Matti Steinmann in Chemnitz: "Will kein Bankdrücker mehr sein"

Steinmann: Das kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Wer zu den Aufstiegskandidaten zählt, wird sich im Verlaufe der Saison zeigen. Wir haben sicherlich eine gute Mannschaft und ein gutes Umfeld.

DFB.de: Neuer Trikotsponsor, neuer Teambus, der Stadionumbau schreitet voran. In Chemnitz tut sich einiges. Dennoch dürfte das Umfeld kaum mit dem in Hamburg zu vergleichen sein, oder?

Steinmann: Natürlich gibt es einige Unterschiede zwischen einem Bundesligisten und einem Drittligisten. Aber ich bin von den Bedingungen hier in Chemnitz positiv überrascht. Das Umfeld ist ruhig und gibt der Mannschaft Zeit, sich zu entwickeln.

DFB.de: Das dürfte für einen langjährigen HSVer, wo das Umfeld eher unruhig ist, eine ganz neue Erfahrung sein.

Steinmann: Natürlich ist in Hamburg mehr Unruhe. Alleine schon aufgrund der vielen Presse. Hier in Chemnitz sind nicht so viele Journalisten oder Fans beim Training. Man kann ganz in Ruhe und fast unbeobachtet trainieren.

DFB.de: Beim Sieg im Telekom Cup mit dem HSV standen Sie in beiden Spielen in der Startelf und haben ordentliche Leistungen abgeliefert. Wie groß war danach die Hoffnung, diese Saison bereits in der Bundesliga eine gute Rolle spielen zu können?

Steinmann: Die Hoffnung war vorhanden. Aber das war mir einfach zu unsicher. Ich wollte kontinuierlich auf hohem Niveau spielen. Der Chemnitzer FC war eine gute Lösung.

DFB.de: Sie haben beim Hamburger SV zwei Pflichtspiele absolviert - und zwar in der vergangenen Saison im Pokal und in der Liga jeweils gegen den FC Bayern München. Was waren das für Erlebnisse?



Beim Hamburger SV unterschrieb Matti Steinmann seinen ersten Profivertrag, spielte zweimal gegen den FC Bayern München und wurde zum U-Nationalspieler. Nun möchte der defensive Mittelfeldspieler in der 3. Liga durchstarten. Der 20-Jährige wurde für eine Saison an den Chemnitzer FC verliehen. Hier möchte er vor allem eins: Spielpraxis sammeln. Möglicherweise darf er beim bevorstehenden Heimspiel gegen Fast-Aufsteiger Holstein Kiel (heute, ab 14 Uhr) sein Debüt in der 3. Liga geben. Im exklusiven Interview mit DFB.de spricht Steinmann über die Gründe des Wechsels, die letzten Jahre in Hamburg und die U 20-Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Steinmann, wie kam es zu der Entscheidung, dass Sie die Saison nicht beim Hamburger SV verbringen, sondern an einen Verein aus einer unteren Liga verliehen werden?

Matti Steinmann: Das war nach dem ersten Trainingslager mit dem HSV. Ich bin direkt auf Trainer Bruno Labbadia zugegangen und habe ihm gesagt, dass ich gerne zu einem Verein wechseln würde, wo ich viel Spielzeit bekomme. Beim HSV erschien mir das zu unsicher. Ich will einfach kein Bankdrücker mehr sein.

DFB.de: Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf den Chemnitzer FC?

Steinmann: Ich hatte mit dem Trainer und dem Sportdirektor bereits vor einem Jahr Kontakt. Ich stand schon damals kurz vor einem Wechsel. Ich hatte einfach ein gutes Gefühl hier.

DFB.de: Ihren ersten Kurzeinsatz hatten Sie beim Pokalspiel gegen Borussia Dortmund, das mit 0:2 knapp verloren ging. Was blieb von diesem guten Spiel hängen?

Steinmann: Wir hatten eine super Stimmung im Stadion, und die Mannschaft hat eine gute Leistung gebracht. Wir konnten mit breiter Brust aus dem Spiel gehen. Das macht Mut für die weitere Saison.

DFB.de: Ansonsten werden Sie sehr langsam an die Mannschaft herangeführt. In der Liga kamen Sie noch nicht zum Einsatz.

Steinmann: Ich habe hier in Chemnitz die gesamte Vorbereitung verpasst. Ohnehin bin ich aufgrund der U 20-WM spät in das Training eingestiegen. Ich brauche einfach eine gewisse Eingewöhnungsphase, um die Mannschaft kennenzulernen. Das kommt mit der Zeit. Die Saison ist lang. Ich werde sicherlich noch viel Spielzeit bekommen.

DFB.de: Der Chemnitzer FC soll eine Kaufoption in Ihrem Vertrag haben. Können Sie sich also vorstellen, dem HSV ganz den Rücken zu kehren?

Steinmann: Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Ich möchte erst einmal die Saison spielen. Alles andere wird sich danach zeigen.

DFB.de: Nun steht das Heimspiel gegen Holstein Kiel an. Wie ist Ihr Eindruck von dem Gegner?

Steinmann: Ich habe mir Kiels DFB-Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart angesehen. Das hat Holstein gut gemacht. Persönlich kenne ich lediglich den Innenverteidiger Hauke Wahl, weil ich früher gegen ihn gespielt habe, als er noch bei Dynamo Dresden war.

DFB.de: Wo liegen die Stärken Ihrer Mannschaft?

Steinmann: Wir sind eine defensiv kompakte Mannschaft, die auch in der Offensive individuelle Qualität und gute Torjäger hat. Wir konnten das bisher nicht immer so zeigen wie gewollt. Aber das wird im Verlaufe der Saison noch geschehen.

DFB.de: Der Chemnitzer FC wird in den Medien häufig als Aufstiegskandidat genannt. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Steinmann: Das kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Wer zu den Aufstiegskandidaten zählt, wird sich im Verlaufe der Saison zeigen. Wir haben sicherlich eine gute Mannschaft und ein gutes Umfeld.

DFB.de: Neuer Trikotsponsor, neuer Teambus, der Stadionumbau schreitet voran. In Chemnitz tut sich einiges. Dennoch dürfte das Umfeld kaum mit dem in Hamburg zu vergleichen sein, oder?

Steinmann: Natürlich gibt es einige Unterschiede zwischen einem Bundesligisten und einem Drittligisten. Aber ich bin von den Bedingungen hier in Chemnitz positiv überrascht. Das Umfeld ist ruhig und gibt der Mannschaft Zeit, sich zu entwickeln.

DFB.de: Das dürfte für einen langjährigen HSVer, wo das Umfeld eher unruhig ist, eine ganz neue Erfahrung sein.

Steinmann: Natürlich ist in Hamburg mehr Unruhe. Alleine schon aufgrund der vielen Presse. Hier in Chemnitz sind nicht so viele Journalisten oder Fans beim Training. Man kann ganz in Ruhe und fast unbeobachtet trainieren.

DFB.de: Beim Sieg im Telekom Cup mit dem HSV standen Sie in beiden Spielen in der Startelf und haben ordentliche Leistungen abgeliefert. Wie groß war danach die Hoffnung, diese Saison bereits in der Bundesliga eine gute Rolle spielen zu können?

Steinmann: Die Hoffnung war vorhanden. Aber das war mir einfach zu unsicher. Ich wollte kontinuierlich auf hohem Niveau spielen. Der Chemnitzer FC war eine gute Lösung.

DFB.de: Sie haben beim Hamburger SV zwei Pflichtspiele absolviert - und zwar in der vergangenen Saison im Pokal und in der Liga jeweils gegen den FC Bayern München. Was waren das für Erlebnisse?

Steinmann: Das waren natürlich große Erlebnisse. Aber es ist schwierig, in solchen Spielen die eigene Klasse zu zeigen. Man rennt meistens nur dem Ball hinterher. Von daher wäre es mir vielleicht lieber gewesen, gegen eine nicht ganz so große Mannschaft auf dem Feld zu stehen.

DFB.de: Welcher Spieler von Bayern München hat Sie damals besonders beeindruckt?

Steinmann: David Alaba war beeindruckend. Er hat auch ein Tor aus großer Entfernung erzielt. Ich spielte damals auf der Sechs und war an dieser Situation beteiligt. Ich bin vielleicht zu spät herausgerückt. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass er aus 35 Metern den Ball reinhaut.

DFB.de: Haben Sie hinterher mit ihm das Trikot getauscht?

Steinmann: Ja, nach dem Pokalspiel habe ich tatsächlich das Trikot mit ihm getauscht.

DFB.de: Beide Spiele gegen Bayern hatten Sie unter Trainer Joe Zinnbauer absolviert, mit dem Sie Anfang der vergangenen Saison mit der zweiten Mannschaft bereits in der Regionalliga erfolgreich gewesen sind. War er ein ganz wichtiger Förderer für Sie?

Steinmann: Auf jeden Fall. Ich bin davon überzeugt, dass er mich noch häufiger eingesetzt hätte, wenn ich mich nicht am Knie verletzt hätte.

DFB.de: Die letzten beiden Spielzeiten in Hamburg waren vom Abstiegskampf geprägt. War es für einen jungen Spieler wie Sie dadurch besonders schwierig, sich weiterzuentwickeln?

Steinmann: Anfang der Saison war der Druck noch nicht ganz so groß. Da gab ich mein Debüt und war nahe an der Mannschaft dran. Zum Ende hin wurde es natürlich schwierig. Der Druck war unheimlich groß. Zudem kam ich nach meiner Verletzung nicht so schnell zurück, wie gedacht.

DFB.de: Wie sehr hat Sie persönlich der Abstiegskampf des HSV belastet?

Steinmann: Ich war nicht unmittelbar betroffen, weil ich nicht gespielt habe. Aber in der Kabine war der Druck einfach zu spüren. Natürlich möchte man dies ausblenden. Doch die Existenznot war so groß, dass das einfach nicht möglich war.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben beim DFB die Nationalmannschaften der U 15, U 16 und U 17 durchlaufen. Danach hatten Sie rund zweieinhalb Jahre keinen Einsatz, bis sie schließlich für die U 20 wieder nominiert wurden. Wie überrascht waren Sie von der Rückkehr zu einer U-Nationalmannschaft?

Steinmann: Ich habe mich sehr gefreut, dass meine Leistungen anerkannt wurden. Die zwei Jahre zuvor hatte ich nicht die Leistung gebracht, die man sich beim DFB gewünscht hatte. Leider musste ich bei meiner ersten Berufung wegen meines Knies früher abreisen. Dadurch verschob sich mein Debüt bei der U 20 von November auf April. Aber wissen Sie, was mich sehr gefreut hat?

DFB.de: Verraten Sie es uns…

Steinmann: Dass ich bei meinem bis dahin einzigen Spiel für die U 20 gegen Italien so überzeugen konnte, dass ich direkt für die Weltmeisterschaft nominiert wurde.

DFB.de: Was für ein Erlebnis war die U 20-Weltmeisterschaft in Neuseeland?

Steinmann: Es war eine wahnsinnige Erfahrung, am anderen der Welt eine WM zu spielen. Umso ärgerlicher, dass wir im Elfmeterschießen gegen Mali rausgeflogen sind.

DFB.de: Das Ausscheiden kam nach der überragenden Vorrunde überraschend.

Steinmann: Natürlich. Afrikanische Mannschaften sind im U-Bereich schwer zu bespielen. Wir hatten sie größtenteils im Griff. Aber im Elfmeterschießen behielten sie im Gegensatz zu uns die Nerven. Vom Potential hätte unsere Mannschaft viel mehr erreichen können.

DFB.de: Sie haben bei der U 20 mit Spielern wie Julian Brandt oder Levin Öztunali gespielt, die sich in der Bundesliga bereits etabliert haben. Sind die in ihrer Entwicklung schon einen Schritt weiter oder fehlte Ihnen bisher nur das Glück, in der Bundesliga eine richtige Chance zu erhalten?

Steinmann: Schwer zu sagen. Natürlich haben die genannten Spieler eine große Qualität. Sie spielen nicht ohne Grund oben in der Bundesliga. Aber sie hatten auch das Glück, eingesetzt zu werden und dann ihre Qualitäten zeigen zu können. Vermutlich war ihr Umfeld nicht so unruhig. Mir persönlich macht es jedenfalls Spaß, gemeinsam mit solchen Spielern in der Nationalmannschaft zu spielen.