Rostocks Tobias Jänicke: „Habe dem Verein viel zu verdanken“

Obwohl er in Rostock unter Profi-Bedingungen spielt, will Tobias Jänicke nicht alles auf die Karte „Fußball“ setzen. „Ich würde gerne ein Fernstudium im Bereich Sportgeschichte beginnen“, erzählt der Jungspund, dessen Vertrag bei den Ostseestädtern am Saisonende ausläuft. „Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Daher ist Rostock mein erster Ansprechpartner“, sagt Jänicke.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Seit er denken kann, ist Tobias Jänicke Fan des FC Hansa Rostock. Der heute 21-Jährige stand bei unzähligen Partien der Hanseaten in der Kurve, jubelte den Weiß-Blauen zu. Heute steht der Mittelfeldspieler selbst unten auf dem Rasen und wird von den treuen Anhängern angefeuert. „Es war immer mein Traum, für den FC Hansa zu spielen“, sagte Jänicke im Gespräch mit DFB.de. Acht Jahre nach seinem Wechsel zu den Ostseestädtern will Jänicke mit dem Drittligisten in die 2. Bundesliga zurückkehren. Die Chancen dafür stehen gut.

Bereits seit dem fünften Spieltag belegt die Mannschaft von Trainer Peter Vollmann ununterbrochen einen der drei ersten Tabellenplätze und ist aktuell als Zweiter auf Kurs direkter Wiederaufstieg. „Die Stimmung im Verein ist sensationell. Mit jedem weiteren Sieg nimmt die Euphorie zu“, beschreibt der „3. Liga-Spieler des Monats August 2010“ die Situation. Für ihn ist es nach wie vor etwas ganz Besonderes, das Hansa-Trikot zu tragen: „Die Fans in Rostock sind einmalig. Sie identifizieren sich voll mit dem Verein und unterstützen uns großartig.“

Die ganze Familie drückt auf der Tribüne die Daumen

Unterstützt wird Jänicke bei fast allen Heimspielen von seinen Eltern Carola (46) und Hagen (48) sowie seinem Bruder Christoph (23), der in Rostock als Physiotherapeut arbeitet. Kräftig die Daumen drückt auch Freundin Stefanie (21), die eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert. Seit drei Jahren sind die beiden ein Paar, leben in einer 80 Quadratmeter großen Wohnung, die mit dem Auto nur rund zehn Minuten vom Trainingsgelände der Rostocker entfernt ist.

Der Mittelfeldspieler ist auf den Außenbahnen zu Hause und hat mit seinen acht Saisontreffern großen Anteil am Höhenflug der Ostseestädter. „Ich will am Saisonende mindestens zehn Treffer auf dem Konto haben“, hat sich Jänicke zum Ziel gesetzt. Die nächste Chance, seine Bilanz auszubauen, bietet sich ihm im Auswärtsspiel bei Wacker Burghausen am Samstag.

Dass Tobias Jänicke, der seine Karriere im Alter von fünf Jahren beim FC Neubrandenburg begonnen hatte und später beim Nachfolgeverein FC Tollensee Neubrandenburg spielte, heute für die Hanseaten am Ball ist, hat er vor allem seinen Eltern zu verdanken, die ihn bereits 2003 nach Rostock gehen ließen. Mit gerade einmal 13 Jahren verließ er sein Zuhause. „Für meine Eltern war es natürlich sehr hart. Ich habe aber auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen“, sagt Jänicke, der zunächst im Jugendinternat des FC Hansa gewohnt hatte.

Duell mit Jérôme Boateng im B-Junioren-Finale

Der Mittelfeldspieler feierte früh erste Erfolge mit Hansa, wurde 2005 mit der Rostocker B-Jugend Deutscher Vize-Meister. Im Finale unterlag die „Hansa-Kogge“ Hertha BSC Berlin (0:2). Jänickes Gegenspieler war kein Geringerer als der heutige A-Nationalspieler Jérôme Boateng (22) vom englischen Spitzenclub Manchester City. „Trotz der Niederlage war es für uns ein Riesen-Erfolg“, erinnert sich „Tobi“. Mit seinem heutigen Mitspieler René Lange (22) verstand sich Jänicke schon damals besonders gut.

Der damalige U 17- und spätere U 23-Trainer Thomas Finck (41) gehörte zu Jänickes größten Förderern im Verein. In der A-Jugend war Jänicke Kapitän, kam aber schon damals regelmäßig in der U 23 in der Ober- und Regionalliga zum Einsatz.

Von einem Mittelfußbruch ausgebremst

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Während Tobias sein Abitur machte, durfte er mit 18 Jahren unter Frank Pagelsdorf (53) erstmals mit den Profis trainieren. Doch ein Mittelfußbruch bremste den 1,78 Meter große Mittelfeldmann zunächst aus. „Das war eine sehr harte Zeit, aber ich habe mich nicht unter kriegen lassen“, so der talentierte Mittelfeldmann.

Zur Saison 2009/2010 startete Jänicke dann durch. Unter dem damaligen Hansa-Trainer Andreas Zachhuber (48) wurde er zum Stammspieler. Gleich in seinem ersten Heimspiel gegen den TSV 1860 München (2:1) gelang dem Mittelfeldspieler sein erster Profi-Treffer zum 1:0. „Ich konnte es im ersten Moment gar nicht fassen. Ein unglaubliches Gefühl“, erinnert sich der Flügelflitzer noch genau. Sein Trikot, das er damals getragen hatte, hängt noch heute bei seinen Eltern an der Wand.

Sprung in die deutsche U 20-Nationalmannschaft

Durch seine guten Leistungen in der 2. Bundesliga schaffte Tobias Jänicke auch den Sprung in die deutsche U 20-Nationalmannschaft. Im April des vergangenen Jahres debütierte er im Länderspiel gegen Italien (4:0). Der damalige Trainer Ralf Minge (50/jetzt U 19-Trainer) wechselte den 21-Jährigen in der zweiten Halbzeit ein. „Auf dieses Länderspiel bin ich sehr stolz“, sagt Jänicke.

Die Saison 2009/2010 lief für den Verein Hansa Rostock nicht wie geplant. Die Hansestädter schafften den Klassenverbleib in der 2. Liga nicht. Trotz des Abstiegs stand für Jänicke schnell fest, dass er - als einer von ganz wenigen Hansa-Profis - in Rostock bleiben würde. „Ich habe mich im Verein immer wohl gefühlt und wollte nach dem Abstieg etwas wieder gutmachen“, erklärt der gebürtige Neubrandenburger.

Obwohl er in Rostock unter Profi-Bedingungen spielt, will Tobias Jänicke nicht alles auf die Karte „Fußball“ setzen. „Ich würde gerne ein Fernstudium im Bereich Sportgeschichte beginnen“, erzählt der Jungspund, dessen Vertrag bei den Ostseestädtern am Saisonende ausläuft. „Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Daher ist Rostock mein erster Ansprechpartner“, sagt Jänicke.