Sander: "Wir müssen noch abgezockter werden"

Sander: Die sportliche und die wirtschaftliche Entwicklung müssen Hand in Hand gehen. Das geht nur Schritt für Schritt. Wir dürfen und werden kein Risiko eingehen. Sportlich kommt es darauf an, dass sich die Mannschaft entwickelt und zusammenwächst. Ein starkes Kollektiv kann auch qualitative Nachteile ausgleichen. Ich hoffe, dass wir bald sagen können, wir greifen wieder ganz oben an.

DFB.de: Vielleicht schon in der kommenden Saison?

Sander: Dem Umbruch im vergangenen Sommer soll nicht noch ein Umbruch folgen. Mein Vertrag läuft nach der Saison aus. Deshalb werden wir uns demnächst zusammensetzen. Ich fühle mich in Koblenz sehr wohl, die Arbeit macht mir viel Spaß.

DFB.de: Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, steht das DFB-Pokalachtelfinale gegen Kaiserslautern an. Das Derby als Bonusspiel?

Sander: Das würde ich so sagen. Allerdings waren unsere Erfolge in den ersten beiden Runden extrem wichtig für die finanzielle Situation der TuS. Gegen Kaiserslautern haben wir nicht nur Pokal- sondern auch Derbyatmosphäre. Dann ist erst recht alles möglich.

DFB.de: Wie sehen Ihre sportlichen Wünsche für 2011 aus?

Sander: Das ist einfach: Meine Mannschaft soll den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen.

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Bei der TuS Koblenz zeigt die Formkurve seit einigen Wochen nach oben. Sehr zur Freude von Petrik Sander, der zu Saisonbeginn einen kompletten Umbruch vollzogen hat. "Wir sind auf einem guten Weg", erklärt der 50-Jährige, dessen Trainerkarriere einst bei Energie Cottbus begann, im DFB.de-Exklusivinterview mit dem Journalisten Thomas Ziehn.

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga war bei der TuS kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Mehr als 20 Spieler verließen den Verein, 15 Zugänge mussten integriert werden. Noch Anfang Oktober sah die Situation nicht gut aus. „Der Kader ist in der Breite nicht drittligatauglich“, so Sander nach dem 1:4 gegen Eintracht Braunschweig, damals die dritte Niederlage in Folge.

Doch danach ging es bergauf. Von den folgenden acht Begegnungen verlor Koblenz lediglich zwei. Aktuell sind die Rheinland-Pfälzer seit vier Runden ungeschlagen und sind außerdem im Achtelfinale um den DFB-Pokal - im Derby gegen Erstligist 1. FC Kaiserslautern. In der 3. Liga steht am Samstag (ab 14 Uhr) aber erst mal das Heimspiel gegen Sanders Ex-Verein VfR Aalen an.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat nach 18 Spielen jeweils sechs Siege, Unentschieden und Niederlagen auf dem Konto. Zufrieden, Herr Sander?

Petrik Sander: Das ist mehr als in Ordnung. Wir haben vor der Saison mit dem großen personellen Umbruch einen Schritt in die Ungewissheit gemacht. Rund ein Dutzend Spieler sind jünger als 23 Jahre. Dafür hat sich meine Mannschaft bisher gut geschlagen. In einigen Begegnungen haben wir Punkte liegen lassen. Aber das ist für mich nicht so entscheidend. Wichtiger ist die Entwicklung der Mannschaft, und die ist positiv.

DFB.de: Woran muss Ihre Mannschaft noch arbeiten?

Sander: Wegen unserer Altersstruktur kommt es für meine Spieler vor allem darauf an, Erfahrungen zu sammeln. Wir müssen abgezockter werden. Erfahrung kann man sich auf zwei Wegen in die Mannschaft holen: Entweder man holt routinierte Spieler, die aber viel Geld kosten, oder entwickelt die eigenen weiter. Wir gehen den zweiten Weg. Eine entscheidende Rolle spielen dabei allerdings Routiniers wie bei uns Dennis Brinkmann, an denen sich die jungen Talente ausrichten können.

DFB.de: Weitere Erfahrungen können Ihre Spieler am Samstag im Heimspiel gegen Ihren Ex-Verein VfR Aalen sammeln. Das Hinspiel gewann Koblenz 2:1. Ist es für Sie eine besondere Partie?

Sander: Ach was! Das habe ich schon vor dem Hinspiel betont. Die Begegnung ist wichtig für uns, weil wir unsere Serie fortsetzen wollen. Nicht mehr und nicht weniger.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit in Aalen?

Sander: Es war eine schöne Zeit beim VfR. Ich habe viele nette Leute kennen gelernt. Zu einigen habe ich noch immer Kontakt. Dennoch hat es mit mir und dem VfR nicht gepasst.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Aalener Mannschaft ein?

Sander: Zuletzt war ein leichter Negativtrend erkennbar. Das lag aber auch daran, dass wichtige Spieler wie Robert Lechleiter und Aytac Sulu nicht zur Verfügung standen. Beide sind nun wieder dabei. Dadurch gewinnt der VfR deutlich an Qualität. Grundsätzlich schaue ich aber nicht so sehr auf den Gegner, konzentriere mich lieber auf meine Mannschaft.

DFB.de: Gibt es bei der TuS verletzungsbedingte Probleme?

Sander: Lukas Nottbeck, Manuel Hornig und Massimo Cannizzaro sind verletzt. Bei meinem kleinen Kader sind drei Ausfälle schon bedenklich.

DFB.de: Wie bewerten Sie den Ausfall der Partie am vergangenen Wochenende in Regensburg?

Sander: Wir hätten gerne gespielt, den Schwung der vergangenen Wochen mitgenommen und unsere Serie ausgebaut. Aber wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Auch aus den aktuell schwierigen Trainingsbedingungen versuchen wir, das Beste zu machen.

DFB.de: Viele Vereine nutzen die Transferperiode im Winter, um personell nachzubessern. Auch die TuS Koblenz?

Sander: In der Vergangenheit hat der Verein häufig über seine Verhältnisse gelebt. Trotzdem haben die Sponsoren auch vor dieser Saison gut mitgezogen. Wir sind jetzt aufgefordert, etwas zurückzugeben. Die Mannschaft ist gefordert, auf dem Platz alles zu geben. Und der Verein ist gefordert, nicht mehr Geld auszugeben, als er einnimmt. Ob im Winter etwas möglich ist, werden wir sehen. Wir befinden uns in Gesprächen und beobachten den Markt.

DFB.de: Mit 18 Treffern aus 18 Spielen liegt Ihre Mannschaft im unteren Mittelfeld. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Sander: Es hätten mehr Tore sein können. Wir haben einige hochkarätige Chancen liegen lassen. In den vergangenen drei Spielen haben wir aber sieben Tore erzielt. Das zeigt, dass wir auch in der Offensive auf dem richtigen Weg sind.

DFB.de: Sie haben die TuS in der 2. Bundesliga übernommen, konnten den Abstieg aber nicht verhindern. Sie sind geblieben, um den Neuaufbau zu verwirklichen. Wie weit sind Sie?

Sander: Wir haben die Basis gelegt. Nach dem Abstieg kam es darauf an, das Vertrauen zurückzugewinnen. Deshalb haben wir uns für den totalen Umbruch entschieden. Bei der Zusammenstellung des Kaders haben wir darauf geachtet, verstärkt Spieler aus der Region zu verpflichten, um die Identifikation mit dem Verein zu stärken.

DFB.de: Ab wann ist die Rückkehr in die 2. Bundesliga wieder ein Thema?

Sander: Die sportliche und die wirtschaftliche Entwicklung müssen Hand in Hand gehen. Das geht nur Schritt für Schritt. Wir dürfen und werden kein Risiko eingehen. Sportlich kommt es darauf an, dass sich die Mannschaft entwickelt und zusammenwächst. Ein starkes Kollektiv kann auch qualitative Nachteile ausgleichen. Ich hoffe, dass wir bald sagen können, wir greifen wieder ganz oben an.

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DFB.de: Vielleicht schon in der kommenden Saison?

Sander: Dem Umbruch im vergangenen Sommer soll nicht noch ein Umbruch folgen. Mein Vertrag läuft nach der Saison aus. Deshalb werden wir uns demnächst zusammensetzen. Ich fühle mich in Koblenz sehr wohl, die Arbeit macht mir viel Spaß.

DFB.de: Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, steht das DFB-Pokalachtelfinale gegen Kaiserslautern an. Das Derby als Bonusspiel?

Sander: Das würde ich so sagen. Allerdings waren unsere Erfolge in den ersten beiden Runden extrem wichtig für die finanzielle Situation der TuS. Gegen Kaiserslautern haben wir nicht nur Pokal- sondern auch Derbyatmosphäre. Dann ist erst recht alles möglich.

DFB.de: Wie sehen Ihre sportlichen Wünsche für 2011 aus?

Sander: Das ist einfach: Meine Mannschaft soll den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen.