Möckel: "Meine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen"

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft. Wer über Jens Möckel spricht, der benutzt vor allem diese drei Worte. Ein Führungsspieler, schon in jungen Jahren, mit 22 bereits unumstrittene Stammkraft als Innenverteidiger und geschätzter Antreiber bei Rot-Weiß Erfurt. Als "ehrgeizig und zuverlässig" beschreibt er sich selbst.

Ein Mann der leisen Töne - neben dem Platz

Der Möckel neben dem Platz ist keiner für die lauten Töne. Über ihn sprechen, das sollen lieber andere. Tun sie auch. Stefan Emmerling, sein Trainer in Erfurt, etwa sagt, dass er Möckels Kopfball- und Zweikampfstärke schätze, "nicht umsonst hat er die meisten Spiele gemacht. Und: Menschlich ist er sehr angenehm".

Möckels Gegenspieler würden ihn mit vielen Attributen beschreiben. Mit "angenehm" eher nicht, zumindest nicht sportlich. In seinen ersten beiden Jahren in der 3. Liga bestritt er 58 Spiele. Nicht schlecht, für einen so jungen Spieler. Doch es hätten mindestens sieben mehr werden können - wenn da nicht die 23 Gelben und zwei Roten Karten gewesen wären. Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft - auch so können sie sich zeigen. In der laufenden Saison steht er bei fünf Gelben Karten in 17 Einsätzen.

"Das war der Dosenöffner"

Nicht ungewöhnlich für einen Verteidiger. Schon eher seine zwei Tore, die er bereits erzielt hat, eins gegen Koblenz und eins am vergangenen Wochenende gegen Ahlen, per Kopf. "Das war der Dosenöffner", sagt er. Es war das 1:0, später schoss RWE noch drei weitere Tore. Seine Bilanz aus den vergangenen vier Monaten weist damit doppelt so viele Treffer auf wie in den beiden Jahren zuvor.

"Neben dem Verteidigen sollte der Innenverteidiger die erste Station im Spielaufbau sein", umschreibt er sein Aufgabengebiet, "bei Balleroberung das eigene Spiel schnell einleiten und das eine oder andere Tor bei Standardsituationen erzielen." So wie er das derzeit vorbildlich tut.

Dabei war er nicht immer in der Defensive. Als er als Sechsjähriger bei Lok Engelsdorf am Rande Leipzigs mit dem Fußball anfing und auch später ab der E-Jugend bei Sachsen Leipzig spielte er im Mittelfeld. "Dann fanden meine Trainer, ich könnte meine Stärken besser als Innenverteidiger zur Geltung bringen", sagt er. Mit dem Wechsel zum FC Sachsen war für ihn obendrein klar, dass er Fußballprofi werden wollte, "dafür gab es für mich keine Alternative".

Kombination von Schule und Fußball

Er ging auf das Leipziger Sportgymnasium, wo Fußball sogar ein Unterrichtsfach war, "das hat es etwas leichter gemacht, auch wenn es mitunter lange Tage waren, dennoch bin ich gut durchgekommen, ohne Schule und Fußball zu vernachlässigen". Das Gymnasium verließ er schließlich mit dem Abitur. Für alle Fälle und die Zeit nach der Karriere.

Im Mittelpunkt stand fortan der Fußball. Das merkten auch seine Trainer, die stets die Einsatzfreude ihres Schützlings lobten. Detlef Schößler, früherer DDR-Nationalspieler und Möckels A-Junioren-Coach, sagt: "Jens' unbedingter Siegeswille und die Fähigkeit seine Mitspieler anzuleiten und zu motivieren zeichneten ihn aus. Als körperlich großer Spieler bestach er durch ein überdurchschnittlich gutes Kopfballspiel. Die Spieleröffnung war durch Jens hervorragendes Passspiel variantenreich auf hohem Niveau."

Immer ein Leader

Ähnlich drückt sich Sachsens Verbandssportlehrer Wolfgang Grunert aus, in dessen Auswahl Möckel ab der U 16 spielte: "Seine Fähigkeit ein Spiel gut 'lesen' zu können fand er schnell Anerkennung im Team. Ob im Training, Wettkampf oder Freizeitbereich: Jens war immer sehr zielorientiert auf den Leistungsfußball!"

Damit nicht genug: "Mit viel Fleiß arbeitete er an seinen Reserven und war ständig bemüht sein Leistungsvermögen zu verbessern. In den Jahren, in denen Jens in unseren Mannschaften spielte war er der Leader der Teams, der Typ, der alle mitreißen konnte."

Allesamt Eigenschaften, die ihm heute zu Gute kommen. Und die dazu führten, dass er schnell den Sprung aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft schaffte. Noch als A-Jugendlicher gab er sein Debüt in der Oberliga, in der Saison darauf (2007/2008) gehörte er schon rasch zur Stammelf. Trainer Hans-Jörg Leitzke vertraute dem jungen Verteidiger, und der dankte es seinem Trainer.

Entscheidendes Tor zur Regionalliga

"Meine erste Seniorensaison war sehr ereignisreich", sagt er. Was er bei den Leutzschern mitmachte, erleben manche nicht in zehn Jahren - von der Angst der Insolvenz bis zum Aufstieg in letzter Sekunde.

Das entscheidende Tor zur Teilnahme an der Regionalliga-Relegation beim 1:0 gegen den FC Eilenburg erzielte Möckel, dessen Vorbild Per Mertesacker ist, selbst. "Es war bisher mein wichtigster Treffer", sagt er. "Es war ein großartiges Gefühl, vor 5000 mitgereisten Fans zwei Minuten vor dem Abpfiff das Goldene Tor zu erzielen."

Schnell in Erfurts erster Elf festgespielt

Der Wechsel nach Erfurt und in die neue 3. Liga stand da schon seit einigen Wochen fest. Auch Carl Zeiss Jena wollte den jungen Abwehrspieler verpflichten, entschied sich dann aber doch für einen erfahreneren Mann. Erfurts damaliger Trainer Karsten Baumann, der als zentraler Defensivmann lange für Köln und Dortmund in der Bundesliga gespielt hatte, indes wollte Möckel unbedingt.

Und es dauerte nur wenige Wochen, ehe sich der Zugang in der ersten Elf festgesetzt hatte. "Baumann hat mich langsam an das höhere Niveau herangeführt", sagt Möckel. "Auch als ich anfangs nicht gespielt habe, hat er mit mir gesprochen, mir sein Vertrauen vermittelt. Das war wichtig. Den Rest habe ich beigesteuert."

Rasch heimisch geworden

Außerdem half es ihm, dass er mit Tino Semmer schon einen Kollegen aus Leipziger Zeiten kannte, "aber klar, eine neue Stadt, ein neuer Verein und neue Menschen", erinnert sich Möckel, "das braucht ein bisschen Zeit". Aber lange dauerte es nicht, ehe er in Erfurt heimisch wurde und sich einen Namen machte.

Platz vier hat Trainer Stefan Emmerling in dieser Saison als Ziel ausgegeben, um so den DFB-Pokal zu erreichen. "Uns hat es immer gut getan, von Spiel zu Spiel zu denken", sagt Möckel. "Wenn wir defensiv und kompakt stehen, werden wir noch viele Spiele als Sieger beenden."

Und er selbst? "Langfristig wird man sehen, was passiert. Meine fußballerische Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen." Und klar ist, dass es ihm an drei Dingen nie mangeln wird: Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft. Wer über Jens Möckel spricht, der benutzt vor allem diese drei Worte. Ein Führungsspieler, schon in jungen Jahren, mit 22 bereits unumstrittene Stammkraft als Innenverteidiger und geschätzter Antreiber bei Rot-Weiß Erfurt. Als "ehrgeizig und zuverlässig" beschreibt er sich selbst.

Ein Mann der leisen Töne - neben dem Platz

Der Möckel neben dem Platz ist keiner für die lauten Töne. Über ihn sprechen, das sollen lieber andere. Tun sie auch. Stefan Emmerling, sein Trainer in Erfurt, etwa sagt, dass er Möckels Kopfball- und Zweikampfstärke schätze, "nicht umsonst hat er die meisten Spiele gemacht. Und: Menschlich ist er sehr angenehm".

Möckels Gegenspieler würden ihn mit vielen Attributen beschreiben. Mit "angenehm" eher nicht, zumindest nicht sportlich. In seinen ersten beiden Jahren in der 3. Liga bestritt er 58 Spiele. Nicht schlecht, für einen so jungen Spieler. Doch es hätten mindestens sieben mehr werden können - wenn da nicht die 23 Gelben und zwei Roten Karten gewesen wären. Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft - auch so können sie sich zeigen. In der laufenden Saison steht er bei fünf Gelben Karten in 17 Einsätzen.

"Das war der Dosenöffner"

Nicht ungewöhnlich für einen Verteidiger. Schon eher seine zwei Tore, die er bereits erzielt hat, eins gegen Koblenz und eins am vergangenen Wochenende gegen Ahlen, per Kopf. "Das war der Dosenöffner", sagt er. Es war das 1:0, später schoss RWE noch drei weitere Tore. Seine Bilanz aus den vergangenen vier Monaten weist damit doppelt so viele Treffer auf wie in den beiden Jahren zuvor.

"Neben dem Verteidigen sollte der Innenverteidiger die erste Station im Spielaufbau sein", umschreibt er sein Aufgabengebiet, "bei Balleroberung das eigene Spiel schnell einleiten und das eine oder andere Tor bei Standardsituationen erzielen." So wie er das derzeit vorbildlich tut.

Dabei war er nicht immer in der Defensive. Als er als Sechsjähriger bei Lok Engelsdorf am Rande Leipzigs mit dem Fußball anfing und auch später ab der E-Jugend bei Sachsen Leipzig spielte er im Mittelfeld. "Dann fanden meine Trainer, ich könnte meine Stärken besser als Innenverteidiger zur Geltung bringen", sagt er. Mit dem Wechsel zum FC Sachsen war für ihn obendrein klar, dass er Fußballprofi werden wollte, "dafür gab es für mich keine Alternative".

Kombination von Schule und Fußball

Er ging auf das Leipziger Sportgymnasium, wo Fußball sogar ein Unterrichtsfach war, "das hat es etwas leichter gemacht, auch wenn es mitunter lange Tage waren, dennoch bin ich gut durchgekommen, ohne Schule und Fußball zu vernachlässigen". Das Gymnasium verließ er schließlich mit dem Abitur. Für alle Fälle und die Zeit nach der Karriere.

Im Mittelpunkt stand fortan der Fußball. Das merkten auch seine Trainer, die stets die Einsatzfreude ihres Schützlings lobten. Detlef Schößler, früherer DDR-Nationalspieler und Möckels A-Junioren-Coach, sagt: "Jens' unbedingter Siegeswille und die Fähigkeit seine Mitspieler anzuleiten und zu motivieren zeichneten ihn aus. Als körperlich großer Spieler bestach er durch ein überdurchschnittlich gutes Kopfballspiel. Die Spieleröffnung war durch Jens hervorragendes Passspiel variantenreich auf hohem Niveau."

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Immer ein Leader

Ähnlich drückt sich Sachsens Verbandssportlehrer Wolfgang Grunert aus, in dessen Auswahl Möckel ab der U 16 spielte: "Seine Fähigkeit ein Spiel gut 'lesen' zu können fand er schnell Anerkennung im Team. Ob im Training, Wettkampf oder Freizeitbereich: Jens war immer sehr zielorientiert auf den Leistungsfußball!"

Damit nicht genug: "Mit viel Fleiß arbeitete er an seinen Reserven und war ständig bemüht sein Leistungsvermögen zu verbessern. In den Jahren, in denen Jens in unseren Mannschaften spielte war er der Leader der Teams, der Typ, der alle mitreißen konnte."

Allesamt Eigenschaften, die ihm heute zu Gute kommen. Und die dazu führten, dass er schnell den Sprung aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft schaffte. Noch als A-Jugendlicher gab er sein Debüt in der Oberliga, in der Saison darauf (2007/2008) gehörte er schon rasch zur Stammelf. Trainer Hans-Jörg Leitzke vertraute dem jungen Verteidiger, und der dankte es seinem Trainer.

Entscheidendes Tor zur Regionalliga

"Meine erste Seniorensaison war sehr ereignisreich", sagt er. Was er bei den Leutzschern mitmachte, erleben manche nicht in zehn Jahren - von der Angst der Insolvenz bis zum Aufstieg in letzter Sekunde.

Das entscheidende Tor zur Teilnahme an der Regionalliga-Relegation beim 1:0 gegen den FC Eilenburg erzielte Möckel, dessen Vorbild Per Mertesacker ist, selbst. "Es war bisher mein wichtigster Treffer", sagt er. "Es war ein großartiges Gefühl, vor 5000 mitgereisten Fans zwei Minuten vor dem Abpfiff das Goldene Tor zu erzielen."

Schnell in Erfurts erster Elf festgespielt

Der Wechsel nach Erfurt und in die neue 3. Liga stand da schon seit einigen Wochen fest. Auch Carl Zeiss Jena wollte den jungen Abwehrspieler verpflichten, entschied sich dann aber doch für einen erfahreneren Mann. Erfurts damaliger Trainer Karsten Baumann, der als zentraler Defensivmann lange für Köln und Dortmund in der Bundesliga gespielt hatte, indes wollte Möckel unbedingt.

Und es dauerte nur wenige Wochen, ehe sich der Zugang in der ersten Elf festgesetzt hatte. "Baumann hat mich langsam an das höhere Niveau herangeführt", sagt Möckel. "Auch als ich anfangs nicht gespielt habe, hat er mit mir gesprochen, mir sein Vertrauen vermittelt. Das war wichtig. Den Rest habe ich beigesteuert."

Rasch heimisch geworden

Außerdem half es ihm, dass er mit Tino Semmer schon einen Kollegen aus Leipziger Zeiten kannte, "aber klar, eine neue Stadt, ein neuer Verein und neue Menschen", erinnert sich Möckel, "das braucht ein bisschen Zeit". Aber lange dauerte es nicht, ehe er in Erfurt heimisch wurde und sich einen Namen machte.

Platz vier hat Trainer Stefan Emmerling in dieser Saison als Ziel ausgegeben, um so den DFB-Pokal zu erreichen. "Uns hat es immer gut getan, von Spiel zu Spiel zu denken", sagt Möckel. "Wenn wir defensiv und kompakt stehen, werden wir noch viele Spiele als Sieger beenden."

Und er selbst? "Langfristig wird man sehen, was passiert. Meine fußballerische Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen." Und klar ist, dass es ihm an drei Dingen nie mangeln wird: Wille, Ehrgeiz, Leidenschaft.