Sowislo: FCM-Kapitän, Jungunternehmer und irgendwann Trainer

Zeigt’s uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marius Sowislo vom 1. FC Magdeburg. Der Mittelfeldspieler drohte in der Versenkung zu verschwinden. Als Sowislo kurz vor seinem 30. Geburtstag das Ruhrgebiet verließ und nach Sachsen-Anhalt zog, nahm die Karriere erst richtig Fahrt auf.

Die Fans hüpften, ließen ihre blauweißen Schals durch die Luft kreisen und besangen eine Viertelstunde am Stück die "Magdeburger Jungs". Auf dem Platz erlebte Preußen Münster derweil eine Lehrstunde. Der 1. FC Magdeburg dominierte die Westfalen, lag kurz vor dem Abpfiff mit 2:0 vorne. Dann hatte Marius Sowislo seinen großen Auftritt. Magdeburgs Kapitän tauchte alleine im Strafraum auf, umkurvte Münsters Torwart Niklas Lomb und traf zum Endstand. Einen frenetischen Jubel vermied Sowislo aufgrund seiner Preußen-Vergangenheit. Es war aber wieder einer dieser Augenblicke, in denen der Routinier realisierte, dass er einst die richtige Entscheidung getroffen hatte.

"Was in Magdeburg abgeht, ist schon der Wahnsinn"

Diesem Spiel im November 2015 folgten weitere glanzvolle Auftritte vor einer beeindruckenden Kulisse. "Was in Magdeburg abgeht, ist schon der Wahnsinn", sagt Sowislo gegenüber DFB.de. "Es ist ein Riesenerlebnis, in so einem Hexenkessel zu spielen." Dann spricht der 33-Jährige über die Entscheidung, die seiner Fußballkarriere eine entscheidende Wendung gab. Es war im Sommer 2012. Sowislo hatte seine dritte Saison in der fünftklassigen NRW-Liga hinter sich gebracht. Sein Vertrag bei den Sportfreunden Siegen wurde nicht verlängert, es war wenige Monate vor seinem 30. Geburtstag.

Der Mittelfeldspieler schien nicht mehr gefragt zu sein - bis er das Angebot aus Magdeburg erhielt. "Ich habe lange überlegt, ob ich es annehmen sollte, schließlich liegt Magdeburg schon weit von meiner Heimat entfernt", sagt Sowislo. Heimat, das war für ihn das Ruhrgebiet. Nach seiner Geburt in Polen lebte er mit seiner Familie in Bochum. Sein gewohntes Umfeld wollte Sowislo ungern verlassen.

Am Ende sagte er in Magdeburg zu und zog in die rund 400 Kilometer von Bochum entfernte Stadt. Der Start verlief schleppend. Die Blau-Weißen schlossen die Saison 2012/2013 in der Regionalliga Nordost auf Platz sechs ab. Erst dann ging es aufwärts. In der zweiten Spielzeit wurde das Team mit Kapitän Sowislo schon Zweiter. In der darauffolgenden Saison sorgte Magdeburg im DFB-Pokal für Furore. Das Team eliminierte erst den FC Augsburg und scheiterte anschließend unglücklich im Elfmeterschießen an Bayer Leverkusen. Marius Sowislo ließ sich vom gegnerischen Coach aufmuntern. Roger Schmidt kannte er noch aus gemeinsamen Zeiten bei Preußen Münster.

Drittligadebüt mit 32 Jahren und acht Monaten

Zum Zeitpunkt der Pokalniederlage war Magdeburg Tabellenzehnter. Anschließend startete das Team eine Siegesserie, überholte einen Konkurrenten nach dem nächsten und gewann schließlich die Aufstiegsspiele gegen Kickers Offenbach. Sowislo feierte und durfte schließlich im Alter mit 32 Jahren und acht Monaten sein erstes Spiel in der 3. Liga bestreiten. "Mit dem Wuppertaler SV habe ich zwar auch in der drittklassigen Regionalliga gespielt, aber das ist jetzt schon ein anderes Kaliber", betont der Spätzünder, der mit Magdeburg auf der Überholspur ist.

Das Team ist als Aufsteiger Tabellenvierter und wird deshalb auch die Zweitligalizenz beantragen. Neben der Punktausbeute stimmen auch die Zuschauerzahlen. Über 18.000 Fußballfans sehen im Schnitt Magdeburgs Heimspiele - nur Tabellenführer Dynamo Dresden hat einen besseren Wert. "Viele Großväter, die die große Zeit miterlebt haben, kommen jetzt wieder ins Stadion und nehmen ihre Enkel mit", beschreibt Sowislo die Euphorie beim dreimaligen DDR-Meister und Gewinner im Europapokal der Pokalsieger.

Rückkehr nach Bochum in Liga zwei?

Der Kapitän schätzt Magdeburg aber nicht nur wegen der fußballverrückten Einwohner. In Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt brachte Ehefrau Julia auch die gemeinsame Tochter Daria zu Welt. Zudem gründete Sowislo in Magdeburg ein Start-up. Er hat eine Internet-Plattform aufgebaut, auf der Sportler miteinander kommunizieren können. Wenn ein Schwimmer Hilfe bei der Wohnungssuche braucht, kann ihm diese vielleicht ein Handballer in der Stadt geben.

Sowislo bringt die Sportler über das Sportlernetzwerk "Samforcity" ins Gespräch. "Als ich neu in der Stadt war, habe ich mich über Unterstützung gefreut", sagt der FCM-Kapitän. "Mit der Plattform soll es für Sportler einfacher werden, sich in Magdeburg zurechtzufinden." Sowislo hat auch schon den Weg für eine Trainerkarriere geebnet. Die B-Lizenz besitzt er bereits, irgendwann will er den A-Schein machen.

Doch nach der Winterpause geht es erst mal darum, die starken Auftritte aus der Hinserie zu bestätigen. "Mit unseren Fans und der Mannschaft ist einiges möglich", sagt Sowislo, der in dieser Spielzeit schon vier Tore erzielt hat. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus - doch ein oder zwei Jahre würde er gerne noch dranhängen. Möglicherweise kann Sowislo 2016 auch nach Bochum zurückkehren. Zu einem Zweitligaspiel mit den Magdeburgern beim VfL.

[dd]

Zeigt’s uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marius Sowislo vom 1. FC Magdeburg. Der Mittelfeldspieler drohte in der Versenkung zu verschwinden. Als Sowislo kurz vor seinem 30. Geburtstag das Ruhrgebiet verließ und nach Sachsen-Anhalt zog, nahm die Karriere erst richtig Fahrt auf.

Die Fans hüpften, ließen ihre blauweißen Schals durch die Luft kreisen und besangen eine Viertelstunde am Stück die "Magdeburger Jungs". Auf dem Platz erlebte Preußen Münster derweil eine Lehrstunde. Der 1. FC Magdeburg dominierte die Westfalen, lag kurz vor dem Abpfiff mit 2:0 vorne. Dann hatte Marius Sowislo seinen großen Auftritt. Magdeburgs Kapitän tauchte alleine im Strafraum auf, umkurvte Münsters Torwart Niklas Lomb und traf zum Endstand. Einen frenetischen Jubel vermied Sowislo aufgrund seiner Preußen-Vergangenheit. Es war aber wieder einer dieser Augenblicke, in denen der Routinier realisierte, dass er einst die richtige Entscheidung getroffen hatte.

"Was in Magdeburg abgeht, ist schon der Wahnsinn"

Diesem Spiel im November 2015 folgten weitere glanzvolle Auftritte vor einer beeindruckenden Kulisse. "Was in Magdeburg abgeht, ist schon der Wahnsinn", sagt Sowislo gegenüber DFB.de. "Es ist ein Riesenerlebnis, in so einem Hexenkessel zu spielen." Dann spricht der 33-Jährige über die Entscheidung, die seiner Fußballkarriere eine entscheidende Wendung gab. Es war im Sommer 2012. Sowislo hatte seine dritte Saison in der fünftklassigen NRW-Liga hinter sich gebracht. Sein Vertrag bei den Sportfreunden Siegen wurde nicht verlängert, es war wenige Monate vor seinem 30. Geburtstag.

Der Mittelfeldspieler schien nicht mehr gefragt zu sein - bis er das Angebot aus Magdeburg erhielt. "Ich habe lange überlegt, ob ich es annehmen sollte, schließlich liegt Magdeburg schon weit von meiner Heimat entfernt", sagt Sowislo. Heimat, das war für ihn das Ruhrgebiet. Nach seiner Geburt in Polen lebte er mit seiner Familie in Bochum. Sein gewohntes Umfeld wollte Sowislo ungern verlassen.

Am Ende sagte er in Magdeburg zu und zog in die rund 400 Kilometer von Bochum entfernte Stadt. Der Start verlief schleppend. Die Blau-Weißen schlossen die Saison 2012/2013 in der Regionalliga Nordost auf Platz sechs ab. Erst dann ging es aufwärts. In der zweiten Spielzeit wurde das Team mit Kapitän Sowislo schon Zweiter. In der darauffolgenden Saison sorgte Magdeburg im DFB-Pokal für Furore. Das Team eliminierte erst den FC Augsburg und scheiterte anschließend unglücklich im Elfmeterschießen an Bayer Leverkusen. Marius Sowislo ließ sich vom gegnerischen Coach aufmuntern. Roger Schmidt kannte er noch aus gemeinsamen Zeiten bei Preußen Münster.

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Drittligadebüt mit 32 Jahren und acht Monaten

Zum Zeitpunkt der Pokalniederlage war Magdeburg Tabellenzehnter. Anschließend startete das Team eine Siegesserie, überholte einen Konkurrenten nach dem nächsten und gewann schließlich die Aufstiegsspiele gegen Kickers Offenbach. Sowislo feierte und durfte schließlich im Alter mit 32 Jahren und acht Monaten sein erstes Spiel in der 3. Liga bestreiten. "Mit dem Wuppertaler SV habe ich zwar auch in der drittklassigen Regionalliga gespielt, aber das ist jetzt schon ein anderes Kaliber", betont der Spätzünder, der mit Magdeburg auf der Überholspur ist.

Das Team ist als Aufsteiger Tabellenvierter und wird deshalb auch die Zweitligalizenz beantragen. Neben der Punktausbeute stimmen auch die Zuschauerzahlen. Über 18.000 Fußballfans sehen im Schnitt Magdeburgs Heimspiele - nur Tabellenführer Dynamo Dresden hat einen besseren Wert. "Viele Großväter, die die große Zeit miterlebt haben, kommen jetzt wieder ins Stadion und nehmen ihre Enkel mit", beschreibt Sowislo die Euphorie beim dreimaligen DDR-Meister und Gewinner im Europapokal der Pokalsieger.

Rückkehr nach Bochum in Liga zwei?

Der Kapitän schätzt Magdeburg aber nicht nur wegen der fußballverrückten Einwohner. In Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt brachte Ehefrau Julia auch die gemeinsame Tochter Daria zu Welt. Zudem gründete Sowislo in Magdeburg ein Start-up. Er hat eine Internet-Plattform aufgebaut, auf der Sportler miteinander kommunizieren können. Wenn ein Schwimmer Hilfe bei der Wohnungssuche braucht, kann ihm diese vielleicht ein Handballer in der Stadt geben.

Sowislo bringt die Sportler über das Sportlernetzwerk "Samforcity" ins Gespräch. "Als ich neu in der Stadt war, habe ich mich über Unterstützung gefreut", sagt der FCM-Kapitän. "Mit der Plattform soll es für Sportler einfacher werden, sich in Magdeburg zurechtzufinden." Sowislo hat auch schon den Weg für eine Trainerkarriere geebnet. Die B-Lizenz besitzt er bereits, irgendwann will er den A-Schein machen.

Doch nach der Winterpause geht es erst mal darum, die starken Auftritte aus der Hinserie zu bestätigen. "Mit unseren Fans und der Mannschaft ist einiges möglich", sagt Sowislo, der in dieser Spielzeit schon vier Tore erzielt hat. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus - doch ein oder zwei Jahre würde er gerne noch dranhängen. Möglicherweise kann Sowislo 2016 auch nach Bochum zurückkehren. Zu einem Zweitligaspiel mit den Magdeburgern beim VfL.