Osnabrücks Pisot: "Vom Aufstieg sprechen wir nicht"

DFB.de: Mit 25 Jahren sind sie noch längst kein altgedienter Spieler. Trotzdem müssen Sie in der Innenverteidigung meist jüngere Mitspieler wie den 22-jährigen Timo Beermann anleiten. Sind Sie gerne ein Führungsspieler?

Pisot: Ja. Ich versuche immer, meinen Mannschaftskollegen zu helfen und Anweisungen zu geben. Ganz unabhängig davon, ob das nun ein Innenverteidiger, Außenverteidiger oder Mittelfeldspieler ist. Mit dieser Führungsrolle kann ich mich weiterentwickeln.

DFB.de: Es gibt ein neues Präsidium, einen neuen Geschäftsführer, außerdem hat die Stadt einem Darlehen zugestimmt. Wie wichtig ist es, dass nach unruhigen Wochen mit drohender Insolvenz nun endlich Ruhe im Verein einkehrt?

Pisot: Natürlich ist das wichtig. Andererseits hat das Trainerteam diese Themen von der Mannschaft immer ferngehalten. Selbst als niemand wusste, ob es mit dem VfL überhaupt weitergehen wird. Genau das ist der Grund dafür, dass wir eine echte Einheit geworden sind und in den letzten Wochen stark gespielt haben.

DFB.de: Liegt auf der Mannschaft ein besonderer Druck, den Aufstieg zu schaffen? Schließlich könnten die höheren Einnahmen in der 2. Bundesliga viele Probleme aus der Welt schaffen.

Pisot: Nein. Ich konzentriere mich auf meine Leistung auf dem Platz. Alles andere, also den wirtschaftlichen Part, können wir ohnehin nicht beeinflussen. Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch und mache mir wenig Gedanken darüber, was schlimmstenfalls passieren könnte.

DFB.de: Dann betrachten wir es aus sportlicher Sicht: Wäre als Tabellenerster nicht alles andere als der Aufstieg eine Enttäuschung?

Pisot: Nein. Für unsere Herbstmeisterschaft können wir uns nichts kaufen. Es wäre falsch, jetzt vom Aufstieg zu sprechen. Das ist noch ein langer Weg. Auch wenn es sich blöd anhört: Wir denken von Spiel zu Spiel. Vom Aufstieg sprechen wir nicht. Wir wollen einfach so weit wie möglich oben stehen.



[bild1]

Der VfL Osnabrück geht das Fußballjahr 2013 als Drittliga-Tabellenführer an. Einen großen Anteil daran hat Innenverteidiger David Pisot. Der 25-Jährige kam erst vergangenen Sommer vom Zweitligisten FC Ingolstadt und hat sich auf Anhieb zu einem Führungsspieler entwickelt. Die Fachzeitschrift Kicker zeichnete seine Leistung in der Hinrunde mit der Wertung "Herausragend" aus. Besonders seine Ruhe und sein taktisches Verständnis werden geschätzt.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht David Pisot über das bevorstehende Topspiel am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den Tabellenzweiten Karlsruher SC, über die holprige Vorbereitung und seine Bundesliga-Vergangenheit beim VfB Stuttgart.

DFB.de: Herr Pisot, am Wochenende rollt in der 3. Liga wieder der Ball. Ist die Vorfreude aufs Topspiel gegen den Karlsruhe besonders groß?

David Pisot: Natürlich ist ein Spiel zwischen dem Tabellenersten und dem -zweiten etwas Besonderes. Unser Stadion dürfte voll sein.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie ans Hinspiel in Karlsruhe, das mit 1:1 endete und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand?

Pisot: Das war ein merkwürdiges Spiel. Es war schwer, den Schalter umzulegen und sich total auf das Spiel zu fokussieren. Es macht einfach keinen Spaß, ohne Zuschauer zu spielen. Auch das Spiel an sich bot keine großen Höhepunkte. Aber nun ist ein ganz anderes Spiel zu erwarten. Viele Zuschauer sind dabei, wir Spieler werden hochmotiviert sein.

DFB.de: Karlsruhe ist schlecht in die Saison gestartet und hat sich erst später zu einer Spitzenmannschaft entwickelt. Erwarten Sie einen stärkeren Gegner als in der Hinrunde?

Pisot: Auch im Hinspiel hatten sie viel Qualität in der Mannschaft. Natürlich haben Sie jetzt neun Spiele in Folge gewonnen, sind sehr gut in Form. Aber in diesen Spielen sind sie nicht auf uns getroffen. Wir sind Erster und wollen den Tabellenplatz verteidigen. Niemand gewinnt gegen Osnabrück im Vorbeigehen. Es wird für Karlsruhe ein ganz schweres Spiel.

DFB.de: Torwart Manuel Riemann, der eine starke Hinrunde gespielt hat, fällt auf Grund einer Operation an der Hand länger aus, Zugang Marcus Rickert wird ihn vertreten. Ist das für Sie als Innenverteidiger eine große Umstellung?

Pisot: Natürlich hat Manuel eine hervorragende Hinrunde gespielt, uns viele Punkte gerettet und hervorragend mit uns hinten heraus kombiniert. Eine gewisse Umstellung wird es sein. Aber Rickert ist ein erfahrener Torhüter, der etwas Ruhe in unser Spiel bringen kann. Er kommt in eine homogene Mannschaft und dürfte sich schnell zurechtfinden.

DFB.de: Die Saisonvorbereitung verlief etwas problematisch. Wegen des Wintereinbruchs musste ein Testspiel gegen Schalke 04 II abgesagt werden, zudem war der Trainingsplatz teilweise nicht bespielbar. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Pisot: Natürlich war die Vorbereitung etwas holprig. Dass der Winter uns jetzt einen solchen Strich durch die Rechnung macht, ist ärgerlich. Aber wir müssen die Situation so annehmen.

DFB.de: Ist es kein Nachteil, dass sich der VfL nicht wie viele andere Drittligisten im sonnigen Süden vorbereiten konnte?

Pisot: Das denke ich nicht. Wir hatten keine Gewissheit, dass im Trainingslager geeignete Testspielgegner zur Verfügung stehen würden…

DFB.de: …weil der Verein erst Mitte Dezember Grünes Licht für ein Trainingslager gab und so kurzfristig keine Mannschaften gefunden wurden.

Pisot: Es wäre fatal gewesen, ohne Zusage ins Trainingslager zu fahren und vielleicht nur ein Testspiel bestreiten zu können. Ohnehin glaube ich nicht, dass das Training daheim von Nachteil ist. Wir haben unter den gleichen winterlichen Bedingungen trainiert, die wir vermutlich auch beim Spiel gegen den Karlsruher SC haben werden.

DFB.de: Mit 25 Jahren sind sie noch längst kein altgedienter Spieler. Trotzdem müssen Sie in der Innenverteidigung meist jüngere Mitspieler wie den 22-jährigen Timo Beermann anleiten. Sind Sie gerne ein Führungsspieler?

Pisot: Ja. Ich versuche immer, meinen Mannschaftskollegen zu helfen und Anweisungen zu geben. Ganz unabhängig davon, ob das nun ein Innenverteidiger, Außenverteidiger oder Mittelfeldspieler ist. Mit dieser Führungsrolle kann ich mich weiterentwickeln.

DFB.de: Es gibt ein neues Präsidium, einen neuen Geschäftsführer, außerdem hat die Stadt einem Darlehen zugestimmt. Wie wichtig ist es, dass nach unruhigen Wochen mit drohender Insolvenz nun endlich Ruhe im Verein einkehrt?

[bild2]

Pisot: Natürlich ist das wichtig. Andererseits hat das Trainerteam diese Themen von der Mannschaft immer ferngehalten. Selbst als niemand wusste, ob es mit dem VfL überhaupt weitergehen wird. Genau das ist der Grund dafür, dass wir eine echte Einheit geworden sind und in den letzten Wochen stark gespielt haben.

DFB.de: Liegt auf der Mannschaft ein besonderer Druck, den Aufstieg zu schaffen? Schließlich könnten die höheren Einnahmen in der 2. Bundesliga viele Probleme aus der Welt schaffen.

Pisot: Nein. Ich konzentriere mich auf meine Leistung auf dem Platz. Alles andere, also den wirtschaftlichen Part, können wir ohnehin nicht beeinflussen. Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch und mache mir wenig Gedanken darüber, was schlimmstenfalls passieren könnte.

DFB.de: Dann betrachten wir es aus sportlicher Sicht: Wäre als Tabellenerster nicht alles andere als der Aufstieg eine Enttäuschung?

Pisot: Nein. Für unsere Herbstmeisterschaft können wir uns nichts kaufen. Es wäre falsch, jetzt vom Aufstieg zu sprechen. Das ist noch ein langer Weg. Auch wenn es sich blöd anhört: Wir denken von Spiel zu Spiel. Vom Aufstieg sprechen wir nicht. Wir wollen einfach so weit wie möglich oben stehen.

DFB.de: Sie haben auch schon einmal ganz oben mitgespielt. Im Jahr 2007 gaben Sie beim VfB Stuttgart Ihr Bundesligadebüt gegen den Hamburger SV. Warum ist es bei diesem einen Spiel geblieben?

Pisot: Ich stieß von der zweiten Mannschaft zu den Profis, als das Team eine schlechte Phase hatte. Es gab viele Verletzte. Ich hatte zwar viel Potenzial, war aber noch zu jung. Es ist schwierig gewesen, in eine Mannschaft zu kommen, in der es nicht gut läuft.

DFB.de: Ist der Traum von der Bundesliga weiterhin präsent?

Pisot: Mein Ziel ist es, mit dem VfL eine gute Rückrunde zu spielen. Alles andere kann ich nicht voraussagen. Sicherlich ist es für jeden Fußballer ein Traum, in der Bundesliga zu spielen. Aber ich bin kein Träumer, der in der Zukunft lebt. Ich denke nur an das Jetzt und Heute.

DFB.de: Letzte Frage: Am 14. Januar kam Ihr Sohn Joel Gabriel zur Welt. Kommen Sie überhaupt noch zu geregeltem Schlaf?

Pisot: Das ist kein Problem. Ich kann in einem anderen Zimmer schlafen, um für das Training und die Spiele Kraft zu tanken. Alles in allem hat sich mein Leben positiv verändert. Es gibt nichts Schöneres, als sein Baby im Arm zu halten.