Münsters Trainer Pavel Dotchev: "Es reicht jetzt"

[bild1]

Die "Adler" haben ihre Krallen in der 3. Liga noch nicht ausgefahren. Der SC Preußen Münster, als Aufstiegsanwärter eingeschätzt, ist in den Startlöchern stecken geblieben. Zwar steht lediglich eine Niederlage zu Buche, doch nach nur einem Sieg und gleich vier Unentschieden beträgt der Rückstand der Westfalen auf Rang zwei bereits sieben Punkte.

Dabei hatte die Saison mit dem 3:0 gegen den SV Wacker Burghausen, einem 2:2 beim ambitionierten Aufsteiger RB Leipzig sowie dem sensationellen 1:0 im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC St. Pauli nahezu optimal begonnen. Aus den vergangenen vier Begegnungen holte die Mannschaft von SCP-Trainer Pavel Dotchev dann aber nur drei von zwölf möglichen Punkten.

Im DFB.de-Interview spricht Pavel Dotchev mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Gründe für den Stotterstart, die Bedeutung des Spiels heute (ab 19 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II und die Saisonziele.

DFB.de: Wie beurteilen Sie den Saisonstart mit einem Sieg, vier Unentschieden und einer Niederlage, Herr Dotchev?

Pavel Dotchev: Ich nehme das 1:0 gegen den FC St. Pauli im DFB-Pokal noch mit in die Bilanz. Das war ein sehr wichtiger Erfolg, der uns nun in der zweiten Runde ein Heimspiel gegen den FC Augsburg beschert hat, auf das wir uns freuen. Nimmt man aber nur die Ausbeute in der Meisterschaft, dann ist der Ertrag zu gering. Allerdings haben wir trotz eines schweren Auftaktprogramms mit Gegnern wie RB Leipzig, Tabellenführer SV Wehen Wiesbaden, Rot-Weiß Erfurt und Holstein Kiel nur ein einziges Mal enttäuscht. Das war beim 0:3 gegen meinen früheren Verein aus Kiel. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir total neben der Spur. Das hat mich sehr geärgert.

DFB.de: Was ärgert Sie mehr? Die bereits elf Gegentreffer oder die vielen Unentschieden?

Dotchev: Die Kombination aus beidem. Wir spielen aktuell nicht unseren besten Fußball. Die Mannschaft ist ein Stück weit verkrampft. Es gibt im Fußball positive und negative Dynamiken. Bei uns wirkt derzeit eine negative. Dabei haben wir, inklusive der Vorbereitung, nur ein einziges Spiel verloren. Das war gegen Kiel. In dieser Partie mussten wir zusätzlich noch den Schock bei Clement Halet verarbeiten, der nach einem Zusammenprall bewusstlos zusammengebrochen war.

DFB.de: Welche Ursachen haben Sie für den nicht nach Ihren Vorstellungen verlaufenen Saisonstart ausgemacht?

Dotchev: Die meisten Mannschaften kennen uns aus der abgelaufenen Saison. Es gelingt den Gegnern aktuell, sich gut auf uns einzustellen. Wir müssen außerdem damit leben, dass wir in dieser Saison wegen der gestiegenen Erwartungshaltung zu den Gejagten zählen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, muss unsere Mannschaft möglichst immer ihren besten Fußball spielen. Wir haben noch nie gewonnen, wenn wir eine schlechte Leistung abgerufen haben. Es ist nicht einfach, immer am Limit zu sein.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft nun im Umkehrschluss besser machen?

Dotchev: Das ist einfach: Die Spieler dürfen sich nicht so viele Gedanken machen. Viele Mannschaften beschränken sich gegen uns auf das Verteidigen. In solchen Situationen benötigen wir vor allem Geduld.

DFB.de: Welche Spieler sind nun besonders gefordert?

Dotchev: Viele unserer Gegner haben sich auf Amaury Bischoff eingestellt, unseren Spielgestalter. Sie sagen sich: Schalten wir Bischoff aus, dann läuft es bei Münster nicht mehr. Unsere Mannschaft muss die Kreativität dann auf mehrere Schultern verteilen. Viele Leistungsträger haben noch Luft nach oben. Ich denke da unter anderem an Gaetano Manno, Dennis Grote oder Marcus Piossek. In der Summe macht das bei uns viel aus.

DFB.de: Die Defensive um Torhüter Daniel Masuch war in der abgelaufenen Saison noch das Punkstück. Was ist passiert?

Dotchev: Auch Daniel Masuch hat bisher noch nicht konstant in Bestform agiert. Er hatte zwei bis drei Fehler drin, die sich dann auch auf die Spieler vor ihm übertragen haben. Die Zahl der individuellen Fehler ist aber insgesamt zu hoch.

DFB.de: Wie groß ist der Druck, heute das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II gewinnen zu müssen?

Dotchev: Die Spieler müssen sich doch gar nicht unter Druck setzen, denn die Verantwortung trage ich. In erster Linie bin ich zuständig für gute und schlechte Leistungen unserer Mannschaft. Unsere Spieler sollen sich nur auf ihre Leistung konzentrieren.

DFB.de: Was wollen Sie im Spiel gegen die Stuttgarter sehen?

Dotchev: Wir treffen mit Stuttgart auf eine junge und dynamische Mannschaft. Die Aufstellung des Gegners wird wohl bis kurz vor dem Anpfiff eine Wundertüte bleiben. Wir wollen Spielwitz, Spaß und Freude an den Tag legen. Außerdem ist es entscheidend, nach hinten diszipliniert zu arbeiten. Die gesamte Mannschaft ist beim Abstellen der vielen Gegentreffer gefordert.

DFB.de: Muss der Knoten vielleicht einfach mal wieder platzen?

Dotchev: Wir benötigen ein Erfolgserlebnis. Ich habe der Mannschaft bereits gesagt, dass es jetzt reicht und wir uns befreien müssen.

[bild2]

DFB.de: Was bedeutet die aktuelle Ausbeute mit Blick auf die Saisonziele?

Dotchev: Ich habe den Aufstieg vor der Saison für realistisch gehalten und halte ihn auch jetzt noch für machbar. Schließlich ist die Saison noch lang. Hätten wir zweimal mehr gewonnen und nicht unentschieden gespielt, wäre alles in Ordnung. Da wir aber unter anderem beim 1:1 in Wiesbaden die bessere Mannschaft waren, mache ich mich nicht verrückt.

DFB.de: Haben Sie sich auch schon selbst hinterfragt? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Dotchev: Das tue ich ständig, selbst nach gewonnenen Spielen. Nachher ist man immer schlauer, aber vorher geht es darum, Entscheidungen zu treffen. Von diesen Entscheidungen muss man zu 100 Prozent überzeugt sein - und das war und bin ich.

[mspw]

[bild1]

Die "Adler" haben ihre Krallen in der 3. Liga noch nicht ausgefahren. Der SC Preußen Münster, als Aufstiegsanwärter eingeschätzt, ist in den Startlöchern stecken geblieben. Zwar steht lediglich eine Niederlage zu Buche, doch nach nur einem Sieg und gleich vier Unentschieden beträgt der Rückstand der Westfalen auf Rang zwei bereits sieben Punkte.

Dabei hatte die Saison mit dem 3:0 gegen den SV Wacker Burghausen, einem 2:2 beim ambitionierten Aufsteiger RB Leipzig sowie dem sensationellen 1:0 im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC St. Pauli nahezu optimal begonnen. Aus den vergangenen vier Begegnungen holte die Mannschaft von SCP-Trainer Pavel Dotchev dann aber nur drei von zwölf möglichen Punkten.

Im DFB.de-Interview spricht Pavel Dotchev mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Gründe für den Stotterstart, die Bedeutung des Spiels heute (ab 19 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II und die Saisonziele.

DFB.de: Wie beurteilen Sie den Saisonstart mit einem Sieg, vier Unentschieden und einer Niederlage, Herr Dotchev?

Pavel Dotchev: Ich nehme das 1:0 gegen den FC St. Pauli im DFB-Pokal noch mit in die Bilanz. Das war ein sehr wichtiger Erfolg, der uns nun in der zweiten Runde ein Heimspiel gegen den FC Augsburg beschert hat, auf das wir uns freuen. Nimmt man aber nur die Ausbeute in der Meisterschaft, dann ist der Ertrag zu gering. Allerdings haben wir trotz eines schweren Auftaktprogramms mit Gegnern wie RB Leipzig, Tabellenführer SV Wehen Wiesbaden, Rot-Weiß Erfurt und Holstein Kiel nur ein einziges Mal enttäuscht. Das war beim 0:3 gegen meinen früheren Verein aus Kiel. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir total neben der Spur. Das hat mich sehr geärgert.

DFB.de: Was ärgert Sie mehr? Die bereits elf Gegentreffer oder die vielen Unentschieden?

Dotchev: Die Kombination aus beidem. Wir spielen aktuell nicht unseren besten Fußball. Die Mannschaft ist ein Stück weit verkrampft. Es gibt im Fußball positive und negative Dynamiken. Bei uns wirkt derzeit eine negative. Dabei haben wir, inklusive der Vorbereitung, nur ein einziges Spiel verloren. Das war gegen Kiel. In dieser Partie mussten wir zusätzlich noch den Schock bei Clement Halet verarbeiten, der nach einem Zusammenprall bewusstlos zusammengebrochen war.

DFB.de: Welche Ursachen haben Sie für den nicht nach Ihren Vorstellungen verlaufenen Saisonstart ausgemacht?

Dotchev: Die meisten Mannschaften kennen uns aus der abgelaufenen Saison. Es gelingt den Gegnern aktuell, sich gut auf uns einzustellen. Wir müssen außerdem damit leben, dass wir in dieser Saison wegen der gestiegenen Erwartungshaltung zu den Gejagten zählen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, muss unsere Mannschaft möglichst immer ihren besten Fußball spielen. Wir haben noch nie gewonnen, wenn wir eine schlechte Leistung abgerufen haben. Es ist nicht einfach, immer am Limit zu sein.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft nun im Umkehrschluss besser machen?

Dotchev: Das ist einfach: Die Spieler dürfen sich nicht so viele Gedanken machen. Viele Mannschaften beschränken sich gegen uns auf das Verteidigen. In solchen Situationen benötigen wir vor allem Geduld.

DFB.de: Welche Spieler sind nun besonders gefordert?

Dotchev: Viele unserer Gegner haben sich auf Amaury Bischoff eingestellt, unseren Spielgestalter. Sie sagen sich: Schalten wir Bischoff aus, dann läuft es bei Münster nicht mehr. Unsere Mannschaft muss die Kreativität dann auf mehrere Schultern verteilen. Viele Leistungsträger haben noch Luft nach oben. Ich denke da unter anderem an Gaetano Manno, Dennis Grote oder Marcus Piossek. In der Summe macht das bei uns viel aus.

DFB.de: Die Defensive um Torhüter Daniel Masuch war in der abgelaufenen Saison noch das Punkstück. Was ist passiert?

Dotchev: Auch Daniel Masuch hat bisher noch nicht konstant in Bestform agiert. Er hatte zwei bis drei Fehler drin, die sich dann auch auf die Spieler vor ihm übertragen haben. Die Zahl der individuellen Fehler ist aber insgesamt zu hoch.

DFB.de: Wie groß ist der Druck, heute das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II gewinnen zu müssen?

Dotchev: Die Spieler müssen sich doch gar nicht unter Druck setzen, denn die Verantwortung trage ich. In erster Linie bin ich zuständig für gute und schlechte Leistungen unserer Mannschaft. Unsere Spieler sollen sich nur auf ihre Leistung konzentrieren.

DFB.de: Was wollen Sie im Spiel gegen die Stuttgarter sehen?

Dotchev: Wir treffen mit Stuttgart auf eine junge und dynamische Mannschaft. Die Aufstellung des Gegners wird wohl bis kurz vor dem Anpfiff eine Wundertüte bleiben. Wir wollen Spielwitz, Spaß und Freude an den Tag legen. Außerdem ist es entscheidend, nach hinten diszipliniert zu arbeiten. Die gesamte Mannschaft ist beim Abstellen der vielen Gegentreffer gefordert.

DFB.de: Muss der Knoten vielleicht einfach mal wieder platzen?

Dotchev: Wir benötigen ein Erfolgserlebnis. Ich habe der Mannschaft bereits gesagt, dass es jetzt reicht und wir uns befreien müssen.

[bild2]

DFB.de: Was bedeutet die aktuelle Ausbeute mit Blick auf die Saisonziele?

Dotchev: Ich habe den Aufstieg vor der Saison für realistisch gehalten und halte ihn auch jetzt noch für machbar. Schließlich ist die Saison noch lang. Hätten wir zweimal mehr gewonnen und nicht unentschieden gespielt, wäre alles in Ordnung. Da wir aber unter anderem beim 1:1 in Wiesbaden die bessere Mannschaft waren, mache ich mich nicht verrückt.

DFB.de: Haben Sie sich auch schon selbst hinterfragt? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Dotchev: Das tue ich ständig, selbst nach gewonnenen Spielen. Nachher ist man immer schlauer, aber vorher geht es darum, Entscheidungen zu treffen. Von diesen Entscheidungen muss man zu 100 Prozent überzeugt sein - und das war und bin ich.