Peer Kluge: "Ich bin kein Lautsprecher"

Vor gut drei Jahren stand Peer Kluge noch in der Champions League auf dem Platz, spielte im Trikot von Schalke 04 gegen Weltstars wie Wayne Rooney und Ryan Giggs. Nun hat der Mittelfeldspieler den Schritt in die 3. Liga zu Absteiger Arminia Bielefeld gemacht. In der Mannschaft von Trainer Norbert Meier dürfte der 33-Jährige gesetzt sein.

Eine Situation, die bei seinem letzten Verein Hertha BSC nicht mehr gegeben war. Im Winter wurde er gemeinsam mit seinem Mannschaftskameraden Maik Franz in die zweite Mannschaft versetzt, um in der Regionalliga Nordost auszuhelfen. Die beiden Aussortierten wollten daraufhin gerichtlich durchsetzen, wieder am Profitraining teilnehmen zu dürfen. Nachdem das Arbeitsgericht Berlin zunächst den Antrag von Kluge abwies, einigten sich Verein und Spieler außergerichtlich auf ein vorzeitige Vertragsende. Auf der Alm möchte er nun wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Peer Kluge über den Schritt nach Bielefeld, über seinen Trainer Norbert Meier und über seine neue Rolle als Führungsspieler.

DFB.de: Herr Kluge, warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Bielefeld entschieden?

Kluge: Die Gespräche mit dem Manager und dem Trainer, die mir die Perspektive und die Ziele aufgezeigt haben, waren sehr positiv. Nach dem letzten halben Jahr in Berlin habe ich eine neue Herausforderung gesucht, um wieder Fußball spielen zu können.

DFB.de: Wie würden Sie die Perspektive der Arminia denn beschreiben?

Kluge: Wir wollen in der bevorstehenden Saison eine gute Rolle spielen. Wenn alle fit sind, sind wir in allen Mannschaftsteilen gut besetzt. Natürlich ist die Liga sehr schwierig. Aufgrund der abgestiegenen Vereine Energie Cottbus, Dynamo Dresen und uns hat die 3. Liga an Attraktivität gewonnen. Es wird für niemanden einfach. Aber wir wollen natürlich erfolgreich sein.

DFB.de: Wer sind die Favoriten auf den Aufstieg?

Kluge: Es gibt viele Mannschaften, die eine Chance auf den Aufstieg haben. Die Absteiger aus der 2. Liga gehören sicherlich dazu. Aber vor einer Saison ist das immer schwierig abzuschätzen.

DFB.de: Haben Sie die 3. Liga als Bundesligaprofi eigentlich verfolgt?

Kluge: Ich habe die 3. Liga immer sehr verfolgt. Nicht zuletzt weil der Chemnitzer FC, wo ich in der Jugend gespielt habe und später Profi wurde, in der 3. Liga spielt. Überhaupt sind viele Ostvereine hier vertreten.

DFB.de: Sie haben 220 Spiele in der Bundesliga gemacht, standen siebenmal sogar in der Champions League auf dem Platz. Jetzt mal ehrlich: Kostete es Sie keine Überwindung, den Schritt in die Drittklassigkeit zu machen?

Kluge: Ich wollte einfach Fußball spielen. Von daher habe ich mich schnell mit der 3. Liga angefreundet. Die Entscheidung für Bielefeld fiel sehr schnell.

DFB.de: Haben Sie die Relegationsspiele gegen Darmstadt verfolgt? Standen Sie damals schon mit der Arminia im Kontakt?

Kluge: Der Kontakt kam erst später. Aber natürlich habe ich die Spiele verfolgt. Schließlich bin ich sehr fußballinteressiert. Nach dem ersten Spiel (Bielfeld gewann 3:1 in Darmstadt, Anm.d.Red.) dachte ich, man müsse sich das Rückspiel gar nicht mehr anschauen. Die Sache schien entschieden zu sein. Ich habe es mir dennoch angesehen und war vom Ausgang sehr überrascht.

DFB.de: Nach dem Abstieg war aufgrund der finanziellen Situation sogar die Lizenz in Gefahr.

Kluge: Richtig. Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits der Kontakt zum Verein. Meinen Vertrag unterschrieben habe ich natürlich erst, als die Zukunft des Vereins gesichert war.

DFB.de: Für die Fans von Bielefeld ist es eine große Enttäuschung, nach einem Jahr 2. Liga wieder zurück in die Drittklassigkeit zu müssen. Wie nehmen Sie die Stimmung im Umfeld wahr?

Kluge: Eigentlich sehr positiv. Es herrscht eine Aufbruchstimmung.

DFB.de: Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Trainer Norbert Meier?

Kluge: Der erste Eindruck ist top. Er hat sehr klare Vorstellungen, wie eine Mannschaft zu führen ist. Die Trainingseinheiten sind sehr dynamisch, er kann auch einmal dazwischen hauen. Aber er hat auch immer mal einen lockeren Spruch drauf.

DFB.de: Er sieht Sie als Führungsspieler auf dem Platz. Liegt Ihnen diese Rolle?

Kluge: Ich bin kein Lautsprecher, der auf dem Platz herumschreit. Aber ich versuche, meine Erfahrungen auf dem Platz einzubringen. Aber letztendlich bin ich nicht der einzige Spieler mit Erfahrungen. So etwas muss auf mehrere Schultern verteilt werden.

DFB.de: Sie haben bereits an einigen Trainingseinheiten mitgemischt. Welche fußballerischen Unterschiede sind Ihnen im Vergleich zur Bundesliga aufgefallen?

Kluge: Im Training gibt es keine großen Unterschiede. Auch hier wird professionell gearbeitet.

DFB.de: Aber das Umfeld dürfte anders sein als bei Ihren letzten Stationen Hertha BSC und Schalke 04.

Kluge: Natürlich ist das Interesse am Verein dort größer gewesen. Die Medienaufmerksamkeit ist eine ganz andere.

DFB.de: Man könnte also sagen, bei Schalke standen bei jedem Training zehn Journalisten am Spielfeldrand, in Bielefeld ist es vielleicht einer.

Kluge: Das ist leicht übertrieben, aber ungefähr schon richtig. Auf Schalke lag natürlich ein ganz großer Fokus. In diesem Punkt ist der Unterschied zwischen Bundesliga und 3. Liga natürlich spürbar.

DFB: Sie sind einmal mit dem 1. FC Nürnberg und einmal mit Hertha BSC Berlin aufgestiegen. Welche Eigenschaften sind wichtig, damit ein Aufstieg gelingt?

Kluge: Wichtig ist immer, einen guten Start in die Saison zu haben. Dadurch entfacht man eine kleine Euphorie, die im weiteren Verlaufe der Saison sehr hilfreich ist. Letztendlich waren die beiden Aufstiege komplett unterschiedliche Erlebnisse. Mit Berlin hatten wir den Aufstieg relativ schnell perfekt gemacht. Mit Nürnberg war es ein Last-Minute-Aufstieg über die Relegation.

DFB.de: Relegationsspiele könnte es auch mit Bielefeld geben. Wie ist Ihre allgemeine Meinung zu diesen Spielen?

Kluge: Wenn eine Mannschaft in der Saison 60 Punkte holt und dann in der Relegation gegen eine Mannschaft scheitert, die eigentlich sportlich schon abgestiegen ist, finde ich das nicht ganz gerecht. Andererseits aber sind diese Spiele für die Zuschauer sehr spannend. Es hat eben seine zwei Seiten.

DFB.de: Noch einmal zurück zu Ihrer letzten Station Hertha BSC Berlin: Bleibt ein übler Nachgeschmack, weil Sie das letzte halbe Jahr in die zweite Mannschaft versetzt wurden?

Kluge: Letztendlich war es eine schöne Zeit. Es fiel mir nicht einfach, Berlin zu verlassen, weil ich mich dort sehr wohlgefühlt habe. Ich bin immer gerne zum Training gefahren. Und wir haben das Ziel erreicht, für das ich im Sommer 2012 geholt wurde: Die Rückkehr in die Bundesliga.

DFB.de: Trotzdem dürfte Ihnen die Versetzung in die zweite Mannschaft nicht gefallen haben. Sie haben sich sogar rechtlich dagegen zur Wehr gesetzt.

Kluge: Ich möchte jetzt nicht mehr zurückschauen. Ich habe diese Erfahrungen machen dürfen - oder besser gesagt machen müssen. Aber das ist Vergangenheit. Ich möchte dazu nichts mehr sagen.

DFB.de: Sie hätten Berlin schon früher verlassen können. Bereits in der Winterpause soll es Angebote gegeben haben. Warum haben Sie bis Sommer mit Ihrem Weggang gewartet? Schließlich hatten Sie in der Hinrunde nur zwei Kurzeinsätze.

Kluge: Das ist richtig. Trotzdem habe ich mich in Berlin und innerhalb der Mannschaft sehr wohlgefühlt. Ein Wechsel kam für mich im Winter einfach noch nicht in Frage.

DFB.de: Wünschen Sie sich, irgendwann noch einmal eine Chance in der Bundesliga zu bekommen?

Kluge: Soweit denke ich jetzt nicht. Ich habe für zwei Jahre unterschrieben und möchte erfolgreich sein.

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Vor gut drei Jahren stand Peer Kluge noch in der Champions League auf dem Platz, spielte im Trikot von Schalke 04 gegen Weltstars wie Wayne Rooney und Ryan Giggs. Nun hat der Mittelfeldspieler den Schritt in die 3. Liga zu Absteiger Arminia Bielefeld gemacht. In der Mannschaft von Trainer Norbert Meier dürfte der 33-Jährige gesetzt sein.

Eine Situation, die bei seinem letzten Verein Hertha BSC nicht mehr gegeben war. Im Winter wurde er gemeinsam mit seinem Mannschaftskameraden Maik Franz in die zweite Mannschaft versetzt, um in der Regionalliga Nordost auszuhelfen. Die beiden Aussortierten wollten daraufhin gerichtlich durchsetzen, wieder am Profitraining teilnehmen zu dürfen. Nachdem das Arbeitsgericht Berlin zunächst den Antrag von Kluge abwies, einigten sich Verein und Spieler außergerichtlich auf ein vorzeitige Vertragsende. Auf der Alm möchte er nun wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Peer Kluge über den Schritt nach Bielefeld, über seinen Trainer Norbert Meier und über seine neue Rolle als Führungsspieler.

DFB.de: Herr Kluge, warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Bielefeld entschieden?

Kluge: Die Gespräche mit dem Manager und dem Trainer, die mir die Perspektive und die Ziele aufgezeigt haben, waren sehr positiv. Nach dem letzten halben Jahr in Berlin habe ich eine neue Herausforderung gesucht, um wieder Fußball spielen zu können.

DFB.de: Wie würden Sie die Perspektive der Arminia denn beschreiben?

Kluge: Wir wollen in der bevorstehenden Saison eine gute Rolle spielen. Wenn alle fit sind, sind wir in allen Mannschaftsteilen gut besetzt. Natürlich ist die Liga sehr schwierig. Aufgrund der abgestiegenen Vereine Energie Cottbus, Dynamo Dresen und uns hat die 3. Liga an Attraktivität gewonnen. Es wird für niemanden einfach. Aber wir wollen natürlich erfolgreich sein.

DFB.de: Wer sind die Favoriten auf den Aufstieg?

Kluge: Es gibt viele Mannschaften, die eine Chance auf den Aufstieg haben. Die Absteiger aus der 2. Liga gehören sicherlich dazu. Aber vor einer Saison ist das immer schwierig abzuschätzen.

DFB.de: Haben Sie die 3. Liga als Bundesligaprofi eigentlich verfolgt?

Kluge: Ich habe die 3. Liga immer sehr verfolgt. Nicht zuletzt weil der Chemnitzer FC, wo ich in der Jugend gespielt habe und später Profi wurde, in der 3. Liga spielt. Überhaupt sind viele Ostvereine hier vertreten.

DFB.de: Sie haben 220 Spiele in der Bundesliga gemacht, standen siebenmal sogar in der Champions League auf dem Platz. Jetzt mal ehrlich: Kostete es Sie keine Überwindung, den Schritt in die Drittklassigkeit zu machen?

Kluge: Ich wollte einfach Fußball spielen. Von daher habe ich mich schnell mit der 3. Liga angefreundet. Die Entscheidung für Bielefeld fiel sehr schnell.

DFB.de: Haben Sie die Relegationsspiele gegen Darmstadt verfolgt? Standen Sie damals schon mit der Arminia im Kontakt?

Kluge: Der Kontakt kam erst später. Aber natürlich habe ich die Spiele verfolgt. Schließlich bin ich sehr fußballinteressiert. Nach dem ersten Spiel (Bielfeld gewann 3:1 in Darmstadt, Anm.d.Red.) dachte ich, man müsse sich das Rückspiel gar nicht mehr anschauen. Die Sache schien entschieden zu sein. Ich habe es mir dennoch angesehen und war vom Ausgang sehr überrascht.

DFB.de: Nach dem Abstieg war aufgrund der finanziellen Situation sogar die Lizenz in Gefahr.

Kluge: Richtig. Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits der Kontakt zum Verein. Meinen Vertrag unterschrieben habe ich natürlich erst, als die Zukunft des Vereins gesichert war.

DFB.de: Für die Fans von Bielefeld ist es eine große Enttäuschung, nach einem Jahr 2. Liga wieder zurück in die Drittklassigkeit zu müssen. Wie nehmen Sie die Stimmung im Umfeld wahr?

Kluge: Eigentlich sehr positiv. Es herrscht eine Aufbruchstimmung.

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DFB.de: Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Trainer Norbert Meier?

Kluge: Der erste Eindruck ist top. Er hat sehr klare Vorstellungen, wie eine Mannschaft zu führen ist. Die Trainingseinheiten sind sehr dynamisch, er kann auch einmal dazwischen hauen. Aber er hat auch immer mal einen lockeren Spruch drauf.

DFB.de: Er sieht Sie als Führungsspieler auf dem Platz. Liegt Ihnen diese Rolle?

Kluge: Ich bin kein Lautsprecher, der auf dem Platz herumschreit. Aber ich versuche, meine Erfahrungen auf dem Platz einzubringen. Aber letztendlich bin ich nicht der einzige Spieler mit Erfahrungen. So etwas muss auf mehrere Schultern verteilt werden.

DFB.de: Sie haben bereits an einigen Trainingseinheiten mitgemischt. Welche fußballerischen Unterschiede sind Ihnen im Vergleich zur Bundesliga aufgefallen?

Kluge: Im Training gibt es keine großen Unterschiede. Auch hier wird professionell gearbeitet.

DFB.de: Aber das Umfeld dürfte anders sein als bei Ihren letzten Stationen Hertha BSC und Schalke 04.

Kluge: Natürlich ist das Interesse am Verein dort größer gewesen. Die Medienaufmerksamkeit ist eine ganz andere.

DFB.de: Man könnte also sagen, bei Schalke standen bei jedem Training zehn Journalisten am Spielfeldrand, in Bielefeld ist es vielleicht einer.

Kluge: Das ist leicht übertrieben, aber ungefähr schon richtig. Auf Schalke lag natürlich ein ganz großer Fokus. In diesem Punkt ist der Unterschied zwischen Bundesliga und 3. Liga natürlich spürbar.

DFB: Sie sind einmal mit dem 1. FC Nürnberg und einmal mit Hertha BSC Berlin aufgestiegen. Welche Eigenschaften sind wichtig, damit ein Aufstieg gelingt?

Kluge: Wichtig ist immer, einen guten Start in die Saison zu haben. Dadurch entfacht man eine kleine Euphorie, die im weiteren Verlaufe der Saison sehr hilfreich ist. Letztendlich waren die beiden Aufstiege komplett unterschiedliche Erlebnisse. Mit Berlin hatten wir den Aufstieg relativ schnell perfekt gemacht. Mit Nürnberg war es ein Last-Minute-Aufstieg über die Relegation.

DFB.de: Relegationsspiele könnte es auch mit Bielefeld geben. Wie ist Ihre allgemeine Meinung zu diesen Spielen?

Kluge: Wenn eine Mannschaft in der Saison 60 Punkte holt und dann in der Relegation gegen eine Mannschaft scheitert, die eigentlich sportlich schon abgestiegen ist, finde ich das nicht ganz gerecht. Andererseits aber sind diese Spiele für die Zuschauer sehr spannend. Es hat eben seine zwei Seiten.

DFB.de: Noch einmal zurück zu Ihrer letzten Station Hertha BSC Berlin: Bleibt ein übler Nachgeschmack, weil Sie das letzte halbe Jahr in die zweite Mannschaft versetzt wurden?

Kluge: Letztendlich war es eine schöne Zeit. Es fiel mir nicht einfach, Berlin zu verlassen, weil ich mich dort sehr wohlgefühlt habe. Ich bin immer gerne zum Training gefahren. Und wir haben das Ziel erreicht, für das ich im Sommer 2012 geholt wurde: Die Rückkehr in die Bundesliga.

DFB.de: Trotzdem dürfte Ihnen die Versetzung in die zweite Mannschaft nicht gefallen haben. Sie haben sich sogar rechtlich dagegen zur Wehr gesetzt.

Kluge: Ich möchte jetzt nicht mehr zurückschauen. Ich habe diese Erfahrungen machen dürfen - oder besser gesagt machen müssen. Aber das ist Vergangenheit. Ich möchte dazu nichts mehr sagen.

DFB.de: Sie hätten Berlin schon früher verlassen können. Bereits in der Winterpause soll es Angebote gegeben haben. Warum haben Sie bis Sommer mit Ihrem Weggang gewartet? Schließlich hatten Sie in der Hinrunde nur zwei Kurzeinsätze.

Kluge: Das ist richtig. Trotzdem habe ich mich in Berlin und innerhalb der Mannschaft sehr wohlgefühlt. Ein Wechsel kam für mich im Winter einfach noch nicht in Frage.

DFB.de: Wünschen Sie sich, irgendwann noch einmal eine Chance in der Bundesliga zu bekommen?

Kluge: Soweit denke ich jetzt nicht. Ich habe für zwei Jahre unterschrieben und möchte erfolgreich sein.