Pannewitz nach Comeback: "Ich hatte nicht den richtigen Umgang"

DFB.de: Danach sind Sie zum VfL Wolfsburg gewechselt. Felix Magath wollte Sie wieder richtig fit machen. Letztendlich kamen Sie in der Bundesliga nie zum Einsatz. Wie bewerten Sie diese Station rückblickend?

Pannewitz: Felix Magath ist natürlich ein Schleifer. Dadurch war die gesamte Mannschaft topfit – ich auch. Aber leider ging es dort nicht richtig voran. Ich wollte Fußball spielen, bekam aber keine Einsätze. Dann starb meine Mutter. Der Fußball wurde plötzlich zur Nebensache. Rückblickend hätte ich es wirklich einfacher haben können. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Ich hoffe jetzt einfach, dass ich noch fünf oder sechs Jahre Profi sein kann.

DFB.de: In den Jahren vor Ihrem Comeback waren Sie lediglich im Amateurfußball aktiv, haben zwischenzeitlich auch in der 6. Liga gespielt. Was haben Sie beruflich gemacht?

Pannewitz: Ich habe so ziemlich alles gemacht, habe mich von Job zu Job durchgeschlagen. Ich habe in einer Shisha-Bar gearbeitet, war Hausmeister oder habe Waschmaschinen und Möbel hochgetragen. Das war Knochenarbeit, teilweise zwölf Stunden am Tag. Ich habe meinen Sohn kaum noch gesehen. Wenn ich um 6 Uhr morgens das Haus verließ, schlief er noch. Wenn ich am Abend wiederkam, ging er ins Bett.

DFB.de: Wissen Sie nun das Leben als Fußballprofi umso mehr zu schätzen?

Pannewitz: Ja. Ich freue mich nun jeden Tag, um 10 Uhr zum Training gehen zu können, um 13 Uhr wieder zu Hause zu sein, das Mittagessen zu kochen und mich dann um meinen Sohn kümmern zu können. Viele Fußballprofis wissen dieses Leben vielleicht gar nicht ausreichend zu schätzen – ich jetzt schon.

DFB.de: Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie Ihr Comeback in Angriff genommen haben?

Pannewitz: Ich hatte mir einige Spiele von Carl Zeiss Jena angeguckt. Nach einer Niederlage meinte mein Kumpel und jetziger Mitspieler Timmy Thiele, mit einem Spieler wie mir damals hätten sie nicht verloren. Dann haben wir einen Pakt geschlossen: Ich nehme ab, und dafür vermittelt er mir ein Probetraining. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zumal ich auf meinen alten Job keine Lust mehr hatte. Mein Sohn war eine zusätzliche Motivation, mich nun zusammenzureißen.

DFB.de: Wie viele Kilogramm mussten Sie abnehmen?

Pannewitz: Ich habe innerhalb eines knappen Jahres 38 Kilogramm abgenommen. Ich habe mich gut ernährt und viel Sport gemacht. Dann kam das Probetraining, welches richtig gut lief. Ich hatte glücklicherweise nichts verlernt.

[oj]


Mit 18 Jahren galt Kevin Pannewitz als eines der größten Fußball-Talente Deutschlands. Schlagzeilen machte er jedoch hauptsächlich durch Undiszipliniertheiten und Übergewicht. Von Hansa Rostock ging es weiter zum VfL Wolfsburg. Ein Einsatz in der Bundesliga kam jedoch nicht zustande. Schlimmer noch: Seine Karriere galt als gescheitert. Pannewitz war in den folgenden Jahren nur noch Amateurfußballer, spielte teilweise in der sechsten Liga, wog mehr als 120 Kilogramm und hielt sich mit Übergangsjobs über Wasser. Doch das ist Vergangenheit: Am vergangenen Wochenende gab er für den FC Carl Zeiss Jena sein Comeback. Am Sonntag (14 Uhr) erhofft er sich den nächsten Einsatz gegen den Halleschen FC. Im DFB.de-Interview spricht der 26-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen darüber, wie es zum Comeback kam, welche Fehler er als junger Profi gemacht hat und warum er das Leben als Fußballprofi nun mehr denn je zu schätzen weiß.

DFB.de: Herr Pannewitz, wie fühlt es sich an, nach den vielen schwierigen Jahren wieder Fußballprofi zu sein?

Kevin Pannewitz: Es fühlt sich super an und hat richtig Spaß gemacht, wieder auf dem Platz zu stehen. Hätten wir das Spiel gewonnen, hätte es natürlich noch mehr Spaß gemacht. Ich freue mich auf die nächsten Einsätze – dann gerne auch über 90 Minuten.

DFB.de: Ihr letzter Einsatz im Profifußball war fast sechs Jahre her. Wie groß war die Aufregung vor dem Comeback?

Pannewitz: Aufregung ist vor jedem Spiel vorhanden. Das war nicht anders, als ich noch in der Brandenburgliga gespielt habe. Aber wenn das Spiel läuft, bin ich total fokussiert und blende alles andere aus. Das war am vergangenen Wochenende genauso.

DFB.de: Sie gaben kurz nach Ihrem 18. Geburtstag Ihr Debüt in der 2. Bundesliga bei Hansa Rostock und galten als eines der größten Talente Deutschlands. Waren diese Vorschusslorbeeren rückblickend ein Fluch?

Pannewitz: Dass ich früh hochgejubelt wurde, habe ich gar nicht so richtig wahrgenommen. Aber ich wurde von den Medien für jeden kleinen Fehler rund gemacht. Daraus hätte ich lernen sollen. Ich konnte damit leider nicht so gut umgehen. Viele junge Spieler, die heute im jungen Alter Profi werden, können das offenbar besser.

DFB.de: Woran sind Sie als junger Spieler in Rostock gescheitert?

Pannewitz: Ich hatte leider als junger Spieler nicht den richtigen Umgang innerhalb des Vereins. Ich habe mich an Profis orientiert, die selber nicht allzu professionell gelebt haben, ins Nachtleben eingetaucht sind und Alkohol getrunken haben. Als 18-jähriger Profi dachte ich dann, dass sei normal. Hätte ich andere Profis um mich herum gehabt, wäre vielleicht alles anders gekommen.

DFB.de: Ihnen wurde als junger Profi oft Übergewicht vorgeworfen…

Pannewitz: Dieses Thema wurde größer gemacht als es war. Einmal sollte ich zum Trainingsstart mit 84 Kilogramm erscheinen. Tatsächlich brachte ich aber 84,4 Kilogramm auf die Waage. Deshalb musste ich mein Gewicht ablaufen. Als erfahrener Profi wäre ich in die Sauna oder ordentlich auf die Toilette gegangen, um die 400 Gramm loszuwerden. Aber ich dachte, diese kleine Differenz wäre nicht so schlimm – war es aber. Dann wurde das Thema in die Öffentlichkeit getragen und die Zeitungen haben darüber geschrieben. Ich denke, der Verein hätte das mit einem jungen Profi wie mir auch anders lösen können.

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DFB.de: Danach sind Sie zum VfL Wolfsburg gewechselt. Felix Magath wollte Sie wieder richtig fit machen. Letztendlich kamen Sie in der Bundesliga nie zum Einsatz. Wie bewerten Sie diese Station rückblickend?

Pannewitz: Felix Magath ist natürlich ein Schleifer. Dadurch war die gesamte Mannschaft topfit – ich auch. Aber leider ging es dort nicht richtig voran. Ich wollte Fußball spielen, bekam aber keine Einsätze. Dann starb meine Mutter. Der Fußball wurde plötzlich zur Nebensache. Rückblickend hätte ich es wirklich einfacher haben können. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Ich hoffe jetzt einfach, dass ich noch fünf oder sechs Jahre Profi sein kann.

DFB.de: In den Jahren vor Ihrem Comeback waren Sie lediglich im Amateurfußball aktiv, haben zwischenzeitlich auch in der 6. Liga gespielt. Was haben Sie beruflich gemacht?

Pannewitz: Ich habe so ziemlich alles gemacht, habe mich von Job zu Job durchgeschlagen. Ich habe in einer Shisha-Bar gearbeitet, war Hausmeister oder habe Waschmaschinen und Möbel hochgetragen. Das war Knochenarbeit, teilweise zwölf Stunden am Tag. Ich habe meinen Sohn kaum noch gesehen. Wenn ich um 6 Uhr morgens das Haus verließ, schlief er noch. Wenn ich am Abend wiederkam, ging er ins Bett.

DFB.de: Wissen Sie nun das Leben als Fußballprofi umso mehr zu schätzen?

Pannewitz: Ja. Ich freue mich nun jeden Tag, um 10 Uhr zum Training gehen zu können, um 13 Uhr wieder zu Hause zu sein, das Mittagessen zu kochen und mich dann um meinen Sohn kümmern zu können. Viele Fußballprofis wissen dieses Leben vielleicht gar nicht ausreichend zu schätzen – ich jetzt schon.

DFB.de: Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie Ihr Comeback in Angriff genommen haben?

Pannewitz: Ich hatte mir einige Spiele von Carl Zeiss Jena angeguckt. Nach einer Niederlage meinte mein Kumpel und jetziger Mitspieler Timmy Thiele, mit einem Spieler wie mir damals hätten sie nicht verloren. Dann haben wir einen Pakt geschlossen: Ich nehme ab, und dafür vermittelt er mir ein Probetraining. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zumal ich auf meinen alten Job keine Lust mehr hatte. Mein Sohn war eine zusätzliche Motivation, mich nun zusammenzureißen.

DFB.de: Wie viele Kilogramm mussten Sie abnehmen?

Pannewitz: Ich habe innerhalb eines knappen Jahres 38 Kilogramm abgenommen. Ich habe mich gut ernährt und viel Sport gemacht. Dann kam das Probetraining, welches richtig gut lief. Ich hatte glücklicherweise nichts verlernt.

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