Sattelmaier: Vom Rekordmeister nach Heidenheim

DFB.de: Was genau haben Sie sich denn gewünscht?

Sattelmaier: Natürlich war mir klar, dass die Nummer eins von Bayern München immer ein Weltklassetorhüter sein wird. Aber ich hatte die Hoffnung, regelmäßig bei den Profis mitzutrainieren und bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga zu spielen. Die Verletzung hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Außerdem ist die zweite Mannschaft von der 3. Liga in die Regionalliga abgestiegen.

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Schwierige sechs Monate liegen hinter Rouven Sattelmaier. Nachdem im Sommer 2012 der Vertrag des 25-Jährigen beim FC Bayern München ausgelaufen war, stand der Torwart plötzlich ohne Verein da. Ein halbes Jahr hielt er sich bei verschiedenen Klubs fit. Immer in der Hoffnung, von einem Profiverein engagiert zu werden. Ende Dezember, zwischen Weihnachten und Silvester, war es soweit: Der Drittligist 1. FC Heidenheim gab die Verpflichtung von Rouven Sattelmaier zum 1. Januar 2013 bekannt. Sein Vertrag läuft zunächst bis Sommer dieses Jahres.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Oliver Jensen spricht Sattelmaier über seine neue Chance in Heidenheim, den Zweikampf mit Erol Sabanov um die Nummer eins und seine Vergangenheit beim FC Bayern München.

DFB.de: Herr Sattelmaier, Sie sind gerade mit Ihrem neuen Verein im Trainingslager in der Türkei. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Rouven Sattelmaier: Soweit sehr gut. Wir haben zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag, und das Niveau ist hoch. Dieser Verein hat sich sehr gut entwickelt. Das habe ich bereits festgestellt, bevor ich mit Heidenheim in Kontakt kam. Früher kamen durchschnittlich rund 3000 Zuschauer zu den Heimspielen, mittlerweile sind es fast 8000. Und vor allem sportlich hat sich der Verein in den letzten Jahren rasant entwickelt.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft allerdings nur bis zum Sommer. Sind Sie also ein Torwart auf Probe?

Sattelmaier: Es liegt an mir, innerhalb der sechs Monate Gas zu geben. Wir werden uns bis zum Sommer noch einmal zusammensetzen und über die weitere Zukunft sprechen.

DFB.de: Sie konkurrieren nun mit Erol Sabanov um die Nummer eins. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Sattelmaier: Erol hat in den letzten Spielen gut gehalten. Es ist völlig normal, dass er einen kleinen Bonus hat. Aber ich möchte dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich machen.

DFB.de: Sie kennen Erol Sabanov ziemlich gut…

Sattelmaier: Das ist richtig. Als ich beim SSV Jahn Regensburg in der Jugend spielte, war Erol der Torwart der ersten Mannschaft. Ich habe häufig dort mittrainiert, war auch beim Trainingslager dabei. Wir haben uns damals sehr gut verstanden. Ich würde sogar von einem freundschaftlichen Verhältnis sprechen.

DFB.de: Unabhängig davon, ob nun Sie oder Sabanov im Tor stehen: Welches Potenzial sehen Sie im Verein?

Sattelmaier: Mittelfristig möchte der 1. FC Heidenheim in die 2. Bundesliga. In der laufenden Saison ist abzuwarten, wie die ersten Spiele verlaufen. Besonders die ersten vier Spiele, die innerhalb von zwei Wochen stattfinden, werden wichtig sein. Wenn wir einen guten Lauf bekommen, können wir vorne durchaus noch einmal mitmischen.

DFB.de: Nachdem Ihr Vertrag beim FC Bayern auslief, waren Sie nun ein halbes Jahr vereinslos. Wie haben Sie diese Zeit verbracht?

Sattelmaier: Ich habe zunächst bei der Spielergewerkschaft VdV trainiert und gelegentlich auch Spiele bestritten. Danach durfte ich bei der U 23 des VfB Stuttgart und beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach mittrainieren, ganz in der Nähe von meinem Elternhaus.

DFB.de: Wie fühlte es sich an, bei einem Verein mitzutrainieren und trotzdem kein Teil der Mannschaft zu sein?

Sattelmaier: Etwas merkwürdig ist das schon. Normalerweise trainiert man die ganze Woche auf ein Spiel hin. Gehört man nicht zur Mannschaft, trainiert man genauso mit, aber ist am Spieltag überhaupt nicht gefordert. Trotzdem ist es wichtig, das Beste daraus zu machen und sich fit zu halten.

DFB.de: Haben Sie in diesen sechs Monaten einmal darüber nachgedacht, dass es mit Ihrer Profikarriere eventuell vorbei sein könnte?

Sattelmaier: Im Oktober gab es tatsächlich solche Gedanken, weil auf dem Transfermarkt überhaupt keine Bewegung stattfand. Hätte es jetzt im Winter weiterhin kein Angebot gegeben, hätte ich über berufliche Alternativen nachdenken müssen. Denn wenn man ein Jahr vereinslos ist, wird es sehr schwierig, wieder bei einem guten Verein unterzukommen.

DFB.de: Wie beurteilen Sie rückblickend Ihre zwei Jahre beim FC Bayern München?

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Sattelmaier: Es war eine lehrreiche Zeit, in der ich viel erlebt habe. Im Nachhinein habe ich mir das sicher anders vorgestellt. Der Schritt von Jahn Regensburg zum Rekordmeister war eben riesig. Trotzdem würde ich es genauso wieder machen. Wer die Chance hat, zum FC Bayern München zu gehen, nutzt diese auch.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an den damaligen Trainer Louis van Gaal?

Sattelmaier: Er hat viel mit mir gesprochen. Er sagte jedem Spieler klipp und klar, was ihm gefällt und was nicht. Er machte keinen Unterschied, ob du ein großer Star oder ein Unbekannter bist. Bei den jungen Spielern kam das gut an, bei den älteren und erfolgreichen Spielern etwas weniger.

DFB.de: Ihre Zeit in München fing ordentlich an. Beim LIGA total!-Cup 2010 standen Sie auf Grund des Fehlens von Thomas Kraft und Jörg Butt im Tor.

Sattelmaier: Das stimmt. Leider habe ich mich kurz darauf verletzt (Bizepssehnenriss, die Red.). Danach war es einfach schwierig, wieder zurückzukommen. Letztendlich habe ich bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga gespielt. Natürlich habe ich mir das anders gewünscht.

DFB.de: Was genau haben Sie sich denn gewünscht?

Sattelmaier: Natürlich war mir klar, dass die Nummer eins von Bayern München immer ein Weltklassetorhüter sein wird. Aber ich hatte die Hoffnung, regelmäßig bei den Profis mitzutrainieren und bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga zu spielen. Die Verletzung hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Außerdem ist die zweite Mannschaft von der 3. Liga in die Regionalliga abgestiegen.