Patrick Platins: Kalle Riedle ebnete ihm den Weg

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Arminia Bielefelds Torwart Patrick Platins.

Auch wenn er nicht richtig dabei war: Patrick Platins darf sich Deutscher Meister nennen. In der Saison 2008/2009 war er die Nummer drei im Wolfsburger Tor, als der VfL überraschend den Titel holte. Vielleicht darf sich Platins nächsten Sommer auch Zweitligaaufsteiger nennen. Diesmal als Nummer eins.

Sein Klub Arminia Bielefeld steht vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer VfL Osnabrück am Samstag (ab 14 Uhr, live im NDR) auf Platz drei in der 3. Liga. Platins erlebt nach vielen Rückschlägen vielleicht seine schönste Zeit als Fußballprofi. Er ist Stammkraft, anerkannt, bringt konstant Leistung - und er fühlt sich wohl in Bielefeld. "Gute Stadt, gute Fans, gute Voraussetzungen", fasst der 29-Jährige zusammen.

2006 im EM-Kader der U 21-Nationalmannschaft

Angefangen hat Patrick Platins mal als Spielmacher. Ein echter Zehner war er, der Junge aus Immenstadt im Allgäu. "Aber als Feldspieler hätte es nicht zum Profi gereicht", sagt er. Torwart wurde er erst als B-Jugendlicher - durch Weltmeister Karl-Heinz Riedle.

Platins besuchte damals die Fußball-Ferienschule des ehemaligen Nationalspielers. Weil ein Torwart fehlte und er die alten Handschuhe dabei hatte, die ihm sein Onkel für den Bolzplatz geschenkt hatte, ging Platins zwischen die Pfosten und zeigte auf Anhieb Talent. Er schaffte den Sprung in Riedles Förderkader und wechselte zu RW Weiler, einem Verein, der mit Riedles Fußballschule kooperierte.

Dann ging alles ganz schnell. In der A-Jugend folgte der Wechsel zum VfL Wolfsburg, die Berufung in die Niedersachsenauswahl und Nominierung für die U 19-Nationalmannschaft unter Ulli Stielike. 2006 stand Platins bei der EM in Portugal sogar im Kader der U 21.

Die Gesichter der 3. Liga

"Immer wenn ich dran war, habe ich mich verletzt"

Für die Bundesliga reichte es trotzdem nicht. Der junge Torhüter hatte mit Claus Reitmaier und Simon Jentzsch starke Konkurrenz, und er hatte einen Körper, der nicht immer mitspielte. "Immer wenn ich dran war", erzählt er, "habe ich mich verletzt." Der erste schwere Rückschlag war eine rätselhafte Arterienverletzung, die ihn in der Saison 2004/2005 sieben Monate außer Gefecht setzte.

Später, als ihn Trainer Klaus Augenthaler gerade zur festen Nummer zwei ernannt hatte, brach sich Platins bei einem Badeunfall einen Halswirbel. Die Folge: ein halbes Jahr Pause, wieder hinten anstellen. "Aufgeben kam für mich aber nie in Frage", betont er. "Ich bin ein Kämpfer."

Es ist nicht so, dass Platins die Zeit in Wolfsburg negativ beurteilt. Er spielte in einem gut geführten Verein und feierte mit der U 23 zwei Aufstiege. "Im Nachhinein frage ich mich aber, ob ich nicht zu lange in Wolfsburg war und nicht früher den Sprung hätte wagen sollen", sagt er. In der Meistersaison wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Felix Magath hatte im Winter signalisiert, dass der Vertrag mit Platins nicht verlängert wird. Nach neun Jahren - kurz unterbrochen von einer Ausleihe zum FC Augsburg - war Schluss in Niedersachsen.

Sieben Monate Arbeitslosigkeit

Was folgte, waren sieben Monate Arbeitslosigkeit. Es gab Kontakte, Probetrainings, Verhandlungen - alles zerschlug sich. Bei Rot-Weiß Oberhausen hatte Platins bereits den Medizincheck erfolgreich absolviert und wartete im Hotel auf die Vertragsunterzeichnung, als der Anruf mit der Nachricht kam, dass der Verein doch von der Verpflichtung absehen wollte.

Der Torwart legte sich Plan B zurecht, den Plan ohne Profifußball. Er bewarb sich bei Red Bull für einen Außendienstjob. "Ich hatte mir vorher eine Frist gesetzt, wollte nicht länger vom Amt leben", erzählt er. Dann kam die Arminia. An dem Tag, als Platins zum Vorstellungsgespräch bei Red Bull nach Hamburg kommen sollte, unterschrieb er in Bielefeld.

"Ich will zurück in die 2. Bundesliga"

Fast drei Jahre später blickt er zufrieden zurück, auch wenn er nicht immer Stammspieler war und den Abstieg aus der 2. Bundesliga miterlebt hat. "Ich genieße die Zeit in vollen Zügen", sagt Platins. Die Schlagzeilen gehören meist Torjäger Fabian Klos, doch die Bielefelder haben sich auch dank ihres Rückhalts im eigenen Kasten zum Aufstiegskandidaten gemausert. "Ich bin froh, wenn die Mannschaft sieht, dass sie sich auf mich verlassen kann", so Platins.

Keine Frage, wohin sein Blick geht. "Ich will zurück in die 2. Bundesliga, dieses Ziel habe ich mir noch mal gesteckt." Sieben Zweitligaspiele stehen in seiner Vita. Ab Sommer sollen es ein paar mehr werden - wenn es schon bei einer Deutschen Meisterschaft bleibt.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Arminia Bielefelds Torwart Patrick Platins.

Auch wenn er nicht richtig dabei war: Patrick Platins darf sich Deutscher Meister nennen. In der Saison 2008/2009 war er die Nummer drei im Wolfsburger Tor, als der VfL überraschend den Titel holte. Vielleicht darf sich Platins nächsten Sommer auch Zweitligaaufsteiger nennen. Diesmal als Nummer eins.

Sein Klub Arminia Bielefeld steht vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer VfL Osnabrück am Samstag (ab 14 Uhr, live im NDR) auf Platz drei in der 3. Liga. Platins erlebt nach vielen Rückschlägen vielleicht seine schönste Zeit als Fußballprofi. Er ist Stammkraft, anerkannt, bringt konstant Leistung - und er fühlt sich wohl in Bielefeld. "Gute Stadt, gute Fans, gute Voraussetzungen", fasst der 29-Jährige zusammen.

2006 im EM-Kader der U 21-Nationalmannschaft

Angefangen hat Patrick Platins mal als Spielmacher. Ein echter Zehner war er, der Junge aus Immenstadt im Allgäu. "Aber als Feldspieler hätte es nicht zum Profi gereicht", sagt er. Torwart wurde er erst als B-Jugendlicher - durch Weltmeister Karl-Heinz Riedle.

Platins besuchte damals die Fußball-Ferienschule des ehemaligen Nationalspielers. Weil ein Torwart fehlte und er die alten Handschuhe dabei hatte, die ihm sein Onkel für den Bolzplatz geschenkt hatte, ging Platins zwischen die Pfosten und zeigte auf Anhieb Talent. Er schaffte den Sprung in Riedles Förderkader und wechselte zu RW Weiler, einem Verein, der mit Riedles Fußballschule kooperierte.

Dann ging alles ganz schnell. In der A-Jugend folgte der Wechsel zum VfL Wolfsburg, die Berufung in die Niedersachsenauswahl und Nominierung für die U 19-Nationalmannschaft unter Ulli Stielike. 2006 stand Platins bei der EM in Portugal sogar im Kader der U 21.

Die Gesichter der 3. Liga

"Immer wenn ich dran war, habe ich mich verletzt"

Für die Bundesliga reichte es trotzdem nicht. Der junge Torhüter hatte mit Claus Reitmaier und Simon Jentzsch starke Konkurrenz, und er hatte einen Körper, der nicht immer mitspielte. "Immer wenn ich dran war", erzählt er, "habe ich mich verletzt." Der erste schwere Rückschlag war eine rätselhafte Arterienverletzung, die ihn in der Saison 2004/2005 sieben Monate außer Gefecht setzte.

Später, als ihn Trainer Klaus Augenthaler gerade zur festen Nummer zwei ernannt hatte, brach sich Platins bei einem Badeunfall einen Halswirbel. Die Folge: ein halbes Jahr Pause, wieder hinten anstellen. "Aufgeben kam für mich aber nie in Frage", betont er. "Ich bin ein Kämpfer."

Es ist nicht so, dass Platins die Zeit in Wolfsburg negativ beurteilt. Er spielte in einem gut geführten Verein und feierte mit der U 23 zwei Aufstiege. "Im Nachhinein frage ich mich aber, ob ich nicht zu lange in Wolfsburg war und nicht früher den Sprung hätte wagen sollen", sagt er. In der Meistersaison wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Felix Magath hatte im Winter signalisiert, dass der Vertrag mit Platins nicht verlängert wird. Nach neun Jahren - kurz unterbrochen von einer Ausleihe zum FC Augsburg - war Schluss in Niedersachsen.

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Sieben Monate Arbeitslosigkeit

Was folgte, waren sieben Monate Arbeitslosigkeit. Es gab Kontakte, Probetrainings, Verhandlungen - alles zerschlug sich. Bei Rot-Weiß Oberhausen hatte Platins bereits den Medizincheck erfolgreich absolviert und wartete im Hotel auf die Vertragsunterzeichnung, als der Anruf mit der Nachricht kam, dass der Verein doch von der Verpflichtung absehen wollte.

Der Torwart legte sich Plan B zurecht, den Plan ohne Profifußball. Er bewarb sich bei Red Bull für einen Außendienstjob. "Ich hatte mir vorher eine Frist gesetzt, wollte nicht länger vom Amt leben", erzählt er. Dann kam die Arminia. An dem Tag, als Platins zum Vorstellungsgespräch bei Red Bull nach Hamburg kommen sollte, unterschrieb er in Bielefeld.

"Ich will zurück in die 2. Bundesliga"

Fast drei Jahre später blickt er zufrieden zurück, auch wenn er nicht immer Stammspieler war und den Abstieg aus der 2. Bundesliga miterlebt hat. "Ich genieße die Zeit in vollen Zügen", sagt Platins. Die Schlagzeilen gehören meist Torjäger Fabian Klos, doch die Bielefelder haben sich auch dank ihres Rückhalts im eigenen Kasten zum Aufstiegskandidaten gemausert. "Ich bin froh, wenn die Mannschaft sieht, dass sie sich auf mich verlassen kann", so Platins.

Keine Frage, wohin sein Blick geht. "Ich will zurück in die 2. Bundesliga, dieses Ziel habe ich mir noch mal gesteckt." Sieben Zweitligaspiele stehen in seiner Vita. Ab Sommer sollen es ein paar mehr werden - wenn es schon bei einer Deutschen Meisterschaft bleibt.