Jugendzeiten auf dem Bolzplatz gegenüber", sagt der 30 Jahre alte Tobias im Gespräch mit DFB.de - und grinst. Keine Frage: Die Vorfreude aufs sportliche Kräftemessen mit dem zwei Jahre jüngeren Bruder ist riesengroß, zumal sich auch die Eltern und viele Freunde angekündigt haben, um "Tobis" Comeback im Hachinger Sportpark und das Familienduell der Schweinsteigers mitzuerleben.

Täglich Telefon- oder SMS-Kontakt mit Bruder Bastian

"Es wird mit Sicherheit sehr witzig, wir werden beide bestimmt ein wenig schmunzeln müssen", so Schweinsteiger, der Ältere, der auch amüsiert den gespielten Ehrgeiz von Bastian ("Ich hoffe, dass ich dem Tobi eine mitgeben kann - unsere Innenverteidiger werden auf alle Fälle heiß sein") zur Kenntnis genommen hat. "Unser Verhältnis ist sehr entspannt. Wir haben nahezu täglich Telefon- oder SMS-Kontakt und gehen seit vielen Jahren ganz locker mit der Situation um."

Hier der Zweit-, Dritt- oder Viertligastürmer, der trotz seiner durchaus beachtlichen Torquote nur selten im Rampenlicht steht. Dort der Vizekapitän der Nationalmannschaft und des FC Bayern, je fünfmaliger Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, WM-Dritter, Vizeeuropameister und zweimaliger Champions-League-Finalist, der in dieser Woche schon mit seiner lockeren Ankündigung, der FC Bayern wolle in der Bundesliga-Rückrunde möglichst ohne Gegentor bleiben, Schlagzeilen produzierte.

Unglückliches Intermezzo bei Bayern II

Für Tobias Schweinsteiger ist die familiäre "Konkurrenz" kein Problem. "Es nimmt sich bei uns keiner zu wichtig", sagte er schon vor einigen Monaten im DFB.de-Interview. "Wir sind so erzogen, dass wir das alles gut einschätzen können. Ich war immer stolz auf meinen Bruder."

Damals hatte er sich gerade entschieden, den angehenden Zweitligaaufsteiger SSV Jahn Regensburg in Richtung Regionalliga zu verlassen, um bei der Reserve des FC Bayern einen Drei-Jahres-Vertrag bis 2015 zu unterschreiben und als einer von drei älteren Spielern - neben Altin Lala, der seine Karriere inzwischen verletzungsbedingt beenden musste, und Kapitän Stefan Buck - eine Führungsrolle zu übernehmen.

Doch statt mit der Mannschaft von Trainer Mehmet Scholl wie erwartet die neue Regionalliga Bayern zu dominieren, liefen die Münchner von Beginn an der Tabellenspitze hinterher, sind aktuell acht Punkte von Platz eins entfernt. Auch gesundheitsbedingt (Lungenentzündung, Muskelfaserriss) kam Tobias Schweinsteiger lediglich auf sechs Tore bei 18 Einsätzen, stand zuweilen in der Kritik.

"Schon nach kurzer Zeit fast alle neuen Namen intus"

Dass er sich sein erstes Engagement an der Säbener Straße etwas anders vorgestellt hatte, daraus macht Tobias Schweinsteiger keinen Hehl, ist aber bemüht, den Blick nur nach vorne zu richten: "Es geht darum, aus dieser wichtigen Erfahrung zu lernen, die richtigen Schlüsse zu ziehen und es künftig besser zu machen." Die Anfrage von Hachings Präsident und Ex-Bayern-Profi Manfred Schwabl kam da genau zur rechten Zeit.

Bei der SpVgg Unterhaching, für die er bereits von 2008 bis 2010 am Ball war und die er nur ungern verlassen hatte ("Der damalige Trainer Klaus Augenthaler fand mich offenbar nicht gut genug für die 3. Liga"), fühlt sich der 30-Jährige, der zunächst für ein halbes Jahr ausgeliehen wurde, gleich wieder bestens aufgehoben.

"Die ersten gemeinsamen Tage im Trainingslager in der Türkei waren sehr positiv, ich bin hervorragend aufgenommen worden", berichtet er. "Obwohl der Kader seit meinem Abschied bis auf wenige Ausnahmen komplett umgekrempelt wurde, habe ich schon jetzt fast alle neuen Namen intus."

Sogar der Aufstieg scheint möglich

Der erfahrene Tobias Schweinsteiger, der nach den Abgängen von Florian Niederlechner (Heidenheim) und Manuel Fischer (Großaspach) die Lücke im Hachinger Angriff schließen soll, hat sich für die Rückrunde viel vorgenommen: "Die Mannschaft hat sich als Außenseiter durch eine starke Hinserie eine sehr gute Ausgangsposition verschafft. Jetzt werden wir alles tun, um so lange wie möglich oben dran zu bleiben."

Schließlich ist selbst ein direkter Aufstiegsplatz gerade einmal vier Zähler entfernt. Außerdem hatte es "Tobi" selbst erst in der vergangenen Saison mit Regensburg vorgemacht und am Ende mit dem Zweitligaaufstieg in der Relegation gegen den Karlsruher SC für eine Sensation gesorgt.

Schon dreimal "Spieler des Monats" in der 3. Liga

War es ein Fehler, Regensburg trotz des großen Erfolges zu verlassen? "Nein, vor allem für den Kopf war es die richtige Entscheidung", sagt Tobias Schweinsteiger im Rückblick. "So konnte ich beim FC Bayern wertvolle Erfahrungen sammeln. Außerdem wollte ich unbedingt wieder zurück in meine Heimat nach Rosenheim."

Dort kann er mit seiner Lebensgefährtin, die übrigens ebenso wie die Partnerin von Bruder Bastian mit Vornamen Sarah heißt, auch nach dem Wechsel nach Unterhaching wohnen bleiben. "Als die Anfrage von Manni Schwabl kam, musste ich deshalb auch nicht lange überlegen - aber ich wäre auch zu keinem anderen Verein gegangen", versichert der 30-Jährige.

In der 3. Liga betritt er bekanntes Terrain. Mit insgesamt 131 Einsätzen für Unterhaching und Regensburg, in denen er stolze 40 Tore erzielte, gehört er zu den 15 erfahrensten Drittligakickern und wurde bereits dreimal von den Usern von DFB.de und FUSSBALL.de zum "Spieler des Monats" gewählt.

Bei Ski-WM der Junioren im deutschen Aufgebot

Dass Tobias Schweinsteiger im Gegensatz zu Bruder Bastian, der 2004 schon als 19-Jähriger sein erstes Länderspiel gegen Ungarn (0:2) bestritten hatte, erst mit 22 Jahren Fußballprofi wurde, lag vor allem an seinem großen Talent als Skifahrer. "Wir sind mit beiden Sportarten aufgewachsen, Basti hat sich aber schon mit 14 und damit wesentlich früher für den Fußball entschieden", erzählt "Tobi", für den es mit 16 Jahren - also nahezu gleichzeitig - endgültig auf die Piste ging.

Vier Jahre lang gehörte er der Skifördergruppe des Bundesgrenzschutzes (BGS) an, absolvierte auch eine Ausbildung zum Polizei-Meister. "Ausbildung und Skiförderung gehörten zusammen", sagt Tobias Schweinsteiger, der auch auf den schmalen Latten eine prima Figur abgab. Er stand bei der Junioren-WM im deutschen Aufgebot, wurde dreimal deutscher Junioren-Vizemeister.

Bereut hat Tobias den "Ausflug" in den Ski-Zirkus nicht, auch wenn ihm vielleicht deshalb die große Kickerkarriere verwehrt geblieben ist. "Es ist schon so, dass mir im Fußball dadurch zwar ein paar Jahre fehlen", sagt er. "Ob meine Laufbahn sonst einen anderen Weg genommen hätte, weiß ich aber nicht. Viele Dinge, die ich mir Skifahrer angeeignet habe, helfen mir jedenfalls noch immer im Fußball weiter. Dazu gehören unter anderem Kraft und Schnelligkeit."

Sportliche Rückschläge im Norden

Auch seinen zwischenzeitlichen Abstecher nach Norddeutschland, wo er nach der Skikarriere zwischen 2004 und 2008 für den VfB Lübeck und Eintracht Braunschweig auflief, will Tobias Schweinsteiger nicht missen, obwohl er dort Lübecks Lizenzentzug und Braunschweigs Zweitligaabstieg miterleben musste. "Es war damals meine Chance, höherklassig Fußball zu spielen, ich würde es immer wieder so machen", erinnert sich der heute 30-Jährige an das Angebot des damaligen Regionalligisten aus Lübeck.

Viel schlimmer als die sportlichen Nackenschläge im Norden traf Tobias Schweinsteiger ein Verkehrsunfall, in den er 2006 unverschuldet verwickelt wurde und bei dem ein damals 13-jähriges Mädchen tödlich verunglückte. "Vier bis fünf Monate nach dem Unfall hatte ich einen Seelsorger, der mir von Beginn an deutlich gemacht hat, dass es nicht mein Fehler war und dass ich mir keine Vorwürfe machen musste", sagt er nachdenklich. "So konnte ich diese traurige Sache gut verarbeiten. Heute macht sich das wohl eher im Unterbewusstsein bemerkbar. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, fahre ich eher langsam und passe an Ampeln vielleicht noch besser auf."

Zum "Grantler", wie ihn Jahn Regensburgs Torhüter Michael Hofmann einst als Mitspieler bezeichnet hatte, ist Tobias Schweinsteiger durch den Schicksalsschlag allerdings nicht geworden: "Ich weiß schon, wie er das gemeint hat. Ich bin eben erfolgsbesessen und kann nicht gut verlieren." Auch das verbindet ihn mit dem berühmten Bruder. Mit dem er sich nun mal sportlich messen darf, endlich.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Unterhachings Tobias Schweinsteiger.

Das gab es noch nie. Wenn Drittligist SpVgg Unterhaching am Sonntag (ab 18.15 Uhr) den großen Nachbarn und Deutschen Rekordmeister FC Bayern München zu einem Testspiel empfängt, dann könnte Hachings Rückkehrer Tobias Schweinsteiger zum ersten Mal überhaupt im direkten Duell auf seinen "kleinen" Bruder Bastian, den berühmten Bayern-Star und 97-maligen Nationalspieler, treffen.

"Zuletzt standen wir uns wohl zu Jugendzeiten auf dem Bolzplatz gegenüber", sagt der 30 Jahre alte Tobias im Gespräch mit DFB.de - und grinst. Keine Frage: Die Vorfreude aufs sportliche Kräftemessen mit dem zwei Jahre jüngeren Bruder ist riesengroß, zumal sich auch die Eltern und viele Freunde angekündigt haben, um "Tobis" Comeback im Hachinger Sportpark und das Familienduell der Schweinsteigers mitzuerleben.

Täglich Telefon- oder SMS-Kontakt mit Bruder Bastian

"Es wird mit Sicherheit sehr witzig, wir werden beide bestimmt ein wenig schmunzeln müssen", so Schweinsteiger, der Ältere, der auch amüsiert den gespielten Ehrgeiz von Bastian ("Ich hoffe, dass ich dem Tobi eine mitgeben kann - unsere Innenverteidiger werden auf alle Fälle heiß sein") zur Kenntnis genommen hat. "Unser Verhältnis ist sehr entspannt. Wir haben nahezu täglich Telefon- oder SMS-Kontakt und gehen seit vielen Jahren ganz locker mit der Situation um."

Hier der Zweit-, Dritt- oder Viertligastürmer, der trotz seiner durchaus beachtlichen Torquote nur selten im Rampenlicht steht. Dort der Vizekapitän der Nationalmannschaft und des FC Bayern, je fünfmaliger Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, WM-Dritter, Vizeeuropameister und zweimaliger Champions-League-Finalist, der in dieser Woche schon mit seiner lockeren Ankündigung, der FC Bayern wolle in der Bundesliga-Rückrunde möglichst ohne Gegentor bleiben, Schlagzeilen produzierte.

Unglückliches Intermezzo bei Bayern II

Für Tobias Schweinsteiger ist die familiäre "Konkurrenz" kein Problem. "Es nimmt sich bei uns keiner zu wichtig", sagte er schon vor einigen Monaten im DFB.de-Interview. "Wir sind so erzogen, dass wir das alles gut einschätzen können. Ich war immer stolz auf meinen Bruder."

Damals hatte er sich gerade entschieden, den angehenden Zweitligaaufsteiger SSV Jahn Regensburg in Richtung Regionalliga zu verlassen, um bei der Reserve des FC Bayern einen Drei-Jahres-Vertrag bis 2015 zu unterschreiben und als einer von drei älteren Spielern - neben Altin Lala, der seine Karriere inzwischen verletzungsbedingt beenden musste, und Kapitän Stefan Buck - eine Führungsrolle zu übernehmen.

Doch statt mit der Mannschaft von Trainer Mehmet Scholl wie erwartet die neue Regionalliga Bayern zu dominieren, liefen die Münchner von Beginn an der Tabellenspitze hinterher, sind aktuell acht Punkte von Platz eins entfernt. Auch gesundheitsbedingt (Lungenentzündung, Muskelfaserriss) kam Tobias Schweinsteiger lediglich auf sechs Tore bei 18 Einsätzen, stand zuweilen in der Kritik.

"Schon nach kurzer Zeit fast alle neuen Namen intus"

Dass er sich sein erstes Engagement an der Säbener Straße etwas anders vorgestellt hatte, daraus macht Tobias Schweinsteiger keinen Hehl, ist aber bemüht, den Blick nur nach vorne zu richten: "Es geht darum, aus dieser wichtigen Erfahrung zu lernen, die richtigen Schlüsse zu ziehen und es künftig besser zu machen." Die Anfrage von Hachings Präsident und Ex-Bayern-Profi Manfred Schwabl kam da genau zur rechten Zeit.

Bei der SpVgg Unterhaching, für die er bereits von 2008 bis 2010 am Ball war und die er nur ungern verlassen hatte ("Der damalige Trainer Klaus Augenthaler fand mich offenbar nicht gut genug für die 3. Liga"), fühlt sich der 30-Jährige, der zunächst für ein halbes Jahr ausgeliehen wurde, gleich wieder bestens aufgehoben.

"Die ersten gemeinsamen Tage im Trainingslager in der Türkei waren sehr positiv, ich bin hervorragend aufgenommen worden", berichtet er. "Obwohl der Kader seit meinem Abschied bis auf wenige Ausnahmen komplett umgekrempelt wurde, habe ich schon jetzt fast alle neuen Namen intus."

Sogar der Aufstieg scheint möglich

Der erfahrene Tobias Schweinsteiger, der nach den Abgängen von Florian Niederlechner (Heidenheim) und Manuel Fischer (Großaspach) die Lücke im Hachinger Angriff schließen soll, hat sich für die Rückrunde viel vorgenommen: "Die Mannschaft hat sich als Außenseiter durch eine starke Hinserie eine sehr gute Ausgangsposition verschafft. Jetzt werden wir alles tun, um so lange wie möglich oben dran zu bleiben."

Schließlich ist selbst ein direkter Aufstiegsplatz gerade einmal vier Zähler entfernt. Außerdem hatte es "Tobi" selbst erst in der vergangenen Saison mit Regensburg vorgemacht und am Ende mit dem Zweitligaaufstieg in der Relegation gegen den Karlsruher SC für eine Sensation gesorgt.

Schon dreimal "Spieler des Monats" in der 3. Liga

War es ein Fehler, Regensburg trotz des großen Erfolges zu verlassen? "Nein, vor allem für den Kopf war es die richtige Entscheidung", sagt Tobias Schweinsteiger im Rückblick. "So konnte ich beim FC Bayern wertvolle Erfahrungen sammeln. Außerdem wollte ich unbedingt wieder zurück in meine Heimat nach Rosenheim."

Dort kann er mit seiner Lebensgefährtin, die übrigens ebenso wie die Partnerin von Bruder Bastian mit Vornamen Sarah heißt, auch nach dem Wechsel nach Unterhaching wohnen bleiben. "Als die Anfrage von Manni Schwabl kam, musste ich deshalb auch nicht lange überlegen - aber ich wäre auch zu keinem anderen Verein gegangen", versichert der 30-Jährige.

In der 3. Liga betritt er bekanntes Terrain. Mit insgesamt 131 Einsätzen für Unterhaching und Regensburg, in denen er stolze 40 Tore erzielte, gehört er zu den 15 erfahrensten Drittligakickern und wurde bereits dreimal von den Usern von DFB.de und FUSSBALL.de zum "Spieler des Monats" gewählt.

Bei Ski-WM der Junioren im deutschen Aufgebot

Dass Tobias Schweinsteiger im Gegensatz zu Bruder Bastian, der 2004 schon als 19-Jähriger sein erstes Länderspiel gegen Ungarn (0:2) bestritten hatte, erst mit 22 Jahren Fußballprofi wurde, lag vor allem an seinem großen Talent als Skifahrer. "Wir sind mit beiden Sportarten aufgewachsen, Basti hat sich aber schon mit 14 und damit wesentlich früher für den Fußball entschieden", erzählt "Tobi", für den es mit 16 Jahren - also nahezu gleichzeitig - endgültig auf die Piste ging.

Vier Jahre lang gehörte er der Skifördergruppe des Bundesgrenzschutzes (BGS) an, absolvierte auch eine Ausbildung zum Polizei-Meister. "Ausbildung und Skiförderung gehörten zusammen", sagt Tobias Schweinsteiger, der auch auf den schmalen Latten eine prima Figur abgab. Er stand bei der Junioren-WM im deutschen Aufgebot, wurde dreimal deutscher Junioren-Vizemeister.

Bereut hat Tobias den "Ausflug" in den Ski-Zirkus nicht, auch wenn ihm vielleicht deshalb die große Kickerkarriere verwehrt geblieben ist. "Es ist schon so, dass mir im Fußball dadurch zwar ein paar Jahre fehlen", sagt er. "Ob meine Laufbahn sonst einen anderen Weg genommen hätte, weiß ich aber nicht. Viele Dinge, die ich mir Skifahrer angeeignet habe, helfen mir jedenfalls noch immer im Fußball weiter. Dazu gehören unter anderem Kraft und Schnelligkeit."

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Sportliche Rückschläge im Norden

Auch seinen zwischenzeitlichen Abstecher nach Norddeutschland, wo er nach der Skikarriere zwischen 2004 und 2008 für den VfB Lübeck und Eintracht Braunschweig auflief, will Tobias Schweinsteiger nicht missen, obwohl er dort Lübecks Lizenzentzug und Braunschweigs Zweitligaabstieg miterleben musste. "Es war damals meine Chance, höherklassig Fußball zu spielen, ich würde es immer wieder so machen", erinnert sich der heute 30-Jährige an das Angebot des damaligen Regionalligisten aus Lübeck.

Viel schlimmer als die sportlichen Nackenschläge im Norden traf Tobias Schweinsteiger ein Verkehrsunfall, in den er 2006 unverschuldet verwickelt wurde und bei dem ein damals 13-jähriges Mädchen tödlich verunglückte. "Vier bis fünf Monate nach dem Unfall hatte ich einen Seelsorger, der mir von Beginn an deutlich gemacht hat, dass es nicht mein Fehler war und dass ich mir keine Vorwürfe machen musste", sagt er nachdenklich. "So konnte ich diese traurige Sache gut verarbeiten. Heute macht sich das wohl eher im Unterbewusstsein bemerkbar. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, fahre ich eher langsam und passe an Ampeln vielleicht noch besser auf."

Zum "Grantler", wie ihn Jahn Regensburgs Torhüter Michael Hofmann einst als Mitspieler bezeichnet hatte, ist Tobias Schweinsteiger durch den Schicksalsschlag allerdings nicht geworden: "Ich weiß schon, wie er das gemeint hat. Ich bin eben erfolgsbesessen und kann nicht gut verlieren." Auch das verbindet ihn mit dem berühmten Bruder. Mit dem er sich nun mal sportlich messen darf, endlich.