Schuster: "Aus dem Leerlauf in den sechsten Gang"

DFB.de: Fest steht, dass Sie bei der Kader-Zusammenstellung wertvolle Zeit verloren haben. Wie schwer wiegt dieser Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz?

Schuster: Dieser Wettbewerbsnachteil ist nicht von der Hand zu weisen. Die Planungen bei den meisten anderen Verein konnten bereits während der abgelaufenen Saison, spätestens aber nach dem 38. Spieltag, forciert werden. Wir waren zu diesem Zeitpunkt in der Regionalliga und konnten erst mit einigen Tagen Verspätung voll angreifen. Der individuelle Einsatz von allen Beteiligten ist aber vorbildlich.

DFB.de: Wie ist der aktuelle Stand?

Schuster: Derzeit haben wir 15 Feldspieler und zwei Torhüter unter Vertrag. Regelmäßig nehmen wir Gastspieler unter die Lupe. Wir wollen mit einem Aufgebot von 18 Feldspielern und zwei Torhütern in die Saison gehen, dazu sollen zwei Ausbildungsplätze für Talente - im Idealfall aus den eigenen Reihen - kommen. In der abgelaufenen Saison war unser Kader mit 27 Akteuren zu aufgebläht. Mit einer kleineren Sollstärke wollen wir verstärkt auf Qualität setzen.

DFB.de: Stürmer Jerome Assauer von der TuS Koblenz war schon da, ging aber aus persönlichen Gründen wieder zurück. Haben Sie schon Ersatz gefunden?

Schuster: Selbstverständlich haben wir schon unsere Fühler ausgestreckt. Mit Dominik Stroh-Engel vom Ligakonkurrenten SV Wehen Wiesbaden haben wir bisher einen Angreifer unter Vertrag. Das Sturmduo Assauer/Stroh-Engel wäre eine gute Lösung gewesen. Jetzt müssen wir umdisponieren. Wir hatten in Assauer viel Zeit investiert und nach dessen Verpflichtung die Suche nach Alternativen eingestellt. Auch in diesem Fall mussten wir wieder innerhalb von kurzer Zeit aus dem Leerlauf auf Höchstgeschwindigkeit umschalten.

DFB.de: Auf welchen Positionen besteht sonst dringend Bedarf?

Schuster: Es sind schon die Offensivpositionen, auf denen wir in erster Linie suchen. Wir benötigen noch Tempo über außen und eben noch Angreifer.



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Dirk Schuster, Trainer des Drittligisten SV Darmstadt 98, ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Denn der 45-jährige Ex-Nationalspieler, der unter anderem viele Jahre für den Karlsruher SC am Ball war, muss innerhalb von kurzer Zeit einen Kader für die 3. Liga zusammenstellen. Dabei hatten bei den "Lilien" nach dem sportlichen Abstieg wohl nur die größten Optimisten mit einem Verbleib in der dritthöchsten Spielklasse gerechnet. Durch den Zwangsabstieg von Kickers Offenbach blieb Darmstadt aber doch in der 3. Liga.

Auf die SVD-Verantwortlichen wartet auch jetzt noch einige Arbeit. Vier Wochen vor dem Saisonstart ist der Kader noch längst nicht komplett. Schuster, der erst im Winter nach Darmstadt gekommen war, hatte seinen Vertrag trotz des Abstiegs auch für die Regionalliga verlängert, freut sich aber jetzt, weiter in der 3. Liga arbeiten zu können. Im DFB.de-Interview spricht der Ex-Profi mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Kaderzusammenstellung, die Zielsetzung und die deutschen Flughäfen.

DFB.de: Wie haben Sie die Achterbahnfahrt zwischen dem Abstieg und dem plötzlichen Klassenverbleib erlebt?

Dirk Schuster: Der Abstieg war für uns alle ein schockierendes Ereignis. Schließlich hatten wir eine gute Rückrunde absolviert. Wir konnten uns nicht einmal über den Einzug in den DFB-Pokal durch das 4:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden richtig freuen, obwohl die Mannschaft - erst recht nach der Abstiegsenttäuschung - exzellent gespielt hatte. Im Hinterkopf hatten wir schon, dass einige Mitbewerber Schwierigkeiten bei ihren wirtschaftlichen Hausaufgaben haben. Insgesamt waren es aber schwierige Tage.

DFB.de: Wie groß war die Hoffnung auf einen Verbleib in Liga drei?

Schuster: Nur wenige Prozentpunkte groß. Während meines Urlaubs in Thailand stand ich in regelmäßigem Kontakt mit dem Verein. Als dann die Nachricht über unseren Verbleib in der 3. Liga kam, habe ich mich selbstverständlich sehr gefreut.

DFB.de: Stimmt es, dass alle Spielerverträge in der Regionalliga keine Gültigkeit gehabt hätten?

Schuster: Das ist richtig. Deshalb mussten wir auch kurz nach dem positiven Bescheid vom Leerlauf in den sechsten Gang schalten. Wir hatten zuvor ganz bewusst die Füße still gehalten, denn wir wollten erst endgültige Gewissheit über die Ligenzugehörigkeit haben. Drittligaspieler für die 4. Liga zu verpflichten, wäre nicht möglich gewesen. Dann hätten wir unseren Etat zu sehr belastet.

DFB.de: Fest steht, dass Sie bei der Kader-Zusammenstellung wertvolle Zeit verloren haben. Wie schwer wiegt dieser Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz?

Schuster: Dieser Wettbewerbsnachteil ist nicht von der Hand zu weisen. Die Planungen bei den meisten anderen Verein konnten bereits während der abgelaufenen Saison, spätestens aber nach dem 38. Spieltag, forciert werden. Wir waren zu diesem Zeitpunkt in der Regionalliga und konnten erst mit einigen Tagen Verspätung voll angreifen. Der individuelle Einsatz von allen Beteiligten ist aber vorbildlich.

DFB.de: Wie ist der aktuelle Stand?

Schuster: Derzeit haben wir 15 Feldspieler und zwei Torhüter unter Vertrag. Regelmäßig nehmen wir Gastspieler unter die Lupe. Wir wollen mit einem Aufgebot von 18 Feldspielern und zwei Torhütern in die Saison gehen, dazu sollen zwei Ausbildungsplätze für Talente - im Idealfall aus den eigenen Reihen - kommen. In der abgelaufenen Saison war unser Kader mit 27 Akteuren zu aufgebläht. Mit einer kleineren Sollstärke wollen wir verstärkt auf Qualität setzen.

DFB.de: Stürmer Jerome Assauer von der TuS Koblenz war schon da, ging aber aus persönlichen Gründen wieder zurück. Haben Sie schon Ersatz gefunden?

Schuster: Selbstverständlich haben wir schon unsere Fühler ausgestreckt. Mit Dominik Stroh-Engel vom Ligakonkurrenten SV Wehen Wiesbaden haben wir bisher einen Angreifer unter Vertrag. Das Sturmduo Assauer/Stroh-Engel wäre eine gute Lösung gewesen. Jetzt müssen wir umdisponieren. Wir hatten in Assauer viel Zeit investiert und nach dessen Verpflichtung die Suche nach Alternativen eingestellt. Auch in diesem Fall mussten wir wieder innerhalb von kurzer Zeit aus dem Leerlauf auf Höchstgeschwindigkeit umschalten.

DFB.de: Auf welchen Positionen besteht sonst dringend Bedarf?

Schuster: Es sind schon die Offensivpositionen, auf denen wir in erster Linie suchen. Wir benötigen noch Tempo über außen und eben noch Angreifer.

DFB.de: Worauf achten Sie beim künftigen Aufgebot besonders?

Schuster: Die Zugänge müssen sportlich, charakterlich und wirtschaftlich zu uns passen. Und wir müssen alle von ihnen überzeugt sein. Die mannschaftliche Geschlossenheit spielt für uns eine große Rolle. Wir wollen und müssen als Einheit auftreten. Deshalb achten wir sehr auf den Charakter jedes einzelnen Spielers.

DFB.de: Geht es auch in der kommenden Saison nur um den Klassenverbleib?

Schuster: Wir sind dem Teufel nur denkbar knapp von der Schippe gesprungen. Als sportlicher Absteiger andere Ziele als den Klassenverbleib auszurufen, wäre nicht seriös. Es geht darum, schnellstmöglich die nötigen Zähler für den Drittligaverbleib einzufahren.

DFB.de: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es diesmal auch sportlich klappt?

Schuster: Ich war im Winter zum SV Darmstadt 98 gekommen und konnte damals nur an wenigen Stellschrauben drehen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, den Kader nach unseren Vorstellungen zusammenzustellen. Im vergangenen Winter mussten wir mit heißer Nadel arbeiten. Jetzt stehen wir zwar auch unter Druck, haben aber ein etwas größeres Zeitfenster. Schon in der abgelaufenen Saison war es so, dass uns keine Mannschaft an die Wand gespielt hat. Es fehlten oft nur Kleinigkeiten. Der neue Kader wird in der Lage sein, diese Dinge besser zu machen.

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DFB.de: Wer sind die größten Konkurrenten?

Schuster: Wir schauen grundsätzlich nicht auf andere Mannschaften. Entscheidend ist, dass wir uns auf uns konzentrieren und an unsere Leistungen aus der Rückrunde anknüpfen. Wir wollen wieder hoch und mit gesunder Härte verteidigen. Es geht bei uns nur über die Gemeinschaft.

DFB.de: Kennen Sie eigentlich mittlerweile alle Flughäfen der Republik?

Schuster: (lacht) Mit Sicherheit nicht. Einige haben mein Co-Trainer Sascha Franz und ich aber in den vergangenen Monaten schon kennen gelernt. Vor Auswärtsspielen waren wir immer zusammen laufen. Als wir in Stuttgart antreten mussten, war Sascha krank und ich bin alleine los. Mein Ziel war zufällig der Flughafen Echterdingen. Wir haben das Gastspiel bei der VfB-Reserve dann 2:0 gewonnen. Vor der folgenden Auswärtspartie bei Hansa Rostock sind Sascha und ich dann gemeinsam zum nächstgelegen Flughafen gelaufen. Wir haben beim 0:0 einen Punkt geholt. Seitdem machen wir unseren Flughafen-Lauf vor jedem Auswärtsspiel.