Mehlem und der KSC: "Die Aufstiegschance ist positiver Druck"

Marcel Mehlem zählt zu den großen Entdeckungen dieser Saison. Der defensive Mittelfeldspieler hat sich in die Stammelf des Karlsruher SC gespielt, der vom direkten Wiederaufstieg träumt. Ein Sieg gegen den SC Paderborn am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) wäre ein weiterer Schritt dorthin. Im Hinspiel schoss Mehlem mit seinem Tor den KSC zum Sieg. Im DFB.de-Interview erinnert sich der 23-Jährige daran und spricht über ein mögliches Relegationsduell gegen seinen Bruder, den U 19-Nationalspieler Marvin Mehlem vom SV Darmstadt.

DFB.de: Herr Mehlem, vor dem Topspiel gegen den SC Paderborn: Was macht diesen Gegner so stark?

Marcel Mehlem: Der SC Paderborn hat eine spielerisch starke Mannschaft, die auch körperlich sehr robust ist. Der Verein hat eine beachtliche Entwicklung genommen. Vergangene Saison praktisch abgestiegen, nun ganz oben. Das zeigt, dass in dieser Liga alles möglich ist.

DFB.de: Das erste Aufeinandertreffen in der Hinrunde hat der KSC gewonnen, und Sie haben mit Ihrem Tor zum 2:0 den Sieg perfekt gemacht. Ein ganz besonderes Spiel für Sie?

Mehlem: Absolut. Das war mein erstes Tor im Profifußball. Ich habe noch genau vor Augen, wie ich geschossen habe und der Ball durch die Beine des Abwehrspielers ins Tor ging. Aber auch wenn wir das Spiel gewonnen haben, war klar zu erkennen, warum Paderborn so eine starke Saison spielt. Sie haben auch nach dem Rückstand weiter mutig nach vorne gespielt und nie aufgesteckt.

DFB.de: Der direkte Aufstieg ist für den KSC seit dem 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg kein Thema mehr. Warum ging Ihnen nach einer verrückten Aufholjagd auf der Zielgerade die Puste aus?

Mehlem: Ich denke nicht. Zumal die Chance auf einen Aufstieg ein positiver Druck ist. Wenn ich an den Abstiegskampf in der vergangenen Saison zurückdenke: Das war ein völlig anderer Druck, ein negativer Druck. Letztendlich entscheiden in dieser Liga Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. In den vergangenen Wochen war das Glück nicht immer auf unserer Seite. Jetzt ist eben der Relegationsplatz unser Ziel.

DFB.de: Der Karlsruher SC hat allerdings keine sonderlich erfolgreiche Relegationsgeschichte. 2015 wurde der Bundesligaaufstieg gegen den Hamburger SV knapp verpasst. Und 2012 stieg der KSC gegen den SSV Jahn Regensburg in die 3. Liga ab. Wäre das ein mentaler Nachteil?

Mehlem: Nein, das wäre eher eine zusätzliche Motivation. Wir würden in der Relegation alles raushauen. Aber bis in die Relegation ist es noch ein weiter Weg.

DFB.de: Sie sind beim KSC groß geworden, spielen seit Ihrem zehnten Lebensjahr im Verein. Wie haben Sie die beiden erwähnten Relegationsspiele miterlebt?

Mehlem: Im Spiel gegen Regensburg saß ich als Jugendspieler auf der Tribüne. Das war ein harter Tag, weil ich als kleiner Knirps natürlich wollte, dass der KSC jedes Spiel gewinnt und vor allem nicht absteigt. Das war für alle Fans extrem hart. Neben mir saßen Erwachsene, die in Tränen ausgebrochen sind. Gegen den Hamburger SV war es ähnlich - zumal wir bis zu dem folgenschweren Freistoß praktisch mit einem Bein in der Bundesliga standen.

DFB.de: Ihr Bruder, der U 19-Nationalspieler Marvin Mehlem, spielt in der 2. Bundesliga beim SV Darmstadt und kämpft gegen den Abstieg. Haben Sie mal über das Szenario nachgedacht, in der Relegation auf Ihren Bruder treffen zu können?

Mehlem: Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Wenn es so kommt, würden wir beide für den eigenen Verein 100 Prozent geben. Aber für unsere Eltern wäre das natürlich emotional schwierig. Sie haben bereits angekündigt, dass sie sich die Spiele nicht angucken würden.

DFB.de:  Karlsruhe hat in dieser Saison einen Fehlstart hingelegt, dann übernahm Trainer Alois Schwartz die Verantwortung und stellte die Mannschaft auf den Kopf. Sie und andere junge Spieler wurden zu Stammspielern, dafür landeten Etablierte auf der Ersatzbank. Welche Auswirkung hatte das auf die Chemie innerhalb der Mannschaft?

Mehlem: Ich denke, dass die Mannschaft die Veränderungen gut aufgenommen hat. Wir haben eine gute Chemie. Zumal wir unter Alois Schwartz dann eine Erfolgsserie hingelegt haben. Unser Kader beinhaltet einen guten Mix aus Jung und Alt. Uns war klar, dass jeder Spieler gebraucht wird.

DFB.de: Welche Folgen hätte es für den Karlsruher SC, wenn der angestrebte Aufstieg nicht gelänge?

Mehlem: Das wäre natürlich schwierig. Wir haben viele Spieler, die unbedingt in die 2. Bundesliga möchten und in der 3. Liga nicht zufrieden sind. Für jeden Spieler, aber auch für die Fans, wäre es extrem bitter, wenn wir nicht aufsteigen würden. Aber auch dann müssten wir nach vorne blicken und nächste Saison einen neuen Anlauf versuchen. Wir werden aber alles dafür tun, dass es bereits diese Saison klappt.

DFB.de: Wir haben eben über Ihren Bruder Marvin gesprochen, der ebenfalls aus dem KSC-Nachwuchs stammt und mit nicht mal 18 Jahren sein Debüt in der 2. Bundesliga gab. Sie feierten mit 22 Jahren Ihr Profidebüt und sind seit dieser Saison Stammspieler. Sind Sie im Vergleich zu Ihrem Bruder ein Spätentwickler?

Mehlem: Zunächst mal bin ich ein völlig anderer Spielertyp als mein Bruder, weil ich eher über den Kampf komme. Erschwerend kommt hinzu, dass ich in meinem kompletten letzten U 19-Jahr verletzt ausfiel. Das hatte mich zurückgeworfen, so dass ich den Weg über die zweite Mannschaft gehen musste.

DFB.de: Haben Sie manchmal daran gezweifelt, es in den Profifußball zu schaffen?

Mehlem: Nein, ich bin ein hartnäckiger Spieler, habe nie aufgegeben und immer auf meine Chance gewartet. Trotzdem musste ich über Alternativen nachdenken. Daher habe ich ein Studium der Sportwissenschaften begonnen. Dieses musste ich aber wieder abbrechen, als ich dann zu den Profis hochgezogen wurde. Letztendlich war es unser ehemaliger Trainer Mirko Slomka, der mir die Chance gab und mir mein Profidebüt geschenkt hat. Auch wenn bei mir alles etwas länger gedauert hat: Wichtig ist, dass ich es geschafft habe.

[oj]

Marcel Mehlem zählt zu den großen Entdeckungen dieser Saison. Der defensive Mittelfeldspieler hat sich in die Stammelf des Karlsruher SC gespielt, der vom direkten Wiederaufstieg träumt. Ein Sieg gegen den SC Paderborn am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) wäre ein weiterer Schritt dorthin. Im Hinspiel schoss Mehlem mit seinem Tor den KSC zum Sieg. Im DFB.de-Interview erinnert sich der 23-Jährige daran und spricht über ein mögliches Relegationsduell gegen seinen Bruder, den U 19-Nationalspieler Marvin Mehlem vom SV Darmstadt.

DFB.de: Herr Mehlem, vor dem Topspiel gegen den SC Paderborn: Was macht diesen Gegner so stark?

Marcel Mehlem: Der SC Paderborn hat eine spielerisch starke Mannschaft, die auch körperlich sehr robust ist. Der Verein hat eine beachtliche Entwicklung genommen. Vergangene Saison praktisch abgestiegen, nun ganz oben. Das zeigt, dass in dieser Liga alles möglich ist.

DFB.de: Das erste Aufeinandertreffen in der Hinrunde hat der KSC gewonnen, und Sie haben mit Ihrem Tor zum 2:0 den Sieg perfekt gemacht. Ein ganz besonderes Spiel für Sie?

Mehlem: Absolut. Das war mein erstes Tor im Profifußball. Ich habe noch genau vor Augen, wie ich geschossen habe und der Ball durch die Beine des Abwehrspielers ins Tor ging. Aber auch wenn wir das Spiel gewonnen haben, war klar zu erkennen, warum Paderborn so eine starke Saison spielt. Sie haben auch nach dem Rückstand weiter mutig nach vorne gespielt und nie aufgesteckt.

DFB.de: Der direkte Aufstieg ist für den KSC seit dem 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg kein Thema mehr. Warum ging Ihnen nach einer verrückten Aufholjagd auf der Zielgerade die Puste aus?

Mehlem: Ich denke nicht. Zumal die Chance auf einen Aufstieg ein positiver Druck ist. Wenn ich an den Abstiegskampf in der vergangenen Saison zurückdenke: Das war ein völlig anderer Druck, ein negativer Druck. Letztendlich entscheiden in dieser Liga Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. In den vergangenen Wochen war das Glück nicht immer auf unserer Seite. Jetzt ist eben der Relegationsplatz unser Ziel.

DFB.de: Der Karlsruher SC hat allerdings keine sonderlich erfolgreiche Relegationsgeschichte. 2015 wurde der Bundesligaaufstieg gegen den Hamburger SV knapp verpasst. Und 2012 stieg der KSC gegen den SSV Jahn Regensburg in die 3. Liga ab. Wäre das ein mentaler Nachteil?

Mehlem: Nein, das wäre eher eine zusätzliche Motivation. Wir würden in der Relegation alles raushauen. Aber bis in die Relegation ist es noch ein weiter Weg.

DFB.de: Sie sind beim KSC groß geworden, spielen seit Ihrem zehnten Lebensjahr im Verein. Wie haben Sie die beiden erwähnten Relegationsspiele miterlebt?

Mehlem: Im Spiel gegen Regensburg saß ich als Jugendspieler auf der Tribüne. Das war ein harter Tag, weil ich als kleiner Knirps natürlich wollte, dass der KSC jedes Spiel gewinnt und vor allem nicht absteigt. Das war für alle Fans extrem hart. Neben mir saßen Erwachsene, die in Tränen ausgebrochen sind. Gegen den Hamburger SV war es ähnlich - zumal wir bis zu dem folgenschweren Freistoß praktisch mit einem Bein in der Bundesliga standen.

DFB.de: Ihr Bruder, der U 19-Nationalspieler Marvin Mehlem, spielt in der 2. Bundesliga beim SV Darmstadt und kämpft gegen den Abstieg. Haben Sie mal über das Szenario nachgedacht, in der Relegation auf Ihren Bruder treffen zu können?

Mehlem: Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Wenn es so kommt, würden wir beide für den eigenen Verein 100 Prozent geben. Aber für unsere Eltern wäre das natürlich emotional schwierig. Sie haben bereits angekündigt, dass sie sich die Spiele nicht angucken würden.

DFB.de:  Karlsruhe hat in dieser Saison einen Fehlstart hingelegt, dann übernahm Trainer Alois Schwartz die Verantwortung und stellte die Mannschaft auf den Kopf. Sie und andere junge Spieler wurden zu Stammspielern, dafür landeten Etablierte auf der Ersatzbank. Welche Auswirkung hatte das auf die Chemie innerhalb der Mannschaft?

Mehlem: Ich denke, dass die Mannschaft die Veränderungen gut aufgenommen hat. Wir haben eine gute Chemie. Zumal wir unter Alois Schwartz dann eine Erfolgsserie hingelegt haben. Unser Kader beinhaltet einen guten Mix aus Jung und Alt. Uns war klar, dass jeder Spieler gebraucht wird.

DFB.de: Welche Folgen hätte es für den Karlsruher SC, wenn der angestrebte Aufstieg nicht gelänge?

Mehlem: Das wäre natürlich schwierig. Wir haben viele Spieler, die unbedingt in die 2. Bundesliga möchten und in der 3. Liga nicht zufrieden sind. Für jeden Spieler, aber auch für die Fans, wäre es extrem bitter, wenn wir nicht aufsteigen würden. Aber auch dann müssten wir nach vorne blicken und nächste Saison einen neuen Anlauf versuchen. Wir werden aber alles dafür tun, dass es bereits diese Saison klappt.

DFB.de: Wir haben eben über Ihren Bruder Marvin gesprochen, der ebenfalls aus dem KSC-Nachwuchs stammt und mit nicht mal 18 Jahren sein Debüt in der 2. Bundesliga gab. Sie feierten mit 22 Jahren Ihr Profidebüt und sind seit dieser Saison Stammspieler. Sind Sie im Vergleich zu Ihrem Bruder ein Spätentwickler?

Mehlem: Zunächst mal bin ich ein völlig anderer Spielertyp als mein Bruder, weil ich eher über den Kampf komme. Erschwerend kommt hinzu, dass ich in meinem kompletten letzten U 19-Jahr verletzt ausfiel. Das hatte mich zurückgeworfen, so dass ich den Weg über die zweite Mannschaft gehen musste.

DFB.de: Haben Sie manchmal daran gezweifelt, es in den Profifußball zu schaffen?

Mehlem: Nein, ich bin ein hartnäckiger Spieler, habe nie aufgegeben und immer auf meine Chance gewartet. Trotzdem musste ich über Alternativen nachdenken. Daher habe ich ein Studium der Sportwissenschaften begonnen. Dieses musste ich aber wieder abbrechen, als ich dann zu den Profis hochgezogen wurde. Letztendlich war es unser ehemaliger Trainer Mirko Slomka, der mir die Chance gab und mir mein Profidebüt geschenkt hat. Auch wenn bei mir alles etwas länger gedauert hat: Wichtig ist, dass ich es geschafft habe.

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