Rückkehrer Kara: "Als wäre ich nur einen Tag weg gewesen"

Kara: Dass Matthew Taylor und Amaury Bischoff bei unserem 2:0-Auswärtssieg in Rostock beide den Strafstoß schießen wollten, wurde ein wenig negativ dargestellt. Es gab intern bei uns nie eine größere Diskussion darüber, weil die Mannschaft intakt ist. Beispielsweise war eigentlich Stefan Kühne im Halle-Spiel als Schütze vorgesehen. Er fühlte sich aber nicht sicher und gab mir den Ball, weil ich ein gutes Gefühl hatte. So muss das in einer gut funktionierenden Mannschaft auch sein.

DFB.de: Bei Ihrer Auswechslung in der 87. Minute standen nahezu alle Fans im Preußenstadion, feierten Sie als „Fußballgott“. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Kara: Das war Gänsehaut pur und schlichtweg ein ganz besonderer Moment meines Lebens. Mir ist der SC Preußen in meinen ersten vier Jahren ans Herz gewachsen. Nun kehre ich zurück und erziele vor heimischer Kulisse zwei Tore. Besser geht es nicht. Ich bin vor allem meinen Mitspielern sehr dankbar, die mir diesen Moment erst ermöglicht haben.

DFB.de: Warum sind Sie nach der Partie eigentlich als Letzter aus der Mannschaftskabine gekommen?

Kara: Ich bin ein lockerer Typ, lasse mir generell in der Kabine immer etwas mehr Zeit. Diesmal musste außerdem mein Fuß wegen eines abgebrochenen Zehennagels noch getaped werden. Es klingt schmerzhaft, ist aber schon alles wieder gut verheilt.

DFB.de: Durch den Sieg rückte Preußen Münster wieder auf den dritten Platz vor. Wie bewerten Sie die Chancen im Aufstiegsrennen?

Kara: 50 Punkte nach 26 Partien können sich sehen lassen und die Chance ist auf jeden Fall da. Ich bin davon überzeugt, dass wir bis zum Saisonende ganz oben mitspielen werden. Wir dürfen jetzt nur nicht den Fehler machen, schon zu weit in die Zukunft zu blicken. Auch wenn in zwei Wochen wichtige Derbys gegen den VfL Osnabrück und Arminia Bielefeld anstehen, muss uns das erst einmal egal sein. Es gilt, das Selbstvertrauen aus dem Halle-Spiel mitzunehmen und zunächst unsere Hausaufgaben zu machen.

DFB.de: In der 2. Bundesliga waren Sie in der Saison 2011/2012 bereits für den SC Paderborn 07 aktiv, kratzten mit den Ostwestfalen als Stammspieler sogar am Bundesliga-Aufstieg. War es im Nachhinein ein Fehler, in die Türkei zu wechseln?



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Als die 87. Minute im Drittligaspiel zwischen Preußen Münster und dem Halleschen FC (2:0) läuft, wird es noch einmal ganz laut im Preußenstadion. Die Partie war längst entschieden, doch die Tribünenbesucher erhoben sich. Unter tosendem Applaus und Sprechchören verließ Winterzugang und Rückkehrer Mehmet Kara nach seinem Doppelpack beim Startelf-Debüt das Feld. Spätestens seit diesem Moment ist klar: Kara ist wieder zurück und will mit den "Adlerträgern" zu Höhenflügen ansetzen.

"Wir wussten, was wir an Mehmet haben. Er bringt die gesamte Mannschaft einen Tick nach vorne", betont Sportvorstand Carsten Gockel gegenüber DFB.de. Als verlorener Sohn im Sommer 2011 gegangen - als "Fußballgott" der SCP-Fans ist der Deutsch-Türke nach Stationen beim SC Paderborn 07 und bei Genclerbirligi Ankara zurückgekehrt und nun in aller Munde.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht der 29-jährige Mittelfeldregisseur, der zusammen mit seiner Frau Derya (27) und seiner 18 Monate alten Tochter Nisa wieder in seiner alten Heimat in Bergkamen lebt, über seine besondere Beziehung zum SC Preußen, die Aufstiegschancen und seine Zeit in der Türkei.

DFB.de: Gleich ein Doppelpack beim Startelf-Debüt gegen den Halleschen FC (2:0): Ist Mehmet Kara nun endgültig zurück beim SC Preußen?

Mehmet Kara: Das war ich zwar auch vor ein paar Wochen schon (grinst), aber so kann man es durchaus sagen. Der Doppelpack gibt mir endgültig das Gefühl, als wäre ich quasi nur einen Tag statt eineinhalb Jahre weg gewesen. Trainer Pavel Dotchev hatte mir unter der Woche einen Startelf-Einsatz in Aussicht gestellt. Viel wichtiger als meine Tore waren aber die drei Punkte. Nach der 1:3-Auswärtsniederlage beim direkten Konkurrenten 1. FC Heidenheim mussten wir ein Zeichen setzen.

DFB.de: Im Winter waren Sie vom türkischen Erstligisten Genclerbirligi Ankara zum SCP zurückgekehrt. Was hat sich in Münster während Ihrer Abwesenheit verändert?

Kara: Münster war, ist und bleibt eine große Fußballstadt. Fußball ist die Nummer eins, nahezu jeder spricht über den SC Preußen. Nach meiner Rückkehr habe ich sofort in sehr viele bekannte Gesichter geblickt und wurde von zahlreichen Leuten sofort freundlich begrüßt. Sogar unser Zeugwart Jürgen Keseberg hat mich auf Anhieb wieder erkannt. Insgesamt ist der Verein durch den Aufstieg in die 3. Liga gewachsen. Beim Besuch in der Geschäftsstelle, in der zu meiner ersten Zeit in Münster nur fünf bis sechs Mitarbeiter gearbeitet hatten, ist mir das sofort aufgefallen.

DFB.de: Zurück zur sportlichen Situation: Die 1:0-Führung erzielten Sie durch einen verwandelten Foulelfmeter. Ist damit auch die Elfmeterschützen-Diskussion beim SC Preußen erledigt?

Kara: Dass Matthew Taylor und Amaury Bischoff bei unserem 2:0-Auswärtssieg in Rostock beide den Strafstoß schießen wollten, wurde ein wenig negativ dargestellt. Es gab intern bei uns nie eine größere Diskussion darüber, weil die Mannschaft intakt ist. Beispielsweise war eigentlich Stefan Kühne im Halle-Spiel als Schütze vorgesehen. Er fühlte sich aber nicht sicher und gab mir den Ball, weil ich ein gutes Gefühl hatte. So muss das in einer gut funktionierenden Mannschaft auch sein.

DFB.de: Bei Ihrer Auswechslung in der 87. Minute standen nahezu alle Fans im Preußenstadion, feierten Sie als „Fußballgott“. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Kara: Das war Gänsehaut pur und schlichtweg ein ganz besonderer Moment meines Lebens. Mir ist der SC Preußen in meinen ersten vier Jahren ans Herz gewachsen. Nun kehre ich zurück und erziele vor heimischer Kulisse zwei Tore. Besser geht es nicht. Ich bin vor allem meinen Mitspielern sehr dankbar, die mir diesen Moment erst ermöglicht haben.

DFB.de: Warum sind Sie nach der Partie eigentlich als Letzter aus der Mannschaftskabine gekommen?

Kara: Ich bin ein lockerer Typ, lasse mir generell in der Kabine immer etwas mehr Zeit. Diesmal musste außerdem mein Fuß wegen eines abgebrochenen Zehennagels noch getaped werden. Es klingt schmerzhaft, ist aber schon alles wieder gut verheilt.

DFB.de: Durch den Sieg rückte Preußen Münster wieder auf den dritten Platz vor. Wie bewerten Sie die Chancen im Aufstiegsrennen?

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Kara: 50 Punkte nach 26 Partien können sich sehen lassen und die Chance ist auf jeden Fall da. Ich bin davon überzeugt, dass wir bis zum Saisonende ganz oben mitspielen werden. Wir dürfen jetzt nur nicht den Fehler machen, schon zu weit in die Zukunft zu blicken. Auch wenn in zwei Wochen wichtige Derbys gegen den VfL Osnabrück und Arminia Bielefeld anstehen, muss uns das erst einmal egal sein. Es gilt, das Selbstvertrauen aus dem Halle-Spiel mitzunehmen und zunächst unsere Hausaufgaben zu machen.

DFB.de: In der 2. Bundesliga waren Sie in der Saison 2011/2012 bereits für den SC Paderborn 07 aktiv, kratzten mit den Ostwestfalen als Stammspieler sogar am Bundesliga-Aufstieg. War es im Nachhinein ein Fehler, in die Türkei zu wechseln?

Kara: Eigentlich nicht. Ich würde es eher als Erfahrung und Erlebnis einstufen. Als Deutsch-Türke war es mein Wunsch, einmal in der türkischen Profiliga zu spielen. Jetzt weiß ich: Deutschland und die Türkei kann man nicht vergleichen, weil allein schon die Mentalität eine ganz andere ist. Zwar steht der Fußball auch dort an erster Stelle, doch in Deutschland wird er viel mehr gelebt. Auf Faktoren wie Disziplin und Pünktlichkeit oder die richtige Ernährung wird in der Türkei viel weniger geachtet. Das Spiel an sich ist vor allem nicht so dynamisch.

DFB.de: Genclerbirligi Ankara hatte sich sehr um Ihre Verpflichtung bemüht. Warum lief es dort für Sie nicht nach Plan?

Kara: Mit dem Verein Genclerbirligi Ankara bin ich immer gut klargekommen und wollte gar nicht um jeden Preis gehen. Doch mit dem Trainer Fuat Capa hatte ich Probleme. Er gab mir nahezu keine Chance und hat in über einem halben Jahr nicht einmal fünf Minuten unter vier Augen mit mir gesprochen. Irgendwann wurde mir dann klar: Es macht keinen Sinn mehr und Geld ist nicht alles im Leben.

DFB.de: Wie intensiv haben Sie während Ihrer Abwesenheit den SC Preußen verfolgt?

Kara: Sehr intensiv. Ich wusste immer, wie die Preußen gespielt haben. Zwei-, dreimal konnte ich Spiele im Preußenstadion live verfolgen und der Kontakt zu den Verantwortlichen war immer da. Ich sehe mich deshalb auch eher weniger als Angestellter, sondern als sehr großer Sympathisant des Vereins. Umso glücklicher war ich, als das Angebot kam. Sportvorstand Carsten Gockel war eigens zu Verhandlungen in die Türkei gereist. Das zeigt schon, wie sehr sich der SCP um mich bemüht hat. Nur einen Tag später sind wir dann nach Deutschland geflogen. Ganz ehrlich: Meinen Vertrag habe ich mir bis heute nie ganz genau durchgelesen. Ich vertraue diesem Verein voll und ganz.

DFB.de: Ihr neuer Vertrag in Münster läuft bis 2015. Wo stehen Sie und der SC Preußen in zwei Jahren?

Kara: Ich hoffe, wir mischen dann in der 2. Bundesliga mit. Wie gesagt: Münster ist eine Fußballstadt und besitzt auf jeden Fall das Potenzial für das Profigeschäft. Es wäre ein Traum, wenn es schon in dieser Saison klappen würde. Andernfalls würde die Welt aber auch nicht untergehen. Daher machen wir uns in dieser Runde noch keinen Druck und gucken mal, ob wir noch etwas länger für Furore sorgen können.