Stefan Krämer: "Zeit in Bielefeld war unbeschreiblich"

DFB.de: Die Arminia steht derzeit souverän an der Tabellenspitze, der Wiederaufstieg ist zum Greifen nahe. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Krämer: Der Wiederaufstieg ist für den Verein zunächst einmal aus finanziellen Gründen wichtig und lukrativ. Das Gesamtkonstrukt Arminia Bielefeld gehört aber vor allem aus sportlicher Sicht mindestens in die 2. Bundesliga. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es der DSC in diesem Jahr packen wird. Bielefeld hat eine Zweitliga-Mannschaft beisammen und wird der Favoritenrolle gerecht.

DFB.de: Der Aufstieg mit Arminia Bielefeld war laut Ihrer eigenen Worte ein "kleines Märchen". Wäre ein Aufstieg mit Cottbus in diesem Jahr ein "großes Märchen"?

Krämer: Es sind auf jeden Fall gewisse Parallelen zu erkennen. Wir sind in Cottbus mit 22 neuen Spielern in die laufende Saison gestartet, haben quasi bei Null angefangen. Es stand niemals auf der Agenda, schon dieses Jahr um den Aufstieg mitzuspielen. In den vergangenen beiden Partien haben wir leider wichtige Punkte liegen lassen, sonst stünden wir in der Tabelle noch besser da. Wir müssen nun im Saisonendspurt konstant punkten, wenn wir oben noch einmal angreifen wollen.

DFB.de: Das heißt, dass der Sprung in Liga zwei für den FC Energie noch drin ist?

Krämer: Es sind noch acht Spiele zu absolvieren und wir rangieren nur vier Zähler hinter dem Relegationsplatz. Es ist also noch einiges möglich. Wir gehen es aber ganz gelassen an, stehen im Gegensatz zu anderen Mannschaften nicht unter Druck. Keiner hat damit gerechnet, dass wir ganz oben mitspielen. Es liegt nun an uns, aus der bisher guten Saison eine sehr gute zu machen.

DFB.de: Für das Spitzenspiel in Bielefeld fallen Ihr Torjäger Tim Kleindienst und Defensivspieler Nikolas Ledgerwood wegen einer Gelbsperre aus. Sind Sie auch deshalb ein wenig erleichtert, dass auf der anderen Seite mit Fabian Klos der Top-Torjäger nach seiner Gelb-Roten Karte ebenfalls nicht zur Verfügung steht?

Krämer: Fabian Klos, der ja schon zu meiner Zeit in Bielefeld ein Torgarant war, ist für mich der beste Stürmer der Liga. Jeder Trainer würde ihn gerne in seiner Mannschaft haben. Es ist deshalb kein Nachteil, dass er gegen uns nicht zur Verfügung steht. Trotzdem besitzt die Arminia die nötige Qualität, um einen solchen Ausfall besser zu kompensieren als viele andere Teams. Spontan fällt mir da Koen van der Biezen ein, der bei einem Einsatz sicherlich darauf brennen wird, sich zu beweisen.

DFB.de: Arminia Bielefeld ist seit 14 Heimspielen ungeschlagen, gewann die vergangenen sieben Partien vor eigener Kulisse. Warum sind Sie optimistisch, dass Sie diese Serie stoppen können?

Krämer: Wir haben in dieser Saison gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel meist gut ausgesehen. In Bielefeld wollen wir nun daran anknüpfen. Auf der Alm ist es vor allem wichtig, dass uns die lautstarke Atmosphäre antreibt und nicht hemmt. Wir reisen ohne Druck, aber mit viel Mut zum DSC. Die Freude auf die Partie ist nicht nur mir, sondern auch der gesamten Mannschaft anzumerken. Daher bin ich überzeugt, dass wir auch bei der Arminia etwas Zählbares mitnehmen können.

DFB.de: Ihr Vertrag beim FC Energie läuft bis Juni 2016. Können Sie sich vorstellen, über diesen Zeitraum hinaus Trainer in der Lausitz zu bleiben?

Krämer: Die Arbeit in Cottbus macht extrem viel Spaß. Alle im Verein schätzen und vertrauen sich, die Bedingungen durch Stadion, Trainingsplätze und Sanitärtrakt genügen höheren Ansprüchen. Das ist im Fußball ein hohes Gut und nicht selbstverständlich. Es ist durchaus möglich, dass ich auch über meine Vertragslaufzeit hinaus bei Energie bleibe. Wenn man mich will. Mein Ziel ist es schließlich, mit dem Verein in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Der Anspruch besteht auf persönlicher Ebene sowie auch auf Seiten des Vereins. Die Frage ist nur, ob und wann wir das gemeinsam realisieren können.

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Für Stefan Krämer ist es mehr als nur eine Reise in die eigene Vergangenheit. Wenn der 48 Jahre alte Fußball-Lehrer mit dem FC Energie Cottbus am Samstag (ab 14 Uhr, live im WDR und RBB) bei Drittliga-Spitzenreiter DSC Arminia Bielefeld antritt, dann kehrt Krämer an die Stätte seines größten Erfolges zurück. Im Mai 2013 führte er die Arminia zum Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Fast zweieinhalb Jahre leitete der emotionale Trainer die Geschicke des DSC, identifizierte sich mit dem Verein wie kaum ein anderer und verewigte seine Verbundenheit zur Arminia sogar mit einem Tattoo auf seiner Brust.

Seit der laufenden Saison ist Krämer Trainer der Lausitzer. Aktuell steht der FC Energie auf dem sechsten Rang, hat lediglich vier Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz und damit im Rennen um den Aufstieg noch alle Chancen.

Im DFB.de-Drittliga-Interview der Woche spricht Stefan Krämer mit dem Journalisten Christian Knoth über die schönsten Momente seiner Zeit in Bielefeld, die anstehende Begegnung bei seinem ehemaligen Verein und die mittelfristigen Ziele mit dem FC Energie Cottbus. Außerdem verrät er, ob er weiterhin das Arminia-Tattoo auf der Brust trägt.

DFB.de: Die Partie bei Ihrem ehemaligen Verein in Bielefeld wird für Sie persönlich sicher eine besondere Partie. Worauf freuen Sie sich am meisten, Herr Krämer?

Stefan Krämer: Ich freue mich eigentlich auf alles. Wenn es irgendwie ginge, würde ich die Partie am liebsten schon heute bestreiten. Ich kann es kaum erwarten, meine früheren Spieler und Mitarbeiter wiederzusehen und die Atmosphäre auf der Alm zu erleben. Da ich wirklich mit jedem Einzelnen in Bielefeld gut zurechtkam, ist das hervorragende Verhältnis bis heute bestehen geblieben. Hinzu kommt, dass wir uns mit der derzeit besten Mannschaft der 3. Liga messen können. Was will man mehr?

DFB.de: Sie waren rund zweieinhalb Trainer in Bielefeld, schafften 2013 den Zweitliga-Aufstieg. Mit welchen Worten würden Sie die damalige Zeit auf der Alm beschreiben?

Krämer: Wenige Worte würden da nicht ausreichen. Dafür war die Zeit bei der Arminia zu intensiv und ereignisreich. Ich werde die Jahre in Bielefeld bis zu meinem Lebensende immer in Erinnerung behalten. Es war eine einzigartige Reise, die unglaublich und unbeschreiblich war.

DFB.de: Wie haben Sie damals den Aufstieg in die 2. Bundesliga erlebt?

Krämer: Das war sensationell, denn im Vorfeld hatte keiner damit gerechnet. Als nach dem Abpfiff der Partie gegen den VfL Osnabrück feststand, dass wir den Aufstieg gepackt hatten, rannten rund 15.000 Menschen auf den Platz und lagen sich in den Armen. Solche Momente werde ich nie vergessen. Die anschließenden Feierlichkeiten mit der Mannschaft und den Fans auf dem Balkon waren grandios.

DFB.de: Für Aufsehen sorgte Ihr Arminia-Tattoo auf der Brust, das Sie sich nach dem Aufstieg haben stechen lassen. Tragen Sie es immer noch?

Krämer: Das Tattoo habe ich selbstverständlich noch. Auch wenn ich wüsste, wie ich es wegbekommen würde, wäre es noch da. (lacht) Es ist symbolisch für meine Zeit in Bielefeld, ein Sinnbild der unvergesslichen Jahre auf der Alm. Das Tattoo wird mich definitiv mein ganzes Leben lang begleiten, daran führt kein Weg vorbei.

DFB.de: Kommt bald auch ein Cottbus-Tattoo dazu?

Krämer: (lacht) Nein, sicherlich nicht. Es war eine Wette, ich habe zu meinem Wort gestanden. Eine Wiederholung wäre ziemlich einfallslos. Wenn wir mit Energie Cottbus irgendwann den Aufstieg in die 2. Liga schaffen sollten - was mittelfristig definitiv unser Ziel ist - lasse ich mir sicher etwas anderes einfallen.

DFB.de: Im Februar 2014 wurden Sie in Bielefeld entlassen. Wenige Monate später stieg die Arminia ab. Wie groß war die Enttäuschung, als der Verein Ihnen mitteilte, dass er den zukünftigen Weg ohne Sie gehen möchte?

Krämer: Enttäuscht war ich deshalb, weil ich bis heute davon überzeugt bin, dass wir mit der damaligen Mannschaft den Klassenerhalt noch geschafft hätten. Allerdings ist auch Fakt, dass wir zum Zeitpunkt meiner Entlassung auf Platz 17 standen und akut abstiegsgefährdet waren. Dass der Verein in dieser Situation an irgendeiner Stelle interveniert, ist nachvollziehbar. Dabei trifft es nun einmal meistens den Trainer. So ist Fußball.

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DFB.de: Die Arminia steht derzeit souverän an der Tabellenspitze, der Wiederaufstieg ist zum Greifen nahe. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Krämer: Der Wiederaufstieg ist für den Verein zunächst einmal aus finanziellen Gründen wichtig und lukrativ. Das Gesamtkonstrukt Arminia Bielefeld gehört aber vor allem aus sportlicher Sicht mindestens in die 2. Bundesliga. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es der DSC in diesem Jahr packen wird. Bielefeld hat eine Zweitliga-Mannschaft beisammen und wird der Favoritenrolle gerecht.

DFB.de: Der Aufstieg mit Arminia Bielefeld war laut Ihrer eigenen Worte ein "kleines Märchen". Wäre ein Aufstieg mit Cottbus in diesem Jahr ein "großes Märchen"?

Krämer: Es sind auf jeden Fall gewisse Parallelen zu erkennen. Wir sind in Cottbus mit 22 neuen Spielern in die laufende Saison gestartet, haben quasi bei Null angefangen. Es stand niemals auf der Agenda, schon dieses Jahr um den Aufstieg mitzuspielen. In den vergangenen beiden Partien haben wir leider wichtige Punkte liegen lassen, sonst stünden wir in der Tabelle noch besser da. Wir müssen nun im Saisonendspurt konstant punkten, wenn wir oben noch einmal angreifen wollen.

DFB.de: Das heißt, dass der Sprung in Liga zwei für den FC Energie noch drin ist?

Krämer: Es sind noch acht Spiele zu absolvieren und wir rangieren nur vier Zähler hinter dem Relegationsplatz. Es ist also noch einiges möglich. Wir gehen es aber ganz gelassen an, stehen im Gegensatz zu anderen Mannschaften nicht unter Druck. Keiner hat damit gerechnet, dass wir ganz oben mitspielen. Es liegt nun an uns, aus der bisher guten Saison eine sehr gute zu machen.

DFB.de: Für das Spitzenspiel in Bielefeld fallen Ihr Torjäger Tim Kleindienst und Defensivspieler Nikolas Ledgerwood wegen einer Gelbsperre aus. Sind Sie auch deshalb ein wenig erleichtert, dass auf der anderen Seite mit Fabian Klos der Top-Torjäger nach seiner Gelb-Roten Karte ebenfalls nicht zur Verfügung steht?

Krämer: Fabian Klos, der ja schon zu meiner Zeit in Bielefeld ein Torgarant war, ist für mich der beste Stürmer der Liga. Jeder Trainer würde ihn gerne in seiner Mannschaft haben. Es ist deshalb kein Nachteil, dass er gegen uns nicht zur Verfügung steht. Trotzdem besitzt die Arminia die nötige Qualität, um einen solchen Ausfall besser zu kompensieren als viele andere Teams. Spontan fällt mir da Koen van der Biezen ein, der bei einem Einsatz sicherlich darauf brennen wird, sich zu beweisen.

DFB.de: Arminia Bielefeld ist seit 14 Heimspielen ungeschlagen, gewann die vergangenen sieben Partien vor eigener Kulisse. Warum sind Sie optimistisch, dass Sie diese Serie stoppen können?

Krämer: Wir haben in dieser Saison gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel meist gut ausgesehen. In Bielefeld wollen wir nun daran anknüpfen. Auf der Alm ist es vor allem wichtig, dass uns die lautstarke Atmosphäre antreibt und nicht hemmt. Wir reisen ohne Druck, aber mit viel Mut zum DSC. Die Freude auf die Partie ist nicht nur mir, sondern auch der gesamten Mannschaft anzumerken. Daher bin ich überzeugt, dass wir auch bei der Arminia etwas Zählbares mitnehmen können.

DFB.de: Ihr Vertrag beim FC Energie läuft bis Juni 2016. Können Sie sich vorstellen, über diesen Zeitraum hinaus Trainer in der Lausitz zu bleiben?

Krämer: Die Arbeit in Cottbus macht extrem viel Spaß. Alle im Verein schätzen und vertrauen sich, die Bedingungen durch Stadion, Trainingsplätze und Sanitärtrakt genügen höheren Ansprüchen. Das ist im Fußball ein hohes Gut und nicht selbstverständlich. Es ist durchaus möglich, dass ich auch über meine Vertragslaufzeit hinaus bei Energie bleibe. Wenn man mich will. Mein Ziel ist es schließlich, mit dem Verein in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Der Anspruch besteht auf persönlicher Ebene sowie auch auf Seiten des Vereins. Die Frage ist nur, ob und wann wir das gemeinsam realisieren können.