Meppens Domaschke: "Ich musste mir alles hart arbeiten"

DFB.de: Sie waren also nicht das große Talent?

Domaschke: Ich musste mir alles sehr hart erarbeiten. Auch in der Schule habe ich ständig trainiert. Ich hatte wenig Zeit für Freunde und habe fast nur für den Fußball gelebt. Der Wechsel zu Leverkusen war daher eine riesengroße Chance. Der damalige Torwart-Trainer Rüdiger Vollborn hat einiges aus mir herausgekitzelt. Davon habe ich in meiner weiteren Karriere sicherlich profitiert. Aber es stand nie in Aussicht, dass ich in Leverkusen die Nummer 1 hätte werden können.

DFB.de: Sie standen im deutschen Kader der U 20-Weltmeisterschaft im Jahre 2005. Die Nummer 1 war auch dort Rene Adler. Hat Ihr kollegiales Verhältnis darunter gelitten, dass er Ihnen immer einen Schritt voraus war?

Domaschke: Nein, alles war ganz entspannt. Wir sind beide Ossi-Kinder, da macht man sich das Leben nicht gegenseitig schwer (grinst). Ich habe sogar damals bei ihm übernachtet, als ich mein Probetraining in Leverkusen hatte. Letztendlich tat es auch ihm gut, dass ich ihn als Nummer 2 gepusht habe.

DFB.de: Nach Bayer Leverkusen lauteten Ihre weiteren Stationen Wehen Wiesbaden, Hessen Kassel und danach RB Leipzig - damals noch in der Regionalliga.

Domaschke: Genau. Zuvor war ich vereinslos, weil mir Hessen Kassel einen Vertrag angeboten hatte, der nicht relevant war. Leipzig war natürlich eine große Sache. Der Verein befand sich noch im Aufbau. Wir haben uns anfangs zwar noch in einer Container-Landschaft aufgehalten und umgezogen. Aber selbst diese Container waren das Nonplusultra.

DFB.de: Damals war RB Leipzig noch nicht so anerkannt wie heute. Haben Sie viel Gegenwind zu spüren bekommen?

Domaschke: Es gab keine schwerwiegenden Vorfälle oder Angriffe. Aber natürlich hatten wir viele Gegner – noch viel mehr als heute in der Bundesliga. Andere Vereine fühlten sich benachteiligt, weil wir als Regional- oder später als Drittligist ein großes Unternehmen mit viel Geld im Rücken hatten.

DFB.de: Sie haben die Aufstiege in die 3. Liga und in die 2. Bundesliga mitgefeiert und haben zehn Ligaspiele für die 1. Mannschaft bestritten. Warum ging es danach für Sie nicht weiter?

Domaschke: Im Fußball geht eben alles sehr schnell. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte mir der Trainer eigentlich zugesagt, dass ich im Team bleiben würde. Als ich dann aber aus der Sommerpause zurückkam, hatte der Verein plötzlich einen jüngeren Torwart verpflichtet. Ich wurde in die 2. Mannschaft geschoben.

DFB.de: Sie sind bereits 32 Jahre alt und haben den Großteil Ihrer Karriere als Ersatztorhüter oder in der Regionalliga verbracht. Wie gut tut es Ihnen persönlich, nun als Stammtorhüter beim SV Meppen gesetzt zu sein und nach der Hinrunde vom kicker sogar als "hervorragend" eingestuft zu werden?

Domaschke: Das geht runter wie Öl (lacht). Ich habe nie an mir gezweifelt – auch wenn einige Trainer das früher anders gesehen haben. Hier in Meppen haben die Verantwortlichen an mich geglaubt. Umso mehr freue ich mich, dass ich die Leistungen erbringen konnte. So kann es weitergehen.

[oj]


Erik Domaschke ist ein Spätstarter. Der 32-Jährige stand früher zwar bei Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig unter Vertrag, konnte sich dort aber nie den Status der Nummer 1 erkämpfen. Erst jetzt, im Dienste vom SV Meppen, erlebt er seinen großen Durchbruch und ist unumstrittener Stammtorhüter. Der Aufsteiger spielte eine starke Saison und befindet sich im gesicherten Mittelfeld. Nun steht am 28. Spieltag der 3. Liga das Derby beim VfL Osnabrück am Dienstag (ab 19 Uhr, live bei Telekom Sport) an. Im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Domaschke über das Derby, aber auch über seine Vergangenheit in Leipzig und Leverkusen und die damalige Konkurrenzsituation mit Rene Adler.

DFB.de: Herr Domaschke, sind Sie bereits im Derby-Fieber?

Domaschke: Ein Spiel gegen Osnabrück ist sicherlich kein Ligaspiel wie jedes andere. Ein Derby ist immer etwas Besonderes – speziell für die Fans, aber auch für uns Spieler. Uns erwartet eine geile Atmosphäre in Osnabrück. Die VfL-Fans sind zwar in Überzahl. Aber auch unsere Anhänger werden ordentlich Stimmung machen. Dass die Karten für unsere Fans bereits nach einer Stunde ausverkauft waren, spricht für sich.

DFB.de: Der Geschäftsführer Ronald Maul hatte nach dem Aufstieg in die 3. Liga gesagt, man wolle die ganze Region mitnehmen. Ist das gelungen?

Domaschke: Absolut. Wenn ich alleine daran zurückdenke, dass uns 4000 Fans zum Auswärtsspiel nach Lotte begleitet hatten und dort für eine Heimkulisse sorgten, ist das sehr beeindruckend. Zudem ist fast jedes Heimspiel ausverkauft.

DFB.de: Der SV Meppen steht im gesicherten Mittelfeld und dürfte mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben. Dabei besteht der Kader aus vielen Spielern, die bei ihren vorherigen Vereinen nicht unbedingt zum Stammpersonal zählten. Sie sind einer von denen. Warum können sich Spieler in Meppen so gut entwickelt

Domaschke: Weil der Trainerstab in den Spielern etwas sieht, was die anderen Trainer offenbar nicht gesehen haben. Hier wird mit viel Ruhe und Besonnenheit gearbeitet. Niemand verliert gleich die Nerven, wenn zwei Spiele einmal nicht gut laufen. Uns wird viel Vertrauen entgegengebracht. Und für einen Spieler fühlt es sich einfach gut an, hier gebraucht zu werden und etwas zurückgeben zu können.

DFB.de: Ganz besonders gebraucht wird der Torjäger Benjamin Girth, der bereits zwölf Tore erzielt hat, in den letzten Wochen allerdings weniger traf als in der Hinrunde. Ist die Mannschaft zu abhängig von ihm?

Domaschke: Nein. Natürlich wissen wir, was wir an ihm haben. Er hat einen starken Torriecher und weiß genau, wo er stehen muss. Aber wir haben auch andere Spieler, die Tore schießen können.

DFB.de: Sie stammen aus Leipzig und sind als 20-Jähriger zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt. Welche Erinnerungen haben Sie an die damaligen Anfänge Ihrer Profilaufbahn?

Domaschke: Das ging alles sehr schnell. Kurz zuvor hatte ich noch in Leipzig in der Landesliga gespielt. Dann stand ich plötzlich im Profikader von Bayer 04 Leverkusen, weil es einige Verletzungsausfälle auf der Torhüterposition gab. Eigentlich war ich für die zweite Mannschaft angedacht.

DFB.de: Letztendlich nahm Rene Adler den Platz von Hans-Jörg Butt als Torwart Nummer 1 ein. Hatten Sie sich ebenfalls Hoffnung gemacht?

Domaschke: Nein, Rene war immer das große Ausnahmetalent. Er kam viel früher nach Leverkusen als ich, hatte schon länger mit der 1. Mannschaft trainiert und außerdem alle U-Nationalmannschaften durchlaufen.

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DFB.de: Sie waren also nicht das große Talent?

Domaschke: Ich musste mir alles sehr hart erarbeiten. Auch in der Schule habe ich ständig trainiert. Ich hatte wenig Zeit für Freunde und habe fast nur für den Fußball gelebt. Der Wechsel zu Leverkusen war daher eine riesengroße Chance. Der damalige Torwart-Trainer Rüdiger Vollborn hat einiges aus mir herausgekitzelt. Davon habe ich in meiner weiteren Karriere sicherlich profitiert. Aber es stand nie in Aussicht, dass ich in Leverkusen die Nummer 1 hätte werden können.

DFB.de: Sie standen im deutschen Kader der U 20-Weltmeisterschaft im Jahre 2005. Die Nummer 1 war auch dort Rene Adler. Hat Ihr kollegiales Verhältnis darunter gelitten, dass er Ihnen immer einen Schritt voraus war?

Domaschke: Nein, alles war ganz entspannt. Wir sind beide Ossi-Kinder, da macht man sich das Leben nicht gegenseitig schwer (grinst). Ich habe sogar damals bei ihm übernachtet, als ich mein Probetraining in Leverkusen hatte. Letztendlich tat es auch ihm gut, dass ich ihn als Nummer 2 gepusht habe.

DFB.de: Nach Bayer Leverkusen lauteten Ihre weiteren Stationen Wehen Wiesbaden, Hessen Kassel und danach RB Leipzig - damals noch in der Regionalliga.

Domaschke: Genau. Zuvor war ich vereinslos, weil mir Hessen Kassel einen Vertrag angeboten hatte, der nicht relevant war. Leipzig war natürlich eine große Sache. Der Verein befand sich noch im Aufbau. Wir haben uns anfangs zwar noch in einer Container-Landschaft aufgehalten und umgezogen. Aber selbst diese Container waren das Nonplusultra.

DFB.de: Damals war RB Leipzig noch nicht so anerkannt wie heute. Haben Sie viel Gegenwind zu spüren bekommen?

Domaschke: Es gab keine schwerwiegenden Vorfälle oder Angriffe. Aber natürlich hatten wir viele Gegner – noch viel mehr als heute in der Bundesliga. Andere Vereine fühlten sich benachteiligt, weil wir als Regional- oder später als Drittligist ein großes Unternehmen mit viel Geld im Rücken hatten.

DFB.de: Sie haben die Aufstiege in die 3. Liga und in die 2. Bundesliga mitgefeiert und haben zehn Ligaspiele für die 1. Mannschaft bestritten. Warum ging es danach für Sie nicht weiter?

Domaschke: Im Fußball geht eben alles sehr schnell. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte mir der Trainer eigentlich zugesagt, dass ich im Team bleiben würde. Als ich dann aber aus der Sommerpause zurückkam, hatte der Verein plötzlich einen jüngeren Torwart verpflichtet. Ich wurde in die 2. Mannschaft geschoben.

DFB.de: Sie sind bereits 32 Jahre alt und haben den Großteil Ihrer Karriere als Ersatztorhüter oder in der Regionalliga verbracht. Wie gut tut es Ihnen persönlich, nun als Stammtorhüter beim SV Meppen gesetzt zu sein und nach der Hinrunde vom kicker sogar als "hervorragend" eingestuft zu werden?

Domaschke: Das geht runter wie Öl (lacht). Ich habe nie an mir gezweifelt – auch wenn einige Trainer das früher anders gesehen haben. Hier in Meppen haben die Verantwortlichen an mich geglaubt. Umso mehr freue ich mich, dass ich die Leistungen erbringen konnte. So kann es weitergehen.

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