Schott: "Wir müssen die Balance im deutschen Fußball wahren"

Brennpunkt 3. Liga: Der Fall Aachen und Äußerungen mancher Kritiker haben neue Diskussionen ausgelöst. Wie kann, wie muss der DFB helfen? Was müssen die Vereine tun?

Im zweiten Teil des DFB.de-Interviews mit Redakteur Jochen Breideband gibt der zuständige DFB-Direktor Ulf Schott Antworten. Er nimmt die Klubs in die Verantwortung, nennt positive Beispiele und zeigt eine der wichtigsten Aufgaben des deutschen Fußballs auf.

DFB.de: Nach dem Fall Aachen kommt wieder die Frage auf: Muss der DFB beim Zulassungsverfahren noch genauer hinschauen?

Schott: Das Zulassungsverfahren der 3. Liga orientiert sich an der Lizenzierung der Lizenzvereine – natürlich mit anderen Planzahlen. Zum 31. Oktober führen wir eine Auflagenüberprüfung durch. Zwischen Saisonstart und Auflagenüberprüfung gibt es darüber hinaus ein Finanzgespräch mit jedem Verein. Allerdings sind wir natürlich darauf angewiesen, dass unsere Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt werden.

DFB.de: Inwieweit müssen sich die Vereine bei der Diskussion in die Eigenverantwortung nehmen?

Schott: Gerade Klubs, die in die 3. Liga absteigen, müssen sich umstellen. Wir müssen das als DFB einfordern, um auch die anderen Vereine zu schützen, auch wenn ich absolut Verständnis für die schwierige Situation der Absteiger habe. Wir haben in Deutschland 87 Vereine, die mal in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt haben und dies jetzt nicht mehr tun. 17 davon spielen in der 3. Liga, 24 in der Regionalliga. Das sind allesamt Vereine, die nachgewiesen haben, dass sie die Fähigkeit für die Lizenzligen haben. Entsprechend groß ist die Anzahl der Vereine, die sich mindestens für einen Zweitligisten halten – und die Zahl wird immer größer.

DFB.de: Daraus folgt?

Schott: Das Selbstverständnis, Drittligist sein zu wollen, ist nicht vorhanden. Jeder sieht die 3. Liga als Durchgangsstation zur 2. Bundesliga. Daraus resultieren in den betreffenden Vereinen eine Unzufriedenheit mit der Situation und der Hang, ins Risiko zu gehen. Mein Wunsch ist, dass wir da gemeinsam eine Bewusstseinsänderung hinkriegen.



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Brennpunkt 3. Liga: Der Fall Aachen und Äußerungen mancher Kritiker haben neue Diskussionen ausgelöst. Wie kann, wie muss der DFB helfen? Was müssen die Vereine tun?

Im zweiten Teil des DFB.de-Interviews mit Redakteur Jochen Breideband gibt der zuständige DFB-Direktor Ulf Schott Antworten. Er nimmt die Klubs in die Verantwortung, nennt positive Beispiele und zeigt eine der wichtigsten Aufgaben des deutschen Fußballs auf.

DFB.de: Nach dem Fall Aachen kommt wieder die Frage auf: Muss der DFB beim Zulassungsverfahren noch genauer hinschauen?

Schott: Das Zulassungsverfahren der 3. Liga orientiert sich an der Lizenzierung der Lizenzvereine – natürlich mit anderen Planzahlen. Zum 31. Oktober führen wir eine Auflagenüberprüfung durch. Zwischen Saisonstart und Auflagenüberprüfung gibt es darüber hinaus ein Finanzgespräch mit jedem Verein. Allerdings sind wir natürlich darauf angewiesen, dass unsere Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt werden.

DFB.de: Inwieweit müssen sich die Vereine bei der Diskussion in die Eigenverantwortung nehmen?

Schott: Gerade Klubs, die in die 3. Liga absteigen, müssen sich umstellen. Wir müssen das als DFB einfordern, um auch die anderen Vereine zu schützen, auch wenn ich absolut Verständnis für die schwierige Situation der Absteiger habe. Wir haben in Deutschland 87 Vereine, die mal in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt haben und dies jetzt nicht mehr tun. 17 davon spielen in der 3. Liga, 24 in der Regionalliga. Das sind allesamt Vereine, die nachgewiesen haben, dass sie die Fähigkeit für die Lizenzligen haben. Entsprechend groß ist die Anzahl der Vereine, die sich mindestens für einen Zweitligisten halten – und die Zahl wird immer größer.

DFB.de: Daraus folgt?

Schott: Das Selbstverständnis, Drittligist sein zu wollen, ist nicht vorhanden. Jeder sieht die 3. Liga als Durchgangsstation zur 2. Bundesliga. Daraus resultieren in den betreffenden Vereinen eine Unzufriedenheit mit der Situation und der Hang, ins Risiko zu gehen. Mein Wunsch ist, dass wir da gemeinsam eine Bewusstseinsänderung hinkriegen.

DFB.de: Welche positiven Beispiele fallen Ihnen ein?

Schott: Jahn Regensburg hat in der vergangenen Saison gezeigt, wie man mit geringerem Aufwand zurechtkommt und Erfolg hat. Die SpVgg Unterhaching zeigt es in dieser Saison mit einem bescheidenen Etat. Darüber hinaus gibt es einige Vereine, die sich in der 3. Liga wirtschaftlich sehr positiv entwickelt haben, Einnahmen steigern konnten, Verbindlichkeiten reduziert haben und sogar in der Lage waren, aus eigenen Mitteln die Infrastruktur auszubauen. Es gibt Vereine, die in der 3. Liga waren und sich wieder sehr vernünftig nach oben entwickelt haben. Ich denke da in erster Linie an Fortuna Düsseldorf oder Eintracht Braunschweig.

DFB.de: Was kann der DFB tun, was muss der DFB tun?

Schott: Die 3. Liga ist ein akutes Thema, an dem wir mit Hochdruck arbeiten. Wir müssen die Liga so attraktiv wie möglich gestalten, die Marke 3. Liga weiter schärfen. Wir wollen die Beratung der Vereine ausbauen, um noch näher dran zu sein und Hilfestellungen geben zu können. Wir wissen, dass wir mit den Vereinen gefragt sind bei der Herausforderung, die Fallhöhe von der 2. in die 3. Liga zu verringern. Das ist wichtig, um die Balance in der gesamten Pyramide des deutschen Fußballs zu wahren.

DFB.de: Welche Bedeutung hat da die 3. Liga?

Schott: Wir brauchen diesen Unterbau für die Bundesligen. 50 Prozent der aktuellen Bundesligaspieler haben mit 15 noch in einem Verein unterhalb der Bundesligen gespielt. Wir benötigen also eine große Zahl an guten Ausbildungsstätten – und die gibt es nur, wenn man über solide, leistungsstarke Vereine mit entsprechender Infrastruktur und regionaler Anziehungskraft verfügt. Jugendliche, die sich später entwickeln, würden sonst komplett durchs Rost fallen. Dabei ist gerade die Durchlässigkeit in der Nachwuchsförderung unser großer Vorteil gegenüber anderen Nationalverbänden. Allerdings wollen wir die Vereine nicht nur als Talentschmieden sehen, sie sind insgesamt wichtige Bestandteile des deutschen Fußballs mit ihrer Tradition, ihrer Arbeit, ihren Fans. Diese Wertschätzung ist uns sehr wichtig.