Nouri: "Ich muss die Überzeugung vorleben, dass wir es schaffen"

DFB.de: Viktor Skripnik, Julian Nagelsmann von der TSG 1899 Hoffenheim und André Schubert von Borussia Mönchengladbach sind nur einige aktuelle Beispiele von ehemaligen Nachwuchstrainern, die nun auf der Bundesligabühne zu finden sind. Hoffen Sie auf eine ähnliche Karriere?

Nouri: Mein ganzer Fokus liegt zur Zeit auf der U 23 und dem Abschluss meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer (an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef; Anm. d. Red.). Ich bin der Meinung, dass im Fußball eine gewisse Gelassenheit nicht schadet, weil man auf einige Dinge ohnehin keinen Einfluss hat. Entsprechend verfolge ich keinen detaillierten, chronologischen Karriereplan. Wichtig ist, dass ich in Ruhe an dem arbeite, was ich beeinflussen kann.

DFB.de: Der 33-jährige Rafael Kazior ist Routinier, Kapitän und Torjäger in einem. Wie wichtig ist er für Ihre Mannschaft?

Nouri: Mit seiner großen Erfahrung - gerade auch in der 3. Liga - ist er ein extrem wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Auf dem Platz, aber - und das ist fast noch bedeutender - auch neben dem Platz. Er lebt die Professionalität vor, die ein Fußballer benötigt. Das fängt beim Schlafverhalten an und hört bei der Ernährung auf. Rafael ist da ein Orientierungspunkt, nimmt dem Trainerteam einige Arbeit ab.

DFB.de: Welche Vorteile bietet die Ausbildung in der 3. Liga gegenüber der Regionalliga Nord?

Nouri: Bei Gastspielen vor mehreren zehntausend Zuschauern wie in Dresden oder Magdeburg sammelt man Erfahrungen, die man nicht simulieren kann. Darüber hinaus ist die Qualität in der 3. Liga deutlich höher. Unsere Spieler bekommen es teilweise mit ehemaligen Nationalspielern zu tun.

DFB.de: Sie sprachen es bereits an: Ihre Ausbildung zum Fußball-Lehrer befindet sich auf der Zielgeraden. Was nehmen Sie mit?

Nouri: Während des Lehrgangs beschäftigt man sich intensiv mit allen Facetten des Fußballs. Der Austausch mit den Kollegen ist inspirierend. Das wichtigste Werkzeug ist für mich das Herunterbrechen des Fußballs in Details. Dabei wird ein Spiel in viele Bausteine zerlegt, die einzeln betrachtet und analysiert werden. Ich bin froh, dass ich den Schritt in Hennef zum Fußball-Lehrer machen durfte.

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Den Spagat zwischen Ausbildung und sportlichem Erfolg muss Trainer Alexander Nouri beim Drittliga-Aufsteiger SV Werder Bremen II bewältigen. In beiden Bereichen sieht es nicht schlecht aus. Gleich mehrere Talente der Grün-Weißen durften ihr Können schon in der Bundesliga unter Beweis stellen. Dank eines Zwischenspurt von zwischenzeitlich sieben Partien ohne Niederlage bleibt auch der Klassenverbleib in Reichweite. Für den 36-jährigen Nouri ist Bremen die erste Trainerstadion im Profigeschäft. Vor seinem Wechsel an die Weser im Sommer 2014 war der Ex-Profi schon Trainer des VfB Oldenburg, der aktuell die Tabelle in der Regionalliga Nord anführt. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Alexander Nouri mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Rolle von Routinier Rafael Kazior, den Austausch mit Werder-Bundesligatrainer Viktor Skripnik und seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: Die Entwicklungskurve Ihrer Mannschaft zeigt seit einiger Zeit deutlich nach oben. Wo liegen die Gründe, Herr Nouri?

Alexander Nouri: Die Erfahrungen aus der Hinrunde helfen uns enorm. Schließlich spielen die meisten Spieler ihre erste Drittligasaison. Sie wachsen an ihren Erfahrungen. Darüber hinaus ist die Rotation im Vergleich zur Hinrunde nicht mehr so groß. Schon während der Vorbereitung konnten wir fokussiert arbeiten. Das kommt uns jetzt zu Gute.

DFB.de: Trotz einer zwischenzeitlichen Serie von sieben Partien ohne Niederlage befindet sich Ihre Mannschaft nach wie vor mittendrin im Rennen um den Klassenverbleib. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Nouri: Es wird für uns bis zum Ende eng bleiben. In allen Partien müssen wir an unsere Grenzen gehen, um etwas mitzunehmen. Die Spiele sind physisch wie psychisch intensiv. Jeder Fehler wird bestraft. Unsere Mannschaft hat die Situation angenommen. Die Erfahrungen im Rennen um den Klassenverbleib werden sicher während der gesamten Laufbahn wertvoll sein.

DFB.de: An 14 von 26 Spieltagen lag Ihre Mannschaft auf einem Abstiegsrang. Was bedeutet das gerade für eine junge Mannschaft?

Nouri: Für den Kopf ist das nicht einfach. Für uns als Trainerteam geht es darum, immer positiv und authentisch zu bleiben sowie den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen. Die Trainer müssen die Überzeugung vorleben, dass wir es schaffen können. Dass sich das mittlerweile auf die Mannschaft übertragen hat, ist deutlich zu erkennen.

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DFB.de: Wie sehr sind Sie als Trainer als Psychologe gefragt, wenn Ihre Mannschaft - wie am 13. Spieltag - 2:6 beim Halleschen FC verliert?

Nouri: Wir treten fast jede Woche mit einer veränderten Startelf an. Da ist es ganz normal, dass es mit der Abstimmung einmal nicht ganz so passen kann. Auch nach einem 2:6 dürfen wir nicht ins extrem Negative abdriften. Es gab eine Analyse und Kritik. Erfahrene Spieler stecken so eine Niederlage selbstverständlich etwas anders weg. Daher haben wir auch viele Einzelgespräche geführt. Grundsätzlich sind für uns Ergebnisse nicht immer ein Indikator für Leistung.

DFB.de: Was zeichnet die Arbeit bei der Bremer U 23 für Sie ganz besonders aus?

Nouri: Es ist eine äußerst spannende Aufgabe, junge Spieler weiterzuentwickeln und auf die Bundesliga vorzubereiten. Alle sind motiviert und gewillt, sich ständig zu verbessern. In Bremen gibt es ausgezeichnete Strukturen, in denen wir die Spieler optimal fördern können. Gleichzeitig ist die Durchlässigkeit hoch. Ich denke da zum Beispiel an Luca Zander, Marnon Busch, Lukas Fröde, Leon Guwara, Marcel Hilßner, Maximilian Eggestein oder Florian Grillitsch, die allesamt schon Bundesligaluft schnuppern durften.

DFB.de: Beeinflusst die Situation bei der ersten Mannschaft, die ebenfalls um den Klassenverbleib kämpft, Ihre Arbeit?

Nouri: Wir sind alle daran interessiert, dass die Bundesligamannschaft den maximalen Erfolg hat. Das bestimmt schon das Klima und die Atmosphäre im Verein. Auf die tägliche Arbeit hat das jetzt aber weniger Einfluss.

DFB.de: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Viktor Skripnik, Ihrem Vorgänger bei der U 23?

Nouri: Ich denke, dass der Austausch bei Werder Bremen vorbildlich ist. Die Kommunikation ist eng, der Umgang ohne jede Eitelkeit. Alle ziehen an einem Strang. Das merken auch die Spieler.

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DFB.de: Viktor Skripnik, Julian Nagelsmann von der TSG 1899 Hoffenheim und André Schubert von Borussia Mönchengladbach sind nur einige aktuelle Beispiele von ehemaligen Nachwuchstrainern, die nun auf der Bundesligabühne zu finden sind. Hoffen Sie auf eine ähnliche Karriere?

Nouri: Mein ganzer Fokus liegt zur Zeit auf der U 23 und dem Abschluss meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer (an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef; Anm. d. Red.). Ich bin der Meinung, dass im Fußball eine gewisse Gelassenheit nicht schadet, weil man auf einige Dinge ohnehin keinen Einfluss hat. Entsprechend verfolge ich keinen detaillierten, chronologischen Karriereplan. Wichtig ist, dass ich in Ruhe an dem arbeite, was ich beeinflussen kann.

DFB.de: Der 33-jährige Rafael Kazior ist Routinier, Kapitän und Torjäger in einem. Wie wichtig ist er für Ihre Mannschaft?

Nouri: Mit seiner großen Erfahrung - gerade auch in der 3. Liga - ist er ein extrem wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Auf dem Platz, aber - und das ist fast noch bedeutender - auch neben dem Platz. Er lebt die Professionalität vor, die ein Fußballer benötigt. Das fängt beim Schlafverhalten an und hört bei der Ernährung auf. Rafael ist da ein Orientierungspunkt, nimmt dem Trainerteam einige Arbeit ab.

DFB.de: Welche Vorteile bietet die Ausbildung in der 3. Liga gegenüber der Regionalliga Nord?

Nouri: Bei Gastspielen vor mehreren zehntausend Zuschauern wie in Dresden oder Magdeburg sammelt man Erfahrungen, die man nicht simulieren kann. Darüber hinaus ist die Qualität in der 3. Liga deutlich höher. Unsere Spieler bekommen es teilweise mit ehemaligen Nationalspielern zu tun.

DFB.de: Sie sprachen es bereits an: Ihre Ausbildung zum Fußball-Lehrer befindet sich auf der Zielgeraden. Was nehmen Sie mit?

Nouri: Während des Lehrgangs beschäftigt man sich intensiv mit allen Facetten des Fußballs. Der Austausch mit den Kollegen ist inspirierend. Das wichtigste Werkzeug ist für mich das Herunterbrechen des Fußballs in Details. Dabei wird ein Spiel in viele Bausteine zerlegt, die einzeln betrachtet und analysiert werden. Ich bin froh, dass ich den Schritt in Hennef zum Fußball-Lehrer machen durfte.