Piossek: "Zusammenhalt ist unsere Stärke"

Marcus Piossek, Mittelfeldspieler des SV Meppen, hat einen Rekord bereits sicher. Bei seinen sieben Stationen in der 3. Liga traf der 31-Jährige in inzwischen elf Spielzeiten immer für seinen jeweiligen Verein. Das schaffte sonst niemand. Mit insgesamt 272 Einsätzen gehört Piossek auch zur Top 10 der Rekordspieler. Im DFB.de-Interview spricht er mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine Ziele.

DFB.de: Durch die Absage der Partie gegen den KFC Uerdingen 05 ist der SV Meppen in dieser Englischen Woche nicht im Einsatz. Hätten Sie lieber gespielt oder nutzen Sie die Zeit, um die Akkus wieder aufzuladen, Herr Piossek?

Marcus Piossek: Grundsätzlich hätten wir nach dem Punktgewinn beim TSV 1860 München gerne gegen Uerdingen gespielt. Andererseits haben wir durch die Absage auch etwas mehr Regenerationszeit, weil wir mit dem Bus nach München und zurück mit dem Flieger unterwegs waren. Ich denke, die Pause tut uns ganz gut, um uns auf die nächste Partie gegen den SC Verl vorzubereiten.

DFB.de: Wobei können Sie denn gut abschalten?

Piossek: Das funktioniert am besten, wenn ich mit meiner französischen Bulldogge Jay in den Wald gehe und frische Luft schnappe. Dabei kann ich mich am besten entspannen.

DFB.de: Im Dezember hatte der SV Meppen aus sechs Spielen zehn von möglichen 18 Punkten geholt. Im neuen Jahr wartet Ihr Team seit drei Spielen auf einen Dreier. Warum läuft es momentan nicht wie gewünscht?

Piossek: Obwohl wir mit dem 1:0 gegen Aufsteiger 1. FC Saarbrücken sehr gut ins neue Jahr gestartet waren, konnten wir die gezeigte Leistung beim 0:2 gegen Bayern München II nicht bestätigen. Beim 0:1 in Duisburg waren wir optisch überlegen, haben die Partie aber durch eine Standardsituation verloren. Gegen die Münchner Löwen haben wir es zuletzt wieder ordentlich gemacht, gerade was das Spiel gegen den Ball betrifft. Von daher sehe ich uns wieder in einem Aufwärtstrend. Allerdings müssen wir noch an einigen Schrauben drehen, um noch torgefährlicher zu werden.

DFB.de: Vor dem 1:1 beim TSV 1860 München war der SV Meppen elfmal in Folge nach einem Rückstand auch als Verlierer vom Platz gegangen. Diesmal sprang gegen eine Spitzenmannschaft noch ein Remis heraus. Wie wichtig war das für den Kopf und die Moral?

Piossek: Das hat uns auf jeden Fall gezeigt, dass wir doch über Comeback-Qualitäten verfügen. Bis dahin waren wir in der Tat das einzige Team, das noch keinen Punkt nach einem Rückstand geholt hatte. Natürlich nagt das an einem, weil man sofort bei einem erneuten Rückstand in eine negative Grundstimmung gerät. Aber in München war das anders. Jeder hat daran geglaubt, dass wir die Wende schaffen können, und wir haben uns gegenseitig unterstützt. Der Punktgewinn in München sollte uns Mut machen für die kommenden Aufgaben. Wir müssen weiter an unsere Stärken glauben und dürfen uns nicht mehr von Rückständen umwerfen lassen. Es war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Ausgangslage im Kampf um den Klassenverbleib?

Piossek: Die Liga ist brutal eng. Wenn du eine Partie gewinnst, bist du Achter oder Neunter. Verlierst du zweimal in Folge, befindest du dich automatisch in der Gefahrenzone. Gegen die vermeintlich stärkeren Teams der Liga haben wir ganz gut gepunktet. Entscheidend werden jedoch die direkten Duelle gegen unsere Mitkonkurrenten sein. Gegen die Teams, mit denen wir uns auf Augenhöhe bewegen, müssen wir die Punkte holen.

DFB.de: Sie sind mit 272 Drittliga-Einsätzen mit einigem Abstand der erfahrenste Spieler beim SV Meppen. Worauf wird es ankommen, um die Saisonziele zu erreichen?

Piossek: Die Mannschaft muss, egal wie die weiteren Spiele in dieser Saison verlaufen, den Zusammenhalt beibehalten. Zugegeben: Als für uns nach den ersten acht Spielen lediglich sechs Punkte zu Buche standen, hatte ich mir Sorgen gemacht. Danach haben wir uns jedoch berappelt. Wenn wir es als Mannschaft schaffen, in jedem Spiel an die Grenze zu gehen und defensiv wenig zuzulassen, dann werden wir die nötigen Punkte für den Klassenverbleib holen. Der Zusammenhalt ist unsere Stärke.

DFB.de: Unterhachings Robert Müller ist neuer Rekordspieler in der 3. Liga, steht vor seinem 333. Einsatz. Sie sind drei Jahre jünger. Haben Sie die Bestmarke im Blick?

Piossek: Wenn ich gesund bleibe und noch drei, vier Jahre in der 3. Liga spiele, könnte ich es schaffen, ihn zu überholen. Das ist auf jeden Fall ein Ziel für mich. Bis dahin kann aber viel passieren. 2017 hatte ich mir zu meiner Zeit bei den Sportfreunden Lotte die Achillessehne gerissen, in der vergangenen Saison warf mich ein Adduktorenabriss zurück. Sonst wären noch einige Spiele mehr auf meinem Konto.

DFB.de: Nach dem 0:3 bei Tabellenführer Dynamo Dresden wurden Sie in den folgenden vier Spielen von Trainer Torsten Frings nicht für die Anfangsformation berücksichtigt, schmorten sogar jeweils 90 Minuten auf der Bank. Wie sind Sie mit dieser ungewohnten Zwangspause umgegangen?

Piossek: Um ganz ehrlich zu sein: Es war nicht leicht für mich, mit dieser Situation klarzukommen. Bis wir im November wegen zahlreicher Corona-Fälle in unserem Kader drei Wochen lang pausieren mussten, hatte ich alle Spiele absolviert. Danach entschied sich Torsten Frings für andere Spieler. Ich war schon enttäuscht darüber, habe aber im Training weiterhin alles gegeben, um wieder in die Startelf zu kommen. Ich habe versucht, meine Chance zu nutzen und Leistung zu bringen, wenn der Trainer mich benötigt. Das hat funktioniert. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft wieder auf dem Platz helfen kann.

DFB.de: Zu Beginn der Saison hatten Sie im zentralen Mittelfeld und davor eher auf der Außenbahn gespielt. Nun interpretieren Sie Ihre Aufgabe defensiver. Wie kam es dazu?

Piossek: Meine Rolle in der Vergangenheit war meistens entweder auf der rechten oder linken offensiven Außenposition. Bei Preußen Münster wurde ich auf die Zehnerposition "umgeschult" und habe dort auch jahrelang gespielt. Das war auch beim SV Meppen unter Trainer Christian Neidhart und Torsten Frings so. Meine jetzige Rolle im defensiven Mittelfeld ist eigentlich aus der Not heraus geboren, weil Thilo Leugers im Oktober wegen einer Rotsperre aussetzen musste. Seitdem spiele ich auf der Doppel-Sechs. Ich fühle mich auf dieser Position sehr wohl, komme viel in die Zweikämpfe und weiß als ehemaliger Offensivspieler ganz gut, welche Gedanken mein Gegenüber hat.

DFB.de: Der SV Meppen ist bereits Ihre siebte Station in der 3. Liga. Was zeichnet die Emsländer besonders aus?

Piossek: Der Verein ist sehr familiär geführt. Jeder ist für jeden da und es gibt kurze Wege. Nur ein Beispiel: Während unserer Corona-Zwangspause haben Mitarbeiter der Geschäftsstelle für uns eingekauft und die Sachen vor die Tür gestellt. Der Zusammenhalt ist in Meppen schon besonders und zeichnet den Verein auch aus.

DFB.de: Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Piossek: Ich möchte so viele Spiele wie möglich bestreiten und mit dem SV Meppen den Klassenverbleib schaffen. Im Sommer läuft mein Vertrag aus. Gespräche über eine mögliche weitere Zusammenarbeit gab es noch nicht. Ich bin jedoch, was meine Vertragssituation betrifft, sehr entspannt und versuche, im Training und in den Spielen meine Leistung zu bringen. Der SV Meppen ist auf jeden Fall mein erster Ansprechpartner und ich würde mich freuen, wenn es für mich dort weitergeht.

DFB.de: Am heutigen Samstag geht es mit dem Gastspiel beim Aufsteiger SC Verl weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Piossek: Ein Blick auf die Tabelle genügt. Man kann jetzt nicht mehr sagen, dass der SC Verl von der Aufstiegseuphorie getragen wird. Wir treffen fußballerisch auf eines der besten Teams in dieser Liga. Die Verler bleiben ihrem Spielstil treu, lassen sich auch von Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen. Auf uns wartet eine schwere Aufgabe.

[mspw]

Marcus Piossek, Mittelfeldspieler des SV Meppen, hat einen Rekord bereits sicher. Bei seinen sieben Stationen in der 3. Liga traf der 31-Jährige in inzwischen elf Spielzeiten immer für seinen jeweiligen Verein. Das schaffte sonst niemand. Mit insgesamt 272 Einsätzen gehört Piossek auch zur Top 10 der Rekordspieler. Im DFB.de-Interview spricht er mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine Ziele.

DFB.de: Durch die Absage der Partie gegen den KFC Uerdingen 05 ist der SV Meppen in dieser Englischen Woche nicht im Einsatz. Hätten Sie lieber gespielt oder nutzen Sie die Zeit, um die Akkus wieder aufzuladen, Herr Piossek?

Marcus Piossek: Grundsätzlich hätten wir nach dem Punktgewinn beim TSV 1860 München gerne gegen Uerdingen gespielt. Andererseits haben wir durch die Absage auch etwas mehr Regenerationszeit, weil wir mit dem Bus nach München und zurück mit dem Flieger unterwegs waren. Ich denke, die Pause tut uns ganz gut, um uns auf die nächste Partie gegen den SC Verl vorzubereiten.

DFB.de: Wobei können Sie denn gut abschalten?

Piossek: Das funktioniert am besten, wenn ich mit meiner französischen Bulldogge Jay in den Wald gehe und frische Luft schnappe. Dabei kann ich mich am besten entspannen.

DFB.de: Im Dezember hatte der SV Meppen aus sechs Spielen zehn von möglichen 18 Punkten geholt. Im neuen Jahr wartet Ihr Team seit drei Spielen auf einen Dreier. Warum läuft es momentan nicht wie gewünscht?

Piossek: Obwohl wir mit dem 1:0 gegen Aufsteiger 1. FC Saarbrücken sehr gut ins neue Jahr gestartet waren, konnten wir die gezeigte Leistung beim 0:2 gegen Bayern München II nicht bestätigen. Beim 0:1 in Duisburg waren wir optisch überlegen, haben die Partie aber durch eine Standardsituation verloren. Gegen die Münchner Löwen haben wir es zuletzt wieder ordentlich gemacht, gerade was das Spiel gegen den Ball betrifft. Von daher sehe ich uns wieder in einem Aufwärtstrend. Allerdings müssen wir noch an einigen Schrauben drehen, um noch torgefährlicher zu werden.

DFB.de: Vor dem 1:1 beim TSV 1860 München war der SV Meppen elfmal in Folge nach einem Rückstand auch als Verlierer vom Platz gegangen. Diesmal sprang gegen eine Spitzenmannschaft noch ein Remis heraus. Wie wichtig war das für den Kopf und die Moral?

Piossek: Das hat uns auf jeden Fall gezeigt, dass wir doch über Comeback-Qualitäten verfügen. Bis dahin waren wir in der Tat das einzige Team, das noch keinen Punkt nach einem Rückstand geholt hatte. Natürlich nagt das an einem, weil man sofort bei einem erneuten Rückstand in eine negative Grundstimmung gerät. Aber in München war das anders. Jeder hat daran geglaubt, dass wir die Wende schaffen können, und wir haben uns gegenseitig unterstützt. Der Punktgewinn in München sollte uns Mut machen für die kommenden Aufgaben. Wir müssen weiter an unsere Stärken glauben und dürfen uns nicht mehr von Rückständen umwerfen lassen. Es war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Ausgangslage im Kampf um den Klassenverbleib?

Piossek: Die Liga ist brutal eng. Wenn du eine Partie gewinnst, bist du Achter oder Neunter. Verlierst du zweimal in Folge, befindest du dich automatisch in der Gefahrenzone. Gegen die vermeintlich stärkeren Teams der Liga haben wir ganz gut gepunktet. Entscheidend werden jedoch die direkten Duelle gegen unsere Mitkonkurrenten sein. Gegen die Teams, mit denen wir uns auf Augenhöhe bewegen, müssen wir die Punkte holen.

DFB.de: Sie sind mit 272 Drittliga-Einsätzen mit einigem Abstand der erfahrenste Spieler beim SV Meppen. Worauf wird es ankommen, um die Saisonziele zu erreichen?

Piossek: Die Mannschaft muss, egal wie die weiteren Spiele in dieser Saison verlaufen, den Zusammenhalt beibehalten. Zugegeben: Als für uns nach den ersten acht Spielen lediglich sechs Punkte zu Buche standen, hatte ich mir Sorgen gemacht. Danach haben wir uns jedoch berappelt. Wenn wir es als Mannschaft schaffen, in jedem Spiel an die Grenze zu gehen und defensiv wenig zuzulassen, dann werden wir die nötigen Punkte für den Klassenverbleib holen. Der Zusammenhalt ist unsere Stärke.

DFB.de: Unterhachings Robert Müller ist neuer Rekordspieler in der 3. Liga, steht vor seinem 333. Einsatz. Sie sind drei Jahre jünger. Haben Sie die Bestmarke im Blick?

Piossek: Wenn ich gesund bleibe und noch drei, vier Jahre in der 3. Liga spiele, könnte ich es schaffen, ihn zu überholen. Das ist auf jeden Fall ein Ziel für mich. Bis dahin kann aber viel passieren. 2017 hatte ich mir zu meiner Zeit bei den Sportfreunden Lotte die Achillessehne gerissen, in der vergangenen Saison warf mich ein Adduktorenabriss zurück. Sonst wären noch einige Spiele mehr auf meinem Konto.

DFB.de: Nach dem 0:3 bei Tabellenführer Dynamo Dresden wurden Sie in den folgenden vier Spielen von Trainer Torsten Frings nicht für die Anfangsformation berücksichtigt, schmorten sogar jeweils 90 Minuten auf der Bank. Wie sind Sie mit dieser ungewohnten Zwangspause umgegangen?

Piossek: Um ganz ehrlich zu sein: Es war nicht leicht für mich, mit dieser Situation klarzukommen. Bis wir im November wegen zahlreicher Corona-Fälle in unserem Kader drei Wochen lang pausieren mussten, hatte ich alle Spiele absolviert. Danach entschied sich Torsten Frings für andere Spieler. Ich war schon enttäuscht darüber, habe aber im Training weiterhin alles gegeben, um wieder in die Startelf zu kommen. Ich habe versucht, meine Chance zu nutzen und Leistung zu bringen, wenn der Trainer mich benötigt. Das hat funktioniert. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft wieder auf dem Platz helfen kann.

DFB.de: Zu Beginn der Saison hatten Sie im zentralen Mittelfeld und davor eher auf der Außenbahn gespielt. Nun interpretieren Sie Ihre Aufgabe defensiver. Wie kam es dazu?

Piossek: Meine Rolle in der Vergangenheit war meistens entweder auf der rechten oder linken offensiven Außenposition. Bei Preußen Münster wurde ich auf die Zehnerposition "umgeschult" und habe dort auch jahrelang gespielt. Das war auch beim SV Meppen unter Trainer Christian Neidhart und Torsten Frings so. Meine jetzige Rolle im defensiven Mittelfeld ist eigentlich aus der Not heraus geboren, weil Thilo Leugers im Oktober wegen einer Rotsperre aussetzen musste. Seitdem spiele ich auf der Doppel-Sechs. Ich fühle mich auf dieser Position sehr wohl, komme viel in die Zweikämpfe und weiß als ehemaliger Offensivspieler ganz gut, welche Gedanken mein Gegenüber hat.

DFB.de: Der SV Meppen ist bereits Ihre siebte Station in der 3. Liga. Was zeichnet die Emsländer besonders aus?

Piossek: Der Verein ist sehr familiär geführt. Jeder ist für jeden da und es gibt kurze Wege. Nur ein Beispiel: Während unserer Corona-Zwangspause haben Mitarbeiter der Geschäftsstelle für uns eingekauft und die Sachen vor die Tür gestellt. Der Zusammenhalt ist in Meppen schon besonders und zeichnet den Verein auch aus.

DFB.de: Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Piossek: Ich möchte so viele Spiele wie möglich bestreiten und mit dem SV Meppen den Klassenverbleib schaffen. Im Sommer läuft mein Vertrag aus. Gespräche über eine mögliche weitere Zusammenarbeit gab es noch nicht. Ich bin jedoch, was meine Vertragssituation betrifft, sehr entspannt und versuche, im Training und in den Spielen meine Leistung zu bringen. Der SV Meppen ist auf jeden Fall mein erster Ansprechpartner und ich würde mich freuen, wenn es für mich dort weitergeht.

DFB.de: Am heutigen Samstag geht es mit dem Gastspiel beim Aufsteiger SC Verl weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Piossek: Ein Blick auf die Tabelle genügt. Man kann jetzt nicht mehr sagen, dass der SC Verl von der Aufstiegseuphorie getragen wird. Wir treffen fußballerisch auf eines der besten Teams in dieser Liga. Die Verler bleiben ihrem Spielstil treu, lassen sich auch von Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen. Auf uns wartet eine schwere Aufgabe.

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