Robert Wulnikowski: Zweitliga-Comeback nach zwölf Jahren?

Leistungsträger und Pokalheld in Offenbach

In fünf Jahren am Bieberer Berg avancierte Robert Wulnikowski zum unverzichtbaren Leistungsträger, wurde zwischenzeitlich Rekordspieler der 3. Liga und Pokalheld. So wehrte er etwa im Oktober 2010 im Elfmeterschießen der zweiten Pokalrunde gegen Borussia Dortmund (4:2) Schüsse von Lucas Barrios und des heutigen Bayern-Stars Robert Lewandowski ab. Erst die Insolvenz des OFC 2013 beendete das Kapitel Offenbach für Wulnikowski.

Es folgten sieben quälende Monate Arbeitslosigkeit. "Es war eine Katastrophe", sagt er rückblickend. "Ich konnte nicht damit umgehen." Das Karriereende - bis dahin undenkbar - war für den Familienvater plötzlich eine Option, ehe ein Angebot von RB Leipzig, für die U 23 aufzulaufen, Wulnikowski eine neue Perspektive eröffnete.

"Über allem steht bei uns das Kollektiv"

Nur kurze Zeit später meldete sich dann Bernd Hollerbach, damals neuer Trainer der Würzburger Kickers, um Robert Wulnikowski für seine "Mission" bei den Unterfranken zu begeistern. "Wir beide haben schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Wir hatten die gleichen Ziele: Erfolg und Aufstieg", sagt der Torhüter gegenüber DFB.de. Zur Einnerung: Eigentlich hatten sich Ex-Profi Hollerbach, Wulnikowski und Co. 2014 den Aufstieg in die 3. Liga innerhalb der folgenden drei Jahre auf die Fahnen geschrieben. Schon 2015 war jedoch nach einem Elfmeterdrama gegen den 1. FC Saarbrücken (6:5) der Sprung in die dritthöchste deutsche Spielklasse perfekt - und jetzt ist sogar der direkte Durchmarsch in die 2. Bundesliga möglich. Ein Kunststück, das seit Einführung der 3. Liga nur Wulnikowskis Ex-Verein RB Leipzig in der Saison 2013/2014 gelungen war.

Dass der erfahrene Torhüter daran entscheidenden Anteil hat, zeigen schon die nackten Zahlen: Bei 37 Einsätzen in dieser Saison musste Wulnikowski, der trotz seiner längeren Auszeit aktuell mit insgesamt 219 Partien in der 3. Liga als bester Schlussmann auf Platz sechs der Rekordspieler-Liste rangiert, nur 24-mal hinter sich greifen, blieb in 16 Partien ohne Gegentreffer. Nur Martin Männel vom Direktaufsteiger FC Erzgebirge Aue (21 Gegentore, 23-mal zu Null) kommt auf noch bessere Werte.

Vertrag hat sich automatisch verlängert

Die Lorbeeren verteilt der Vizekapitän (Vertreter des iranischen Ex-Nationalspielers Amir Shapourzadeh) aber lieber an seine Kollegen. "Die Defensive beginnt auch bei uns schon ganz weit vorne. Wir versuchen, aus einer stabilen Grundordnung heraus schnell hinter den Ball zu kommen, um früh zum Gegenpressing anzusetzen. Abwehrarbeit ist bei uns Sache der gesamten Mannschaft", so Wulnikowski, der außerdem betont: "Wir sind ein echtes Team, über allem steht bei uns das Kollektiv."

Dennoch ist klar: In der Relegation werden nicht zuletzt auch Wulnikowskis Qualitäten besonders gefragt sein. Heute vor eigenem Publikum gegen die Duisburger Zebras möglichst keinen Gegentreffer zu bekommen, wäre vor allem mit Blick auf den Europacupmodus (mit Auswärtstorregelung) eine wichtige Grundlage für den erhofften Aufstieg. Dass Robert Wulnikowski, der am 11. Juli seinen 39. Geburtstag feiert, auch in der nächsten Saison das Kickers-Tor hüten wird, steht bereits fest. Sein Vertrag hat sich - unabhängig von der Ligenzugehörigkeit - automatisch verlängert. Dass er nichts dagegen hätte, nach so langer Unterbrechung seine Zweitligakarriere fortzusetzen, versteht sich von selbst.

[mspw]


Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Robert Wulnikowski, der mit den Würzburger Kickers in der Relegation gegen den MSV Duisburg um den Aufstieg in die 2. Bundesliga kämpft.

Fast zwölf Jahre liegt sein bislang letztes von insgesamt 56 Zweitligaspielen zurück. Am 15. August 2004 stand Robert Wulnikowski, damals 27 Jahre jung, beim 1:1 zwischen den heutigen Regionalligisten Eintracht Trier und Rot-Weiss Essen zwischen den Pfosten der Gäste. Nach dem folgenden Pokalaus gegen Alemannia Aachen (0:2) fand sich Wulnikowski, eigentlich als Nummer eins vom 1. FC Union Berlin an die Hafenstraße gewechselt, plötzlich auf der Bank wieder - und kehrte nicht mehr zurück.

Jetzt aber hat "Wulle" die große Chance auf sein persönliches Zweitligacomeback. Mit den Würzburger Kickers, für die er seit 2014 am Ball ist und mit denen er vor einem Jahr bereits auf Anhieb den Aufstieg von der Regionalliga Bayern in die 3. Liga gefeiert hatte, tritt der inzwischen 38-jährige Wulnikowski am heute und am Dienstag (jeweils ab 19.10 Uhr, live in der ARD und bei Sky) in der Relegation um den letzten freien Platz in der 2. Bundesliga gegen den MSV Duisburg an. Seine Maxime: "Wir wollen immer den maximalen Erfolg." Soll heißen: Mit einem Heimsieg wollen sich die Kickers eine möglichst günstige Ausgangsposition für das Rückspiel im Ruhrgebiet erarbeiten.

Von RWE-Fans nach 20 Minuten ausgepfiffen

Stichwort Ruhrgebiet: Begonnen hatte die Karriere von Robert Wulnikowski, der im polnischen Bydgoszcz (Bromberg) geboren wurde, im Nachwuchsbereich des FC Schalke 04. Von 1990 bis 1999 durchlief der heutige 1,92 Meter-Hüne fast sämtliche Nachwuchsmannschaften der Knappen, schaffte dort auch den Sprung in die U 23, ehe er bei Union Berlin Profitorwart wurde. Nicht zuletzt seine Schalker Vergangenheit wurde für Wulnikowski im benachbarten Essen jedoch zur Belastung. Bei den RWE-Fans, den Königsblauen seit vielen Jahren in herzlicher Abneigung verbunden, war der neue Schlussmann bereits nach seinem ersten Patzer im Zweitligaauftaktspiel gegen den FC Erzgebirge Aue (1:5) "unten durch".

"Schon nach 20 Minuten wurde ich vom ganzen Stadion ausgepfiffen", erinnerte sich Wulnikowski kürzlich im Gespräch mit dem Magazin 11FREUNDE an einen Tiefpunkt seiner Karriere. "Mindestens 10.000 Leute haben 'Wulnikowski raus' gerufen und den zweiten Torwart gefordert. Obwohl ich insgesamt nur zwei Ligaspiele für RWE bestritten hatte, wurde mir der Abstieg von den Fans angekreidet. Ich war der Sündenbock."

Eine Erfahrung, von der sich wohl zahlreiche eher zart besaitete Kicker nur schwer erholt hätten, bewirkte bei Robert Wulnikowski genau das Gegenteil! Mit noch mehr Ehrgeiz, mit noch mehr Willensstärke kämpfte er sich zurück nach oben. Über die Regionalligastationen beim VfR Aalen und den Sportfreunde Siegen fand der Schlussmann sein Glück beim Traditionsverein Kickers Offenbach, startete am Bieberer Berg 2008 in seine erste Saison in der eingleisigen 3. Liga.

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Leistungsträger und Pokalheld in Offenbach

In fünf Jahren am Bieberer Berg avancierte Robert Wulnikowski zum unverzichtbaren Leistungsträger, wurde zwischenzeitlich Rekordspieler der 3. Liga und Pokalheld. So wehrte er etwa im Oktober 2010 im Elfmeterschießen der zweiten Pokalrunde gegen Borussia Dortmund (4:2) Schüsse von Lucas Barrios und des heutigen Bayern-Stars Robert Lewandowski ab. Erst die Insolvenz des OFC 2013 beendete das Kapitel Offenbach für Wulnikowski.

Es folgten sieben quälende Monate Arbeitslosigkeit. "Es war eine Katastrophe", sagt er rückblickend. "Ich konnte nicht damit umgehen." Das Karriereende - bis dahin undenkbar - war für den Familienvater plötzlich eine Option, ehe ein Angebot von RB Leipzig, für die U 23 aufzulaufen, Wulnikowski eine neue Perspektive eröffnete.

"Über allem steht bei uns das Kollektiv"

Nur kurze Zeit später meldete sich dann Bernd Hollerbach, damals neuer Trainer der Würzburger Kickers, um Robert Wulnikowski für seine "Mission" bei den Unterfranken zu begeistern. "Wir beide haben schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Wir hatten die gleichen Ziele: Erfolg und Aufstieg", sagt der Torhüter gegenüber DFB.de. Zur Einnerung: Eigentlich hatten sich Ex-Profi Hollerbach, Wulnikowski und Co. 2014 den Aufstieg in die 3. Liga innerhalb der folgenden drei Jahre auf die Fahnen geschrieben. Schon 2015 war jedoch nach einem Elfmeterdrama gegen den 1. FC Saarbrücken (6:5) der Sprung in die dritthöchste deutsche Spielklasse perfekt - und jetzt ist sogar der direkte Durchmarsch in die 2. Bundesliga möglich. Ein Kunststück, das seit Einführung der 3. Liga nur Wulnikowskis Ex-Verein RB Leipzig in der Saison 2013/2014 gelungen war.

Dass der erfahrene Torhüter daran entscheidenden Anteil hat, zeigen schon die nackten Zahlen: Bei 37 Einsätzen in dieser Saison musste Wulnikowski, der trotz seiner längeren Auszeit aktuell mit insgesamt 219 Partien in der 3. Liga als bester Schlussmann auf Platz sechs der Rekordspieler-Liste rangiert, nur 24-mal hinter sich greifen, blieb in 16 Partien ohne Gegentreffer. Nur Martin Männel vom Direktaufsteiger FC Erzgebirge Aue (21 Gegentore, 23-mal zu Null) kommt auf noch bessere Werte.

Vertrag hat sich automatisch verlängert

Die Lorbeeren verteilt der Vizekapitän (Vertreter des iranischen Ex-Nationalspielers Amir Shapourzadeh) aber lieber an seine Kollegen. "Die Defensive beginnt auch bei uns schon ganz weit vorne. Wir versuchen, aus einer stabilen Grundordnung heraus schnell hinter den Ball zu kommen, um früh zum Gegenpressing anzusetzen. Abwehrarbeit ist bei uns Sache der gesamten Mannschaft", so Wulnikowski, der außerdem betont: "Wir sind ein echtes Team, über allem steht bei uns das Kollektiv."

Dennoch ist klar: In der Relegation werden nicht zuletzt auch Wulnikowskis Qualitäten besonders gefragt sein. Heute vor eigenem Publikum gegen die Duisburger Zebras möglichst keinen Gegentreffer zu bekommen, wäre vor allem mit Blick auf den Europacupmodus (mit Auswärtstorregelung) eine wichtige Grundlage für den erhofften Aufstieg. Dass Robert Wulnikowski, der am 11. Juli seinen 39. Geburtstag feiert, auch in der nächsten Saison das Kickers-Tor hüten wird, steht bereits fest. Sein Vertrag hat sich - unabhängig von der Ligenzugehörigkeit - automatisch verlängert. Dass er nichts dagegen hätte, nach so langer Unterbrechung seine Zweitligakarriere fortzusetzen, versteht sich von selbst.

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