RB-Coach Zorniger: "Leipzig lechzt nach mehr"

Der Red Bull-Konzern um seinen Gründer und Chef Dietrich Mateschitz hat aktuell allen Grund zur Freude: Sebastian Vettel schrieb für den Formel-1-Rennstall des Getränkeherstellers durch seinen vierten Weltmeistertitel in Folge erneut Geschichte, RB Salzburg führt die Tabelle in der österreichischen Bundesliga schon mit einigem Vorsprung an - und auch das Projekt "Profifußball in Leipzig" nimmt immer mehr Fahrt auf.

Trainer Alexander Zorniger, seit Juli 2012 für den ambitionierten Drittligaaufsteiger RB Leipzig tätig, etablierte den Verein aus der Sachsenmetropole nach knapp einem Drittel der Saison bereits in der Spitzengruppe. Unter der Regie des Schwaben, Jahrgangsbester des 58. Fußball-Lehrer-Lehrgangs (Abschlussnote 1,0) und als Verfechter von Offensivfußball bekannt, gab es für die "Roten Bullen" noch keine einzige Heimniederlage in der großen Leipziger WM-Arena.

Vor dem Spitzenspiel am Samstag (ab 14 Uhr, im Livestream auf hr-online.de) beim Überraschungsdritten SV Darmstadt 98 hat der detailverliebte Alexander Zorniger im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über seine selbstkritische Art, mögliche Transfers in der Winterpause und das große RB-Fernziel Bundesliga gesprochen.

DFB.de: Vor dem Spitzenspiel beim Tabellendritten SV Darmstadt 98 hat sich RB Leipzig auf einen direkten Aufstiegsplatz vorgearbeitet. Sehen Sie Ihre Mannschaft schon in Aufstiegsform, Herr Zorniger?

Alexander Zorniger: Dauerhaft bekommen wir die dafür benötigen Topleistungen noch nicht auf den Platz. Für uns geht es daher jetzt vor allem darum, Konstanz zu entwickeln. Als eine Art Maßstab sehe ich dabei unseren überzeugenden 2:0-Auswärtssieg beim Spitzenreiter 1. FC Heidenheim.

DFB.de: Überwiegt vor einem Spitzenspiel wie in Darmstadt bei Ihnen Vorfreude oder Anspannung?

Zorniger: Während einer Trainingswoche bin ich konzentriert und fokussiert, spüre dabei Anspannung eher weniger. Den SV Darmstadt 98 hatte ich ebenso wie zahlreiche weitere Trainer sicher nicht unbedingt für ganz oben auf dem Plan. Mein Trainerkollege Dirk Schuster hat aus vergleichsweise wenigen Möglichkeiten sehr viel herausgeholt. Ich kenne ihn noch aus seiner Zeit bei den Stuttgarter Kickers, mit denen er in der Regionalligasaison 2010/2011 vor der von mir trainierten SG Sonnenhof Großaspach gelandet war. Daher erwarte ich einen heißen Fight.

DFB.de: Nach etwas über einem Drittel in der Saison trennen die Plätze drei und neun gerade einmal drei Punkte. Welche Vereine sehen Sie als größte Konkurrenten im Rennen um die Spitzenplätze?



Der Red Bull-Konzern um seinen Gründer und Chef Dietrich Mateschitz hat aktuell allen Grund zur Freude: Sebastian Vettel schrieb für den Formel-1-Rennstall des Getränkeherstellers durch seinen vierten Weltmeistertitel in Folge erneut Geschichte, RB Salzburg führt die Tabelle in der österreichischen Bundesliga schon mit einigem Vorsprung an - und auch das Projekt "Profifußball in Leipzig" nimmt immer mehr Fahrt auf.

Trainer Alexander Zorniger, seit Juli 2012 für den ambitionierten Drittligaaufsteiger RB Leipzig tätig, etablierte den Verein aus der Sachsenmetropole nach knapp einem Drittel der Saison bereits in der Spitzengruppe. Unter der Regie des Schwaben, Jahrgangsbester des 58. Fußball-Lehrer-Lehrgangs (Abschlussnote 1,0) und als Verfechter von Offensivfußball bekannt, gab es für die "Roten Bullen" noch keine einzige Heimniederlage in der großen Leipziger WM-Arena.

Vor dem Spitzenspiel am Samstag (ab 14 Uhr, im Livestream auf hr-online.de) beim Überraschungsdritten SV Darmstadt 98 hat der detailverliebte Alexander Zorniger im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über seine selbstkritische Art, mögliche Transfers in der Winterpause und das große RB-Fernziel Bundesliga gesprochen.

DFB.de: Vor dem Spitzenspiel beim Tabellendritten SV Darmstadt 98 hat sich RB Leipzig auf einen direkten Aufstiegsplatz vorgearbeitet. Sehen Sie Ihre Mannschaft schon in Aufstiegsform, Herr Zorniger?

Alexander Zorniger: Dauerhaft bekommen wir die dafür benötigen Topleistungen noch nicht auf den Platz. Für uns geht es daher jetzt vor allem darum, Konstanz zu entwickeln. Als eine Art Maßstab sehe ich dabei unseren überzeugenden 2:0-Auswärtssieg beim Spitzenreiter 1. FC Heidenheim.

DFB.de: Überwiegt vor einem Spitzenspiel wie in Darmstadt bei Ihnen Vorfreude oder Anspannung?

Zorniger: Während einer Trainingswoche bin ich konzentriert und fokussiert, spüre dabei Anspannung eher weniger. Den SV Darmstadt 98 hatte ich ebenso wie zahlreiche weitere Trainer sicher nicht unbedingt für ganz oben auf dem Plan. Mein Trainerkollege Dirk Schuster hat aus vergleichsweise wenigen Möglichkeiten sehr viel herausgeholt. Ich kenne ihn noch aus seiner Zeit bei den Stuttgarter Kickers, mit denen er in der Regionalligasaison 2010/2011 vor der von mir trainierten SG Sonnenhof Großaspach gelandet war. Daher erwarte ich einen heißen Fight.

DFB.de: Nach etwas über einem Drittel in der Saison trennen die Plätze drei und neun gerade einmal drei Punkte. Welche Vereine sehen Sie als größte Konkurrenten im Rennen um die Spitzenplätze?

Zorniger: Wie die Vergangenheit zeigt, ist die Ausgeglichenheit dieser Liga längst kein Phänomen mehr, sondern ein Markenzeichen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es fast unmöglich, eine seriöse Prognose abzugeben. Der 1. FC Heidenheim hat sich etwas abgesetzt und als eine der wenigen Mannschaften das Zeug dazu, diese Form zu halten. Dahinter ist vieles offen. Wir sind kein normaler Aufsteiger, der sich mit Platz neun zufrieden gibt. Gerade unsere Mannschaft bekommt aber von den Gegnern nicht den Roten Teppich ausgelegt. Dazu gibt es beispielsweise einige Teams wie den MSV Duisburg, dessen Etat auch ausreicht, um mehr als nur Zweiter in der Verbandsliga zu werden.

DFB.de: Auch nach Siegen waren Sie in dieser Saison hin und wieder unzufrieden. Sind Sie der größte Kritiker Ihrer eigenen Spieler?

Zorniger: In erster Linie kritisiere ich dann die Spielweise meiner Mannschaft. Ich verlange keinen Zauberfußball, aber es gibt eine ganz genaue Vorstellung davon, wie wir auftreten wollen. Sicher könnten wir mit weniger Tempo spielen und damit Risiko sowie Fehler minimieren. Aber die Jungs sollen die Fans mit Jugendlichkeit, Dynamik und einer gewissen Abenteuerlust mitreißen und überzeugen. Wenn das nicht der Fall ist, weise ich meine Mannschaft auch mal mit Nachdruck darauf hin. Macht ein Spieler trotzdem sein eigenes Ding, ist Stress programmiert.

DFB.de: Gerade die Heimserie Ihrer Mannschaft - keine Niederlage seit über 570 Tagen - ist imposant. Gibt es eigentlich einen Zusammenhang mit Ihrem wachsenden Bart?

Zorniger: Es ist nicht so, dass ich mir den Bart deshalb nicht mehr rasiere. (lächelt) Nach dem Aufstieg in die 3. Liga schauen sich unsere Gegner angesichts der Kulisse in unserem Stadion auch nicht mehr mit großen Augen an. Wir sind aber - auch wegen unserer Zuschauer - vor eigenem Publikum zu ganz besonderen Leistungen fähig.

DFB.de: Beim 3:1 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II erzielte Daniel Frahn nach einer einstudierten "Überfalltaktik" das schnellste Tor der Drittligahistorie. Wie sind Sie auf diese ungewöhnliche Anstoßvariante gekommen?

Zorniger: Die Grundidee habe ich mal bei Holger Stanislawski beim FC St. Pauli gesehen und dann noch ein wenig verändert. Allerdings ist diese Variante nicht gegen jeden Gegner einsetzbar und auch mit Risiko verbunden. So sind wir schon mehrmals nach zwölf Sekunden in böse Konter gelaufen. Mit dieser "Quarterback-Lösung", in Anlehnung an American Football, möchten wir gleich zu Beginn ein Zeichen setzen und können den Gegner verunsichern, auch wenn dabei kein Tor herausspringt.

DFB.de: Yussuf Poulsen, zwischenzeitlich nach Verspätungen beim Training und bei einer Pressekonferenz aus dem Kader gestrichen, erzielte beim jüngsten 1:0 gegen Borussia Dortmund II seinen vierten Saisontreffer. Ist er jetzt endgültig in Leipzig angekommen?

Zorniger: Ja. Yussuf Poulsen hatte schon in der dänischen Schule Deutschunterricht und kann sich inzwischen auch ganz ordentlich verständigen. Für einen 19-Jährigen ist es, weit weg von der Heimat, anfangs immer schwer. Die Mannschaft hat ihm auch keinen Wecker geschenkt, damit er rechtzeitig aufsteht. Auch ein Joshua Kimmich, der aus der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart zu uns gekommen ist und mit Yussuf in einer WG lebt, entwickelt sich immer besser.

DFB.de: "Wir können dafür sorgen, dass Leipzig endgültig als Fußballstandort in Deutschland wahrgenommen wird", lautet eines Ihrer Zitate vor dem Aufstieg in der vergangenen Saison. Ist Ihre Vision schon Realität geworden?

Zorniger: Ich denke schon. Einige interessierten sich anfangs für die Grundidee, irgendwann in die Bundesliga zu kommen. Nun haben die Leute gemerkt, dass wir um attraktiven Fußball bemüht sind und es Spaß machen kann, ins Stadion zu kommen. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga werden wir noch einmal etwas anders wahrgenommen, und die Menschen in Leipzig lechzen endgültig nach mehr. Das merke ich immer, wenn ich hier unterwegs bin. In einer Stadt mit 500.000 Einwohnern ist ein professioneller Sportverein auch zwingend erforderlich.

DFB.de: Einen erneuten Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte RB-Chef Dietrich Mateschitz vor der Saison aber nicht zur Pflichtaufgabe erklärt.

Zorniger: Das war auch eine realistische Einschätzung. Klar ist: Wir verfügen zwar über erhebliche finanzielle Mittel. Doch diese muss man für den Erfolg auch richtig einsetzen. Vor der Saison haben wir keine Überzugänge mit 75 Länderspielen verpflichtet. Wir wollen durch nachhaltige Entwicklung einer Mannschaft für Begeisterung sorgen und so möglichst auch das Endziel Bundesliga erreichen.

DFB.de: Wie intensiv suchen Sie und Sportdirektor Ralf Rangnick parallel zum Ligaalltag nach Verstärkungen für die Restrunde?

Zorniger: Ralf Rangnick und ich tauschen uns zwei- bis dreimal pro Woche intensiv aus und halten die Augen offen. Wir verfügen über eine homogene Mannschaft, von der wir überzeugt sind. Es deutet aktuell eher wenig darauf hin, dass wir im Winter auf Teufel komm raus vier bis fünf neue Spieler holen. Wenn überhaupt, benötigen wir entwicklungsfähige Jungs, denen unsere Spielweise schnell in Fleisch und Blut übergeht.