Rani Khedira: "Ich will kein zweiter Sami Khedira werden"

DFB.de: Vorher kommt es im Champions-League-Halbfinale zum Duell zwischen Bayern München und Real Madrid. Wem drücken Sie die Daumen: dem deutschen Klub oder Ihrem Bruder?

Khedira: Ganz klar meinem Bruder.

[jb]


[bild1]

Mit einem Abstieg wird sich Rani Khedira wohl nicht einführen. Als A-Junior im ersten Jahr gehört der jüngere Bruder von Nationalspieler Sami Khedira seit der Winterpause zum Stamm des VfB Stuttgart II in der 3. Liga. Beim jüngsten 4:1 gegen Babelsberg hatte der 18-Jährige seinen siebten Einsatz. Es war der zweite Sieg in Folge, der VfB hat sich dadurch ein Fünf-Punkte-Polster auf die Abstiegsplätze verschafft. Im Heimspiel gegen Werder Bremen II heute (ab 19 Uhr) können sich die Stuttgarter weiter absetzen.

Im vergangenen Sommer die U 17-WM mit Platz drei, dann die Vorrunde in der A-Junioren-Bundesliga, jetzt der Sprung in die 3. Liga und die Nominierung für den Kader der deutschen U 18 - Rani Khedira ist auf dem Weg nach oben. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht er über seine Ziele, seinen Spitznamen sowie die Vor- und Nachteile, der Bruder von Sami Khedira zu sein - und er verrät, wem er im Champions-League-Halbfinale die Daumen drückt.

DFB.de: Der große Bruder als großes Vorbild: Kann man das bei Ihnen so sagen, Herr Khedira?

Rani Khedira: Ich habe immer zu Sami aufgeschaut, schon als ich neun war und Sami mit 15, 16 Leistungsträger in der Jugend des VfB. Er gibt mir bis heute viele Ratschläge.

DFB.de: Was ist sein wichtigster Rat?

Khedira: Dass ich immer normal bleiben und einen klaren Kopf behalten soll. Sami ist Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart geworden, Europameister mit der U 21, Dritter mit der Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika, spielt bei Real - trotzdem weiß er genau, wo er herkommt und wem er was zu verdanken hat. Dieses Bewusstsein vermittelt er mir immer wieder. Zu seinem Geburtstag vergangene Woche hatte er einen seiner früheren Jugendtrainer nach Madrid eingeladen, das ist typisch für ihn.

DFB.de: Sieht er Sie auf einem guten Weg?

Khedira: Er kritisiert mehr als dass er lobt. Er will mir nicht das Gefühl geben, dass ich zufrieden sein kann oder dass ich denke, ich habe schon viel erreicht. Aber ich denke, er ist ganz zufrieden, wie ich mich gebe.

DFB.de: Ist es schwierig, die gleiche Position zu spielen wie der berühmte Bruder?

Khedira: Ich sehe es eher als Vorteil. Wir sind ähnliche Spielertypen, da kann ich mir viele Laufwege und Automatismen abgucken und sie übernehmen. Ein kleiner Nachteil ist, dass viele mich mit ihm vergleichen. Anfangs hat mich das genervt, aber mittlerweile blende ich das aus. Ich will kein zweiter Sami Khedira werden. Denn: Auch die beste Kopie bleibt nur eine Kopie.

DFB.de: Sie sind im ersten A-Juniorenjahr und haben bereits den Sprung in den Drittligakader geschafft. Wie schnell haben Sie sich eingewöhnt?

Khedira: Im Winter kam der Anruf des Sportlichen Leiters Marc Kienle, in dem er mir mitgeteilt hat, dass ich ins Trainingslager mitfliegen soll. Dort habe ich einen guten Eindruck hinterlassen, ebenso wie in den Testspielen. Vom Tempo und der Härte ist die 3. Liga eine Umstellung. Das ist mir im ersten Spiel gleich aufgefallen. Mein Gegenspieler war 37. In der ersten Aktion habe ich sofort den Unterschied gespürt, als er seinen Körper richtig eingesetzt hat.

DFB.de: Was halten Sie vom Niveau der 3. Liga?

Khedira: Ich kann dort viel lernen und denke, dass die Liga sehr hilfreich für meine Zukunft ist. Es gibt in der 3. Liga viele gute Fußballer, das sieht man ja an der Sprungbrett-Serie auf DFB.de.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Mannschaft?

Khedira: Mein Spitzname im Team ist Azubi. Das kommt daher, weil ich der jüngste Spieler bin und weil ich beim VfB eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann mache. Ich sehe mich aber nicht nur als Lehrling. Ich denke, ich bin ein fester Bestandteil der Mannschaft.

DFB.de: Für die A-Junioren sind Sie kein Thema mehr?

Khedira: Ich gehöre seit dem Winter komplett zum Drittligakader. Wenn ich nicht spiele, komme ich in der A-Jugend zum Einsatz. Das war vor einigen Wochen einmal gegen 1860 München der Fall.

DFB.de: Welche Karriereziele verfolgen Sie?

Khedira: Ich möchte mich irgendwann gerne beim VfB durchsetzen und über die 3. Liga den Sprung in die Bundesliga schaffen. Und natürlich ist es ein Traum, für Deutschland als Nationalspieler aufzulaufen.

DFB.de: In den U-Teams tun Sie das bereits.

[bild2]

Khedira: Ja, es ist ein schönes Gefühl, den Adler auf der Brust zu tragen und zu hören, wenn die Nationalhymne einsetzt. Das bisher größte Erlebnis war das Spiel um Platz drei bei der U 17-WM in Mexiko gegen Brasilien, als über 80.000 Zuschauer im Stadion waren, wir nach einigen Höhen und Tiefen mit 4:3 gewannen und noch eine Medaille in Empfang nehmen konnten. Jetzt wollen wir uns mit der U 18 gut auf die Eliterunde und die EM im nächsten Jahr vorbereiten.

DFB.de: Ihr Bruder und die A-Nationalmannschaft bestreiten in diesem Sommer die EURO. Mit welchem Ausgang?

Khedira: Ich glaube das, was jeder glaubt: dass Deutschland am Ende ganz oben stehen kann.

DFB.de: Vorher kommt es im Champions-League-Halbfinale zum Duell zwischen Bayern München und Real Madrid. Wem drücken Sie die Daumen: dem deutschen Klub oder Ihrem Bruder?

Khedira: Ganz klar meinem Bruder.