Neu-Kieler Ralf Heskamp: "Große Lust, selbst zu gestalten"

Ein frischer Wind weht ab sofort an der (Fußball)-Ostsee: Ralf Heskamp nahm beim Drittligisten Holstein Kiel seine Arbeit als neuer Sportlicher Leiter auf. Mit dem 49-Jährigen verpflichtete der Traditionsverein von der Förde so etwas wie einen "Tausendsassa".

Der in Rheine geborene Heskamp absolvierte zwei kaufmännische Ausbildungen zum Industriekaufmann sowie Steuerfachangestellten, besitzt außerdem die Trainer-A-Lizenz und war früher selbst als Profi für Traditionsvereine wie den VfL Osnabrück, Eintracht Braunschweig und Preußen Münster am Ball.

Nach seiner langjährigen Tätigkeit in leitender Funktion beim Kieler Ligakonkurrenten in Osnabrück arbeitete der 235-malige Zweitligaprofi in den vergangenen eineinhalb Jahren als Scout für den deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche sprach der neue Sportliche Leiter der Kieler "Störche" mit Dominik Sander über den nächsten Entwicklungsschritt an der Förde, seine Erfahrungen beim FC Bayern und die Planungen für die kommende Saison.

DFB.de: Haben Sie schon ein genaues Bild von Ihrer neuen Aufgabe bei Holstein Kiel oder noch ein sehr unvollständiges Puzzle vor sich, Herr Heskamp?

Ralf Heskamp: Meine Aufgaben sind klar. Aktuell lerne ich die Mannschaft und das Umfeld in Kiel besser kennen. Aus meiner Sicht ist es kein Nachteil, als Sportlicher Leiter in der Winterpause zu einem neuen Verein zu gehen. So habe ich eine gewisse Vorlaufzeit, um die Strukturen zu optimieren und für die kommende Saison zu planen.

DFB.de: Wie sehr sind Sie privat schon in Kiel angekommen?

Heskamp: Der Umzug aus Osnabrück ist bereits abgeschlossen und ging glücklicherweise ruckzuck über die Bühne. So kann ich mich schnell in Kiel einleben.

DFB.de: Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer wollte Sie eigentlich als Scout beim Rekordmeister halten!

Heskamp: Es war auch keine Entscheidung gegen den FC Bayern, weil mir diese Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat. Doch die Lust, etwas selbst gestalten zu können, war noch ein wenig größer. Die positiven Gespräche mit der Vereinsführung der KSV Holstein, die nicht den kurzfristigen, sondern den nachhaltigen Erfolg will, gaben den Ausschlag für Kiel.

DFB.de: Welche Erfahrungen bringen Sie vom FC Bayern mit an die Förde?

Heskamp: Ich habe in den vergangenen Jahren vorwiegend im Bereich U 12 bis U 19 gescoutet und auch Turniere wie die U 17-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten beobachtet. So konnte ich mein Netzwerk vergrößern und werde deshalb auch auf das Nachwuchsleistungszentrum ein besonderes Auge haben.

DFB.de: Bei Ihrer Vorstellung sprach KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke davon, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Wie sieht dieser aus?

Heskamp: Mit dem Trainingsgelände, dem Nachwuchs-Leistungszentrum und der Geschäftsstelle bewegen wir uns aus meiner Sicht bereits auf gehobenem Zweitliga-Niveau. Doch jetzt den Aufstieg als erklärtes Ziel auszugeben, wäre vermessen. Einige andere Mannschaften sind individuell vielleicht besser besetzt als wir. Doch wir haben nicht den Druck, aufsteigen zu müssen. Diese Konstellation bietet einige Vorteile und Möglichkeiten, um die Großen in der Liga zu ärgern. Mittelfristig geht es darum, jedes Jahr einen Schritt weiter nach vorn zu machen.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie aus Ihrer langjährigen Zeit als Geschäftsführer des VfL Osnabrück. Schmerzt es Sie noch, dass Ihr Abschied aus Osnabrück, wo Sie auch als Spieler aktiv waren, nicht gerade harmonisch verlief?

Heskamp: Wer 13 Jahre als Spieler und noch einmal 13 Jahre in der Geschäftsstelle für einen Verein tätig war, wünscht sich einen anderen Abschied. Doch darüber möchte ich nicht mehr groß reden. Die damaligen Verantwortlichen sind schließlich auch nicht mehr am Ruder, so dass ich inzwischen wieder ein ordentliches Verhältnis zum VfL Osnabrück pflege.

DFB.de: Zusammen mit Ihren weiteren Stationen bei Eintracht Braunschweig, Preußen Münster und Eintracht Nordhorn haben Sie fast ausschließlich im Norden gespielt. Was schätzen Sie an der Region?

Heskamp: Da war sicher auch ein wenig Zufall dabei, aber der Norden ist eine lebenswerte Gegend. Vor allem die Bodenständigkeit vieler Menschen sagt mir sehr zu.

DFB.de: Werden Sie als Sportlicher Leiter die Spiele in der Restrunde auf der Bank oder von der Tribüne aus beobachten?

Heskamp: Ich werde in Zukunft neben Trainer Karsten Neitzel auf der Bank sitzen und bin auch bei sämtlichen Besprechungen dabei. So bin ich näher an der Mannschaft und kann die Spieler besser beurteilen.

DFB.de: Sie besitzen die Trainer-A-Lizenz. Hat es Sie nie gereizt, mal selbst eine Mannschaft zu übernehmen?

Heskamp: Doch. Beim VfL Osnabrück hatte ich kurzzeitig auch Jugendmannschaften trainiert. Nach meinem Karriere-Ende suchte der VfL jedoch einen Geschäftsstellenleiter. So bin ich in diese Schiene hineingerutscht. Da dieser Posten sehr intensiv ist, blieb für die Trainerkarriere nicht mehr so viel Zeit.

DFB.de: Ohne Winterzugang bereiteten sich die "Störche" im Trainingslager im türkischen Side auf die Restrunde vor. Bleibt es dabei?

Heskamp: Man sollte nie nie sagen, aber es ist aktuell nichts geplant. Wenn sich kein weiterer Spieler verletzen sollte, gibt es keinen Grund, die gut eingespielte Mannschaft zu verändern.

DFB.de: Mehr Arbeit dürften Sie mit Blick auf die kommende Saison haben. Wie viele Verträge laufen aus?

Heskamp: 15 Verträge enden zum 30. Juni. Wir werden in den nächsten Wochen mit den Gesprächen beginnen.

[mspw]

Ein frischer Wind weht ab sofort an der (Fußball)-Ostsee: Ralf Heskamp nahm beim Drittligisten Holstein Kiel seine Arbeit als neuer Sportlicher Leiter auf. Mit dem 49-Jährigen verpflichtete der Traditionsverein von der Förde so etwas wie einen "Tausendsassa".

Der in Rheine geborene Heskamp absolvierte zwei kaufmännische Ausbildungen zum Industriekaufmann sowie Steuerfachangestellten, besitzt außerdem die Trainer-A-Lizenz und war früher selbst als Profi für Traditionsvereine wie den VfL Osnabrück, Eintracht Braunschweig und Preußen Münster am Ball.

Nach seiner langjährigen Tätigkeit in leitender Funktion beim Kieler Ligakonkurrenten in Osnabrück arbeitete der 235-malige Zweitligaprofi in den vergangenen eineinhalb Jahren als Scout für den deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche sprach der neue Sportliche Leiter der Kieler "Störche" mit Dominik Sander über den nächsten Entwicklungsschritt an der Förde, seine Erfahrungen beim FC Bayern und die Planungen für die kommende Saison.

DFB.de: Haben Sie schon ein genaues Bild von Ihrer neuen Aufgabe bei Holstein Kiel oder noch ein sehr unvollständiges Puzzle vor sich, Herr Heskamp?

Ralf Heskamp: Meine Aufgaben sind klar. Aktuell lerne ich die Mannschaft und das Umfeld in Kiel besser kennen. Aus meiner Sicht ist es kein Nachteil, als Sportlicher Leiter in der Winterpause zu einem neuen Verein zu gehen. So habe ich eine gewisse Vorlaufzeit, um die Strukturen zu optimieren und für die kommende Saison zu planen.

DFB.de: Wie sehr sind Sie privat schon in Kiel angekommen?

Heskamp: Der Umzug aus Osnabrück ist bereits abgeschlossen und ging glücklicherweise ruckzuck über die Bühne. So kann ich mich schnell in Kiel einleben.

DFB.de: Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer wollte Sie eigentlich als Scout beim Rekordmeister halten!

Heskamp: Es war auch keine Entscheidung gegen den FC Bayern, weil mir diese Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat. Doch die Lust, etwas selbst gestalten zu können, war noch ein wenig größer. Die positiven Gespräche mit der Vereinsführung der KSV Holstein, die nicht den kurzfristigen, sondern den nachhaltigen Erfolg will, gaben den Ausschlag für Kiel.

DFB.de: Welche Erfahrungen bringen Sie vom FC Bayern mit an die Förde?

Heskamp: Ich habe in den vergangenen Jahren vorwiegend im Bereich U 12 bis U 19 gescoutet und auch Turniere wie die U 17-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten beobachtet. So konnte ich mein Netzwerk vergrößern und werde deshalb auch auf das Nachwuchsleistungszentrum ein besonderes Auge haben.

DFB.de: Bei Ihrer Vorstellung sprach KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke davon, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Wie sieht dieser aus?

Heskamp: Mit dem Trainingsgelände, dem Nachwuchs-Leistungszentrum und der Geschäftsstelle bewegen wir uns aus meiner Sicht bereits auf gehobenem Zweitliga-Niveau. Doch jetzt den Aufstieg als erklärtes Ziel auszugeben, wäre vermessen. Einige andere Mannschaften sind individuell vielleicht besser besetzt als wir. Doch wir haben nicht den Druck, aufsteigen zu müssen. Diese Konstellation bietet einige Vorteile und Möglichkeiten, um die Großen in der Liga zu ärgern. Mittelfristig geht es darum, jedes Jahr einen Schritt weiter nach vorn zu machen.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie aus Ihrer langjährigen Zeit als Geschäftsführer des VfL Osnabrück. Schmerzt es Sie noch, dass Ihr Abschied aus Osnabrück, wo Sie auch als Spieler aktiv waren, nicht gerade harmonisch verlief?

Heskamp: Wer 13 Jahre als Spieler und noch einmal 13 Jahre in der Geschäftsstelle für einen Verein tätig war, wünscht sich einen anderen Abschied. Doch darüber möchte ich nicht mehr groß reden. Die damaligen Verantwortlichen sind schließlich auch nicht mehr am Ruder, so dass ich inzwischen wieder ein ordentliches Verhältnis zum VfL Osnabrück pflege.

DFB.de: Zusammen mit Ihren weiteren Stationen bei Eintracht Braunschweig, Preußen Münster und Eintracht Nordhorn haben Sie fast ausschließlich im Norden gespielt. Was schätzen Sie an der Region?

Heskamp: Da war sicher auch ein wenig Zufall dabei, aber der Norden ist eine lebenswerte Gegend. Vor allem die Bodenständigkeit vieler Menschen sagt mir sehr zu.

DFB.de: Werden Sie als Sportlicher Leiter die Spiele in der Restrunde auf der Bank oder von der Tribüne aus beobachten?

Heskamp: Ich werde in Zukunft neben Trainer Karsten Neitzel auf der Bank sitzen und bin auch bei sämtlichen Besprechungen dabei. So bin ich näher an der Mannschaft und kann die Spieler besser beurteilen.

DFB.de: Sie besitzen die Trainer-A-Lizenz. Hat es Sie nie gereizt, mal selbst eine Mannschaft zu übernehmen?

Heskamp: Doch. Beim VfL Osnabrück hatte ich kurzzeitig auch Jugendmannschaften trainiert. Nach meinem Karriere-Ende suchte der VfL jedoch einen Geschäftsstellenleiter. So bin ich in diese Schiene hineingerutscht. Da dieser Posten sehr intensiv ist, blieb für die Trainerkarriere nicht mehr so viel Zeit.

DFB.de: Ohne Winterzugang bereiteten sich die "Störche" im Trainingslager im türkischen Side auf die Restrunde vor. Bleibt es dabei?

Heskamp: Man sollte nie nie sagen, aber es ist aktuell nichts geplant. Wenn sich kein weiterer Spieler verletzen sollte, gibt es keinen Grund, die gut eingespielte Mannschaft zu verändern.

DFB.de: Mehr Arbeit dürften Sie mit Blick auf die kommende Saison haben. Wie viele Verträge laufen aus?

Heskamp: 15 Verträge enden zum 30. Juni. Wir werden in den nächsten Wochen mit den Gesprächen beginnen.